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Ordnung herzustellen vermag. Denn ohne sittliche Ordnung, ohne Gehorsam gegen die rechtmäßige Obrigkeit, ohne Achtung vor dem Leben, dem Eigentum, dem guten Rufe des Nebenmenschen, ohne Nächstenliebe, Mäßigkeit, Wahrhaftigkeit und Treue ist ein menschenwürdiges, geordnetes Zusammenleben eine Unmöglichkeit. Wer auch wissenschaftlich mit sich selbst im klaren sein will, muß deshalb zu zeigen vermögen, daß seine Weltanschauung eine sittliche Ordnung zu begründen im stande ist, welche der allgemeinen Ansicht aller un= befangenen Menschen und den tatsächlichen Bedürfnissen der menschlichen Gesellschaft entspricht. Das fühlen auch die Anhänger der materialistischen oder pantheistischen Entwicklungslehre. Deshalb verlegen sie sich mit Eifer auf die Pflege der moralphilosophischen Fragen und suchen von ihrem Parteistandpunkte aus, so gut es eben geht, eine sittliche Ordnung mit Pflichten und Rechten zuwege zu bringen.

Dem gegenüber stehen wir ganz und voll auf dem Standpunkt des Theismus, der die Welt als das Werk des persönlichen, allmächtigen und allweisen Schöpfers ansieht. Übrigens haben wir auch die wissenschaftlichen Gründe für die Berechtigung dieses Standpunktes kurz namhaft gemacht. Von dem eigentümlich christlichen Standpunkte sehen wir in unsern Ausführungen ab. In welchem Verhältnis der rein philosophische Standpunkt zum christlichen stehe, erklären wir in der Einleitung (S. 2 u. 6-8). Wir bauen auf Grundlagen die jeder vernünftige Mensch, ob Chrift oder Nichtchrist, Gebildeter oder Ungebildeter, Europäer oder Asiate, bei folgerichtigem Denken anerkennen muß. Um so zuversichtlicher können wir dies aussprechen, als die Hauptgrundsäße, von denen wir ausgehen, der griechischen und römischen Philosophie, an erster Stelle den Schriften des größten Denkers des Altertums, des Aristoteles, entlehnt sind.

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Wir wissen zwar wohl, daß uns dieses offene Bekenntnis über unsern Standpunkt in manchen Kreisen die wissenschaftliche Existenzberechtigung raubt. Mit vornehmem Achselzucken und dem Schlagwort theologisch“ wird man uns beiseite legen. Doch wir trösten uns. Wer so handelt, zeigt nur, daß er nichts weniger als „voraussegungslos“ ist. Wer aufrichtig die Wahrheit sucht, der wird auch den Gegner anhören, ihm Schritt für Schritt in seinen Untersuchungen folgen und sich von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Gesagten zu überzeugen bemühen. Wir haben auch keinen Zweifel: wer uns ohne Voreingenommenheit, mit aufrichtiger Wahrheitsliebe bis zu Ende folgt, wird die Überzeugung gewinnen, daß nur auf theistischer Grundlage eine des Namens würdige sittliche Ordnung möglich ist.

Eine, wie wir hoffen, dem Leser sehr erwünschte Beigabe ist die „Über= sicht über die sittlichen Anschauungen der wichtigsten Kulturund Naturvölker" (569 ff). Eine größere Berücksichtigung der wirklichen Zustände der Menschheit in Bezug auf die sittlichen Ideen, als sie bisher in vielen Kreisen üblich war, scheint uns ein unumgänglich notwendiges Erfordernis der heutigen Zeit, und zwar nicht bloß deshalb, weil die tatsächlichen sittlichen Erscheinungen den Gegenstand bilden, den die Moralphilosophie aus seinen letzten Gründen allseitig erklären soll, sondern ganz besonders deshalb, weil man heute vielfach gerade die Völkerkunde benut, um daraus Schlüsse zu ziehen auf die Art und Weise, wie der Mensch sich allmählich aus einem

tierischen Zustande zu einem menschenwürdigen Dasein mit sittlichen Ideen emporgearbeitet habe. Dem gegenüber haben wir aus Geschichte und Völkerkunde den Beweis erbracht, daß eine gewisse Summe gleicher sittlicher Begriffe und Urteile ein unveräußerliches Erbteil aller Völker ist. Um unsere theoretischen Darlegungen nicht wiederholt durch ethnologische Untersuchungen unterbrechen zu müssen, haben wir legtere in einen Anhang zum ersten Band verwiesen. Eraten bei Roermond (Holland), am Pfingstfest 1890.

Aus dem Vorwort zur zweiten und dritten Auflage.

1. In mehreren Rezensionen ist uns Mangel an „Fortschritt“, „veraltete Weltanschauung" u. dgl. vorgeworfen worden. Professor Jodl z. B. spendet uns einiges Lob wegen unserer „dialektischen Gewandtheit“, meint aber, man finde bei uns nichts materiell Neues", sondern nur den alten „chriftlich-mittelalterlichen Gedankenkreis“. Damit ist natürlich nach seiner Ansicht über unser Werk der Stab gebrochen; denn der modernen Philosophie genügt, daß etwas "alt" sei, um es sofort als falsch zu verwerfen.

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Jodl lehnt deshalb auch unsere Forderung ab, unsern Ausführungen zu folgen und sich von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit derselben zu überzeugen. „Was der Verfasser von kritischen Lesern seines Buches verlangt, das ist im größten Maßstabe von der gesamten geistigen Entwicklung der letzten Jahrhunderte geleistet worden, und es ist lediglich Sache des Geschmacks oder persönlicher Geduld, ob man sich dazu verstehen mag, einem endlos wiederholten Ja' immer wieder das,Nein' der wissenschaftlichen Überzeugung entgegenzustellen."

Wie es mit dieser „wissenschaftlichen überzeugung" bestellt sei, hat uns zum guten Glück Jodl selbst verraten. Denn, so unglaublich es auch scheinen mag, im unmittelbaren Anschluß an die eben angeführten Worte schreibt er: „Es handelt sich um den Gegensatz zweier Weltanschauungen, von denen im streng exakten Sinne vielleicht die eine so wenig beweisbar ist als die andere, und wobei unentschieden bleiben möge, auf welcher Seite die Last des zu Beweisenden größer ist.“

Also zuerst wird von der „wissenschaftlichen Überzeugung" gesprochen, die man der christlichen Weltanschauung entgegenhält, und unmittelbar darauf wird zugestanden, diese Überzeugung lasse sich in einem streng erakten Sinne vielleicht gar nicht beweisen, womit auch zugestanden wird, sie sei bisher noch nicht bewiesen. Kann man sich einen offenbareren Widerspruch denken?

Wir nehmen übrigens Akt von dem Geständnisse, daß die unchristliche Weltanschauung noch nicht bewiesen, ja vielleicht gar nicht beweisbar sei. Damit wird auf das richtige Maß zurückgeführt, was Jodl von den Leistungen der gesamten geistigen Entwicklung der lezten Jahrhunderte" auf philosophischem Gebiete aussagt. Wo find denn die positiven Leistungen dieser modernen Philosophie? Sie ist sehr stark im Leugnen und Niederreißen. Ein positives, allgemein anerkanntes Resultat hat sie kaum zu Tage gefördert.

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Im Jahre 1847 flagte 3. H. Fichte: Seit kant hat eine spekulative Götterdynastie die andere vom Throne gestürzt; jezt kämpfen der Kronpräten= denten gar viele gegeneinander." Die deutsche Philosophie sei durch das „ver= worrene Chaos", in welches sie geraten, dem einen zum Ärgernis, dem andern zur Torheit geworden" 1. Sieht es heute etwa beffer aus? Herrscht nicht auf allen Gebieten unter den modernen nichtchristlichen Philosophen ein wahrer Krieg aller gegen alle? Hat nicht in den 70er Jahren ein deutscher Philosoph die Gründe der Entmutigung auf philosophischem Gebiete" öffentlich untersucht? Hat heute nicht der vollständigste Skeptizismus um sich gegriffen, der an der Lösung aller metaphysischen Fragen verzweifelt und auf alle Fragen antwortet: Ignoramus et ignorabimus? Hat nicht noch un= längst eine ganze Schule den Ruf erhoben: Zurüd zu Kant! d. h. die ganze philosophische Entwicklung seit Kant ist eine große Verirrung, wir müssen wieder von vorne anfangen?

Angesichts dieser Sachlage sollte die moderne deutsche Philosophie nicht stolz auf die christliche Philosophie herabschauen, sondern sich einmal ernstlich die Frage vorlegen, ob sie nicht auf dem Holzwege sei. Aber, wendet man ein, auf theistischem Standpunkt ist ja kein philosophischer Fortschritt möglich! Im Gegenteil, nur auf diesem Standpunkt allein ist ein Fortschritt mög= lich. Kann denn etwa ein Fortschritt zu stande kommen, wenn jeder umstößt und ausreißt, was sein Vorgänger gebaut und gepflanzt hat? Ein Fortschritt ist nur möglich, wenn man an dem einmal sicher Errungenen festhält und darauf weiterbaut. A. Trendelenburg, der die Zerfahrenheit der deutschen Philosophie so tief beklagte, hat mit Recht seine Überzeugung dahin ausgesprochen, „daß die Philosophie nicht eher zu Bestande kommen werde, als bis sie auf dieselbe Weise wächst, wie die andern Wissenschaften wachsen, indem sie nicht in jedem neuen Kopfe anseht und wieder absezt, sondern geschichtlich die Probleme aufnimmt und weiterführt“ (Logische Untersuchungen I, Vorwort vIII). 2. Ein Rezensent in der Münchener Allgemeinen Zeitung" (1897, Beilage zu Nr 212) behauptet, auch der beste Wille vermöge nicht, in unserem Werke ,,einen Gewinn für die Förderung der ethischen Wissenschaft, eine Vertiefung oder selbständige Auffassung alter Probleme, die Eröffnung neuer Gesichtspunkte oder wenigstens einen klaren, geordneten Aufbau des Ganzen zu entdecken“. Es fehle der Moralphilosophie“ so ziemlich alles, was man von einem wissen= schaftlichen Werke verlangen muß.

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Das hindert den Rezensenten nicht, auf derselben Seite von den „unleugbaren Vorzügen" zu reden, welche die „Moralphilosophie“ im Vergleich zu früheren katholischen Moraltheologien (sic!) besige; der zweite Band biete „eine Fülle wertvoller Anschauungen und Tatsachen, so daß sein Studium jedem Leser Anregung und Gewinn bringen wird. Überhaupt kann und muß troz der gerügten Mängel und dogmatischen Voreingenommenheiten Cathreins Moralphilosophie von der wissenschaftlichen Ethik mit Freude und Dank registriert werden, vorausgesezt, daß es ihm mit seinem Suchen und Sagen

1 Grundsäge für die Philosophie der Zukunft, Vortrag zur Eröffnung der Philosophenversammlung in Gotha am 23. September 1847.

Ernst war." Wie eine wissenschaftlich nahezu wertlose Arbeit, die keine selbständige Auffassung und keine Vertiefung ethischer Probleme bringt, ja nicht einmal einen geordneten Aufbau aufweist, von der wissenschaftlichen Ethik mit Freude und Dank registriert werden solle und jedem Leser durch eine Fülle wertvoller Anschauungen Anregung und Gewinn bringen könne, ist wahrlich schwer einzusehen.

Nicht einmal den systematischen Aufbau des Werkes, dem wir besondere Sorgfalt zugewendet, und der so durchsichtig ist, daß ihn selbst akatholische Blätter rühmend anerkannt haben, vermochte der Rezensent zu entdecken!

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Man bekommt überhaupt den Eindruck, daß dem Rezensenten seine Abneigung gegen den Jesuiten" arg mitgespielt hat. Man sollte meinen", schreibt er, daß ein Jesuitenpater nicht der geeignete Mann sei, eine unserem fortgeschrittenen sittlichen Bewußtsein entsprechende wissenschaftliche Ethik zu liefern. Die Jesuitenmoral' genießt schon seit Jahrhunderten in keinem christlichen Volke den besten Ruf, zumal seitdem ihre Veräußerlichung und lare Anbequemung der sittlichen Gebote die Empörung des feineren ethischen Empfindens eines Pascal hervorgerufen hatte." Es folgt dann noch ein Ausfall auf „die fittlichen Abnormitäten - um nicht zu sagen Unsittlichkeiten" des P. Gury.

Nun, wir denken, hundertmal widerlegte Verleumdungen werden nicht dadurch wahr, daß man sie zum hunderteintenmal in der Allgemeinen" abdruckt. Was über das „feinere ethische Empfinden" Pascals gesagt wird, kann bei allen Kennern des wahren Sachverhaltes nur Mitleid mit der Geschichtskenntnis des Rezensenten wachrufen. Man denke sich doch: das „feinere ethische Empfinden" jenes Mannes, der zu bewußten Unwahrheiten und Entstellungen seine Zuflucht nahm, um den Ruf mißliebiger Gegner zu untergraben! 1 Die Bemerkung zeigt übrigens, welches die saubere Quelle ist, aus der auch heute noch viele ihren Wissensdurst in Bezug auf die Jesuiten befriedigen.

Nicht einmal unsere redliche Absicht will der Rezensent anerkennen. Er zweifelt daran, ob es uns Ernst gewesen sei mit unserem Forschen und wir nicht bloß mit einer angeblichen Überlegenheit über die Wissenschaft vor unserer ,Partei großtun“ wollten. In der Polemik scheine es uns nicht so sehr auf eine sachliche Kritik abgesehen, als vielmehr darauf, die einzelnen Ethiker als ,Gottesleugner in den Augen der frommen Leser zu brandmarken". In der Anmerkung wird noch hinzugefügt: Weshalb wird denn jedem der be= sprochenen Autoren, was für eine Moralphilosophie doch gleichgültig sein sollte, ausdrücklich der Stempel,gottlos' aufgedrückt?" Wer dies liest, wird glauben, daß wir unsere Gegner irgendwo gottlos" genannt haben. Dem ist aber nicht so. Weil viele unserer Gegner so sehr die Unabhängigkeit der Ethik von jeder Metaphysik betonen, haben wir gelegentlich nachgewiesen, daß ihr System notwendig entweder den Atheismus voraussetzt oder zu demselben führt. Aber daß wir irgend einen Gegner oder gar „jeden der besprochenen Autoren" ausdrücklich gottlos genannt haben, ist eine offene Unwahrheit, die der Rezensent. in die Welt streut.

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Vgl. Kreiten, Die Provinzialbriefe, in Stimmen aus Maria-Laach XLIV 24 ff.

Vorwort zur vierten Auflage.

Daß ein umfangreiches Werk wie das vorliegende in verhältnismäßig kurzer Zeit die vierte Auflage erlebt, ist gewiß ein klarer Beweis für das rege Interesse, das man in weiten Kreisen ethischen Problemen entgegenbringt. Der Beweis wird noch durch den Umstand verstärkt, daß das Werk sich einen großen Leserkreis erworben, obwohl bis heutigen Tages mit verschwindenden Ausnahmen die nichtkatholischen Koryphäen der Moral- und Rechtsphilosophie dasselbe noch nicht einer Erwähnung für würdig erachtet haben. Wir müssen freilich gleich hinzufügen, daß dasselbe Los ungefähr allen katholischen Schriftstellern zu teil wird. Catholica sunt, non leguntur. So erwähnt z. B. Prof. Jellinek in seiner Allgemeinen Staatslehre", Berlin 1900, in der er sonst mit Literaturangaben nicht kargt, keinen einzigen katholischen Schriftsteller der Gegenwart. Es ist ihm gelungen, sich von katholischen Einflüssen völlig intakt zu bewahren. Und so wie Jellinek handeln alle andern, die im Lichte der modernen Wissenschaft wandeln, so z. B. W. Wundt, E. v. Hartmann u. a. In ihrer Unbefangenheit halten sie es nicht einmal der Mühe wert, sich jenseits der katholischen Grenzpfähle umzusehen. Wenn troßdem die Moralphilosophie" auch in akatholischen Kreisen viele Leser gefunden hat und wir haben dafür manche Beweise, so zeigt das klar, wie sehr man sich allerwärts für moralphilosophische Untersuchungen interessiert.

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Der aufmerksame Leser wird sich bald überzeugen, daß wir uns Mühe gegeben haben, die Brauchbarkeit des Werkes in dieser neuen Auflage möglichst zu erhöhen. So viel möglich haben wir die wichtigere neuere Literatur berücksichtigt. Die hauptsächlichsten Veränderungen, die wir vorgenommen, sind folgende. Im ersten Band haben wir bei Besprechung der Normen des sittlich Guten die bisherige Ordnung umgekehrt, so daß wir jezt zuerst die richtige Norm erklären und begründen und erst im Anschluß an diese positiven Darlegungen die unrichtigen oder ungenügenden Normen besprechen. Die Gründe für diese Umkehr haben wir S. 159, Anmerkung namhaft gemacht. Im vierten Kapitel S. 273 ff haben wir mehrere neue Systeme, die zwischen Utilitarismus und Intuitionismus zu vermitteln suchen (C. Stange, H. Schwarz, C. v. Ehrenfels) beigefügt und besprochen. Auch sonst enthält das Kapitel manche Zusäße, z. B. S. 261 ff über die Ethik Razenhofers. Desgleichen hat die Lehre von der Tugend der Gerechtigkeit, die Lehre vom Gewissen und besonders die Lehre vom Recht manche Veränderungen und Erweiterungen erfahren.

Die Änderungen des zweiten Bandes beziehen sich hauptsächlich auf die Abhandlungen über den Sozialismus und die Lehre vom Staat. An andern Stellen haben wir, soviel es möglich war, gekürzt, so daß das Werk troz zahlreicher Zusäße nur um ungefähr 75 Seiten angewachsen ist.

Möge es auch in dieser neuen Auflage beitragen zum Siege der Wahrheit, in deren Dienst allein wir geschrieben haben.

Valkenberg in Holland, 2. Februar 1904.

Der Verfasser.

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