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Es gehört also eben eine gewisse Vorbereitung dazu, den Ruf Gottes in uns zu vernehmen, d. h. ihn richtig zu begreifen, als es nothwendig war sich zu qualificiren, um die offenbarende Stimme Gottes ausser uns zu hören und das Gehörte zu verstehen.

§. 2.

Die oberste Maxime der Tugendlehre heisst: Du sollst handeln, dass deine Handlungen Gott uud Menschen mohlgefällig sein sollen.

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Erläuterung. Welches ist ein kurzer Satz, und an welchem doch die eigentliche Lehre geknüpft ist? Bei allen deinen Handlungen habe Gott vor Augen" (Berachoth 63, a.). „Liebe und Wahrheit mögen dich nicht verlassen, dann wirst du Gunst finden in Gottes und der Menschen Augen" (Sprüche 3, 34.). Welches ist der gerade Weg, den sich der Mensch erwählen soll? Der, der gut für ihn ist. — Die Beobachtung der Pflichten. gegen sich selbst und ihm Ehre macht bei den Nebenmenschen," d. h. auch Andern nützlich ist (Aboth 2, 1.). Dass hier nicht gemeint ist der Weg des Rechtes, sondern der der Billigkeit, beweis't die Frage selbst. Wozu eine solche aufwerfen, da wir doch die Tora haben, die den Weg des Rechtes genau vorzeichnet? Und gehet auch hervor aus dem Ausdrucke „Zierde“ (Tifereth), denn nicht die Handlungen der Gerechtigkeit, und auch nicht die der einfachen Tugend, sondern die der Billigkeit und der echten Tugend, machen den Menschen zur Zierde. „An wem die Menschen Gefallen haben, an dem hat Gott Gefallen; an wem die Menschen nicht Gefallen haben, an dem hat Gott nicht Gefallen" (Ds. 3, 10.).

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Die Aufstellung einer obersten Maxime des Tugendgesetzes, hat den Philosophen viel zu schaffen gemacht. Lebe der Natur gemäss handle vernünftig strebe nach Vollkommenheit folge dem Willen Gottes u. a. m. wurden von Philosophen als oberste Maxime, aufgestellt. Nach meiner Ansicht übertrifft die Maxime aus dem Talmud geschöpft, alle diese an Consequenz. Religion im engern Sinne und Moral sollen und müssen sich gegenseitig durchdringen. Religion ohne Moral artet

in Superstition aus, und Moral von der Wurzel der Religion losgerissen, ist gebrechlich und wird leicht von der Begierde und dem Eigennutze erschüttert.

Was den Menschen schädlich ist kann, nach diesem Grundsatze Gott nicht wollen, und ist das, was ich für den Willen Gottes halte, Niemanden schädlich, so haben wieder Menschen nicht das Recht, mir darob Feind zu sein, weil ich dasjenige, was ihnen doch nicht schadet, thue. „An wem die Menschen keinen Gefallen haben, an dem hat Gott keinen Gefallen;" kann demnach nur verstanden werden, an wem die Menschen mit Recht keinen Gefallen haben. Denn Aberglaube und Religionshass haben die Menschen schon oft dahin geführt, an Menschen keinen Gefallen zu haben, die gerade Go und Menschen gefällig gelebt.

Wenn es nun überall zu einer Wahrheit geworden sein. wird, dass die verschiedenen Religionen blos verschiedene Gebräuche und Satzungen, nicht aber verschiedene Rechte und Pflichten veranlassen, werden Alle so handeln können, dass ihre Handlungen Gott und Menschen wohlgefällig sein sollen.

Reine Tugendlehre.

Tugendlehre überhaupt.

1. Theil.

$ 3.

Das Tugendgesetz ist kein empirischer, sondern ein reiner Grundsatz, d. h. nicht weil die Glückseligkeit durch Tugend erworben wird, soll der Mensch tugendhaft sein, sondern weil Gott dieselbe gebietet.

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Erläuterung. Seid nicht wie Knechte die den Herrn dienen, in der Absicht ihren Lohn zu erhalten, sondern seid Diener des Herrn ohne Absicht auf Lohn" (Aboth. 1, 3.).

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Der Eudämonismus wird zwar von vielen Philosophen in Schutz genommen, so z. B. sagt ein französischer Moralist: Les hommes n'ont qu'un penchant décidé, c'est l'intérét." Ferner: "L'amour propre bien entendu - diess scheint sagen zu wollen, so die Eigenliebe nicht in gemeines Interesse ausartet est la source des vertus, morales et le premier bien de la sociteé." (Duclos); und auch die Talmudisten verwerfen ihn nicht ganz. „Wer da gibt den Armen in der Absicht, sich dadurch die Seeligkeit zu erwerben, oder damit sein Sohn leben bleibe d. h. von Gott erhalten werde der heisst dennoch ein Frommer" (Pessachim 8, a.).

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Den Einwurf der Philosophen gegen den Eudämonismus, dass dann die Sittlichkeit in das Gebiet der Sinnlichkeit gezogen,

und Klugheit die einzige Tugend einer solchen Moral wäre, man hätte nur dann klug zu berechnen alle Umstände und ihre Folgen, welche Vor- und welche Nachtheile aus den Handlungen entstehen, und man wäre tugendhaft, oder wie ein anderer französischer Philosoph sehr treffend sagt: „Un intérét quelconque, est un motif et non pas une sanction. Une sanction est invariable et imprescriptible, la même en tout temps une pour tous; au lieu qu'n intérét et un motif varient à l'infini suivant les charactéres, les affections, les circomstances, les lumieres etc." (La Harpe); begegnet der Talmud 1. dadurch, dass er scheidet zwischen edelm und unedelm Interesse. So heisst es: „Der Mensch soll das Gute thun, wenn es auch aus Interesse geschehen sollte; denn durch das Thun aus nicht reiner Absicht, wird er gelangen zu einem Thun aus reiner Absicht" (Pessachim 50, b. u. a. O.), während an einer andern Stelle gesagt ist: „Der das Gute bloss thuet aus Interesse, für den wäre besser er wäre gar nicht geboren" (Berachoth 17, a.), und die Comentare des Talmuds erläutern diesen Widerspruch: dass eine gute Handlung nur aus edelm Interesse anempfohlen, aber aus unedelm Interesse verworfen wird. (Siehe Tossephoth ds.) 2. Ist dem Talmud dieser Einwurf noch dadurch beseitigt, als ihm die Tugendlehre, nicht wie der Philosophie, ein Product der Vernunft, sondern Gebot Gottes ist. Dem Talmud ist Alles schon ein Gegebenes, nicht ein erst zu Resultirendes; nicht weil die Vernunft, sondern weil Gott es gebietet, musst du tugendhaft sein; das Interesse kann also anspornen zur Tugend, aber niemals verleiten zu Handlungen die das Tugendgesetz verbietet. Der ganze Unterschied bestehet nur darin, ob man die Handlungen, welche Gott gebietet, aus dieser oder jener Absicht thuet; und darum ist, wie gesagt, dem Talmud der Eudämonismus nicht ganz verwerflich. Aber doch erkennt er, wie im §. festgesetzt, den Grundsatz der Tugend als einen reinen, und eine Tugend sowohl aus positiver - Erwartung der Belohnungals auch aus negativer Absicht Furcht vor Bestrafung - bildet ihm nur einen untergeordneten Grad der Tugend. „Aus den begangenen Sünden werden Tugenden, wenn die Busse aus Liebe zur Tugend geschiehet, aus den Sünden werden Irrthümer, wenn die Busse aus Furcht vor Strafe geschiehet" (Joma 86, b.). „Es soll der Mensch nicht tugendhaft sein, um die Segnungen zu er

halten, welche Gott den Tugendhaften verheissen, sondern aus reiner Liebe für Gott, der die Tugend geboten" (Maimon. H. Teschuba 10, 1 ff.). Characteristisch ist folgende Stelle: „Eine Stunde der Busse und der guten Werke in dieser Welt, ist mehr werth als das ganze Leben in der künftigen Welt, und eine Stunde der Seelenfreude in der künftigen Welt ist mehr werth als das ganze Leben in dieser Welt" (Aboth. 4, 17.). Der Talmud erkennt hier, dass eine Stunde jenseitiger Freuden das ganze irdische Leben aufwiegt; aber da nicht die Freude, sondern das Thun des Guten, um Willen des Guten, der Zweck des Menschen ist, so ist doch wieder eine Stunde der guten Werke mehr werth, als alle Freuden des Jenseits.

S. 4.

Das Tugendgesetz ist ein apodictischer Grundsatz, d. h. ein unbedingtes Gebot, weil Gott, vermög desselben, eine gewisse Handlungsweise als schlechthin nothwendig fordert. Diese Nothwendigkeit aber ist kein phisischer Zwang, sondern eine psychologische Nöthigung.

Erläuterung. Es ist schon im vorhergehenden §. bemerkt, dass das, was den heutigen Philosophen die Vernunft mit ihrem kategorischen Imperativ ist, das ist dem Talmud Gott mit seinem Gebote, und dieses Gebot nöthigt den Menschen so und nicht anders zu handeln. Diese Nöthigung aber ist keine mechanische, keine Entziehung des freien Willens, sondern eine psychologische. ,,Alles ist vorhergesehen, dem Menschen aber ist der freie Wille belassen "(Aboth 3, 15.). Es ist aber auch keine psychologische Nöthigung vermög der natürlicheu Beschaffenheit des Menschen, wie z. B. das Nichtgeniessen des Giftes, auch hier ist der Mensch zu diesem Nichtgenusse nicht mechanisch, nicht durch Druck, Stoss, Fesseln u. dgl. gezwungen, sondern bloss psychologisch, weil er erkannt hat, dass das Gift den Menschen tödte. Dieser psychologische Zwang beruhet aber auf der natürlichen Beschaffenheit des Subjectes. Aber die psychologische Nöthigung zur Befolgung der Tugendlehre, beruhet auf der moralischen Beschaffenheit des Subjectes, dem in sich haben

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