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den Gefühle, Gottes Willen zu erfüllen (§. 1); es ist daher gewissermassen ein Sollen aber kein Müssen. Weil aber jede Nöthigung eine Art von Zwang involvirt, pflegt sich die heilige Schrift bei manchen Verboten des Ausdruckes zu bedienen: „Du kannst dieses und jenes nicht thun (Lo tuchal. 2 B. M. 33, 20. 5 B. M. 12, 17. 16, 5 17, 15. 22, 3), worauf aber immer der Talmud bemerkt: „Du kannst wohl, aber du darfst nicht;" d. h. es ist dir der freie Wille nicht benommen, es zwingt dich auch nicht deine natürliche Beschaffenheit: „Der Lohn für die Tugendgebote, und die Strafe für die Tugendverbote erfolgt nicht auf dieser Welt" nicht in deiner gegenwärtigen Beschaffenheit (Kiduschin 39, b.), sondern dich nöthigt die Erkenntniss, die dir gebietet Gottes Gebote zu beobachten.

Diese psychologische Nöthigung unterscheidet sich von der ersten Art, dass diese nicht absolut, d. h. wohl allgemein, aber doch gewissermassen beschränkt ist; es lässt sich z. B. ein höherer Zweck denken, um dessentwillen man das Leben aufgeben, also den Giftbecher trinken soll. Dagegen gibt es keinen höhern Zweck als das Tugendgesetz, und die moralische Nöthigung zur Befolgung desselben ist eine absolute: es lässt sich keine Zeit und kein Verhältniss denken, wo die sittliche Würde des Menschen, oder, wie es der Talmud nennt, „die Regierung des Himmels über den Menschen" aufgegeben werden dürfte. „Ich gehorche Niemanden, auch nur für einen Augenblick die Regierung des Himmels über mich, ausser acht zu lassen" (Berachoth 16, a.). „Nur im Tode wird der Mensch befreiet von der Beobachtung der göttlichen Gebote" (Schabbath 30, a. u. a. O.). Jesus von Nazareth, der aus der talmudischen Schule hervorging, sprach daher: „Bis dass der Himmel zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch Ein Titel vom Gesetze" (Math. 5, 18), ein Spruch, der im Talmud eine bedeutende Rolle spielt.

S. 5.

Der sinnliche Wille muss der Vernunft, als der Erkennerin des Willen Gottes, welcher das autonnomisch Verpflichtende ist, untergeordnet werden.

Erläuterung. „Wer ist ein Held? Wer sich beherrscht d. h. den eigenen Willen zu bezwingen weiss -- ,,denn es stehet geschrieben: „Langmuth ist besser denn Stärke; seinen Willen beherrschen mehr, als Städte erobern" (Aboth: 4, 1.).

Jede Verpflichtung setzt voraus ein gesetzgebendes und ein untergeordnetes Vermögen. Dieses ist der Wille, jenes ist nach der talmudischen Auffassung Gott, oder der Wille Gottes; und es sollte daher im §. heissen: der Wille des Menschen muss dem Willen Gottes untergeordnet werden, „Lass deinen Willen weichen vor dem Willen Gottes" (Ds. 2, 4.). Ich habe aber absichtlich hier die Kraft, welche verpflichtet, Vernunft genannt, weil, wie Krug sehr richtig bemerkt,,,die Vernunft es ist, welche den Willen Gottes erkennt, wenn man auch annehmen mag, Gott habe seinen Willen dem Menschen bekannt gemacht". Beide Ansichten, die moralische und die religiöse laufen also im Grunde auf Eins hinaus. Ferner auch, weil zur Beherrschung des Willens, es nach talmudischen Grundsätzen nicht genügt nur das zu befolgen was der Wille Gottes ist, d. h. was das göttliche Gesetz gebietet, sondern man muss oft mehr thun als die Pflicht gebietet, und mehr unterlassen, als sie verbietet. „Ich erleichtere es Andern, erschwere es aber mir selbst" (Berachoth 22, a.); ,,Dem Erlaubten freie Zügel gelassen, kann zum Unerlaubten führen" (Orach Chajim 240, 1) u. a. m. Besonders ist ein Sprichwort im Talmud sehr häufig:,,Hinweg! Hinweg! spreche man zum Nasiräer, Du sollst dem Weinberge nicht einmal nahe kommen". (Hier sind nicht gemeint die rabbinischen „Umzäunungen," denn diese haben ihre Unterlage in der heil. Schrift, also auch in dem ausgesprochenen Willen Gottes; sondern die Entsagungen, die der Mensch, wenn auch nicht immer, doch zu Zeiten, sich selbst, vermög der Eingabe seiner Vernunft auflegen soll); und so muss der sinnliche Wille nicht nur dem Willen Gottes, sondern auch der eigenen Vernunft unterthan sein.

Ein Subject der Verpflichtung kann nicht sein ein unvernüftig Wesen, denn bei diesem kann blos Zwang, nicht aber moralische Nöthigung gedacht werden; aber auch nicht ein rein vernüftig Wesen, weil dieses schon von selbst auf das absolut Gute gerichtet ist, und keinen andern Willen haben

kann: sondern nur ein Wesen, wie der Mensch es ist, mit Vernunft und sinnlicher Begierde; daher die Parabel:,,Moses führte einen Beweis vor dem Throne Gottes, dass die Engel, als reinvernünftige und nicht sinnliche Wesen, nicht geeignet sind, das Gesetz zu empfangen" (Schabbath 88, b. ff.).

S. 6.

Das Tugendgesetz ist für den Menschen der objective Bestimmungsgrund seiner Handlungen. Soll aber die Uebereinstimmung der Handlungen mit dem Gesetze nicht eine blos äussere, sondern auch eine innere sein; so muss auch ein subjectiver Bestimmungsgrund, eine innere Triebfeder da sein, und das ist: der gute Trieb.

Erläuterung. Des Lohnes und des Nutzens wegen soll das Tugendgesetz nicht befolgt werden (§. 3), es muss also eine andere Triebfeder im Menschen sein; diese nennen die Philosophen:,,die innere Achtung gegen das Gesetz," der Talmud nennt sie:,,der gute Trieb." (Jezer Hatob.) Der Mensch hat, nach dem Talmud, einen bösen (Jezer Harah), und einen guten Trieb; jener ist der Naturtrieb, welcher seinen eigenthümlichen Wirkungskreis hat, und nicht fragt nach dem, was recht und unrecht, gut und böse, sondern nur nach dem, was angenehm und unangenehm, nützlich und schädlich ist; und lässt sich daher nicht von ethischen, sondern von physischen Gesetzen bestimmen. Der gute Trieb ist das innere Ergötzen an dem Werthe der Tugend, wie Kant (Kritik der practischen Vernunft) sagt: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt, der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir." „Die Tugend," sagt Kant ferner, „findet selbst wider Willen Eingang im Gemüthe, und erwirbt sich auch beim Bösen Verehrung, wenn auch nicht immer Befolgung." Und auch der Talmud sagt dieses: „Die Schlechten, sind selbst bei denen, die von ihrer Schlechtigkeit Nutzen ziehen, verächtlich" (Sanhedrin 29 a.). Der böse und der gute Trieb sind immerwährend im Kampfe; es wird dem Tugend

haften der Sieg immer leichter, er findet am Guten immer mehr Geschmack und Lust und Freude. „Ein gutes Werk ziehet das andere herbei" (Abath 4, 2), weil man immer mehr gewöhnt wird das Gute zu thun und dann der Kampf weniger Mühe kostet: aber gänzlich hört der Kampf zwischen dem guten und dem bösen Triebe im ganzen Leben nicht auf. „Traue dir nicht bis an deinem Sterbetage" (Ds. 2, 4.). So sagt auch Krug: „Zur reinen Liebe kann es der Mensch nicht bringen, so lange er ein sinnliches Wesen ist. Behauptet dennoch Jemand das Gegentheil, so hat er entweder das blosse Ideal vor Augen und denkt es durch Selbsttäuschung als wirklich erreichbar, oder er ist ein prahlerischer Tugendheld." Auf diesen Kampf sind anzuwenden die schönen Worte Joungs (Night Thoughts),,Body and soul, like peevisch man and wife; united jar, and yet are loth to part.“

Sehr sinnig lässt der Talmud den bösen Trieb gleich bei der Geburt, den guten Trieb aber erst bei der religiösen Mündigkeit kommen, denn sinnliche Begier hat auch das Kind, innere Achtung aber gegen das Tugendgesetz, erst der vernünftige Mensch.

S. 7.

Der Mensch ist ein endliches Wesen, daher kann seine sittliche Vollkommenheit auch blos endlich, d. h. beschränkt sein, und ist stets noch eines Wachsthums fähig: daher kann der Mensch niemals genug tugendhaft sein, sondern muss immer streben noch tugendhafter zu werden.

Erläuterung. „Seid heilig, denn heilig bin ich, Gott euer Herr" (3 B. M. 19, 2.). Diese Stelle gebietet zu streben heilig zu werden, wie Gott heilig ist. Die Heiligkeit aber kann nur in Gott gedacht werden, weil seine sittliche Vollkommenheit keines Wachsthums mehr fähig ist, der Mensch hingegen kann nur immer heiliger, d. h. vollkommener werden, aber niemals die Heiligkeit, d. h. die absolute Vollkommenheit erreichen. Genügsamkeit in der Tugend ist daher ein grosses Laster; wer nicht vorwärts schreitet, schreitet zurück, ein Stillstand in der mensch

lichen Vollkommenheit ist nicht möglich.,,Dir ist es nicht gegeben, das Werk ganz zu vollenden, daher kannst du niemals frei sein, dich ihm zu entziehen" (Aboth 2, 16.). Selbst die Zukunft denkt sich der Talmud nicht, als ein ruhendes beschauliches, sondern auch als ein fortschreitendes Leben." Die Frommen haben keine Ruhe d. h. bleiben nicht auf einer Stufe stehen in dieser und nicht in jener Welt" (Berachoth 64, a.).

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Das Streben nach Vollkommenheit ist die Aufgabe des Menschen selbst, die Einwirkung einer göttlichen Macht in dieser Beziehung, d. h. eine Vorherbestimmung über die menschlichen Handlungen wird vom Talmud mit aller Strenge verworfen.,,Glaube nicht was jene Völker sagen, dass Gott einwirkt, dass der Mensch fromm werde oder schlecht bleibe; jeder Mensch kann so fromm werden wie Mose und so schlecht wie Jerobeam. Es zwingt ihn Niemand, es hat Niemand in dieser Beziehung etwas voraus bestimmt, sondern der Mensch hat einen unbeschränkten freien Willen, und ist dieses ein hoher Grundsatz und die Säule der Tugendlehre; so stehet auch geschrieben: „Siehe ich habe dir vorgelegt das Leben und den Tod“ (Maimon. H. Teschuba 5, 2 und 3 entnommen aus Nidda 16, b. u. a. O.). Wenn es wieder heisst:,,So Gott den Menschen nicht beistehen möchte, würde er dem bösen Triebe unterliegen" (Suckoth 52, b. u. a. O.), so ist darunter nichts anders zu verstehen, als wenn keine geoffenbarte Religion wäre, so könnte der Mensch, mit der Vernunft allein nicht Sieger bleiben, in dem Kampfe des Lebens. Und da die Religion von Gott uns gegeben ist, so leistet Gott Beistand, der bösen Begierde zu widerstehen und rein zu bleiben.

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Hillel, der zu einer Zeit gelebt, wo manche Theologen zu lehren anfingen: der Mensch könne durch sich selbst gar nicht tugendhaft werden, sondern die Tugend im Menschen bewirke Gott, und welche Gnade zu erlangen, der Mensch die dargebotenen Gnadenmittel anwenden müsse u. s. w., wonach es keine natürliche, sondern nur eine übernatürliche Tugend gäbe, sprach darum als Gegensatz: „Wenn ich selbst nichts thue fur mich, wer kann weiter für mich thun?" (Aboth 1, 14.).

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