ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Von Georg Brandes

ist bisher in meinem Verlage erschienen:

MINIATUREN

Inhalt:

NAPOLEON, GARIBALDI,

SHAKESPEARE, GILLES DE RAIS, AURORA KÖNIGSMARK, JULES FAVRE, BEBEL, JAURES, VERHAEREN, BENGT

LIDFORS, KU HUNG-MING

GOETHE

VON

Morris Cohen
GEORGˇBRANDES

VIERTE AUFLAGE

ERICH REISS VERLAG BERLIN

9 2 2

[merged small][merged small][ocr errors]

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

I

einem meiner alten Bücher, das deutsch den Titel Menschen und Werke trägt, steht ein Aufsatz Goethe und Dänemark vom Jahre 1881, in dem das Verhältnis zwischen dem großen Mann und dem kleinen Lande durch die Zeiten dargestellt wird.

In der Einleitung heißt es hier: „Obwohl die ersten fünfzig Jahre von Goethes Leben und Wirken dem achtzehnten Jahrhundert angehören. und dessen Ideen- und Gefühlsleben den volltönendsten Ausdruck geben, den es in bejahender Form erhalten hat, und obwohl wir heutzutage an verschiedenen Punkten die Begrenzung von Goethes Anlagen erblicken, läßt sich die Grenze seiner Herrschaft in Zeit und Raum noch nicht ersehen. Das zwanzigste Jahrhundert wird ihn von dem neunzehnten empfangen, wie dies ihn von dem vorhergehenden empfing, und allmählich, wie die Zivilisation der Völkerschaften steigt, streben sie, sich seine Dichtungen, Gestalten und Gedanken in stets vollerem Maße anzueignen. Man kann Goethe in Verhältnis zu jedem zivilisierten Volk stellen, und würde die Entwicklungsstufe dieses Volkes in der modernen Zeit an dem Grad seines Verständnisses für diesen einen Geist ermessen können; denn jede Epoche, jedes Land und jeder Mensch charakterisiert sich selbst merkwürdig durch das von ihnen über Goethe gefällte Urteil. Berthold Auerbach hat das glückliche Wort goethereif gebildet. Goethereif war in einem langen Abschnitte von Goethes Leben kein Volk, auch das deutsche nicht. Aber die Völker reifen schneller oder langsamer dem Verständnis seines Wesens entgegen."

119706

[blocks in formation]

In den Jahren 1888 und 1889 hielt ich an der Kopenhagener Universität drei Reihen von Vorlesungen über Goethe. Ich gab sie jedoch nicht heraus. Ich hielt mich zurück und ließ ein Werk über Shakespeare erscheinen. Während wir über Shakespeare allzuwenig wissen, lag für mich die Schwierigkeit daran, daß man über Goethe allzuviel weiß. Bei der von der deutschen Goetheforschung erreichten Höhe mußte ich es als fast unmöglich für einen Nicht-Deutschen betrachten, gegen die Eingeborenen in allseitigen Kenntnissen aufzukommen. Das war die Ursache, weshalb ich meine Entwürfe ein Vierteljahrhundert liegen ließ, freilich nicht ohne sie immer wieder durchzusehen und nach Vermögen zu verbessern.

Goethe blieb mir indessen das ideale Deutschland. Er blieb mir teuer durch sein erhabenes Gleichgewicht, durch die vollendete Harmonie seines Wesens, ferner weil ich nicht Mächte außerhalb oder über der Natur anerkannte, und weil Goethe mir der große, den Kampf entscheidende Protest gegen den Supranaturalismus war, endlich weil ich die Kunst leidenschaftlich liebte und weil Goethe mir auf zwei oder drei Gebieten der Künstler über allen anderen war. Er, der als Morphologe und Anatom fast ausschließlich die Form zu definieren suchte, und der die Form als Bildung bestimmte, ein Wort, das den Akt des Sich-Bildens und das Gebildete zugleich umfaßt, vertrat und vertritt mir die höchste Form und die höchste Bildung.

Ich war in Dänemark erzogen und was die nationalen Führer predigten, war entweder die blinde Hoffnung oder der blinde Glauben oder die blinde Liebe; einige verkündigten das Evangelium des nationalen Selbstgefühls, andere das des unbedingten Versagens. Von Goethe kam mir der Zuruf: Verstehe!

Ich sah andere große Geister Europas in Selbstvergötterung, Selbstvernichtung, Selbstbetäubung oder Selbstaufgebung endigen. Goethe wurde mir das große Muster der Selbstentwicklung. Die Universalität seines Geistes war und blieb ein Ideal; aber ich hatte von ihm gelernt, im Einzelnen nie das Ganze aus den Augen zu verlieren.

Als 1914 der Weltkrieg ausbrach und ich fest entschlossen war, mich durch die Kriegsbegebenheiten, so leidenschaftlich ich sie auch verfolgte, nicht in meiner Arbeitsgewohnheit stören zu lassen, nahm ich wieder Goethe vor und schrieb von August 1914 bis Mai 1915 das Werk, das jetzt dem deutschen Publikum vorgelegt wird.

Der Punkt, an welchem das Werk seine Originalität sucht, ist der folgende: Es ist, soweit dem Verfasser bekannt, der erste Versuch, ohne

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »