ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Ein Herz, gerüstet männlich zu ertragen,

Hofft in der Not, doch ahnt es auch im Glück
Des Schicksals Wechsel. Zeus, der uns zurück
Die Stürme führt, er läßt's auch wieder tagen.

Ist's trüb' auch jetzt, einst kommen schön're Zeiten.
Nicht ewig kann ein Gott Apollo drohn
Mit zürnendem Geschoß; den füßen Ton
Entlockt er einst den lang verstummten Saiten.

Demgemäß lehrt ein deutscher Dichter:

Jm Glück nicht jubeln und im Sturm nicht zagen,
Das Urvermeidliche mit Würde tragen

Und dann an Gott und eine bessere Zukunft glauben,
Heißt leben, heißt dem Tod sein Bittres rauben.

Börne hat den Dichter den Tröster der Menschheit genannt; „er ist es, wenn ihm Gott sein Siegel auf die Stirne gedrückt und wenn er nicht um schnöden Botenlohn die himmlische Botschaft bringt." Ein solcher Bote ist Horaz, der Apostel echter Religiösität, Humanität und Tugend; ihn als solchen zu erkennen, zu lieben und zu verehren sei das edle Bestreben aller Gebildeten. Er hat nicht für die Gelehrten geschrieben, die ihn so oft und so viel mißverstanden und verkezert haben, er hat für sein Volk, für die Menschheit seine dichterischen Lehren geschrieben, einer der edelsten Menschenfreunde aller Zeiten. Dieses Lied giebt davon ein laut redendes Zeugnis. Und so wollen wir stets beherzigen, was er jenem unruhigen Geiste leider mit geringem Erfolge vorgehalten: Sei stark und fest, beugt dich des Schicksals Schwere; Nicht minder, wenn zu günst'ge Winde wehn

Und stolzer sich des Schiffes Segel blähn,

Zieh schnell sie ein;

das ist der Weisheit Lehre.

Pharus am Meere des Lebens!

Quid bellicosus Cantaber et Scythes
Hirpine Quinti, cogitet . .

Genieße die Zeit!

QUID AETERNIS MINOREM

CONSILIIS ANIMUM FATIGAS

löst mir das Rätsel des Lebens,

Das qualvoll uralte Rätsel,

Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,

Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre

Arme, schwitzende Menschenhäupter
Sagt mir, was bedeutet der Mensch ?

Woher ist er gekommen? Wo geht er hin?

Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?

"

Quid aeternis minorem consiliis animum fatigas? Warum quälst du deinen Geist, der den ewigen Ratschlüssen so wenig kon= gruent ist? Ein Narr wartet auf Antwort! Du mußt glauben, du mußt wagen, denn die Götter leihn kein Pfand." Nur lustig! Die wilden Völker an den Grenzen sind ja noch weit jenseit des Meeres. Kurz ist die Spanne des Lebens, die dem Genusse ge= weiht ist. Der Schönheit Glanz und Lust ist bald vorüber. Die ersten Boten der Vergänglichkeit zeigen sich in unseren ergrauenden Haaren. Morgen kommt ja erst das Morgen, doch das Heut' ist dein. Genießen wir. Rosen, Wein, Wohlgerüche zaubern uns auf eine Weile in Vergessenheit. Wein her und ein Mädchen, das uns durch Musik uns selbst entrückt, dum licet! Zu der wilden Stimmung, die zum forcierten Genießen stürmt, paßt auch der ausgelassene Ton, der in der Bezeichnung devium scortum gipfelt, wofür die deutsche Sprache kaum einen richtigen Ausdruck zur Verfügung stellt. Auch die so bezeichnende Wendung nec trepides

in usum aevi läßt sich nicht übersehen. Man versteht ihn am besten, wenn man einen wimmelnden Ameisenhaufen schaut, dessen emsige Bewohner hin- und herrennen, um in usum aevi zusammenzutragen. Wenn der Dichter seine ergrauenden Haare bekränzen will, so sollte uns nicht die Vorstellung von einem lustigen Alten geschaffen werden. Die schwarzen Haare des Südländers färben sich früh weiß. Und die curae edaces haben ihm die Jugendlocken sehr frühe gezeichnet. Cani nennt er sie in absicht= licher übertreibung. Sehen wir doch in unseren Tagen junge Leute ohne die Fülle des Kopfschmucks, andere schon ergraut. Dem Dichter ist diese Färbung in seiner bekümmert ausgelassenen Stimmung ein Antrieb mehr, den Rest des Lebens zu nugen.

Haben wir also hier die Stimmung eines wüsten Genußmenschen, dem nichts über Liebe und Wein geht? Wie stimmt diese Aufforderung zu maßlosem sinnlichen Genuß zu den Lehren von der edlen mediocritas? Ach nein! Es weht keine Genußfreudigkeit aus den Versen dieses Liedes, das aus der schlimmsten Lebenszeit des Dichters stammt, in der er an sich und der Zukunft seines Vaterlandes zweifelte. Dunkle Nacht war über ihn hereingebrochen, als er von der Walstatt bei Philippi geflohen war, auf der er alles verlor, was bis dahin sein Dasein erhellt und belebt hatte. Die curae edaces sind es, die an seinem Lebensmark nagen, die er auf Augenblicke los sein will. Er kann nicht älter als 26 Jahre gewesen sein, als er dies Lied wilder Resignation sang, wie es in ähnlicher Weise die maßlos freiheitsdurstigen jungen Dichter der vierziger Jahre unseres Jahrhunderts sangen. Wie diese in ihren späteren Jahren sich vielfach mit den geordneten Zuständen des Staatslebens versöhnten, so unser Dichter. So lange der erste Jammer über den Sturz der erträumten Freiheit noch mächtig war, da war das Leben ihm kein Leben mehr. Viele gaben sich den Tod. Er lebte nicht mehr gerne. Ein gütiges Geschick hat ihn für diese curae edaces entschädigt. Er fand ein Heim, einen edlen Freund und einen gütigen Kaiser. Ruhe und ersehnter Friede wurde ihm in vollem Maße zu teil und versöhnte ihn mit Gott und Menschen.

Nolis longa ferae bella Numantiae

Eine süße Entschädigung.

ME DULCIS DOMINAE MUSA LICYMNIAE

CANTUS . . VOLUIT DICERE

Daß die Bevorzugung und Verehrung unseres Dichters seitens des Hofes des neuen Herrschers nicht frei von selbstsüchtigen Hinter= gedanken gewesen ist, läßt sich leicht aus der menschlichen Natur und den Zeitverhältnissen schließen. Einen Mann von den Talenten und von der Vergangenheit wie Horaz sich als unbedingten An= hänger und Verherrlicher der neuen Zustände gefügig und abhängig zu machen, konnte für die neue Herrschaft nur vorteilhaft sein. Allein Horaz war nicht nur darin der Biene zu gleichen, daß er nach seinem Ausdruck mühevoll kleine Gedichte bildete, sondern auch darin, daß er den süßen Blütenstaub wohl von den giftigen Bestandteilen der Blume zu sondern wußte. Welchen Segen die neue Herrschaft dem römischen Reiche brachte, lernte er mehr und mehr einsehen; er verehrte die Person des Augustus, welche dem zer= rütteten Reiche Frieden, Wohlstand und Ansehen verschaffte, er liebte seinen Günstling Mäcenas nicht bloß als seinen Wohlthäter, sondern als seinen geistesverwandten Freund. Aber seine Unab= hängigkeit und Selbständigkeit ließ er sich nicht rauben. In diesem Punkte blieb er ernst und fest gegen alle Zumutungen, in welcher Form sie auch immer an ihn herantraten. Nirgends hat er seinen Standpunkt entschiedener betont als in der 7. Epistel des ersten Buches.

12

Nicht würd' ich meine unumschränkte Muße
Um alles Gold Arabiens vertauschen.

Versuch' es, ob ich, was du mir geschenkt,

Mit frohem Mut zurück dir geben könne!

Nicht übel spricht dort Telemach, der Sohn des duldsamen Ulysses: Ithaka

Taugt nicht zur Pferdezucht, es mangelt uns

An weiten Ebnen und an guter Weide;
Behalt, Atride, dein Geschenk, du kannst

Es besser nützen.

Einem kleinen Manne,

Wie ich, paßt nur, was klein ist, an.

Mir ist

Das königliche Rom zu groß; dafür gefällt

Das leere Tibur mir, das ruhige Tarent.

Wenn Horaz so deutlich wurde, mußten die Zumutungen, die an die Freiheit seiner Person gestellt wurden, sehr lästig geworden sein. Vorher hatte er oft Gelegenheit gehabt, in liebenswürdigster Weise egoistische Anträge unter Hinweis auf sein beschränktes Talent zurückzuweisen. So in dem vorliegenden Gedichte. Die Großen des Reiches wollten sich im Spiegel seiner Poesie bewundern. Im vorliegenden Falle weist er die diesbezüglichen Wünsche seines Freundes Mäcenas zurück und bietet ihm als Ersah ein liebliches Lied zum Preise der Schönheit seiner Gemahlin Terentia, die sich unter dem poetischen Namen Licy mnia, „die Liederreiche", verbirgt.

Olaß den Zorn des Hannibal, die Zeiten
Des langen Numantiner-Kampfs, die Flut
Siciliens, gefärbt von Punierblut,

Mich nicht vertrau'n der Lyra zarten Saiten:

In ungebundner Rede Ton gelingt
Es besser dir, uns des Augustus Siege

Zu schildern, und der stolzen Fürsten Züge,
Um deren Nacken sich die Fessel schlingt.

Es muß die Zeit der ersten Liebe dieses Paares gewesen sein, als die geliebte Gattin noch im vollen Reize ihrer Schönheit prangte, die unseren Dichter in Entzücken versezte. Er preist ihren Gesang, ihre Augen, lucidum fulgentes, ihre Anmut im Reigentanze am Feste Dianens, ihr treues Herz, ihr Lockenhaar, dem Geliebten um

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »