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Di melius fecere. Die Götter gaben ihm mehr. Denn keine Vestalin steigt mehr zum Kapitol, und von der Herrin Roma ist nur ein Schatten geblieben; aber der Dichter lebt, und täglich mehrt sich sein Ruhm durch alle Zonen." (Carl Naud.) Nirgends mehr als beim deutschen Volke. Viel gesündigt haben Gelehrte früherer Jahrzehnte an dem Dichter, dessen Gedichte sich nur der liebevollsten, selbstlosesten Hingabe erschließen, viel, noch viel mehr haben gutgesinnte Dilettanten durch ihre übersehungswut an ihm sich versündigt; aber die Liebe überwindet alles. Und so sind auch diese Essays, aus reiner Liebe zu dem Dichter entsprungen, nur dazu bestimmt, seinem Ruhme zu dienen und ihn nach Maßgabe vorhandener Kräfte zu fördern. Das ist, wie die Sachen stehen, noch immer keine überflüssige Arbeit.

Viertes Buch.

Non sum

qualis

eram bonae

Sub regno Cinarae.

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Intermissa, Venus, diu
Rursus bella moves?

Selbsttäuschung.

SED CUR, HEU, LIGURINE, CUR

ie römische Welt lebte schnell in jener Zeit. Die begabtesten Dichter, wie Catull, Tibull, Properz, schwanden, dahin in den Zeiten des blühendsten Lebens. Und Horaz fühlt sich müde, circa lustra decem, noch nicht funfzigjährig! Aber es fehlte das Wirken und Streben in öffentlicher Thätigkeit, das dem Menschen die Frische erhält. In der Zeit der kräftigen römischen Republik sind die Männer älter geworden und kräftiger geblieben. Der Absolutismus weckt die Lebenskräfte nicht, er stumpft sie ab, sie altern früh. Lange schon lebte unser Dichter dem Studium der Lebensweisheit, welches seine reifen Früchte in den Episteln abgelagert hat. Die Zeiten der Liebesthorheiten lagen weit hinter ihm; der grausamen, süßen Liebesmacht hatte er sich entwunden. Aber all die weisen Lehren der Philosophie machte die Schönheit eines Ligurinus zu Schanden. Er fühlt die Angriffe der Liebesgöttin und wehrt sich, verteidigt sich. Sie will ein Opfer haben, er will ihr ein anderes, passenderes, weil jugendlicheres zeigen, auf das sie ihre Angriffe richten soll, einen jüngeren, vornehmen Freund, einen puer centum artium. Er malt ihr dieses Opfer recht verführerisch. Er ist jung, ich bin alt; er ist von Adel, ich bin

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libertino patre natus; er ist anmutsvoll, ich bin Epicuri de grege porcus; er glänzt in der Öffentlichkeit durch seine fortreißende Rednergabe, ich lebe von aller Welt zurückgezogen. Er wünscht, dein ergebener Diener zu werden, ich sträube mich gegen dein Joch." Mit glänzenden Farben schildert er den Triumph der Liebesgöttin, einen solchen für die Liebe geschaffenen Krieger im Gefolge zu haben. Dieses Bild, Venus victrix, einherziehend als Erobrerin, die schönsten, mutigsten, mannhaftesten Gestalten sich unterwerfend, - so war die griechische Aphrodite dem Römerherzen willkommen. Aus der weichlichen, üppigen Frau der Griechenphantasie, die ihre Vorstellungen an die Vorstellungen des excentrischen Orients anlehnte, hatte der Römer eine würdige domina und regina geschaffen. So hält sie ihren Einzug in das Haus des herrlichen Paulus Fabius Maximus, dessen Wünschen noch ein Nebenbuhler entgegenstand, der auf die Kraft des Mammon vertraute. Venus' Beistand war also notwendig und sollte mit einer Weihestatue unter einem Dache von duftigstem, kostbarstem Holze vergolten werden. Und in der Villa soll ihre verwöhnte Nase köstlichen Weihrauch genießen, ihr Auge durch reizende Tänze der schönsten Gestalten, ihr Ohr durch Gesänge mit Orchesterbegleitung ergeht werden. Ja, die Götter haben ihre Schwächen, wie die Menschen und werden durch Ehren und Auszeichnungen verpflichtet.

Ein verführerisches Bild reichsten Glanzes, lockender Schönheit zaubert der Dichter auf seine Tafeln, um daneben seine Gestalt grau in grau in den Schatten zu stellen. Für ihn ist Scherz und Spiel vorbei. Er hat keine Lust am Manne und am Weibe auch nicht, - des Lebens lockende Klänge dringen nicht in sein Ohr. Glücklich hat er die drohende Nähe der Liebesgöttin abgewendet. Und all dieses mit der Liebe im Herzen. Draußen verfolgt er ihren Triumphzug, und drinnen tobt Eros, jener Eros des Anakreon, der sein Opfer wie ein Schmied das Eisen zu= sammenhämmert, es in den winterlichen Gießbach stürzt, jener Eros des Jbytos, von dem dieser sang:

Aufs neu macht Eros mir mit seinen Waffen,
Mit dunkler Augen feuchtem Blick zu schaffen.
Mit holdem Zauber will er mich berücken,
Um mich mit Kypris' Neßen zu umstricken.

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