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Zum Glieder- und Rottenabstand der Manipularlegion.

Von H. H. Weber.

Über das Problem des Rotten- und Gliederabstandes im römischen Kriegswesen liegen so viele Theorien vor, daß es zwischen den beiden äußeren Grenzen von drei und sechs Fuß, keinen halben Fuß mehr gibt, der nicht als der richtige Abstand angesehen worden ist.

Das ganze Problem löst sich auf in die Interpretation der bekannten Stelle bei Polybius (XVIII, 29 ff.), wo dieser die Aufstellung der makedonischen Phalanx mit derjenigen der Legion vergleicht. Da Polybius von der Phalanx ausgeht, ist es ersichtlich, daß man zuerst den Abstand in dieser festlegen muß.

Die Aussage des Polybius über die Phalangiten: ó μèr árǹo i̇statau σὺν τοῖς ὅπλοις ἐν τρισὶ ποσὶ . . wird unterstützt durch die des Arrian. welche drei Fuß als den gewöhnlichen Abstand bezeichnet: wie auch die praktischen Untersuchungen Kromayers auf den griechischen Schlachtfeldern, im allgemeinen die Richtigkeit der aus dem Altertum überlieferten Annahme betätigen. Ferner war der makedonische Schild zwei Fuß breit, was gut zu der Drei-Fuß-Theorie paßt. Schließlich haben wir ein Zeugnis aus der Zeit der modernen Phalanx, der Landsknechtszeit. Das in dieser Frage viel zitierte zeitgenössische Buch von Wallhausen, die Kriegskunst zu Fuß, gibt für den gewöhnlichen Kampf mit Fußtruppen dem einzelnen Landsknecht drei Fuß. Man kann also annehmen, daß die Angabe, der Phalangit nehme in der Front drei Fuß ein, den Tatsachen entspricht.

Hingegen hat Delbrück, aus Gründen die später ersichtlich werden, versucht anderthalb Fuß als Abstand festzusetzen. Dieses ist abzuweisen, weil die Stellen bei Arrian und Wallhausen, auf die Delbrück sich hierfür beruft, nur Ausnahmefälle darstellen und in gewissem Sinne als solche bezeichnet sind. Bei Arrian ist der ovraблiouós eine Defensivstellung. bei Wallhausen wird die Anderthalb - Fuß- Stellung nur gebraucht, wenn es gilt den Angriff der Reiterei abzuhalten. Die vielumstrittene Homerstelle kommt meiner Meinung nach für diese ganze Frage nicht in Betracht; denn der Gebrauch eines solchen Zitates bei Polybius, namentlich am Schluß der Beschreibung scheint lediglich rhetorischen Zwecken zu dienen. Versucht man aber, die Homerstelle wörtlich zu nehmen, so ergeben sich Widersprüche und Unmöglichkeiten.

Schließlich bleibt noch der berühmte Versuch Delbrücks mit dem Turnverein. Daß es auf anderthalb Fuß „noch sehr gut ging", wußte schon Arrian, aber die Tatsache, daß anderthalb Fuß der gewöhnliche Klio, Beiträge zur alten Geschichte XIV 1.

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Abstand war, läßt sich durch moderne praktische Demonstration nicht beweisen und bleibt im besten Falle unwahrscheinlich, denn der Phalanx fehlte eben der ebene Turnplatz, und die schwere Rüstung des Phalangiten hat Delbrück nicht in Betracht gezogen, obwohl Polybius dieses gerade betont, ἐν ὅπλοις.

Es scheint also, daß man durchaus auf drei Fuß Front für den Phalangiten rechnen muß.

Über den Raum, den der Phalangit in der Rotte einnahm, sind wir durch Polybius unterrichtet, der sagt, daß die Sarissen des zweiten und dritten Gliedes zwei Ellen (= drei Fuß) über diejenigen des vierten hinausragten, daß also der Phalangit des vierten Gliedes drei Fuß hinter dem des dritten stand. Köchly und Rüstow haben allerdings behauptet, es seien nur zwei Fuß gewesen, indem sie e in os verwandelt haben. Lammert, dagegen hat gezeigt, daß die Elle das im griechischen Heerwesen gebräuchliche Maß war, und ferner, daß eine, nach Ellen gemessene Lanze durchaus nicht zu schwer gewesen, wie es die Anhänger der Dreifußtheorie behauptet haben.

Alles dieses wird durch Polybius bestärkt, der nur ein Maß angibt, keine besondere für die Rotte, daß man also annehmen muß, daß die drei Fuß sowohl für das Glied, wie auch für die Rotte gelten. Auf Grund hiervon können wir diese Stelle interpretieren: Der Phalangit steht auf einem Raum von drei Fuß im Quadrat.

Wenden wir uns jetzt der Legion zu. Vom Legionar sagt Polybius: ἵστανται μὲν οὖν ἐν τρισὶ ποσὶ καὶ Ῥωμαῖοι. Nach Analogie der Phalanx bedeutet dieses, daß der Legionar einen Raum von drei Fuß im Quadrat einnahm; das zaì scheint darauf hinzuweisen, daß der Mann, wie bei der Phalanx, als solcher einen Raum von drei Fuß im Quadrat einnahm. Weiter unten sagt Polybius, daß einem Römer zwei Phalangiten gegenüberstanden. Dieser absolute Widerspruch hat zu den verschiedensten Resultaten geführt. Delbrück hat die Phalanx auf anderthalb Fuß Abstand herabzudrücken versucht, andere haben sonstige Zahlen versucht, fast alle haben die Stelle als verderbt angesehen.

Dieser Widerspruch ist nun ziemlich leicht zu erklären, wenn man den Satz, welcher diese beiden Aussprüche verbindet, in Betracht zieht, was die Ausleger zum Teil versäumt haben. Dieser Satz lautet: The μάχης δ' αὐτοῖς κατ' ἄνδρα τὴν κίνησιν λαμβανούσης διὰ τὸ τῷ μὲν θυρεο σκέπειν τὸ σῶμα συμμετατιθεμένους αἰεὶ πρὸς τὸν τῆς πληγῆς καιρὸν, τῇ μαχαίρᾳ δ' ἔκ καταφορᾶς καὶ διαρέσεως ποιεῖσθαι τὴν μάχην, προφανές ὅτι χάλασμα καὶ διάστασιν ἀλλήλων ἔχειν δεήσει τοὺς ἄνδρας ἐλάχιστον τρεῖς πόδας κατ' ἐπιστάτην καὶ κατὰ παραστάτην.

Einen Raum von drei Fuß im Quadrat gibt Polybius dem Phalangiten, welcher diesen Raum lediglich dazu gebrauchte, sich auf ihm auf

zustellen, nicht, wie der Römer, darauf zu fechten. Einen Raum von drei Fuß im Quadrat brauchte der Römer, um darauf zu stehen, zum Fechten brauchte er weitere drei Fuß, was also meiner Meinung nach die von Polybius geforderten sechs Fuß (gleich zwei Phalangiten) ergibt. Das ist nicht im Köchly-Rüstowschen Sinne genommen, etwa von „noch drei Fuß", welches Delbrück so angreift; im Gegenteil, es ist von gar keinem ursprünglichen Abstand, der durch noch drei Fuß" vergrößert werden könnte, die Rede.

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Soviel ich weiß, ist der erste, der diese drei Fuß als Raum ausschließlich zur Benutzung der Waffen angesehen hat, Giesing; nur macht er den großen Fehler für den Legionar als solchen, nur anderthalb Fuß, eine angenommene Schulterbreite, anzunehmen, anstatt der von Polybius angegebenen drei Fuß.

Taktisch scheint mir diese sechs Fuß Frontbreite gar keine Schwierigkeit zu machen, denn drei Fuß ist eben zu wenig, um darin gut fechten zu können, besonders wenn man bedenkt, daß der Legionar ein großes Scutum hatte.

Eine Tatsache der römischen Gefechtsweise, die m. W. noch niemand angezweifelt hat, ist, daß zu Anfang des Gefechts die ersten zwei Glieder ihre pila schleuderten. Wenn nun die Glieder, welche weiter zurück waren, schleudern mußten, so machte dies ziemliche Schwierigkeiten ; die vordersten mußten niederknien, bis die hinteren geworfen hatten. Wir hören aber nie; daß dies bei gewöhnlichen Gefechten, wo doch das zweite Glied warf, nötig war.

Wenn die Legionare hintereinander gestanden hätten, so hätte der Mann des zweiten Gliedes wohl schwerlich schleudern können, ohne seinen Vordermann zu verletzen. Nun hatte aber jeder Legionar einen Raum drei Fuß im Quadrat, um darauf zu stehen und einen ebenso großen zum Gebrauch der Waffen. Wenn also der Mann des zweiten Gliedes sich nicht hinter dem Raum, auf welchem sein Vordermann stand, sondern hinter den drei Fuß, die dieser zur Benutzung der Waffen hatte, aufstellte, so konnte er unbehindert sein pilum schleudern. Der Mann des dritten Gliedes stellt sich nicht hinter den des zweiten, sondern des ersten Gliedes, jedoch mit einem leeren Raum von drei Fuß im Quadrat, genau wie es Polybius vorschreibt. Wir haben also einen Quincunx innerhalb der Manipel.

Die Worte des Polybius: ἵστανται ἐν τρισὶ ποσὶ bedeuten jetzt geradezu, daß die Legionare auf einer Basis von drei Fuß aufgestellt waren, und hinter und neben jedem ein leerer Raum sich befand, gerade wie es Polybius beschreibt.

Cambridge (Mass.).

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Mitteilungen und Nachrichten.

Die diesjährigen deutschen Ausgrabungen in Ägypten (1912/13).
Von Ludwig Borchardt.

Im Winter 1912,3 wurde von Deutschen an folgenden Stellen in Ägypten gegraben:

In Tell el-Amarna von der Deutschen Orient-Gesellschaft für Herrn
Dr. James Simon;

bei Qarara gegenüber Maṛara von der Heidelberger Akademie und der
Freiburger Gesellschaft der Wissenschaften;

bei Der el-medine von der ägyptischen Abteilung der Königlichen Museen zu Berlin;

bei Abusir von Prof. Borchardt und

bei Gise vom Hildesheimer Pelizäus - Museum, das bei den dortigen Grabungen der österreichischen Akademien beteiligt war.

In Tell el-Amarna wurde in der gleichen Art wie in den Vorjahren die Freilegung der Stadt Amenophis' IV fortgesetzt. Die in der 50. Mitteilung der Deutschen Orient-Gesellschaft gegebene Karte des bis dahin freigelegten Straßennetzes kann nach den Ergebnissen des letzten Jahres um ein Beträchtliches nach Norden zu vergrößert werden. Die sogenannte Oberpriesterstraße wurde jenseits des Wadis, das ihren Zug zu unterbrechen scheint, weiter verfolgt und die Gehöfte zu ihren beiden Seiten freigelegt. Die Straße geht noch in derselber Breite und fast in derselben Richtung über 1 km weiter und scheint sich schließlich gegen ein besonders großes Gebäude totzulaufen. So weit wurde natürlich in diesem Jahre die Grabung nicht geführt, es wurden nur etwa 400 m. Straße freigemacht und rund 60 Häuserkomplexe aufgedeckt. Dabei wurden auch einige kleinere Nebenstraßen, die von der Hauptstraße ungefähr rechtwinklig abgehen, je ein Stück weit verfolgt. Auffallend ist der große Gegensatz zwischen Nebenund Hauptstraßen. Während diese so breit sind, daß selbst moderne Städte sich ihrer nicht zu schämen brauchten, sind jene ganz unwahrscheinlich schmal, gehen nicht geradlinig, sondern oft mehrfach gebrochen, kurz, sie sind das gerade Gegenteil von brauchbaren Straßen. Möglich wäre es allerdings, daß wir später unsere Ansicht werden ändern müssen, wenn wir erst überblicken können, wie weit etwa in der Zeit nach Amenophis IV und seiner nächsten Nachfolger Einbauten in die vorhandenen Straßen stattgefunden haben. Denn daß die Stadt keineswegs mit dem Ende der 18. Dynastie aufgehört hat zu bestehen, wird immer klarer, nur wird sie keine Bedeutung mehr gehabt haben. Als sichere Anzeichen ihres weiteren Bewohntseins wurden in diesem Jahre mehrere Stelen des späteren neuen Reiches, darunter eine riit einer Anbetung des Chnum, der Annkis und der Satis gefunden, ferner in einem Garten ein nur wenig unter der Erde beigesetzter Sarg derselben Zeit. Die äußeren Stadtteile, in denen zur Zeit gegraben wird, haben also damals für die Bewohner der inneren Stadt als Friedhof gedient. Für die Bewohnung der inneren Stadt nach der 18. Dynastie ergaben sich die Anzeichen schon im Vorjahre.

War im Vorjahre noch die Möglichkeit offen gelassen, daß für die Bewässerung der Gärten der Stadt an einigen Stellen wenigstens Teiche angelegt waren, so haben die diesjährigen Untersuchungen diese Möglichkeit auf ein Minimum reduziert. Ein großer Teich“ wurde ausgegraben und erschien als Ziehbrunnenanlage, d. h. ein Schaduf, vielleicht auch mehrere auf dem Boden einer sich in mehreren Terrassen vertiefenden Senkung. Die Böschungen dieser Senkung waren bepflanzt gewesen. Bei der großen Tiefe des Grundwassers wäre auch das, was einen Teich reizvoll macht, fortgefallen; die Wasserfläche hätte stets viel zu tief unter dem Beschauer gelegen.

Ein in diesem Jahre gemachter Fund kann vielleicht für die Rekonstruktion des Aufbaues der Häuser von Wichtigkeit werden. An den vier Wänden einer tiefen Halle lagen nämlich Fragmente von Fenstergittern aus Stein. Haben diese in den betreffenden Wänden oben gesessen, so muß die tiefe Halle, die stets von Räumen umgeben ist und nirgends die Außenwände des Hauses berührt, hoch geführt und über Dach mit Fenstern versehen gewesen sein. Weiter ist daraus zu schließen, daß, wenn man nicht etwa annehmen will, die tiefe Halle habe 2 Stockwerkhöhen gehabt, man annehmen muß, daß das Haus nur eingeschossig gewesen sei, und daß die Treppe nur nach dem Dache, höchstens zu untergeordneten einzeln aufgesetzten Zimmern auf dem Dache führen konnte. In den Darstellungen von Häusern scheint die hochgezogene Mittelhalle, deren Beleuchtungsprinzip an das der Basiliken der Tempel erinnert, nicht dargestellt. zu sein, sie scheinen alle glatt abzuschließen. Man wird also vielleicht dazu kommen, hochgeführte Fassadenmauern, die das flache Dach umgeben und den Aufbau der tiefen Halle über Dach unsichtbar machen, anzunehmen. Auch dazu finden sich Analoga in den über Dach hochgeführten Fassadenmauern der Tempel, hinter denen auch die Dachhöhenunterschiede der Innenräume verschwinden.

Daß bei der großen Anzahl neu ausgegrabener Häuser allerhand neue Konstruktionsdetails aufgedeckt wurden, ist selbstverständlich. Zu den drei im Vorjahre nachgewiesenen Abortarten kam eine vierte. Die in den Aborten und Bädern auftretenden niedrigen Wände, die wir mit dem Namen „Schamwände“ belegt haben, wurden an einer Stelle vollständig gefunden, mit oberem Hohlkehlabschluß, so daß man jetzt über diesen bisher zweifelhaften Punkt auch im klaren ist. An einer Stelle konnte die Höhe einer der dekorativen Nischen, die sonst immer nur in den unteren Teilen erhalten sind, gemessen werden, so daß dadurch der architektonische Aufbau des Innern der Räume allmählich greifbarer wird. Dazu kommt, daß wieder reichliche Reste von Innenbemalung gerettet werden konnten. So viel man bis jetzt sagen kann, ist die Wandbemalung stets so gegliedert: unten ein weißer Sockel, darüber die bräunliche Putzfarbe ohne Bemalung, oben reiche, in Bögen gehängte Kränze aufgemalt. Bei reichen Ausführungen sind auf den Kränzen und Guirlanden noch besondere Schmuckstücke angebracht. Diese Horizontalgliederung der Wandbemalung mit ihren drei Teilen, Sockel, Fläche und Fries, wird anscheinend nur vertikal durch Türen und ihnen entsprechende Nischen, die ihre eigne unabhängige Bemalung haben, unterbrochen. Daß auch die hochliegenden Fenster bemalt, oder vielmehr durch Malerei umrahmt waren, hatte bereits ein Fund des ersten Jahres gezeigt, aber dort handelte es sich um Fassadenmalerei. In diesem Jahre wurden Reste eines Fensters aus Mörtelguß- Maßwerk aus Mörtelguß, das mich in der Technik sehr an die mittelalterlichen arabischen Gipsfenster erinnerte, mit Bemalung an der Innenseite und an den Stegseiten des Maßwerks gefunden. Allmählich

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