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Über das aitolisch-akarnanische Bündnis im III. Jahrh.

Von Tadeusz Walek.

In der ganzen griechischen Geschichte kann man als eine ständige Regel beobachten, daß zwei benachbarte Staatswesen nur in den allerseltensten Fällen in freundlichen Beziehungen zueinander verbleiben konnten. Von dieser für die hellenische Nation so unheilvollen Regel hat auch das Verhältnis der Aitoler zu ihren westlichen Nachbarn, den Akarnanen, keine Ausnahme gemacht. Soweit wir bis vor kurzem die Geschichte dieses Verhältnisses kannten, sahen wir stets beide Völker sich feindlich gegenüberstehen und in allen Konflikten innerhalb der griechischen Welt, an denen sie beteiligt waren, in entgegengesetzten Lagern Stellung nehmen. Desto überraschender mußte die Entdeckung der Urkunde eines aitolischakarnanischen Bündnisvertrages aus der ersten Hälfte des III. Jahrh. wirken. Wie bekannt, wurde sie in beinahe unversehrtem Zustand während der von Soteriades in Thermon, der aitolischen Bundesstätte, unternommenen Ausgrabungen gefunden und von ihm in der 'Eg. apx. 1905, S. 56 ff. veröffentlicht. Darauf hat Wilhelm (Eq. dex. 1910, S. 147 ff.) erkannt, daß ein Bruchstück einer während der deutschen Ausgrabungen in Olympia gefundenen Inschrift (Inschriften von Olympia S. 79 Nr. 40) einem dort aufgestellten Exemplar der Bündnisurkunde angehört hatte. Schließlich hat in neuester Zeit Swoboda die Inschriften behandelt (in der Klio X (1910) S. 397 ff.) und gesucht, die Zeit und die politische Bedeutung des aitolisch-akarnanischen Bündnisses näher zu bestimmen. Während er aber meines Erachtens die erstere Aufgabe vollkommen richtig gelöst hatte, scheint er mir in der Beurteiluug der politischen Situation und des Zweckes des Bündnisses geirrt zu haben. Im folgenden werde ich meine von Swoboda ganz abweichende Ansicht darüber darzulegen und zu begründen versuchen. Zuerst aber möchte ich noch einige für die Zeitbestimmung des hier behandelten Vertrages entscheidenden Hinweise, die der Urkunde zu entnehmen, jedoch bisher

nicht genügend ausgenützt worden sind, einer Erörterung unterziehen. Und zwar handelt es sich hier um zwei in der Datierung der Urkunde erwähnte aitolische Schatzmeister, von denen der eine aus der ainianischen Stadt Sosthenis, der andere aus dem dorischen Erineos stammt. Diesen Umstand hat bereits Soteriades hervorgehoben '), er war aber außerstande, daraus die vollen Konsequenzen für die zeitliche Fixierung des Bündnisses zu ziehen, weil er damals drei im J. 1911 veröffentlichte delphische Inschriften) nicht kannte, welche für die Kenntnis der territorialen Entwicklung des aitolischen Bundes in den siebziger Jahren des III. Jahrh. von fundamentaler Bedeutung sind. Während bisher die Einverleibung von Ainis in den aitolischen Bund allgemein 2763) oder 2754), diejenige von Doris aber zum Teil sogar in den achtziger Jahren angesetzt wurde), geht aus diesen Urkunden, wie ich in meiner Dissertation: Die delphische Amphiktyonie in der Zeit der aitolischen Herrschaft (1911) glaube nachgewiesen zu haben), unzweifelhaft hervor, daß sowohl Ainis wie Doris frühestens im J. 273 Bestandteile des aitolischen Bundes geworden sind. Daraus ergibt sich ohne weiteres, daß das aitolisch-akarnanische Bündnis frühestens im Laufe des aitolischen Jahres 273/72, des Todesjahres des Pyrrhos, abgeschlossen werden konnte, allem Anschein nach aber erst einige Zeit später 7). Dadurch erhalten die von Swoboda) gegen den Ansatz des Bündnisses in die Zeit 275-272 vor dem Ende des Pyrrhos, wie ihm Soteriades 9) vorgeschlagen hatte, vorgebrachten Gründe, die übrigens meiner Erachtens vollkommen stichhaltig sind, eine weitere feste Stütze. Wenn man demnach trotz der von mir oben hervorgehobenen Unwahrscheinlichkeit einer solchen Annahme etwa behaupten möchte, daß das aitolisch-akarnanische Bündnis im Laufe des Jahres 273/272 noch zu Lebzeiten des Pyrrhos abgeschlossen wurde, so würde man in Widerspruch geraten zu allem, was sich über die politische Konstellation. in Hellas für diese Jahre ermitteln läßt. Dann müßte man annehmen,

1) Εφ. ἀρχ. 1905, S. 61.

2) Ecole française d'Athènes, Fouilles de Delphes III 1, Nr. 83, 87 und 88. 3) So Pomtow in Jahrb. für klass. Phil. 1897, S. 791, Salvetti in seinen Ricerche storiche intorno alla lega Etolica (in Belochs Studi di storia antica 1893) S. 105 setzt die Annexien von Ainis sogar in die Zeit vor 279 an.

4) So Beloch, Griech. Gesch. III 2, S. 331 u. 334 und ihm folgend Soteriades in 'Eq. oz. 1905, S. 61.

5) Pomtow a. a. O. S. 789, Salvetti a. a. O. S. 104; Beloch allerdings (a. a. O.) datiert sie um 275. 6) S. 59 u. 70ff.

7) Denn es ist im hohen Grade unwahrscheinlich, daß sofort in den auf die Annexion von Doris und Ainis unmittelbar folgenden aitolischen Archairesien zwei Angehörige von neu erworbenen und dem Bunde noch nicht assimilierten Gebieten zu dem hohen und verantwortungsvollen Amt der Bundesschatzmeister hätten gewählt werden sollen.

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daß nicht nur Akarnanien von Pyrrhos zur Zeit dessen größter Erfolge abgefallen ist, sondern auch daß es die Aitoler damals mit Antigonos und Sparta gegen Pyrrhos gehalten haben. Eine solche Annahme läßt sich aber nicht nur in keiner Weise mit der Überlieferung bei Justin1) in Einklang bringen, sondern sie wird auch durch die delphischen Urkunden aus dieser Periode widerlegt. Eine Analyse dieser letzteren ergibt unzweifelhaft, daß etwa 276 ein vollständiger Bruch zwischen Antigonos und den Aitolern erfolgt ist, der beinahe bis zum Ende der Regierung des Antigonos gedauert hat2). Wir können also ziemlich sicher annehmen, daß der Bündnisvertrag zwischen Aitolien und Akarnanien erst nach dem Tode des Epeirotenkönigs abgeschlossen wurde. Weit schwieriger ist es, den terminus ante quem genauer festzustellen. Es ist zunächst nur sicher, daß die Teilung Akarnaniens zwischen Alexander II von Epeiros und die Aitoler jedenfalls die untere Grenze für die Zeitbestimmung des hier erörterten Vertrages bedeutet. Da indessen diese Teilung erst in den fünfziger Jahren, etwa um 255, erfolgt ist3), so erhalten wir für die chronologische Fixierung des aitolisch-akarnanischen Bündnisses einen viel zu weiten Spielraum, den es gilt nach Möglichkeit einzuschränken. Um dazu zu gelangen, muß man die politische Konstellation, aus welcher das in der Geschichte der Aitoler und Akarnanen bis jetzt einzig dastehende Bündnis zwischen diesen beiden Völkern entsprungen ist, und zugleich auch die politischen Absichten, die von beiden kontrahierenden Seiten dabei verfolgt wurden, einer näheren Analyse unterziehen; hiermit kommen wir zu der eigentlichen Aufgabe des vorliegenden Aufsatzes.

Swoboda, welcher das Bündnis in die Zeit zwischen dem Tode des Pyrrhos und dem Ausbruch des chremonideischen Krieges (265 nach der von ihm angenommenen Chronologie von Beloch, die jedoch meines Erachtens irrig ist) und zwar näher der oberen Grenze setzt1), betrachtet es als Folge eines Abfalls von Akarnanien und Leukas von der Krone von Epeiros, der unmittelbar nach Pyrrhos Tode stattgefunden habe. Aus dieser Auffassung ergibt sich mit Notwendigkeit, daß die aitolischakarnanische Allianz eine in erster Linie gegen Epeiros gerichtete Spitze haben müßte. Diese Folgerung ist jedoch an und für sich so unwahrscheinlich wie nur irgend möglich. Die Aitoler haben mit dem epeirotischen Königshause, und zwar mit derjenigen Linie, welcher Pyrrhos angehörte, von altersher freundschaftliche und, soweit wir wissen, niemals getrübte Beziehungen unterhalten und in mehr als einem Kampfe

1) XXV, 4, 4. Die von Beloch, Griech. Gesch. III, 1, 595 vorgenommene Emendation dieser verdorbenen Stelle scheint mir ganz einleuchtend.

2) Siehe meine oben zitierte Diss. S. 61 ff.

3) Siehe weiter unten S. 474 ff.

4) A. a. O. S. 403.

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auf derselben Seite gefochten 1). Ein solches Verhältnis lag in der Natur der Dinge, wenn sowohl Epeiros wie Aitolien eine von Makedonien, der herrschenden Vormacht in der griechischen Welt, unabhängige Politik treiben wollten; sie waren ja in diesem Falle aufeinander angewiesen. So sehen wir, daß auch nach Pyrrhos Tode die Aitoler Freundschaft mit dessen Sohn und Nachfolger, Alexander II. gepflegt, ihn gegen Antigonos Gonatas unterstützt und zur Rückkehr in das von ihm infolge seiner unglücklichen Intervention im chremonideischen Kriege verlorene väterliche Reich verholfen und endlich mit ihm Akarnanien geteilt haben. Und nun will uns Swoboda glaubhaft machen, daß die Aitoler ihre bewährte Verbindung mit Epeiros den Akarnanen zu Liebe geopfert haben und zwar gerade in dem Augenblick, in welchem, ihr Erbfeind Makedonien unter der klugen Leitung des Antigonos Gonatas seine frühere Herrscherstellung in Hellas nach dem jähen Ausgang des Pyrrhos wiedergewann und für die Aitoler, mit denen es alte Rechnungen zu begleichen hatte, bedrohlicher denn je dastand. Ein derartiger Schritt seitens der Aitoler hätte denselben Sinn gehabt, wie wenn heute Frankreich seine Allianz mit Rußland etwa mit derjenigen mit Persien vertauscht hätte. Wenn man von dem hier für diese Periode gar nicht in Betracht kommenden Fall einer Verbindung zwischen Makedonien und Aitolien absieht?), so wäre ein Bruch der Aitoler mit dem epeirotischen Königshause nur dann begreiflich gewesen, obwohl er dennoch vom Standpunkt einer richtigen aitolischen Politik keineswegs als vorteilhaft bezeichnet werden könnte, wenn ganz Arkananien und vielleicht auch Leukas dem aitolischen Bunde inkorporiert worden wären. Einen solchen Gebiets- und zugleich Machtzuwachs hätten vielleicht die Aitoler, welche, wie wir sehen, stets bestrebt waren, ihren Bund auszudehnen, als genügende Kompensation für den Fortfall der einen festen Rückhalt gewährenden Verbindung mit Epeiros angesehen. Aber gerade das Gegenteil davon wird durch die Bündnisurkunde festgestellt. Denn wir ersehen aus ihr, daß beide kontrahierenden Staaten auf gleichem Fuß mit einander verkehren, wodurch volle und souveräne Unabhängigkeit Akarnaniens von dem aitolischen Bunde gewährleistet wird. Ja es wird sogar die Integrität des ganzen akarnanischen Gebietes von den Aitolern garantiert, obwohl sie von altersher Versuche gemacht hatten, einzelne Stücke desselben an sich zu reißen, so vor allem

1) Ich brauche nur daran zu erinnern, daß die Aitoler Aiakides, den Vater des Pyrrhos, im Kampfe mit Kassandros unterstützt hatten (Diodor. XIX, 74), daß sie mit Pyrrhos zusammen gegen Demetrius Poliorketes und schließlich gegen Antigonos Gonatas gestanden hatten, vgl. Beloch III, 1, S. 129, 235 und 594.

2) Die Aitoler haben fast durch die ganze Zeit, in welcher Antigonos Gonatas den makedonischen Thron inne hatte, ihm feindlich gegenübergestanden und dies Verhalten erst in den vierziger Jahren infolge des Aufkommens des achaiischen Bundes geändert.

das sehr wichtige Oiniadai an der Achelaosmündung, welches sie bereits in der Zeit 330-322 einmal besessen hatten1). Swobodas Erklärung der politischen Bedeutung des aitolisch-akarnanischen Bündnisses könnte nur dann als möglich und zulässig bezeichnet werden, wenn die Aitoler im Kampfe zwischen Pyrrhos und Antigonos auf Seiten dieses letzteren gestanden hätten. In diesem Falle könnte man denken, daß die etwa nach dem Tode des Pyrrhos von Epeiros abgefallenen Akarnanen Anschluß an den mit dem Sieger verbündeten aitolischen Bund gesucht hätten. Nach dem aber, was ich oben über die Stellungnahme der Aitoler Antigonos gegenüber bemerkt habe, erscheint eine solche Vermutung ganz ausgeschlossen. Aus alledem ergibt sich mit Folgerichtigkeit, das Swobodas Auffassung der Bedeutung und des Zweckes des aitolisch-akarnanischen Bündnisses unhaltbar ist. Wir müssen es also anders zu erklären suchen und wir werden dazu gelangen, wenn wir die Geschichte Akarnaniens in. dieser Epoche ins Auge fassen. Seit die während der Regierung Philipps II. makedonisch gesinnten Aitoler dann infolge der Eroberung von Oiniadai unter Alexander in entschiedene Opposition zu Makedonien getreten waren und ihren Bruch mit dieser Macht durch die Teilnahme an dem lamischen Kriege besiegelt hatten, war naturgemäß das benachbarte Akarnanien, welches sich noch an der großen von Demosthenes zusammengefügten Koalition vor Chaironeia beteiligt hatte), ins makedonische Lager übergegangen und trotz aller Wechselfälle und Umwälzungen, die Makedonien. selbst in der Diadochenzeit betroffen haben, bis zum J. 294 verblieben, in welchem es von dem König Alexander, dem Sohne des Kassandros zu Pyrrhos als Lohn für die Unterstützung gegen seinen älteren Bruder Antipatros abgetreten wurde). Pyrrhos hat Akarnanien bis zu seinem Tode behauptet, dann ist aber dies Land, wie unsere Urkunde beweist, von Epeiros losgetrennt worden. Diese Loslösung ist natürlich die Folge der vernichtenden Niederlage gewesen, mit welcher das Unternehmen des Pyrrhos in Hellas geendet hatte. Nichts berechtigt uns indessen zu der Hypothese von Swoboda, daß sich die Akarnanen damals durch eine gewaltsame Empörung von der epeirotischen Herrschaft befreit haben. Vielmehr werden wir nach der ganzen damaligen Sachlage annehmen müssen, daß in dem Friedensvertrage zwischen Makedonien und Epeiros nach Pyrrhos' Tode und nach der Kapitulation des Helenos die Abtretung Akarnaniens sowie anderer von Pyrrhos auf Kosten Makedoniens erworbener

1) Die Annahme von Beloch (Klio XI (1911) S. 445), daß die Aitoler die von ihnen 330 eroberte Stadt im lamischen Kriege wieder verloren haben, ist meines Erachtens unabweisbar und wird durch die hier behandelte Urkunde vollauf bestätigt.

2) Vgl. Beloch, Griech. Gesch. II, S. 544.

3) Plutarch, Pyrrhos 6, vgl. Beloch III, 1, S. 229 und III, 2, S. 319.

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