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Die diesjährigen Ausgrabungen

des englischen Egypt Exploration Fund in Ägypten.

Von Ludwig Borchardt.

Der Egypt Exploration Fund hat in diesem Winter (1913/14) die Arbeiten in Abydos (s. Klio XII, 389 ff.) nach einjähriger Pause wieder aufgenommen, nachdem im letzten Sommer nach Vereinbarung zwischen dem Service des Antiquités und dem Egypt Exploration Fund durch den Chefinspektor des Service Herrn Lefebvre die undankbare Vorarbeit der Forträumung des Marietteschen Schuttes ausgeführt worden war. Wie früher schon dargelegt, lag nämlich zwischen der Hinterwand des Sethostempels und dem vom Egypt Exploration Fund ausgegrabenen unterirdischen Bau der Ausgrabungsschutt von der Marietteschen Freilegung des Sethostempels und behinderte den Fortgang der neuen Arbeit erheblich. Aber auch nach dieser vorbereitenden Aufräumung blieb für den Egypt Exploration Fund noch eine ungeheure Arbeit zu leisten, die mit großer Energie in diesem Winter ausgeführt wurde, allerdings auch noch nicht bis zum Ende. Es wird wohl mindestens noch einer ganzen weiteren Kampagne bedürfen, bis das wichtige unterirdische Gebäude, das für die ägyptische Baugeschichte etwas völlig neues darstellt, gänzlich untersucht ist.

Was bis jetzt freigelegt ist, soll hier an der Hand der beigegebenen Skizzen, die ohne Messungen rein aus dem Gedächtnis nach einem eintägigen Besuch der Grabung gezeichnet worden sind, geschildert werden.

Wie erinnerlich, ist der ganze Bau in einen künstlichen Hügel, der hinter dem Sethostempel liegt, eingebaut worden. Man hatte dazu einen vorhandenen, wohl niedrigen Hügel aus wenig haltbarem Material abgetragen hinter dem Bau im Westen sind heute noch die Reste davon erkennbar und nach Fertigstellung der unterirdischen Konstruktion über ihr durch schichtweises Auftragen wieder ergänzt. Die Auftragung erfolgte dem Wachsen des Baues entsprechend, so daß man heute zwischen den Schichten der eingebrachten Erde den Bauschutt, der von der Bearbeitung der Hausteine abfiel, lagenweise eingebettet sehen kann. Der Eingang zu dem Bau liegt schon ziemlich tief im Terrain unter der nördlichen Umfassungsmauer des Tempels, (s. die Skizze in Klio XII, 390), eine Treppe führt zu ihm herab. Man geht dann durch einen langen, schon von Fräulein Murray 1903 freigelegten, wahrscheinlich etwas fallenden Gang, dessen südliches Ende auf der beigegebenen Skizze zu sehen ist. Kammern schließen diesen Gang ab. Von der einen geht nach Osten ein weiterer Gang ab, dessen Boden wieder fällt. Er endet vor einem quer davorgelegten Gemach von etwa 6 m Tiefe und rund 20 m Breite, dessen Boden horizontal liegt, und zwar in einer Tiefe von etwa 11 m unter der Oberkante des Fußbodens des Sethostempels. Hinter diesem quergelegten Raum öffnet sich nun der Eingang in eine ungeheure Pfeilerhalle, bis zu deren Tor die Grabung vor zwei Jahren vorgedrungen war. Alles was östlich von diesem Tor liegt, ist Resultat dieses Jahres.

Die Abmessungen des Pfeilersaales sind ganz enorme. Auf etwa 20 m Breite hat er eine Tiefe von nahe an 30 m. Zwei Reihen von je 5 Pfeilern, denen an den Stirnwänden Pfeilervorsprünge entsprechen, teilen ihn in drei Schiffe, ein mittleres breiteres und zwei schmalere Seitenschiffe. Umgeben ist der Saal von 16 Kammern, die in allen Achsen zwischen den Pfeilern liegend sich rings um den Hauptraum herumziehen. Nur die dem Eingange gegenüber liegende Achse zeigt eine Tür, die zu einem weiteren Querraum führt. Auch dieser Querraum hat, wie der erste, die riesigen Abmessungon von etwa

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6 zu 20 m.

Damit scheint vorläufig der Bau zu Ende zu sein, falls nicht noch in der Nordostecke des letzten Raumes unter einem dort liegenden hohen Schuttberge eine zu weiteren Räumen führende Tür gefunden werden sollte, was aber unwahrscheinlich ist. Eher könnte dort das Einbruchsloch liegen, durch das in koptischer Zeit der Einstieg Schätze Suchender erfolgte. Die Hoffnung der Einbrecher auf Schätze ist aber wohl enttäuscht worden, da das Gebäude, das nie fertig geworden ist, wohl keine Inneneinrichtung enthielt, die des Fortnehmens wert gewesen wäre. Sie hielten sich dann aber in sofern schadlos, als sie aus dem Granitmaterial des Daches des Hauptsaales Mühlen herstellten. Daher kommt es, daß außer dem östlichen Querraum keiner der Säle heute noch seine Decke hat. Man kann die interessanten Deckenkonstruktionen heute nur noch aus kleinen, teils noch in ihrer alten Lage befindlichen, teils am Boden liegenden Resten ermitteln. Die beiden Querräume hatten Satteldächer, der östliche ein richtiges, aus gegeneinander gestellten Balken konstruiertes, der westliche aber ein aus einer mit Überkragungen gebildeten Decke ausgeschnittenes, also in einer sonst in der ägyptischen Baugeschichte nicht zu belegenden Konstruktion, die man mit dem Ausdruck „technischer Blödsinn“ wohl noch nicht zu scharf kritisiert hat. Auch der große Pfeilersaal hat eine mir bisher ganz neue Deckenlösung, die aber im Gegensatz zu der eben erwähnten technisch durchaus vernünftig erdacht und in ihrer architektonischen Wirkung gut erscheint. Die beiden Seitenschiffe sind mit ungeheuren Granitbalken horizontal abgedeckt, das Mittelschiff aber hat eine höher liegende Decke, die auf den auskragenden und unten konsolenartig abgeschrägten Enden der Balken der Seitenschiffe auflagert. Es ergibt sich so ein Querschnitt für den Pfeilersaal, der dem der Basiliken in den ägyptischen Tempeln ähnlich ist und zweifellos auch auf ihn zurückgeht, nur daß bei diesem Bau, da er unterirdisch ist, die Fenster, die unter der überhöhten Decke liegen müßten, fehlen. Die Ähnlichkeit ist so groß, daß man versucht ist, die Fenster in den Querschnitt hineinzu ergänzen; an den zahlreichen Resten der Decke ist aber keine Spur eines Fensters nachweisbar. Der große Pfeilersaal war also ebenso wie alle anderen Räume dieses Baues fensterlos.

Von den Abmessungen dieses Gebäudes und von der ungeheueren Arbeitsleistung, die in dieser Konstruktion steckt, kann man sich eine Vorstellung verschaffen, wenn man z. B. das Gewicht eines der Pfeiler berechnet, von denen der Pfeilersaal zehn hat, davon mehrere aus je einem Stück. Jeder dieser Pfeiler, die aus Assuangranit hergestellt sind, wiegt etwa 90 Tonnen! Granit ist übrigens nur an den am meisten beanspruchten Stellen, also im Dache des Pfeilersaales und in den Pfeilern selbst, sowie für einige Türsturze verwendet. Das übrige Mauerwerk ist aus rötlichem Sandstein, an einigen Stellen ist auch weißer Kalkstein verwendet.

Ungeheuer ist auch die Fundierung des Baues, die im Pfeilersaal heute noch zutage tritt. In der Nordostecke des Pfeilersaales hat man die sehr gut verlegten mächtigen Schichten dieses Fundaments bis auf das Grundwasser verfolgt, das man 4,10 m unter dem Fußbodennivean der Querräume fand. Während in den Seitenschiffen die Fundamente nur wenig vor das aufgehende Mauerwerk vortreten, springen sie im Mittelschiff über 2 m vor die Pfeilerreihen vor, so daß ich annehme, daß sie dort zur Aufstellung von Statuen dienen sollten. Ob diese Statuen je aufgestellt worden sind, läßt sich vorläufig noch nicht sagen, da die Reinigung noch nicht so weit vorschreiten konnte, daß man etwa die Standspuren der Statuen schon hätte zeigen können.

Es ist sogar zu vermuten, daß diese Standspuren nicht vorhanden sein werden, da die Statuen, die doch zuletzt im Bau aufgestellt wurden, nie zur Ausführung gekommen sein dürften. Der ganze Bau zeigt überall, daß er noch unfertig war, als er von den Bauleuten verlassen wurde. Von den Wandbildern, die teilweise erst aufgezeichnet sind, ganz zu schweigen, ist z. B. der Pfeilersaal an den Wänden noch nicht einmal geglättet. Die großen Quadern stehen fast überall noch mit Bossen. Auch scheint mir der Fußboden dieses Raumes überhaupt noch nicht verlegt worden zu sein; nur die obere Fundamentschicht hat rings um die Wände herum einen angearbeiten Vorsprung, gegen den die Pflasterplatten gestoßen werden sollten. Freilich ist es merkwürdig, daß dieser Vorsprung oben an die Schicht angearbeitet ist und nicht, wie sonst üblich, an die untere Hälfte der ersten Schicht des aufgehenden Mauerwerks. Aber das wird vielleicht nur eine der vielen Eigentümlichkeiten sein, die uns an diesem Bauwerk neu er

scheinen.

Die Dekoration des Baues ist zum Teil schon in Fräulein Murrays Osireion Bl. 1-15 abgebildet, weiteres darüber gibt Herr Naville im Report des Egypt Exploration Fund 1911/12 Bl. 2 und 3. Von neu hinzugekommenen Wandbildern will ich nur die Darstellungen und Texte aus dem „Pfortenbuch" erwähnen, die an den Wänden des westlichen Querraumes stehen. Die Decke dieses Raumes nahm eine ungeheure Himmelsdarstellung mit der ausgebreiteten Göttin Nut als Hauptfigur ein. Im Pfeilersaal, soweit er schon dekoriert ist, scheinen auch Darstellungen zu stehen, wie sie uns aus den Königsgräbern von Theben her bekannt sind. Ob im letzten, dem östlichen Quersaal, auch Wandbilder vorhanden sind, konnte ich bei der mangelhaften Beleuchtung, die uns zur Verfügung stand, nicht sehen.

Soweit konnte ich den Bau nach eigener Anschauung beschreiben. In der Woche, die noch nach meinem Besuche gearbeitet wurde, wurden noch zwischen den breiten Fundamenten der beiden Pfeilerreihen nach unten führende rohe Treppen gefunden, für die ich, falls es nicht während des Baues der Fundamente gebrauchte Treppen sein sollten, vorläufig keine Deutung weiß.

Über die Bedeutung des Baues vor Beendigung der Grabung etwas zu sagen, kann natürlich nur Hypothesen ergeben. Bei der Neuheit der Anlage sind deren schon drei verchiedene gewagt worden. Die Hypothese, darin ein „Osireion“ zu sehen, scheint mir nach den jetzt gefundenen Dekorationen des Baues heute noch weniger begründet wie vor 2 Jahren, besonders da ein im neuen Reiche noch verehrtes abydenisches Osirisgrab doch schon seit den Grabungen Amélineaus in Umm el-Gaab bekannt ist. Auch für die zweite Hypothese, die in dem Bau „Strabo's well" sehen wollte, hat diese Grabung kein neues Material gebracht, eher gegen sie. Wenn nämlich nicht etwa die „sich herabbiegenden Gewölbe aus einem Stein" noch hinter dem Schuttberg in der Nordostecke des östlichen Querraums zutage treten und etwa den Zusammenhang mit dem oberen Tempel herstellen sollten, sehe ich bis jetzt nichts, was der Beschreibung Strabos (Geogr. 813) irgendwie entspricht. Auch die Möglichkeit, Strabo habe in dem unterirdischen Bau Grundwasser gesehen, scheint durch den Befund dieses Jahres fast ausgeschlossen. Das Grundwasser müßte damals noch etwa 2 m tiefer gelegen haben als heute, also etwa 6 m unter dem Fußboden der Querräume. Für eine Quelle aber, die mir übrigens in Ägypten sehr unwahrscheinlich ist, müßte ein Bassin mit undurchlässigem Boden vorhanden gewesen sein, da ihr Wasser sonst sich bald auf die Höhe des Grundwassers einstellen würde.

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Die dritte Hypothese, die in dem Bau ein Kenotaph des Königs Sethos, bzw. seiner Nachfolger sah, scheint aber durch die Funde der diesjährigen Grabung an Boden gewonnen zu haben. Die neu hinzugekommenen Wanddekorationen entsprechen immer mehr dem, was man in einem Königsgrabe vermuten sollte, und der Grundriß des Pfeilersaales mit seinen umgebenden Zellen erinnert doch lebhaft an die ähnlichen Säle der thebanischen Königsgräber, die auch den gleichen syringenartigen Zugang haben.

Hoffentlich wird der Schluß der Grabung eine Entscheidung bringen.

Die Leitung der Grabung führte Herr Professor Naville, den man nur zu der Energie und Ausdauer, mit der er trotz seines Alters der Arbeit vorstand, beglückwünschen kann. Ihm zur Seite standen Frau Professor Naville, Herr Ingenieur Gibson, Herr Wainright und Herr Whittemore, dieser als Repräsentant der amerikanischen Mitglieder des Egypt Exploration Fund.

Kairo.

Berichtigungen und Nachtrag.

S. 349 Abs. 2 Z. 7 lies:

S. 347 Abs. 1 Z. 4 statt Mosis lies: „Noahs". „,109,1 g“. S. 351 Abs. 2 Z. 2 ff. lies: „Die schwere babylonische Silbermine gemeiner Norm in Silber (1091,5 g) ergab daher, als Kupfertalent gefaßt, eine Kupfermine im Gewicht der leichten Silbermine (545,75 g), die doppeltschwere Silbermine (2083 g) eine Kupfermine im Gewicht der schweren Silbermine (1091,5 g), und einer schweren Silbermine Kupfers (1091,5 g) entsprach an Wert deren 1/120" u. s. f. Im gleichen Absatz Z. 4 von unten lies: „Silber- bzw. Kupfergewicht". Z. 1 von unten (vgl. 2 von unten) lies: „Römer")“. S. 353 Z. 16 von oben und S. 358 Z. 17 von oben lies: „821/2". S. 370 Abs. 3 Z. 6 statt 60 lies: „,50", Z. 7 statt 50 lies: „60“. S. 375 Abs. 2 Z. 10 lies: „,746,62, d. h. rund 747 g“. Ebenda Z. 12 statt B lies: „C“. S. 375 (Haupttext) Z. 8 von unten lies: „ihre Erhöhung um 136 (Form C) ergibt 747,88 g"; Z. 6 von unten statt „1,3 g“ lies: „1,16 g".

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Stellen wir nun die nachträgliche Frage, wie sich die durch das assyrische Dokument gebotene Gleichung zwischen der gemeinen Gewichtsmine und der erhöhten phönikischen Silbermine der Form C, (die das Dokument als 'Mine des Königs' bezeichnet) angesichts ihrer Stellung im System der altorientalischen Gewichte bewährt. Diese Frage ist deshalb, wie schon häufig von mir hervorgehoben (z. B. Congr. 1893 S. 245 [81]), von so besonderer Bedeutung, weil sie gestattet, die Gewichts- und Maßgrößen nach ihrem gegenseitigen Verhältnis proportional zu betrachten, so daß die Bewertung in modernen Größen (Gramm etc.) in den Hintergrund tritt. Die phönikische Silbermine verhält sich wie allbekannt und allgemein zugegeben, zur babylonischen Silbermine wie 4: 3, letztere zur Gewichtsmine wie 9:10. Die phönikische Silbermine ist also 10 9 der Gewichtsnorm. Die Gewichtsmine erhöhter Norm C ist um höher als die gemeine Gewichtsmine (die „Mine des Landes"), also derselben. Die phönikische Silbermine erhöhter Norm C ist also 37/36 40/27 370/243=1127/243 d. h. etwas weniger als 113/24 der gemeinen Gewichtsmine. Das Dokument bemißt die größere, als Mine des Königs bezeichnete Mine auf 1 Mine 26 Schekel 113/25. Die Annäherung an das durch das System gebotene Verhältnis ist somit die denkbar größte. Die Differenz von 1,16 g, die wir feststellten, entspricht dem Unterschiede zwischen 13

=

40/

3

27

1/

36

37/

36

=

25

und 127/243. Dieser Aus

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