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kommen ist, sondern erst später. Nach der hergebrachten Legende von der Freisinnigkeit und Unionsfreundlichkeit Melanchthons, welche in Heppes Annahmen culminirt, wäre nur den Flacianern zuzutrauen, dass sie die Autorität Luthers in die Grundlagen der,, reformirten" Kirche eingeschoben hätten, welche von ihren ursprünglichen Vertretern als die allgemeine, katholische der römischen gegenübergestellt worden war. Allerdings sind alle Gesichtspunkte, unter welchen nachher in der lutherischen Kirche die Autorität Luthers als etwas für sie wesentliches anerkannt worden ist 1), schon von Flacius, seinen Genossen und den ihm nahe stehenden niedersächsischen Theologen geltend gemacht worden. Ausser einer von Preger mitgeteilten Notiz brauche ich nur die in die Melanchthonische Briefund Actensammlung eingestreuten vereinzelten Urkunden zum Beweise dieser Tatsache zu verwenden. Allein diese spärlichen Proben reichen durchaus dazu hin. Also im Anfang des Jahres 1557 liessen Flacius und die Magdeburger Prediger durch die Braunschweiger, Hamburger und Lübecker Prediger von Koswig aus mit Melanchthon unterhandeln um diesem ein öffentliches Bekenntnis seines Fehlers in Sachen der Adiaphora abzugewinnen. Bei dieser Gelegenheit erklärt Flacius, dass er nicht aus Streitsucht die Angelegenheit betreibe, sondern ,, ne universus status religionis in Germania, per Lutherum instauratus, horribiliter everteretur". Die mit ihm verbundenen Magdeburger Prediger erklären ihr Verfahren gleichzeitig daraus,,,ut depositum Jesu Christi per Lutherum nobis demandatum diligenter servent“ 2). Beide Gesichtspunkte haben schon die Hamburger Prediger geltend gemacht, als sie 1549 ein Warnungsschreiben an Melanchthon in Sachen des Leipziger Interim erliessen: ,, qui post Lutherum, fidum et constantem purae doctrinae et veri divini cultus instauratorem ac propugnatorem, ecclesiam docuistis .. Sanctum hoc vestrum depositum in nostris ecclesiis huc usque custodivimus." 3) Nicolaus Gallus erklärt

1) Heppe, Ursprung und Geschichte der Bezeichnungen Reformirte und Lutherische Kirche.

2) C. R. IX, 25. 28.
3) C. R. VII, 367. 368.

demgemäss (1556), dass Melanchthons synergistische Lehrweise contra scripturam et doctrinam Lutheri in nostris ecclesiis verstosse 1). In roher Uebertreibung versichert Anton Otto zu Nordhausen in einem an Justus Jonas gerichteten Briefe (1555),,,se a sententia Lutheri id est Christi non discessurum“ 2). Hiemit verglichen erscheint es als mässig, dass Flacius Luther als den dritten Elias proclamirt, als ,,Wagen und Reiter" der Kirche Gottes (nach 2 Kön. 2, 12), den Gott zum Wiederhersteller der wahren Religion in dieser letzten Zeit gemacht hat 3).

Das sind die Stichwörter, die unter den Gegnern Melanchthons üblich waren. Sie bezeichnen die Autorität Luthers als ein tatsächliches Merkmal der Lehre und der Einrichtungen der Kirche, welche sich der römischen gegenüber gestellt hatte. Aber dieses tatsächliche Merkmal wird durch die Behauptung der göttlichen Sendung Luthers zur Herstellung der Kirche zu einem wesentlichen Merkmal derselben ausgeprägt. Wenn Gottes Wort und Luthers Lehr sich decken, so kann auch Luthers Meinung als die Meinung Christi selbst geachtet werden. Wer hat nun dieses Gefüge von Vorstellungen zuerst in Umlauf gesetzt? Das ist Melanchthon gewesen! Es ist erklärlich, dass diese Schätzung Luthers erst nach seinem Tode an die Oeffentlichkeit tritt. Allein dasjenige, was wahr ist, spricht Melanchthon in dankbarer Erwägung der Fügung Gottes auch schon vor jenem Zeitpunkt aus. In der Vorrede zum ersten Bande der lateinischen Schriften Luthers (5. März 1545) fährt er nach einer Schilderung der frühern Lage der Kirche fort:,, Sed pii agnoscunt emendationem divinitus factam esse, cum deus excitavit mentem Rev. Dom. Doctoris Martini Lutheri, ut irritatus impudentia Tetzelii puram et salutarem doctrinam de poenitentia,

1) C. R. VIII, 898.

2) C. R. VIII, 460.

3) In der Antrittsrede zu Jena 17. Mai 1557, handschriftlich in einem Helmstedter Codex (Preger II, 108), und in einer Anklage gegen Melanchthon, welche an den König Christian von Dänemark gerichtet ist, 23. September 1557 (C. R. IX, 297).

de iustitia fidei etc. monstraret" 1). Diese Betrachtung ist so unverfänglich, dass jeder, welcher sein Christentum auf dem Boden der Reformation ausüben will, in diesen Ausdruck der Dankbarkeit gegen Gott einstimmen wird. Warum ist aus dieser Wurzel jene starre, übertreibende und befremdende, schliesslich dogmatisch fixirte Beurteilung Luthers als des dritten Elias hervorgegangen? Weil die Gemeinde der Reformation durch die geschichtlichen Umstände ihrer Selbsterhaltung zwischen der römischen Kirche und den sectirerischen Unternehmungen sich darauf hingewiesen sah, den Lehrbegriff und die Kirchenordnungen, welche man gewonnen hatte, als etwas festes und unveränderliches zu behaupten. Dass Melanchthon auch dieser Bedingung des evangelischen Kirchentums den massgebenden Ausdruck verliehen hat, ist oben berührt worden (S. 85). Das Befremden, welches dieser Umstand bei uns Nachkommen erwecken mag, wird beseitigt werden, wenn ich daran erinnere, dass die Männer der Reformation sämmtlich der Ueberzeugung waren, dicht vor dem Ende der Welt zu stehen. Das spiegelt sich ja auch in der Bezeichnung Luthers als des dritten Elias 2). Grade diese Eigenschaft ist aber ihm von Melanchthon beigelegt worden, unter

1) C. R. V, 692.

2) Schon im Jahre 1521 bedient sich Melanchthon der Bezeichnung Luthers als des Elias, und zwar so, dass seine Bekämpfung der Römlinge als Baalspfaffen den Vergleich begründet; in der Vorrede zu Didymi Faventini adversus Rhadinum pro Luthero oratio:,, Cum Lutherum tuemur, sincerae theologiae causam agimus, quam ille hactenus plane Heliae spiritu adserit. Ringantur interim Romanenses Eccii, hirci et quidquid est prophetarum Baal." (C. R. I, 288.) In Melanchthons Briefen während Luthers Aufenthalt auf der Wartburg heisst derselbe wiederholt Noster Helias (C. R. I, 448. 451. 453. 563. 565). Auch Luther selbst bekennt sich schon in einem Briefe von 1520 zu dem Titel, freilich mit der bescheidenen Wendung, dass er der Vorläufer Melanchthons sei, dem er durch sein heftiges Auftreten gegen die Gegner den Weg bereite (De Wette I, 478), so dass Melanchthon wie Elisa mit dem doppelten Masse des Geistes ihm nachfolgen werde (II, 10. 22. 50). Diese Beziehungen sind allerdings verklungen, indem nach dem Tode Luthers nur der von Maleachi ausgesprochene Typus des Propheten gilt, der vor dem Endgerichte auf die Bekehrung des Volkes Gottes hinwirken soll.

dem ersten Eindrucke der Verlassenheit, in welche der Tod Luthers seine Anhänger versetzen musste.

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Erat ille omnino currus et auriga Israel, a deo excitatus, ut evangelii ministerium instauraret et repurgaret, quod res ipsa ostendit. Necesse est enim fateri, per eum patefactam esse doctrinam, quae supra humani ingenii conspectum posita est. Tali doctore et gubernatore nos orbari magno dolore afficimur, non solum propter nostram academiam, sed etiam propter universum totius orbis terrarum ecclesiam, quam consiliis,. doctrina, auctoritate et spiritus sancti auxilio regebat." So schreibt die Wittenberger Universität durch Melanchthons Feder an Justus Jonas, den Augenzeugen von Luthers Tod. Obiit currus et auriga Israel, qui rexit ecclesiam in hac ultima senecta mundi, - quem a deo excitatum vidimus fuisse", spricht Melanchthon an demselben Tage zu seinen Zuhörern 1). Den von Gott erweckten Lenker der Kirche nennt er Luther kurz darauf in Briefen an Amsdorf und Anton Lauterbach 2). Gleichzeitig schreibt er an den Kurfürsten Johann Friedrich, zugleich in seinem, Bugenhagens und Crucigers Namen:,,Wie Paulus zu Timotheo spricht: das schöne Kleinod (depositum), das dir zu treuer Hand empfohlen, bewahre durch den heiligen Geist, also hat uns wahrlich gedachter Herr D. Martinus ein schönes Kleinod hinterlassen, den reinen Verstand christlicher Lehr, den wollten wir auch gern unverdunkelt auf die Nachkommen vererben." 3) Die Rede beim Leichenbegängnis Luthers und die Herausgabe verschiedener Bände von Luthers Werken hat ihm dann wiederholt Veranlassung gegeben, die göttliche Berufung Luthers zur Herstellung des reinen Verstandes der heiligen Schrift und seine Bestellung zum Leiter der Kirche zu bezeugen 4). Allein weitergehende Erklärungen

a) C. R. VI, 57. 59.

2) C. R. VI, 73. 92.

8) C. R. VI, 72. Ebenso Veit Dietrich in Nürnberg:,, Reliquit nobis Lutherus depositum non vulgare, videlicet doctrinam ecclesiae repurgatam, quam vult deus bona fide custodiri." (Brief vom 25. März 1546 p. 90.)

4) C. R. XI, 627; VII, 398:,, Divinitus excitatus ad restituendam doctrinae puritatem in ecclesia. Ipse accensus divinitus doctrinam

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gleicher Art sind diejenigen, in welchen Melanchthon sein eignes lehrhaftes Wirken der reformatorischen Wirkung Luthers lediglich untergeordnet hat. In einem offenen Briefe von 1549, mit dem er den ersten Angriffen von Flacius begegnete, beruft er sich nicht nur auf die Uebereinstimmung seiner Loci mit der C. A. als der Darstellung der katholischen Lehre, sondern macht geltend, dass er das Visitationsbuch von 1528 als einen Auszug der Lehre Luthers zusammengestellt habe 1). Man könnte nun den Verdacht fassen, dass diese Aeusserung den Ansprüchen des Gegners in Hinsicht der schuldigen Anerkennung Luthers etwas mehr anbequemt wäre, als es der Gesinnung Melanchthons entspräche. Allein dieses wird nicht zugegeben werden können, da er bei anderen Gelegenheiten freiwillig sich ebenso ausspricht. Dieses ist der Fall in der Vorrede, mit welcher er 1553 die deutsche Uebersetzung seiner Loci der Frau seines Freundes Camerarius zueignet:,, Nachdem nun der allmächtige Sohn Gottes seine Lehre wiederum durch den Ehrwürdigen Herrn, Doctorem Lutherum gnädiglich hat scheinen lassen, und ich hernach als ein armer Schüler zur Visitatio und Confessio gezogen bin, habe ich von vielen Sachen müssen disputiren, dadurch ich verursacht bin, diese Anleitung, Locos theologicos zusammenzuziehen, und ist mein Gemüt nicht anders gewesen, denn die einige Lehre, die in den sächsischen Kirchen ist, laut der Confession von 1530 zu erzählen." 2) Am präcisesten aber drückt sich Melanchthon gleichzeitig in der Vorrede aus, mit der er die im vorangegangenen Jahre verfasste Repetitio con

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emendavit . . . Denique confessiones edidit de omnibus doctrinae capitibus. . . . . Ut sapiens et eruditus gubernator ecclesiae et prophetarum et apostolorum comes . . . enarrat, considerat occasiones propheticarum enarrationum.“ (1549.) Zu vergleichen VIII, 2 (1553).

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1) C. R. VII, 479: Cum in prima inspectione ecclesiarum comperissemus admodum dissonos clamores esse ineruditorum de multis rebus, summam doctrinae, quam Lutherus in diversis et interpretationum et concionum voluminibus tradiderat, tanquam in unum corpus redactam edidi . . . ac semper omnia scripta iudicio ecclesiae nostrae et ipsius Lutheri permisi.“

2) C. R. VIII, 33. 34.

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