ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

genialen Züge echt? Man braucht nicht grade Anstoss zu
nehmen an der langen, rhetorisch so kunstgemässen Aus-
einandersetzung über das Wesen der Askese (c. 16-44), mit
ihren Citaten aus ziemlich entlegenen Stellen des Hiob nach
der Septuaginta, ihren Urteilen über die hellenischen Orakel,
ihren, im Munde grade dieses Asketen so seltsam klingenden
wiederholten Versicherungen, er lüge nicht (c. 39. 41) — das
Alles könnte freie Composition sein, nach der Manier aller
alten Geschichtschreibung bei den Reden ihrer Helden -;
wäre nur der Inhalt denkbar im Geiste eines Wüsten- und
Felsenheiligen, der nie lesen gelernt, der nur koptisch sprach
und verstand, der die Bibel nur kannte aus dem, was er in
der Kirche hatte vorlesen hören (c. 1), der das Schaffell, das
er unter seinem härenen Mantel trug, niemals im Leben ab-
gelegt, nie den Schmutz von seinem Körper gewaschen und
es als eine Sünde empfunden, wenn er seine Füsse ins
Wasser tauchen musste (c. 47), der sich täglich und körper-
lich mit den Dämonen herumschlägt, die unter allerlei Tier-
und Faungestalten aus den Wänden seiner Höhle auf ihn los-
springen. Damit vergleiche man diese speculativen Gespräche mit
den griechischen Sophisten (c. 74-78), diese Kenntnis und Be-
kämpfung platonischer, neuplatonischer, stoischer Philosopheme!
Woher wusste dieser Antonius mit seiner Vorbildung in Grä-
bern, Höhlen und verfallenen Burgen, seinen Kämpfen mit
den Krokodilen im Nil, von Plato und seinem Fall der
Selen aus der himmlischen Welt in die irdische,,,лεлλardαι
πεπλανῆσθαι
αὐτὴν (die Sele) καὶ πεπτωκέναι ἀπὸ τῆς ἀψίδος τῶν οὐρανῶν
εis owμa", mit diesem fast philologisch gerechten Citat aus
Platos Phädrus? 1) Woher sollte er Plotins Lehre von der
Sele als dem Abbild des vous und die anderen Emanations-
theorien kennen? Dazu diese Polemik nicht nur gegen Isis
und Osiris, sondern auch diese Kenntnis specifisch griechischer
Mythologie, wie der Titanenschlachten, von Zeus' Sieg über
Kronos, von den Kämpfen des Typhon, vom Raub der Pro-
serpina und von allen möglichen naturphilosophischen Um-

1) Vgl. Origenes c. Celsum III, 80 (p. 500): Iλátwvos naqadežáμɛvoL
περὶ ψυχῆς λόγον, πεφυκυίας ἀναβαίνειν ἐπὶ τὴν ἀψίδα τοῦ οὐρανοῦ
zt. Platos Phaedrus p. 247.

deutungen der antiken Mythen durch die Stoiker! 1) An andern Stellen redet Antonius wie der correcteste Dogmatiker über den Glauben als ein unmittelbares Wissen der Sele, zum Unterschied von dem durch Philosophie und Dialektik vermittelten Wissen 2), oder so speculativ wie Athanasius selbst über den Zweck der Menschwerdung 3), mit allen dogmatischen Formeln der athanasianischen Logoslehre (c. 69). Neben dem crassen Wunder- und Aberglauben des Mönchtums ein fast rationalistisches Correctiv desselben. c. 40 erzählt Antonius, einst sei ihm ein Dämon erschienen ὑψηλὸς λίαν μετὰ φαντασίας und habe gesagt, ἐγώ εἰμι ἡ δύναμις τοῦ θεοῦ und ἐγώ εἰμι ἡ πρόνοια· was du bittest, will ich dir gewähren, er aber habe ihn angeblasen im Namen Christi καὶ τύψαι τοῦ– τον ἐπεχείρησα; da sah er, wie der Damon den Schlag empfing und verschwand; und unmittelbar darnach dieses rationelle Wort, das dem Satan selbst in den Mund gelegt wird, der, vom Antonius befragt, warum er an seine Tür geklopft und Einlass begehrt habe, sich beklagt, dass Christen und Mönche ihn ohne Grund hassten: οὐκ ἐγώ εἰμι ὁ ἐνοχλῶν αὐ τοῖς· ἀλλ ̓ αὐτοὶ ταράσσουσι ἑαυτούς! Wie viel ist nicht von Betrug und Weissagung der Dämonen die Rede, und daneben das tiefsinnige Wort, das nicht im Schmutz der Wüste entstanden sein kann: eine reine und der Natur getreue Sele sieht weiter als alle Dämonen 4). Von all diesen Worten griechischer, philosophischer, christlicher Weisheit ist nicht Eins in dem Munde und in der Atmosphäre möglich, in der es entstanden sein soll, und dieser geistige Antonius, der mit seinem roh und sinnlich abergläubischen Doppelgänger

1) c. 76: καὶ ἀλληγορεῖτε ἁρπαγὴν κόρης εἰς τὴν γὴν καὶ Ἡφαίστου χωλότητα εἰς τὸ πῦρ κτλ.

2) c. 71: ἡ μὲν γὰρ πίστις ἀπὸ διαθέσεως ψυχῆς γίνεται· ἡ δὲ διαλεκτικὴ ἀπὸ τέχνης τῶν συντιθέντων ἐστί.

3) c. 74: ἵνα τῇ ἀνθρωπίνῃ γενέσει κοινωνήσας ποιήσῃ τοὺς ἀνθρώ πους κοινωνῆσαι θείας καὶ νοερᾶς φύσεως.

4) c. 34: καθαρεύουσα ψυχὴ πανταχόθεν καὶ κατὰ φύσιν ἑστῶσαι, δύναται διορατικὴ γενομένα πλείονα καὶ μακρύτερα βλέπειν τῶν δαιμό Oder ist das κατὰ φύσιν ἑστῶσα schon nach dem Sprachgebrauch der Mystik auszulegen?

νων.

wohl auf dem Papier, aber nicht im Leben vereinigt werden kann, gehört nicht der Geschichte, sondern der Poesie an 1). Wird sich uns doch die Welt, in welcher der geschichtliche Antonius gelebt haben kann, alsbald in treueren Bildern aus dem vierten Jahrhundert zeigen.

Dass die Vita des Antonius eine Tendenz schrift sei, haben schon die ersten Leser erkannt und ausgesprochen. Und Gregor von Nazianz hat recht gesehen, wenn er von ihr sagt, sie sei die Darstellung des Ideals des Mönchtums in Form der Geschichte: τοῦ μοναδικοῦ βίου νομοθεσίαν ἐν πλάσματι διηγήσεως 2). Und damit stimmt nicht nur die Einleitung der Schrift selbst 3), sondern auch ihr systematisch durchgeführter Charakter überein; in dem Fortschritt der äusseren Geschichte des Antonius ist zugleich immer eine Steigerung seiner Kämpfe, Aufgaben und Siege enthalten, von den Versuchungen durch die Dämonen an bis zur Ueberwindung der Philosophen, der Anerkennung durch die Kaiser, dem glorreichen Tod; und diese Mischung von Geist und Sinnlichkeit in dem Werk war die Bedingung seiner Verbreitung in allen Kreisen der Kirche. Nicht den ursprünglichen, sondern den idealen Charakter des Mönchtums, nicht die Geschichte, sondern die Aufgaben desselben hat ihr Verfasser gezeichnet oder zeichnen wollen 4).

Stände es nun fest, dass Athanasius der Urheber dieses Kunstepos gewesen, so würde sich dadurch nicht das Urteil über dessen geschichtlichen Wert, sondern nur die herkömmliche Anschauung von dem schriftstellerischen Charakter des grössten Bischofs des vierten Jahrhunderts ändern 5). Es ist

1) Der Gedanke einer Interpolation in dem einen oder andern Sinn wird durch die mit dem Erscheinen des griechischen Textes fast gleichzeitige lateinische Uebersetzung, die das gleiche Ideal enthält, ausgeschlossen; und ausserdem ist diese Vita eine Schrift aus Einem Guss.

2) In der alsbald näher zu besprechenden Stelle Orat. 21, 5.

3) In der Vorrede: μοναχοῖς γὰρ ἱκανὸς χαρακτὴρ πρὸς ἄσκησιν ὁ ̓Αντωνίου βίος.

4) Wie schon die alten griechischen Scholiasten die Worte des Gregor von Nazianz auffassen: σχηματισάμενος διηγεῖσθαι τὰ τοῦ θείου Αντωνίου, κανόνας ἐξέθετο μοναδικούς.

5) Die ältere, allerdings wesentlich aus dogmatischen Gründen ab

vor allem die Autorität des Gregor von Nazianz, die für Athanasius entscheidend zu sein scheint. Denn Gregor hat seinen Panegyricus auf diesen (or. 21) mit dem Wunsch begonnen, dessen Leben einst ebenso treffend schildern zu können, wie Athanasius selbst in der Biographie des Antonius das Ideal in der Geschichte gezeichnet habe, jene Gedächtnisrede freilich ist gehalten zu Constantinopel nicht vor 380, wenigstens sieben oder acht Jahre nach dem Tode des Athanasius. Aber Männer, ebenfalls aus den Kreisen der morgenländischen Kirche, die dem Ende des Athanasius noch näher gerückt sind, sprechen sich viel unbestimmter aus. Für Hieronymus war, als er seine Vita Pauli schrieb, zwei oder drei Jahre nachdem Athanasius gestorben, die Biographie des Antonius noch eine anonyme Schrift 1), und erst etwa 20 Jahre später, in dem Werk,,De scriptoribus ecclesiasticis" (geschrieben um 393) nennt er den Athanasius als Verfasser (c. 87), den Bischof Evagrius von Antiochien als Uebersetzer (c. 125), unbedenklich freilich auch über die Echtheit der dem Antonius zweifellos untergeschobenen Briefe (c. 88). Mit welcher Willkür die altkirchliche Tradition in solchen Fragen verfuhr, zeigt sich auch darin, dass jenes decretum de libris recipiendis, welches man doch wohl der römischen Synode des Papstes Gelasius vom Jahr 496 zuschreiben darf, noch den Hieronymus selbst als Verfasser der Biographie des Antonius bezeichnet 2).

Die Entscheidung ist hier durch innere geschichtliche Gründe gegeben.

Gegen Athanasius spricht vor allem Charakter und Inhalt der Widmung, mit welcher die Biographie beginnt 3).

sprechende Kritik von Rivet, Basnage hat zusammengefasst und verstärkt Oudin, Scriptores eccles. I, 358 f.; vgl. auch die Einleitung der

Benedictiner vor der Vita Ant.

1) Vita Pauli, prologus: „,igitur quia de Antonio tam Graeco quam Romano stylo traditum est“.

2) c. 4:

[ocr errors]

vitas Patrum Pauli, Antonii, Hilarionis et omnium Eremitarum, quas tamen vir B. Hieronymus descripsit, cum omni honore suscipimus".

3) Wobei auf die spätere Ueberschrift: „agòs toùs ev tỷ žévy μovazovs παρὰ τοῦ ἐν ἁγίοις πατρὸς ἡμῶν Αθανασίου" keine Rücksicht zu nehmen ist.

[ocr errors]

Schon in der wiederholten Bitte, ihm zu glauben, in dieser doppelten Versicherung, nur die Wahrheit sagen zu wollen, wird niemand den selbstgewissen Bischof wiedererkennen, dem solche captatio benevolentiae nicht in den Sinn kommen konnte. Aber auch alle anderen Voraussetzungen jener Zuschrift sprechen gegen Athanasius. Als Empfänger werden hier Mönche vorausgesetzt, zu deren Heimat endlich auch die Kunde vom Mönchtum gedrungen sei, und die nun zum Wettkampf mit den ägyptischen Vorbildern sich auschickten; der Verfasser beeilt sich, an sie zu schreiben, weil die Zeit der Schiffahrt bald zu Ende und dann der Verkehr mit ihnen abgebrochen wäre. An das dem ägyptischen fast gleichzeitige syrische und kleinasiatische Mönchtum zu denken, ist ebenso durch diesen καιρὸς τῶν πλωΐμων wie durch jenes endlich auch" verboten; die Adresse des Briefes setzt die Reise über das mittelländische Meer voraus. Seine Empfänger waren die ersten abendländischen Mönche. Nun aber lassen Augustins Confessionen (VIII, 14. 15) einen ziemlich sicheren Schluss zu über die Zeit, in welche für Italien und Gallien die ersten Anfänge des Mönchtums fallen: als er nach Mailand kam (385), hatte Augustin noch nichts weder vom Antonius noch vom Mönchtum gehört oder gesehen, und die Biographie des Antonius gehörte noch zur neuesten Lectüre.. Als Hieronymus seine erste Reise nach dem Orient antrat, die nach seiner eignen Angabe 1) nicht als Pilgerfahrt aufgefasst zu werden braucht (c. 373), scheint die erste Nachricht von den Einsiedlern der Wüste nach Europa gekommen zu sein; wie überrascht war Hieronymus, als er hörte, Rufinus sei im Begriff,,, Aegypti secreta penetrare, Monachorum invisere choros et coelestem in terris circumire familiam 2)!“ Selbst Sulpicius Severus stellt in seiner legendenreichen Biographie des heiligen Martin von Tours dessen wundertätiges Leben, mit seinen Todtenerweckungen vor seiner Bischofswahl, nach den letzten Tagen des Hilarius von Poitiers (nach 367), nur wie das der Asketen der früheren Zeit dar, und nicht nach

1) Ep. III (ed. Bened. I), 3.
2) Ep. III (ed. Bened. I), 1.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »