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d) Unter den wenigen Citaten in den Dialogen begegnet uns das Buch Bernhards an den Papst Eugenius und Gregors moralia in Job auch bei Ailli oft; aber soweit wir ihn jetzt kennen weder Jean Froissart 1) noch eine Danorum historia" 2).

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e) Sprachliche Verschiedenheiten bieten sich in Menge dar; zwar schreibt auch Ailli ein überaus schlechtes Latein; aber wir zweifeln, ob er Wendungen gebraucht habe, wie ignoras rei gestae notoriam 3) =dir ist die offenkundige Geschichte unbekannt; (tanti regni) conquaesta 4) = Eroberung; a casu 5) zufällig; a memoria labi 6) dem Gedächtnis entfallen; illis infelicissimis die, loco et hora fabricatis 7), ablativi absoluti, welche in ihrer unerhörten Breviloquenz gar nicht zu verdeutschen sind; offensa ), oft, statt offensio; vitiorum primogenita 9) und anderes mehr.

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Wir halten aus allen diesen Gründen die Dialoge für unecht.

Ueber den wahren Verfasser lässt sich bis jetzt weiter nichts feststellen, als dass er nach den obigen Andeutungen ein französischer Geistlicher war und wahrscheinlich in Nordfrankreich lebte 1o).

So wenig Bedeutung seine beiden Werke für die Geschichte des grossen Ringkampfes der englischen und der französischen Nation beanspruchen dürfen; die Theologie des Verfassers verdient die Aufmerksamkeit des Dogmenhistorikers: das Urteil dieses obscuren Politikers über das Alte Testament erscheint im 18. Jahrhundert als Schriftprincip des Rationalismus.

Er tadelt hier die rigoristischen Gegner der Concubinarii,,,hoc crimen acrius improbando populum subjectum in irreverentiam et inoboedientiam suorum sacerdotum inducunt."

1) Gold. 32; Gers. op. IV, 852 B.
2) Gold. 40; Gers. op. IV, 857 C.
3) Gold. 30; Gers. op. IV, 851 C.
4) Gold. 34; Gers. op. IV, 853 A.
5) Gold. 30; Gers. op. IV, 851 C. D.
6) Gold. 30; Gers. op. IV, 851 C.
7) Gold. 33; Gers. op. IV, 851 C.

8) Gold. 20 u. a.; Gers. op. IV, 845 C. 846 D. 849 B.

9) Gold. 22; Gers. op. IV, 846 D.

10) Er hat den Tod König Heinrichs IV. in Rouen erfahren (Gold. 42; Gers. op. IV, 858 D); vallis clausa aber, der Ort der Handlung im ersten Dialoge (Gold. 18; Gers. op. IV, 844 D), ist vielleicht gar kein Eigenname (Vaucluse in der Provence), sondern bedeutet nur ein,,enges Tal", in welchem die beiden Reisenden einander nahe gebracht werden sollten.

2.

Christoph Walther,

der Druck-Corrector zu Wittenberg.

Von

Georg Voigt

in Leipzig.

Den Ruhm, mindestens den vermeintlichen, des Schriftstellers und den Unternehmungsgeist des Verlegers, der in älterer Zeit immer zugleich der Drucker war, pflegen die Bücher an der Stirne zu tragen. Dazwischen verborgen liegt die bescheidene Tätigkeit des Correctors, ein dunkler Name, um den die Welt sich nicht kümmert. Und doch hat es in zahlreichen Fällen von ihm abgehangen, ob das Buch sich den Lesenden empfahl oder nicht. Der Autor war früher oft genug ausser Stande, irgend einen Einfluss auf Gestalt und Correctheit seines Buches zu üben. Auch erschienen Genauigkeit und feste Regel im Handwerk der Lettern langehin nicht als eigentliches Erfordernis. Sie wollten gelernt sein und wurden gelernt, wo die Würde des Inhalts auch für den Buchstaben Achtung gebot. Das war zunächst bei den Classikern des Altertums der Fall, über deren Text die Verehrung der Humanisten wachte. In der neueren Literatur aber ist Luthers deutsche Bibel das erste Buch, dem das Ansehen eines classischen beigelegt wurde, bei dem die Sorge für die unverfälschte Gestalt und Reinhaltung des Textes als gebieterische Pflicht erschien. An der deutschen Bibel erwuchs das Amt des Correctors als ein stehendes und specifisches, angelehnt an die Traditionen einer grossen Wittenberger Officin.

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Es war auch für diese Dinge von hoher Bedeutung, dass die deutsche Reformation in ihren ersten drei Jahrzehnten eine feste Residenz hatte, dass ihre Männer und ihre Hülfskräfte nicht mehr so unstet wandern durften, wie die Humanisten gewandert waren. Was Luther schrieb, wurde in seinem Wittenberg gedruckt und corrigirt, ging in der Gestalt, wie sie unter seinen Augen entstanden war, in die Welt hinaus. Melanthon ist als Schriftsteller und Mensch fast noch enger mit seiner Academia verwachsen. Luther pflegt nicht gar viel von der Entstehung seiner Schriften zu sprechen; was aus seiner Feder heraus ist, wandert in die Druckerei und kümmert

ihn nicht mehr. Melanthon bespricht wohl, was ihn literarisch beschäftigte, mit seinen gelehrten Freunden. So finden sich. bei ihnen über die Helfer am Werk des Satzes, Druckes und der Correctur nur wenige Andeutungen, am ehesten noch in den Briefwechseln. Und doch sind es Männer von nicht geringem Verdienst, über die man in Darstellungen der Reformation und in Biographien allzuleicht hinwegzugehen liebt. Sie gehören zu den Trabanten, ohne deren Bewegung auch der Heldengang der grossen Gestirne nicht zum vollen Verständnis gelangt.

Ein Brief des Correctors Christoph Walther, der mir in den Acten des Dresdener Staatsarchivs zur Hand kam, gab Gelegenheit, sich den Kreis, aus dem er stammt, zu vergegenwärtigen. Solche Briefe, deren Verfasser durchaus an keine Oeffentlichkeit dachte, sind natürlich zu Tausenden verloren gegangen. Ein Zufall, den nur wir einen glücklichen nennen mögen, hat diesen erhalten. Während der schmalkaldische Krieg in Sachsen tobte, fing Graf Albrecht Schlick, der Landvogt zu Lübben, den Briefboten auf, der aus Wittenberg kam und über Frankfurt a. d. O. gelaufen war. Er las die erbeuteten Briefe, gab die unbedeutenden der Wittenberger Kaufleute zurück, den des Correctors Walther aber schickte er an Herzog Moritz, in dessen Canzlei man ihn zu künftigem Gedenken mit einem Notabene bezeichnete. Dabei war ein Büchlein, das dieser Walther verfasst und gleichfalls nach Königsberg senden wollte; leider ist sein Inhalt nicht mehr sicher zu bestimmen 1). Jener Brief nun führt uns in die Officin Hans Lufts, des Druckers der ersten vollständigen deutschen Luther-Bibel. Er zeigt uns einen der bedeutendsten Mithelfer an der Arbeit, in gewaltig aufgeregten und kritischen Tagen, in denen mancher Kleingläubige, noch kein Jahr nach dem Hingange des Helden, schon an seinem Werk verzagte, in denen Melanthon, aus seinem Wittenberger Nestchen geflüchtet, schon das Evangelium zusammen- und die alte unclassische Barbarei hereinbrechen sah.

Wittenberg hatte im sächsischen Kriege eine doppelte Bedeutung. Es war die wichtigste und stärkste Festung Johann Friedrichs nach seiner Lage als Bollwerk des Elbstroms, seinen Mauern und Wällen, mit gutem Kriegsvolk unter Bernhard von Mila besetzt, mit Munition und Proviant reichlich versehen. Es war aber auch nach dem Geiste seiner Bürger und Bewohner immer noch die Stätte, in der Luthers starker Geist fortlebte, immer noch ,, das Hauptbollwerk gegen die Feinde

1) Schreiben Schlicks an Herzog Moritz, d. Luben Mittwoch nach Conversionis Pauli (26. Januar) 1547, im Dresd. Arch. Loc. 9140.

des Evangeliums nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa", wie damals mitten im Kriegssturm einer seiner Professoren es nannte 1). Gleich bei dem Beginn des Elbkrieges, am 6. November 1546, war die Universität aufgelöst, waren die Studiosen, die während einer etwaigen Belagerung ein unruhiges Element bilden mochten, entlassen worden 2). Der grössere Teil der Doctoren, zumal solche, die für die Sicherheit von Weib und Kind zu sorgen hatten, suchte anderwärts eine Zuflucht. Aber es blieb doch auch ein Kern von tapferen Männern der Hochschule und des lutherischen Geistes in der Festung, Doctor Cruciger, damals Rector der Universität und Prediger an der Schlosskirche, Bugenhagen, Pastor an der Pfarrkirche, die Magister Paul Eber und Georg Rörer 3). Mit der Mehrzahl der Prediger und der Schulmeister blieb den Bürgern und selbst den Kriegsleuten ein starkes Vertrauen auf Gott und sein Evangelium, auf die Sache Luthers und des Kurfürsten. Denn auch die Bürger waren zu Wachdiensten in der Stadt und unter deren Toren, nicht minder auf den Wällen und Türmen verpflichtet. Sie mussten es ansehen, wie die Vorstädte mit den Lusthäusern und Gärten, damit der Feind sich hier nicht setzen könne, niedergebrannt, wie die Aecker umher verwüstet, die Dörfer geplündert und auch wohl mit Feuer vertilgt wurden 4).

Am 18. November erschien Herzog Moritz mit seinem Heere vor der Stadt und liess sie berennen. Die berüchtigten Husaren streiften mit wildem Geschrei bis hart unter die Mauern, wurden aber vom Wall aus durch die Kugeln der Verteidiger zurückgetrieben. Der Versuch, ob nicht Wittenberg demselben schnellen Schrecken erliegen möchte wie Zwickau und andere Städte, war mislungen. Ernsthafter wurde die Belagerung um die Mitte des December wieder aufgenommen. Ein bedeutender Teil von Moritz' Truppen nahm seine durch Schanzen und Gräben befestigten Winterlager in den Dörfern umher, er selbst das Hauptquartier in Zahna. Die Besatzung der Stadt wurde durch Wachtposten und Streifzüge in stetem Atem erhalten, die Zufuhr erschwert, die Dörfer in weitem

1) Johann Marcellus an Johann Lange in Erfurt, d. Magdeburg Luciae in bruma (13. Decbr.) 1546 im Corp. Reform. vol. VI. 2) Ebend., Anschlag des Rectors Caspar Cruciger.

3) Joh. Bugenhagen, Wie es vns zu Wittemberg in der Stadt gegangen ist Warhafftige Historia. Wittemberg, durch Veit Creutzer, 1547. 4o. B. 4.

4) Ebend., C. 4. Das Abkommen über die Wehr- und Wachpflichten der Wittenberger Bürger von 1543 bei Wentrup, Die Belag. Wittenbergs im J. 1547, im Progr. des Gymn. zu Wittenberg 1861, S. 23.

Umkreise ausgeraubt und verwüstet. Zwar Ausfälle scheinen die Belagerten nicht gewagt zu haben. Aber wenn die feindlichen Reiter einmal allzu keck den Mauern und Brücken der Stadt sich näherten, wurde ihnen von den Kugeln derselben gar bald der Rückweg gewiesen.

Dabei waren in der Stadt Bürger und Kriegsknechte guten Mutes, in Verträglichkeit mit einander, in sicherem Vertrauen auf den Obersten, Herrn von Mila, und den Hauptmann Wolf Kreutz. Man betete für den Kurfürsten und dass er bald mit Ehren in sein Land heimkehren möge; man schmähte auf Herzog Moritz, den Verräter des deutschen Landes und des Glaubens,,, des Teufels Ritter und Soldat". Welcher Jubel, als auf die Nachricht von der Heimkehr des Kurfürsten die herzoglichen Truppen und die verfluchten Husaren am 26. December davonzogen, als die bisher Belagerten sich wieder in freier Luft fühlten und ihrerseits Streifzüge unternahmen! Dieser Triumph tönt uns aus einem schwunghaften Liede entgegen, das damals nach dem beliebten Ton Es geht ein frischer Summer daher gedichtet wurde 1), nicht minder aus dem Briefe Walthers, der zu Lübben aufgefangen wurde.

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Zu Wittemberg auf dem hohen Wall

Hört man die Büchsen krachen, ja krachen“,

heisst es in jenem Liede, dessen Sänger sich einen freien Landsknecht nennt, der zu Wittenberg aus und ein gehe und nun wohl,, unverdrungen" bleibe.

Zu denen, die während der Belagerung das grobe Geschütz bedient, gehörte auch Hans Luft, der Meister der bekannten Druckerei. Er war unter kurfürstlicher Besoldung zu einem grossen Stück, der,, Singerin“, auf den grossen Berg commandirt. Die Mehrzahl seiner Gesellen hatte er kurz vor dem Beginn der Belagerung entlassen, sie lagen jetzt mit Spiess, Hallebarde oder Arkebuse teils zu Sonnewalde, das von Wittenberg aus besetzt worden, teils mit dem Kurfürsten vor Leipzig.

Einen Versuch, die auf das Leben und Treiben Meister Lufts bezüglichen Notizen zu sammeln, machte Gustav Georg Zeltner in seiner,,Kurtzgefassten Historie der gedruckten Bibel-Version" u. s. w. (Nürnberg und Altdorff 1727). Es ist doch beschämend, dass man in so wichtigen bibliographischen Fragen immer noch genötigt ist, auf diese alte Scharteke zurückzugehen, während uns jetzt ganz andere Forschungsmittel zu Gebote stehen. Nach Zeltner war Luft etwa 1495 geboren.

1) Ein new Lied von herzog Moritzen zu Sachsen, abgedruckt bei von Liliencron, Hist. Volkslieder Bd. IV, Nr. 546.

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