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Schüler des Antonius, der Todte beschwört, die noch aus dem Grabe heraus ihre Mörder nennen, der bezauberte und in Stuten verwandelte Jungfrauen wieder zurückverwandelt, nach Analogie des magischen Esels des Apulejus und Lucians, dem es ein geringes ist, einem von ihm geheilten Mädchen, zu ihrer eignen Bewahrung, männliche Gestalt zu verleihen 1).

Fast alle diese Zaubergeschichten und Gespräche hat dann Palladius auch in seine Werke herübergenommen, wörtlich und ohne jede Veränderung der Scenerie als seine eignen Erfahrungen 2). Die dritte unveränderte Auflage bietet hernach Joh. Cassianus. In dem aber, was Palladius selbständig hinzugefügt, zeigt sich, welch ein Geist frommen Trugs und Selbstbetrugs in die Kirche dieser Zeit eingedrungen war. Palladius erzählt, dass er mit eignen Augen gesehen, wie durch das Gebet des Macarius ein diesem zugeführter, von einem Dämon besessener Knabe, dem Macarius seine rechte Hand aufs Haupt, die linke aufs Herz legte, in die Luft gehoben worden und schwebend angeschwollen sei zu einem gewaltigen Schlauch; da habe das Kind plötzlich aufgeschrien und aus allen seinen Gliedern sei Wasser hervorgebrochen; nachdem so der Teufel ausgetrieben, sei die frühere Gestalt wieder zurückgekehrt; mit dem heiligen Oel gesalbt und mit geweihtem Wasser begossen, sei der Knabe von Macarius geheilt seinem Vater zurückgegeben worden 3). Dieses Schweben

1) Rufinus, Hist. mon. c. 1. 2. 7. 9. 11. 28 u. s. w. Nur einmal trifft man einige psychologische und humoristische Wahrheit an, in den Gesichten des jüngeren Macarius c. 29, der in der Kirche bei der Messe sieht, wie vor jedem Mönch ein kleiner Teufel spielt in Gestalt eines braunen Aethiopierjungen, der seinen Mönch zum Schlafen oder zum Gähnen oder Lachen reizt, kitzelt und hinter den Ohren kratzt, zum Beweise, wie die Teufel dem Macarius sagen, quod sine nobis nulla collecta agitur“; bei jeder Messe seien sie auch dabei.

2) An eine Interpolation durch einen Späteren, der etwa das Werk des Rufinus ins Griechische übersetzt und in den Palladius hineingetragen, braucht man kaum zu denken; denn aus dem allein, was Palladius von sich selbst berichtet, ergiebt sich ein Charakter, der Wunder hernahm, wo er sie fand. Die wörtliche Uebereinstimmung zahlreicher Capitel der Hist. Laus. mit Rufinus ist auch in der Migneschen Ausgabe der ersteren überall angegeben, es bedarf hier nicht erst des Beweises.

3) Palladius, Hist. Laus. c. 20 (Migne p. 1059): vn'öyεoɩ

in der Luft war vielleicht nur eine Reminiscenz an die gleichen Wunder der Neuplatoniker ein Jahrhundert zuvor, in deren Kreisen auch Jamblichus seine Schüler,, bei dem Glauben liess, er schwebe beim Gebet zehn Ellen hoch über der Erde" 1), aber der Mönch und Bischof, der jenes Wunder mit angesehen, ist er noch ein glaubwürdiger Zeuge? Und wenn Palladius von eben diesem Macarius, mit dem er drei Jahre in derselben Zelle gelebt, jenes andre Wunder gehört haben will, das ihm angesichts des heiligen Antonius begegnet sei 2), ist da noch von Geschichte die Rede? Fällt nicht von da aus auch ein eigentümliches Licht auf jene angeblich auf Autopsie beruhende Schilderung eben dieses Macarius - des Jüngeren oder des Grossen, des Macarius von Alexandria, dem von der späteren und der modernsten Unkritik 3) die sinnigen und tiefen Homilien zugesprochen worden, der sieben Jahre lang nur von Kohl und faulen Aepfeln sich genährt habe, er, der früher Delicatessenhändler in Alexandria gewesen; der sechs Monate lang sich in einen Morast gelegt, bis er von Stechfliegen so zerstochen war, dass ihn niemand wiedererkannte, nur um sich wegen einer von ihm zertretenen Mücke zu bestrafen; der in der Wüstenreise, als er dem Verschmachten nahe ist, nach zwanzigtägigem Fasten von einer Hirschkuh gesäugt wird, die ihm dann in seine Zelle folgt; der einmal die ganze vierzigtägige Fastenzeit hindurch unbeweglich in dem Winkel einer Klosterkirche der oberen Thebais gestanden und seine Gebete hergesagt, nur um durch diese

πάλιν ἐμεῖς προσηνέχθη τῷ ἁγίῳ Μακαρίῳ παιδαρίσκος ἐνεργούμενος ὑπὸ πνεύματος χαλεποῦ κτλ.

1) Burckhardt, Die Zeit Constantins des Grossen S. 260.

2) Palladius, Hist. Laus. c. 19 (Migne p. 1050). Macarius erzählt, er habe einst den Antonius an ausgesuchten Palmenzweigen arbeiten sehen und ihn um eine Hand voll gebeten; Antonius aber habe die Bitte abgeschlagen, weil geschrieben stehe, du sollst nicht begehren deines nächsten Gut. Aber kaum hatte er dies Wort gesprochen, so seien alle diese Zweige wie vom Feuer geröstet gewesen. Da habe Antonius erkannt, Macarius werde der Erbe seiner Gaben sein.

3) Leider hat man hier nicht nur an Floss und seine sogenannten Quaestiones criticae et historicae de sanctorum Macariorum vit.“ (wieder abgedruckt bei Migne, Ser. gr. XXXIV) zu denken.

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Standhaftigkeit unerkannt die anderen Mönche zu beschämen? 1) Wie diese Mönchstendenz des Palladius ohne Scheu auch die bekanntesten Tatsachen der eignen Zeitgeschichte gefälscht hat, geht aus der Erzählung über die Flucht des Athanasius aus Alexandrien (356) hervor. Während es bekanntlich feststeht, auch durch das eigne Zeugnis des Athanasius, dass er sich in die Wüste gerettet und in dieser Zufluchtsstätte den Tod des Constantius abgewartet, lässt Palladius ihn sich verborgen halten in dem Hause einer nicht viel über zwanzigjährigen, wegen ihrer ungewöhnlichen Schönheit berühmten und vom Klerus gescheuten alexandrinischen Jungfrau, kraft eines göttlichen Befehls, sechs Jahre hindurch, und erst als die Nachricht vom Tode des feindseligen Kaisers nach Alexandrien kommt, erscheint er plötzlich wieder im Abendgottesdienst derselben Kirche, aus der er vor Jahren geflohen: und auch für dieses Märchen hat Palladius seinen Zeugen in jenem Mädchen selbst, die er als siebzigjährige Greisin in Alexandrien gesprochen haben will 2). Dass bei solcher auf Erfindung beruhender Zurechtmachung der Geschichte nichts von dem, was Palladius sonst noch über Antonius und Athanasius berichtet, trotz aller scheinbaren Zuverlässigkeit und Naivität der Darstellung, Beweiskraft hat, darf nicht erst hervorgehoben werden 3), ebenso wenig

1) Vgl. das 19. und 20. Capitel der Hist. Laus.

2) Palladius, Hist. Laus. c. 136: „παρθένον οἶδα τὴν ἐν ̓Αλεξανδρείᾳ, ἣν κατείληφα ὡς ἐτῶν ἑβδομήκοντα κτλ. Als Grund habe Athanasius angegeben, ausser dem göttlichen Gebot: „zatéqvyov no̟ò̟s έzɛívyv, πρὸς ἣν ὑποψίαν οὐδεὶς ἐδύνατο ἔχειν ὡς πρὸς ὡραῖαν, καὶ νεωτέραν, δύο μνηστευσάμενος, τὰ καλὰ καὶ τὴν σωτηρίαν αὐτῆς· ὠφέλησα γὰρ αὐτὴν καὶ τὴν ἐμὴν δόξαν (!) καὶ ἀσφάλειαν.

3) So wird seine Angabe (c. 4), dass Didymus ihn zu Alexandria in seine Zelle zu kommen genötigt, in der auch der heilige Antonius drei Mal gewesen, schon verdächtig durch die unmittelbar sich anschliessende, ganz schablonenmässige Erzählung, wie Didymus ihm das in der Todesstunde des Julian erhaltene Gesicht mitgeteilt: „εἴπατε Διδύμῳ· σήμερον ἑβδόμην ὥραν ἐτελεύτησεν Ιουλιανός." Fast mit denselben Worten wird die gleiche Offenbarung den Mönchen Pammon und Theodorus zugeschrieben, die sie dem Athanasius mitgeteilt (Athanasius, Opp. I, 2, 869): ,,ταύτῃ τῇ ὥρᾳ ανηρέθη Ἰουλιανὸς ἐν τῇ Περσίδι." Palladius (c. 1) ist es auch, der den Isidorus, den andern sagenhaften Begleiter des Athanasius.

wie irgend jemand, der sich durch diese Mönchsliteratur des endenden vierten und des fünften Jahrhunderts durchgearbeitet, noch zweifelhaft sein wird, dass wir in ihr nur den immer gehaltloseren Aufguss auf den gefälschten Stoff zu geniessen bekommen, den die Vita Antonii und die beiden grössten geistlichen Faiseurs jener Periode, Hieronymus und Rufinus, zusammengebraut haben 1).

Und dennoch, trotz aller Wunder und aller tendenziösen Erdichtung, ist in diesen ältesten Eremitenromanen so viel für die ganze äussere Erscheinung des ägyptischen Mönchtums und indirect auch für die Genesis desselben Charakteristisches enthalten, dass der Versuch nicht hoffnungslos ist, diesen Spuren nachzugehen. Denn grade die Bilder der in ihren Bergzellen oder Felsengräbern oder in Pyramiden Men

auf der Flucht nach Rom (341) einführt, was ebenso viel geschichtlichen Wert hat, wie wenn er seinen Hauptheiligen (Macarius den Grossen) sich mit dem Gedanken tragen lässt, nach Rom zu gehen oixovouías zúgv (Migne p. 1060).

1) Die Ausbildung einer auch in den Sagen des Mittelalters beliebten Legende aus dem Leben des heiligen Macarius giebt dafür ein recht significantes Beispiel. Bei Rufinus, Hist. eccl. II, 4 legt eine Löwin, die in einer Höhle neben Macarius haust, ihr blindes Junges dem Heiligen vor die Füsse, damit er es sehend mache. Er erfüllt ihre Bitte und erhält nicht lange darauf von ihr zum Dank zahlreiche Felle von Schafen, die sie todtgebissen (morsu oris enectas). Hier bedenkt sich Macarius keinen Augenblick, die Gabe anzunehmen, ebenso wenig wie der, mit Macarius wohl identische Einsiedler aus der Gegend von Memphis bei Sulpicius Severus, Dial. I, 9, bei dem aber aus dem einen schon fünf junge Löwen und aus den Schaffellen ein seltnerer Pelz geworden (inusitatae ferae pellem). Palladius dagegen, der es von Paphnutius, dem Schüler des Macarius, gehört haben will (Migne, c. 20, p. 1060), verwandelt die leaena des Rufinus in eine Hyäne (vaiva) und lässt seinen Heiligen ihr Geschenk erst dann annehmen, als sie ihm, nach einer Strafpredigt über ihre Mordlust, durch Neigen ihres Hauptes schwört, nie wieder einen Mord zu begehen. Dieses séviov tys vaivηs habe dann Macarius dem heiligen Athanasius, und dieser wieder der heiligen Melania vermacht; von der letzteren weiss es Palladius selbst. Freilich ist Melania erst lange nach dem Tode des Athanasius nach Alexandria gekommen (auch nach Hieronymus, Chron. II, 198, in der 289. Olympiade). Was für Kummer hat es doch dem frommen Tillemont gemacht, diese historischen Widersprüche und Unmöglichkeiten auszugleichen! (Mém. eccles. VIII, 812 sq.)

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schenalter hindurch sich einschliessenden Eremiten, jene reclusi oder xexhaoμévoι, die nur ,, per fenestram se videnέγκεκλεισμένοι, dum praebebant“ oder durch die zu diesem Fenster ausgestreckte Hand die Kranken heilen und den Segen spenden 1), diese ältesten und eigentümlichsten Formen der Askese weisen nur zu deutlich auf Analogien hin, die sich schon in der vorchristlichen Zeit Aegyptens zahlreich finden, und deren religiösen Charakter grade die neueren ägyptologischen Untersuchungen dargetan haben.

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V. Schon aus Porphyrius wusste man von Asketen in ägyptischen Tempeln, die, vom Volk getrennt, auf Palmenblättern schlafen, keinen Wein trinken, keinen Fisch essen, niemals lachen, ihre Hand stets unter ihrem Mantel verborgen halten 2), wo namentlich die Enthaltung von Fischen an die mit der Osirismythe zusammenhängenden Verbote erinnert. Aus den in den letzten Decennien entzifferten griechischen Papyrushandschriften, die zum grossen Teil aus dem ehemaligen Tempelgebiet von Memphis stammen - dem Hauptheiligtum des ägyptischen Serapiscultus der Ptolemäer- und der Kaiserzeit und die in das britische Museum in London, in den Louvre und die ehemals kaiserliche Bibliothek in Paris gekommen sind, ergiebt sich aber mit voller Evidenz, dass schon mit dem Dienst des Serapis, bekanntlich des in der alexandrinischen Zeit in Aegypten vor allen verehrten Gottes, ein vollständig organisirtes Mönchs- und Klosterwesen verbunden war. Während das Therapeutentum Philos in seiner Zeit ganz isolirt dasteht, mit dem ägyptischen Volksleben in gar keine Berührung gekommen ist, am wenigsten mit dem Oberägyptens, und nach der Mitte des ersten Jahrhunderts unbedingt spurlos verschwindet, daher schon deswegen für die Entstehung des Mönchtums ohne jede Bedeutung ist, lässt sich jenes Mönchtum des Serapis urkundlich durch Jahrhunderte verfolgen. Seine uns erhaltenen Haupt

1) Vgl. Rufinus, Hist. mon. c. 1. 6. Palladius, Hist. Laus. c. 43: „ ἐγκεκλεισμένος καὶ διὰ θυρίδος λαμβάνων κτλ. c. 5: „ ἐν μνήματι ἑαυτὴν ἐγκαθεῖρξεν, vgl. 85. 96 1.

2) Porphyrius (De abstinentia IV, 6) nach Chairemon, dem Stoiker, bei Müller, Fragm. hist. graec. ed. Didot III, 497.

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