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männer immerdar protestirt haben, die geschehene Wahl einer Recognition zu untergeben. Also kam es auf Anordnung der Fürsten zu Synoden in beiden Ländern. Aber nicht die Beratung der zu Etampes Versammelten, die unvergleichliche Autorität des einen Bernhard entschied die Majorität der Stimmen für Innocenz II. Und als dieser, vor der wachsenden Opposition in Italien weichend, im September 1130 zu St. Gilles landete, fand er in demselben, welcher als Redner seinen Pontificat verteidigt hatte, auch den tatkräftigen Beschirmer desselben. Er war es, welcher den König Ludwig von Frankreich dazu bestimmte, in St. Benoit die cerimonielle Huldigung darzubringen; gleicherweise den englischen Heinrich I., in Chartres dasselbe zu tun. Er war es, welcher den deutschen König Lothar zur Anerkennung seiner Sohnespflicht nötigte. Auf dem denkwürdigen Congresse zu Lüttich (Ende März 1131) hat er die Verhandelnden geeinigt. Als Lothar die Rückgabe der Investitur als Preis für den endgültigen Vollzug der Obedienz verlangte, ward er durch die zurechtweisende Rede des grossen Cisterciensers entwaffnet und empfing, ohne diese Gewähr, am 29. März die deutsche Krone, die Verheissung der kaiserlichen. Die damals schon verabredete Romfahrt sollte diese erfüllen. Und als die zu dem Ende angeordneten kriegerischen Vorbereitungen einigermassen beendigt waren, zog ebenfalls ausgemacht war der Papst nach Oberitalien voraus, daselbst das deutsche Heer zu erwarten. Aber als ein mächtigerer, wenngleich mit einer Rüstung nicht versehener Begleiter gesellte sich ihm auf seinen Wunsch der Abt von Clairvaux bei. Dieser blieb seine Stütze, als die römische Welthauptstadt dem grösseren Teile nach von Lothar erobert, am 8. Juni 1133 die Kaiserkrönung vollzogen, sogleich darauf die Rückkehr der deutschen Streitkräfte ins Vaterland übereilt war. Wer ihn in Genua walten sah, konnte den ordnenden Staatsmann im Mönchsgewand bewundern. Das im Verfolg der antirömischen Tendenz so stolz auftretende Mailand ward an derselben irre, als es von Bernhards zweiter Ankunft in Italien hörte. Damals (1135) ging eine Anzahl Mailänder Kleriker ab, den Reisenden als Mittler

wie

zwischen der Stadt des heiligen Ambrosius und dem römischen Innocenz anzurufen. Und als er später persönlich sich aufmachte, den demütigenden Act der Versöhnung zu vollziehen, eilten ihm das ganze Volk, Hohe und Niedrige zu Fuss und zu Pferde entgegen. Selig priesen sich diejenigen, welche ihn sehen, ihn hören konnten. Man küsste ihm die Füsse, man zerstückelte seine Kleider, um eine heilige Reliquie nach Hause zu tragen; Leidende wurden hergebracht, dass er sie heile. Auf seinen Wink wurden alle Arten des Kirchenschmucks von Gold und Silber eingeschlossen; Männer und Weiber kleideten sich in härene Gewänder."

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Ohne Zweifel nicht für immer, sondern nur so lange, als der unmittelbare Eindruck des Mannes währte. Eine bedeutungsvolle Spur seines geschichtlichen Lebens bleibt die Scene dennoch, aber scheinbar rätselhaft im Vergleich mit einer andern.

Etwa zwei Jahre nachdem das in Mailand geschehen war, forderte Arnold von Brescia eine ähnliche Socialreform von dem Klerus, von den Mönchen. Die in Reichtum schwelgenden Geistlichen, die Aebte der Klöster sollten Entsagung üben oder zu derselben gezwungen werden: das war das Ziel seiner kirchlichen Demagogie. Wo sind die Nachfolger der armen Apostel? Diejenigen, welche sich also nennen, sieht man hineingezogen in den weltlichen Verkehr, überbürdet mit irdischem Besitz, durch Belehnung mit den Regalien zu Vasallen des Kaisers geworden. Die Friedensboten des Evangeliums ziehen zu Felde mit dem Schwerte in der Hand. Und daheim sieht man sie die Güter vergeuden, welche die darbenden Armen erquicken könnten.

In diesem Sinne das apostolische Leben durch eine reinigende Erschütterung der ganz weltförmig gewordenen Hierarchie wiederherzustellen, ist das Ziel der Agitation des Mannes von Brescia. Und nicht auch das der Sehnsucht

Bernhards?

,,Könnte ich doch sehen die Kirche Gottes vor meinem Abscheiden, wie sie in der Vorzeit war, als die Apostel die Netze auswarfen, nicht um Gold und Silber, sondern die Selen einzufangen. O! wenn ich sie doch schauete, die Braut

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des Herrn in solchem Glauben, in solcher Reinheit der Sitte!" ruft er aus. Und als im Jahr 1145 mitten in den Wirren, in welchen in Rom Arnolds Reformideen praktisch geworden waren, sein einstiger Zögling, der Abt des italienischen Cistercienserklosters des heiligen Anastasius, als Eugen III. auf St. Peters Sitz erhoben ward, schrieb er an dessen Wähler im Tone des Erstaunens, des Vorwurfes. Es ist die innere Wahrheit des Bewusstseins von dem Gegensatze des asketischen Katholicismus und des hierarchischen, welche in diesen Zeilen zu Worte kommt. ,,Diesen Cistercienser, den Mann, mit Lumpen bedeckt, habt Ihr mit Gold und Silber bekleidet, den im Kloster Begrabenen wieder auferweckt, der dem ursprünglichen Gelübde nach in ausserordentlicher Weise zum Dienst Verpflichtete soll nunmehr herrschen!" ruft der Briefsteller in Unmut aus. Er fürchtet mehr das Verführerische der neuen Würde, als dass er Glück wünschen könnte; er jubelt, wie er gesteht, aber mit Furcht und Zittern. Im Hinblick auf Eugen quält ihn der Gedanke an die ausserordentliche Verantwortlichkeit dieses Amtes. - Schon in diesem Schriftstück dämmert die Einsicht in das Zwitterhafte der damaligen Hierarchie: der apostolische Name, welchen sie trägt, und die Machtstellung ihres Regiments wollen sich dem Schreiber nicht vereinigen. Das spätere Buch,,von der Betrachtung" ist dieser Antithesen voll. Das Leben der Apostel ist, meint er, so ganz anders gewesen, als das des apostolischen Vaters. Sie wollten nicht gebieten über die Gemeinde, sondern Genossen ihrer Freude sein. Kostbarkeiten hatten sie nicht, wohl aber die Macht des Wortes und die Wunderkraft. „Ihr Regieren war ein Dienen, der Dienst im Worte", heisst es an einer Stelle, welche selbst dem sprachlichen Ausdrucke nach mit einem Satze des reformatorischen Bekenntnisses zusammentrifft. ,, Im Prachtgewand, mit Edelsteinen geschmückt, bist Du nicht der Nachfolger des Petrus, sondern des Constantin. Wohlan, wage Dir zuzueignen entweder durch die Herrschaft den Apostolat, oder durch den Apostolat die Herrschaft. Schlechterdings musst Du Dich des einen oder andern begeben. Wenn Du beides behalten willst, wirst Du beides verlieren", weissagt Bernhard dem Papste.

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Gleichwohl hat er selbst dieses Dilemma nicht entschieden. Ja es beherrscht unaufgelöst vielmehr sein eigenes Gedankenleben, also, dass es sich in widerspruchsvollen Strömungen bewegt. Er predigt die Entsagung. Dennoch folgt wenige Blätter darauf eine die bestehende Pontificalgewalt preisende Rede. Und wie hat er diese auch praktisch unterstützt grade unter Lucius' II. Nachfolger! Aus seinem eignen Munde vernehmen wir die Angabe, die Leute sagten, nicht Eugen III., Bernhard sei dermalen Papst. In der Tat blieb er der beherrschende Meister, der Mann, welcher St. Peters Stab in der Hand hielt, den schüchternen Schüler oft genug mit Zurechtweisungen nicht eben sanfter Art überraschte. Jener fordert und straft, giebt Anleitung und weiss zurückzuhalten, verkündigt die apostolischen Ideale und - kann sie doch selbst nicht erfüllen. Neben jenem spiritualistisch gedeuteten Primat erhält sich selbst in seiner theoretischen Lehre der gewöhnlich hierarchische; neben der Vorstellung von dem Petrinischen Priestertum der Demut die andere von der Vollmacht zur theokratischen Weltherrschaft. Vollends wo es gilt zu handeln: da zerrinnen jene Ideale gleich Nebelgebilden. vor dem sinnlichen Glanze der in ihren Domen, in der Grossartigkeit der Institutionen, in dem Gange durch die Jahrhunderte als Realität sich aufdringenden römisch-katholischen Kirche. Diese, nicht jene, zieht ihn durch die Uebermacht des Zaubers in ihren Dienst. Brechen ernste Gefahren heran, er wird, alle Mystik, alle Askese, alle Kritik vergessend, ihr Herold und Retter, eben darum der heftigste Gegner Arnolds von Brescia. Mit der ganzen Leidenschaftlichkeit eines Eiferers verfolgt er diesen Ketzer. Die Römer, im Begriff, dessen Pläne, den Bernhardinischen Gedanken mehr als nur ähnlich, auszuführen, werden ob des Aufruhrs gegen die apostolische Autorität bedroht.

Fühlt er sich abgestossen von dem religiösen Materialismus eines abergläubischen Wallbruders: so kommt er wohl dazu, ihn durch eine idealisirende Deutung zu belehren. Das sei die wahre Kreuzfahrt, meint er, dem Gekreuzigten das Kreuz nachzutragen als sich abhärmender Asket; der Kampf gegen die sündhaften Neigungen erscheine heilsamer

als das Waffengeklirr in dem heiligen Lande. Seine Contemplation wusste überdies von einem andern Weg als demjenigen, welchen die kriegsgerüsteten Pilgerscharen wandelten, von einem andern Jerusalem, als das war, welches diese suchten. Trotzdem hat derselbe Mystiker dazu mitgeholfen, die Genossenschaft zu gründen, welche die sinnliche Stadt beschirmen sollte. Der Orden der Tempelherren, jene, wie er urteilt, gottgeweihte Streitschar, in welcher das Bild des betenden Mönchs und des schlagfertigen Ritters verschmolzen ist, wird von ihm eingesegnet, in Worten überströmender Begeisterung gefeiert. Er verherrlicht die geistliche Pilgerschaft der Askese, welche der friedliche Klosterbruder in seiner Einsamkeit auf sich zu nehmen hat. Nichts desto weniger ist er der Schöpfer der zweiten grossen bewaffneten Kreuzfahrt geworden, welche die Universalgeschichte nennt. Die Tatsache bleibt unbestreitbar, wenngleich dieselbe anders motivirt ist, als eine weniger kritische Geschichtsschreibung sie darstellt.

Es ist nicht wahr, dass der Fall Edessas, als eine erschütternde Katastrophe im Abendlande empfunden, unmittelbar den Gedanken an eine neue Expedition erweckt habe. Auch weiss die beglaubigte Ueberlieferung nichts von der Ankunft einer dieselbe betreibenden Gesandtschaft des Königs von Jerusalem. Wir haben nur die nach meinem Dafürhalten nicht einmal sichere 1) Nachricht von der Ankunft klagender Boten aus Antiochien. Selbst Bernhard hat zunächst keinerlei Sympathien gezeigt; er antwortete sogar ausweichend, als man vorschnell ihn zur Kreuzpredigt aufforderte. Am liebsten hätte er damals, wie er sagte, sich in sein Kloster für immer vergraben. Erst als Ludwig VII. von Frankreich, durch die Zeitung aus dem Oriente an ein altes, noch ungelöstes Gelübde erinnert und von Gewissensqualen gefoltert, den regierenden Papst aufgefordert hatte, einen Aufruf nach der Weise Urbans II. zu erlassen, und als derselbe am 1. März 1146 ergangen war zugleich mit jenem apostolischen Schreiben,

1) Verhältnismässiger Widerspruch hiergegen bei Kugler, Studien zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs S. 82. 84.

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