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uns Hieronymus selbst den Massstab in die Hand gegeben, in dem eignen Urteil über seinen mit dem Paulus von Theben gleichzeitigen Brief ad Heliodorum 1) und die ungemessen schwärmerische und von Tränen überfliessende Verherrlichung des Mönchtums in demselben, den er später selbst nur als ein Product spielender rhetorischer Phantasie und Schule hinstellte 2).

In einer ernsten Geschichtsschreibung darf von Paulus von Theben als einer geschichtlichen Persönlichkeit und als einem Begründer des Mönchtums nicht mehr die Rede sein.

II. Lassen sich doch im dritten Jahrhundert überhaupt noch gar keine Spuren des Mönchtums finden. Denn jene Asketen des zweiten und dritten Jahrhunderts, mit ihrem Fasten, ihrer Ehelosigkeit, ihrem Eunuchentum, mit ihrem montanistischen Rigorismus oder ihren stoisch - christlichen Idealen, lebten mitten in der Gemeinde und in der Welt; und der erste Versuch, der, wohl gegen Ende des dritten Jahrhunderts, in diesen Kreisen gemacht wurde, sich vor der Welt zu verbergen, erfuhr, wie wir aus einer nachcyprianischen Schrift ersehen, eine strenge Zurückweisung seitens der Kirche 3). Wenn Eusebius von Cäsarea, der Kirchenhistoriker, in den Therapeuten Philos die Asketen seiner Zeit wiederfindet, so ist jetzt allgemein zugestanden, was schon Valesius erkannt hat, dass hier nur jene Asketen gemeint sind, die wir aus Athenagoras, Clemens von Alexandrien, Tertullian kennen. Dass

1) Ep. XIV Migne, V ed. Bened.

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2) Ep. LII, 1 Migne, XXXIV Ben. :,, sed in illo opere pro aetate tunc lusimus et calentibus adhuc Rhetorum studiis atque doctrinis, quaedam scholastico flore depinximus." Dies schliesst nicht aus, dass Hieronymus nicht den Schein hat erwecken wollen, als gäbe er wahre Geschichte; darum der feierliche Eid am Anfang, mit dem er Jesum anruft und seine heiligen Engel" als Zeugen seiner Wahrhaftigkeit. Hieronymus war ein gewandter Journalist, aber er wollte als ein Heiliger gelten; wir beurteilen ihn nach jenem, er wollte nach diesem Gesichtspunkte beurteilt sein; und darum ist eine Rechtfertigung, wie sie Ebert (Literatur des Mittelalters [1874], Bd. I, S. 194, Anm. 3) versucht, unverständlich.

3) In der dem Cyprian untergeschobenen Schrift,,De singularitate clericorum" (in Hartels Ausg. der Werke Cyprians, Bd. III, S. 173 f.) finde ich die erste Spur eines versuchten Anachoretentums; c. 31:,,adhuc

aber Eusebius, als er die ersten Bücher seiner Kirchengeschichte schrieb, nicht lange vor dem Jahr 324, noch von einem Mönchtum nichts wusste, geht zweifellos grade aus der Art hervor, wie er den christlichen Charakter von Philos Schrift „Iɛqì ẞíov dɛwoηtizov“ zu verteidigen versucht 1): gegen solche, die in dieser essenischen Zurückgezogenheit einen Gegensatz zur christlichen Lehre fanden, beruft er sich nur auf die Schilderung der apostolischen Gemeinde in der Apostelgeschichte, ihrer Armut und Gütergemeinschaft, nicht auf gleichzeitige Erscheinungen in der Christenheit selber; von einem christlichen Anachoretentum redet die Kirchengeschichte des Eusebius mit keinem Wort. Ebenso ist den anderen und späteren Schriften, allen seinen ausführlichen Beschreibungen des christlichen Aegyptens, der Biographie Constantins und dem Panegyricus auf ihn (verfasst zwischen 337 und 340, dem Todesjahr des Eusebius), das Mönchtum noch völlig unbekannt 2): eine Tatsache, die überaus befremden muss gegenüber der gewöhnlichen Darstellung, welche dem Mönchtum und vor allem dem heiligen Antonius eine grosse Rolle schon in den Tagen Constantins zuweist.

Denn von einigen Ereignissen, die in der dem Athanasius zugeschriebenen Vita Antonii berichtet werden, und über welche ein Urteil möglich ist auch abgesehen von der allgemeinen Frage nach der Glaubwürdigkeit dieser Vita überhaupt, Begebenheiten, die ganz in das Gebiet der ausführlichsten

habeo quid mirari: cum videam de Christianis plerosque maritos et uxores continentiam destinantes domicilia singularia magis eligere . dicat nunc eunuchorum caritas, dicat ne forte in hac secessione magis conjugalis caritas peccet.

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1) Eusebius, Hist. eccl. II, 17; vgl. Valesius zu dieser Stelle, p. 715 in der Ausg. Turin 1746 und Mangold a. a. O. S. 47-58. Ausserdem Valesius zu Eusebius, H. e. VII, 32. p. 326. Anm. 6.

2) Vgl. namentlich Vita Const. IV, 25 und De laudibus Const. c. XIII. Auch das doppelte Christentum der Dem. ev. I, 8, das vollkommene der Gottgleichen, geht nicht über den Gnostiker des Clem. Alex. als einen ἐν σαρκὶ περιπολῶν θεός hinaus, im letzten Grunde nicht über die Stoiker, wie wir sie aus Diogenes Laertius (VII, 119: 9ɛiovs ɛivai Tovs copoús u. s. w.) und aus Seneca (z. B. ep. 31 der Weise deum in corpore humano hospitantem) kennen. Ueber Narcissus (Eus. H. e. IV, 9) hernach.

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Berichte des Eusebius fallen kann man zuversichtlich behaupten, wären sie geschichtlich, Eusebius hätte sie wissen müssen und würde sie nicht übergangen haben. So die Scene zu Alexandria in der Verfolgung des Maximinus, welcher der Bischof Petrus von Alexandria zum Opfer fiel, wo Antonius, dem Ausweisungsbefehl des Richters ins Angesicht trotzend, das Martyrium suchte, aber nicht fand 1). Eusebius redet wiederholt von der Hinrichtung des Petrus, einmal sehr ausführlich 2), aber er kennt nur hingeopferte Bischöfe Aegyptens; die glänzende Zeugenrolle des Antonius und seiner Mönche würde er sich gewiss nicht haben entgehen lassen. Ebenso wenig das angebliche zweite Auftreten des Antonius in Alexandria gegen den Arianismus 3). Und hätte Eusebius, der so sorgsam alle christlich deutbaren Züge aus Constantins Leben zusammengetragen hat, nichts von dem Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem Antonius erfahren haben sollen, zumal wenn wirklich Constantin an diesen als seinen Vater geschrieben und Antonius an den Kaiser jene aller Kirchenpolitik Constantins hohnsprechende Bussepistel als Antwort hätte ergehen lassen, über welche Männer wie Constantin und Constantius sich gefreut haben sollen? 4) Wie will es sich reimen, dass Constantin und seine Söhne den Antonius wie einen Vater geehrt hätten 5) und dass bei Eusebius sich nicht einmal der Name des Antonius findet? ebenso wenig, wie Sache und Name des Mönchtums, trotz seiner Begeisterung für Askese! Ein um so rätselhafteres Schweigen gegenüber der wiederholten Versicherung des Eusebius, sorgsam alle Zeugen der Wahrheit aus seinem Zeitalter vorzuführen 6).

1) Vita Antonii (in der Benedictiner-Ausg. der Werke des Athanasius [Paris 1698] I, II) c. 46.

2) Hist. eccl. VII, 32; VIII, 13; IX, 6.

3) Vita Antonii c. 69; von den Benedictinern (in der Vita Athanasii, vor dem I. Teil des I. Bandes, p. XX) willkürlich in das Jahr 334 versetzt.

4) Vita Antonii c. 81.

5) Ibid.

6) Z. B. Ende des VII. Buches der Kirchengeschichte.

Es ist

fast leichtfertig, wenn Schaff (Gesch. der alten Kirche, 1867) S. 585

Allerdings in dem Chronicon des Eusebius begegnet uns zwei Mal der Name des Antonius, aber nicht in dem ursprünglichen Bestandteil des Werkes, sondern nur in der selbständigen Fortsetzung des Hieronymus. Weder die griechischen und armenischen Ueberreste der Chronographia, auch nicht die nach Scaliger so genannten Excerpta latina Barbari 1) daraus, noch die eusebianischen Zeittafeln nennen den Antonius; erst Hieronymus hat in dem Teil, der nach seiner eignen Vorrede sein ausschliessliches Werk ist 2), da er nicht nur ,, interpres", sondern auch,,scriptor" sein wollte, den Antonius und den Paulus von Theben und mit beiden zugleich eine literarische Reclame für sich selbst eingeschaltet. Daher hat es gar keinen geschichtlichen Wert, wenn wir in seiner um 380 abgefassten Chronologie zur 279. Olympiade (c. 335) die Bemerkung finden:,, Constantinus cum liberis suis honorificas ad Antonium litteras mittit", und zur 284. Olympiade, in welche Hieronymus die 355 gehaltene Synode zu Mailand verlegt: Antonius monachus CV aetatis anno in heremo moritur, solitus multis ad se venientibus de Paulo quodam Thebeo mirae beatitudinis uiro referre cuius exitum brevi libello explicuimus" 3). Denn die Quelle für diese Angaben, deren Datirung natürlich rein willkürlich ist, wie denn auch alle die in der Kirchengeschichte gläubig fortgepflanzten Jahreszahlen für den heiligen Antonius, sein Geburtsjahr 251, sein Todesjahr 356, allein auf diesem unerschrockenen Hineingreifen des Hieronymus in die geduldige Welt der Zahlen beruhen sind nur zwei Dichtungen, beide aus dem letzten Viertel des vierten Jahrhunderts, die eine, die schon besprochene, des Hieronymus. selbst, die andere dem Athanasius zugeschrieben.

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Betonen wir es, ehe wir zur Besprechung der letzteren

sagt:,,Das ganze nicänische Zeitalter verehrte in Antonius einen Musterheiligen", namentlich gegenüber den angeblichen Belegen bei Tillemont. 1) In dem 1875 herausgegebenen ersten Bande der Bearbeitung des Chronicon von Alfred Schoene.

2) Bei Schoene, Eus. chron. I, 3: a Constantino autem supra dicto anno [XX Constantini] usque ad Consulatum Augustorum Valentis sexies et Valentiniani iterum, totum meum est".

3) Eus. chronicon ed. Schoene II, 192. 195.

übergehen, noch einmal: die Zeitgenossen Constantins und des Eusebius kennen ein christliches Mönchtum noch nicht; damit allein fiele schon die Sage von seinem Ursprung in den Verfolgungszeiten der Kirche.

III. Es ist Zeit, dass sich über das Werk, auf welchem der Glaube an den zweiten oder eigentlichen Gründer des Mönchtums, den heiligen Antonius, beruht, ein sicheres Urteil bildet 1). Es handelt sich hier um eine doppelte Frage: erstlich, ist Inhalt und Tendenz dieser Vita Antonii Geschichte im eigentlichen Sinne; zweitens, kann sie von Athanasius verfasst sein?

Die Anziehungskraft, welche diese Schrift schon in der alten Kirche ausgeübt hat, beruht nicht auf ihren Schilderungen aus der Dämonenwelt, diesen Kämpfen ihres Heiligen mit dem höllischen Heer, die für uns, um mit Burckhardt zu reden, durch Jaques Callot auf immer in das Reich des Burlesken verwiesen sind, es ist vielmehr der spiritualistische Zug, die all diesen Dämonenspuk und Aberglauben mitunter tief unter sich lassende, geistige Erhebung und Freiheit, welche diese Vita von den gewöhnlichen Heiligenbildern der alten Kirche weit unterscheidet und schon für Synesius Veranlassung gewesen ist zu seinem bekannten Wort von der Geistesgrösse des Antonius, der keiner Schule bedurft hätte, weil Geistesblitze ihm die Syllogismen ersetzt 2). Aber sind diese

1) Vgl. Gieseler, K.-G. I, 1. S. 407:,, entweder unecht oder stark interpolirt"; Baur, Christentum des 4. bis 6. Jahrh. S. 300:,, hat Athanasius wirklich die Vita Antonii verfasst..." Den wesentlichen Inhalt der Vita darf man aus zahllosen Bearbeitungen als bekannt voraussetzen, u. a. aus der ausführlichen von Neander (K.-G. II, 2) und Böhringer (auch in der neuen Auflage vom Zeitalter des Arius und Athanasius, Anhang, mit dem veralteten Material); Hases sympathische, so glücklich die Mitte zwischen Wahrheit und Dichtung treffende Skizze hat das Verdienst, den Antonius zuerst wieder in die moderne Welt eingeführt zu haben. Ueber den geschichtlichen Antonius denke ich freilich etwas anders, als mein verehrter Lehrer.

2),,Was ist früher, der Buchstabe oder der Geist?" fragt Antonius die seine Ungelehrsamkeit bespöttelnden Sophisten (c. 73); Toívvv ó vous ὑγιαίνει, τούτῳ οὐκ ἀναγκαῖα τὰ γράμματα. Sein Buch ist die gesammte Schöpfung, wie die spätere Tradition dies Wort fortgebildet. (Socr. IV, 23.)

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