ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Haaren es war der Subprior- und nahm den an die Maria adressirten Brief in Empfang, welchen der Lesemeister vorher Jezzern zu diesem Endzweck gegeben, und welcher neun scholastische Fragen in Betreff der Empfängniß Mariä und der fünf Wundmale enthielt. Jezzer

sprach, wie er gelehrt worden: bist du wirklich die heilige Barbara und kein böser Geist, so lege diesen mit dem Kreuz bezeichneten Brief vor das Sakrament, hinter den Fronaltar im Chor. Bey finstrer Nacht gieng fie in's Chor, die Lichter wurden angezündet — Jezzer follte glauben, sie hätten sich von selbst entzündet — der Brief ward an Ort und Stelle gelegt, und mit einem köstlichen Siegel, Kruzifigen und Blutstropfen versehen. Dann eilten fie zu Jezzern, befragten ihn über die gehabte Erscheinung, giengen mit ihm in die Kirche, fanden den Brief, den sie liegen ließen, und priesen den Schneider glücklich.

In der folgenden Nacht, den 25. März, um ein Uhr, kam die Jungfrau Maria in Gestalt einer weißgekleideten Frau, von Barbara und zweyen Engeln begleitet. Der vermummte Beichtvater sprach: „Bruder Hans, fürchte dich nicht! ich bin Maria, von Christo, meinem Sohne, hergesandt. Er will nicht, daß seine Ehre um meinetwillen ferner geschwächt werde; ihm allein gebührt die Ehre, ohne alle Sünde gebohren worden zu seyn. An diesen Brief, den mir Barbara eingehändigt, und den ich beantwortet, sind zwey Siegel ab den Schlyßtüchlein geschabt, in welche ich meinen Sohn bey der Geburt eingewickelt, und auf jedem ist ein Kreuz vom Blute, so er am Kreuzesstamme vergossen. Du sollst diese überschwengliche Gab' und Gnade deinem Beichtvater und den Vätern des Convents anzeigen, und durch sie verschaffen, daß alles

zierlich eingefaßt, und das größere Siegel sammt þinlänglichen Zeugnissen dem Provinzialen des Ordens, den Conventen in Nürnberg, Basel und Bern und zuleßt dem Papst Julius überliefert werde. Er wird daraus erschen, daß er den Scotum und die Barfüßer wegen ihres Frrthums zu verdammen habe. Das andere Siegel und Kreuz soll im Convent zu Bern aufbewahrt und verehrt werden."

Jezzer rief: o Maria! man wird mir nicht glauben. Gieb mir deine Hand, antwortete fie, ich will dir ein Zeichen eindrücken, wie es noch kein Heiliger empfangen; und damit durchstach sie ihm dieselbe mit einem spißigen dreyeckigen Nagel. O weh! Maria! schrie der neue Heilige. Habe Geduld und freue dich, tröstete sie ihn, daß dich mein Sohn seiner Leiden würdig geachtet; ich werde dich noch mehr besuchen und berichten. Friede sey mit dir! und damit besprengte sie ihn mit Weihwasser, und entfernte fich sammt ihrem Gefolge, bey ausgelöschten Lichtern. Wenige Augenblicke darauf stürzte der Subprior, der die Barbara vorgestellt, schon wieder in Jezzers Zelle, und fragte ihn, warum er so geschrieen habe? Während er den Hergang erzählte, traten auch die Uebri gen herein, fielen auf die Kniee, küßten seine Hand, verbanden sie, bemerkten die blutrothen Kreuze auf den Siegeln, legten ihre Stolen an, nahmen Wachskerzen, beteten die Kreuze an, und trugen diese Siegel oder Schlyßtücher in die Sacristey. Dem Jezzer ließ man Ruhe, zeigte Vertrauten die Heiligthümer, und der Lesemeister deutete in seiner Predigt an Mariä Verkündigung darauf, wie das große und wunderbare Dinge vorgefallen wären.

Die Väter unterrichteten den Jezzer, einige sophistische Fragen an die Mutter Gottes zu thun, wenn fie

ihm noch ferner erscheinen würde; welches noch öfters geschah, namentlich am Palmsonntag Nachts. Der Subprior begab sich nach Ulm zum Provinzialen, dieser war der Meynung, sie sollten den gefährlichen Handel aufgeben, oder wenigstens abwarten, was die vornehmsten Väter, die er zu Pforzheim zusammenberufen wolle, und wobey sich der Prior und der Lesemeister einfinden möchten, für gut finden würden. Zugleich verfügten sich der Schaffner Heinrich Steinegger nach Lüzelflüh, der Lesemeister nach Biel und mehrere Conventspriester in's Oberland, wunderbare Passionen zu verkünden.

Nach Ostern waren die vier Patres wieder beysammen. Zu ihnen gesellte sich der Prior von Basel, der brachte allerley Geräthschaften, Larven u. dgl. mit, sich, und spielte den Zweifler. Ihn zu überzeugen, ward das Sakrament in Jezzers Zelle getragen. Maria kam, trug es auf des leßtern Bitte wieder an seinen Ort, und zerriß die Abhandlung eines Franziskaners von ihrer unbe-` fleckten Empfängniß, welches Buch zu diesem Zweck auf den Tisch war gelegt worden. Ein andermal brachte sie Wachskerzen vom Himmel, betete ein Pater noster, ein Ave Maria, fagte den Glauben her, und schloß mit den Worten: da siehst du Bruder Hans, daß ich Maria und kein böser Geist bin!

Hierauf färbten die Pfaffen zwo Hostien, daß sie ganz wie Fleisch und Blut aussahen; ein getaufter Jude, Namens Lazarus, war ihnen hiezu behülflich gewesen; er ward nachher zu Lips verbrannt. Den Jezzer beredeten fie, die Maria neuerdings zu beschwören, ob sie wirklich die Jungfrau Maria sey; sage sie ja, sollte er sprechen : Zeige mir deinen Sohn und trage dieses (das Sakrament

-

oder die Hostie) hinweg. Donnerstags den 15. April hielten ihn der Prior und der Beichtvater mit süßen Worten und Ermahnungen so lange auf, bis der Subprior und Schaffner den Schwebzug (Maschine, etwas schwebend zu erhal ten, Flaschenzug) zum vorhabenden Betrug mit Schrau ben, Stangen und Seilen so eingerichtet hatten, daß man darauf stehen, und derselbe aus des Schaffners Zelle, die an Jezzers stieß, in Bewegung gesezt werden konnte. Wie die Zurüstungen fertig waren, führten jene Jezzern in seine Zelle und zu seinem Bette, legten ihn selber eilends nieder und zogen den Umhang vor. Nach zehn Uhr kam die Jungfrau Maria (der Lesemeister), Lichter brannten, Glöcklein läuteten, Jezzer sah auf, und erblickte sie zwischen zweyen Engeln - dem Prior und Subprior — und begann die Beschwörung. Sie neigte sich, nahm zwo Hostien, eine weiße und eine rotheleßtere verbarg sie in der Handaus dem Corporale, wies die weiße und sprach: ", das ist mein Sohn Jesus Christus, mein Fleisch und Blut von meinem Leib, und zum Zeichen, daß ich und alle Menschen, mein Sohn ausgenommen, in der Erbsünde empfangen werden, welches ihr dem Papst offenbaren sollt', so wird dies Sakrament augenblicklich in Fleisch und Blut verkehrt werden;" und hiemit ließ sie die weiße Hostie in die Hand fallen, und zeigte die rothe. Ob dieser Verwandlung erschrack Jezzer so gewaltig, daß er den Befehl sich nicht zu regen, vergaß, und gegen die liebe Frau auffuhr. Der Schaffner, Novißenmeister und der Koch, die den Schwebzug hielten, riefen: luget, bey Gott, der Bruder steht auf! Alsobald löschten die Engel die Lichter, und als die Pseudo-Maria die andern Lichter beym Sakrament und die Ampel auch löschen wollte, ergriff Jezzer eine hellbrennende Kerze sammt der Hand der

Maria, welche beyde Hostien in ihren Behälter fallen ließ. Dieß sah Jezzer, erkannte den Betrug, schalt die Väter Schelmen und Buben, weinte vor Zorn, riß die Thüre auf, sah den Prior von Basel davor stehen, schrie ihm aber umsonst zu, hineinzugehen und dieß Werk der Bosheit mit anzusehen, kehrte wieder um und sah, wie die Väter verblüfft von ihrem Gerüste (die Chronikschreiber Anshelm und Stettler nennen es spottweise, der erstere Hahnbaum, der andere Hühnersädel) herabstiegen. Mit größter Mühe beruhigten sie ihn ein wenig, eilten in des Schaffners Zelle, zogen ihre Larven ab, giengen in die Mette, und verschafften sich beträchtlichen Gewinn bey einem Theil der Bürgerschaft und frommen Weibern durch ihre Erzählungen und Vorweisen der rothen Hostie. Der Prior von Basel, der dem Spiel nach dieser Entdeckung nicht länger traute, machte sich aus dem Staube. Bey Jezzern entschuldigten sich die Väter einmüthig damit, fie hätten aus bloßem Zweifel, ob er sie nicht mit Erdichtungen hintergehe, ihn einmal auf die Probe stellen wollen, ob er Betrug von Wahrheit zu unterscheiden im Stande wäre, und gewünscht, ihm das wunderbare Sakrament zu zeigen, welches unsre liebe Frau schon den Abend zuvor auf den Fronaltar gelegt hätte. Dabey beschwuren sie ihre Unschuld hoch und theuer, und da er sich nicht ausreden lassen wollte, das rothe Sakrament sey ein Machwerk von ihnen, machten sie — sich selbst zweifelhaft stellend, ob das nicht möglich sey—in seiner Gegenwart Versuche, geweihte Hostien roth zu färben, welche aber natürlich mißlangen. Jezzer schenkte ihnen allmählig wieder Glauben; der Prior von Bern und der Lesemeister reisten nach Pforzheim in der Markgrafschaft Baden, theilten die Sache den vornehmsten Ordensvätern

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »