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Du sollst sie vermahnen, diesem Uebel vorzubeugen. Meine Empfängniß gehört vor den Papst und nicht vor die Layen," u. s. w. Die Tafel wankte, Jezzer merkte Unrath, stieß sie um, faßte den Lesemeister bey der Gurgel, warf ihn zu Boden, und schalt sie Schelmen und Buben, die nichts als Betrug anrichten könnten. Die Väter sagten weiter nichts darauf, als: fie hätten befürchtet, er würde ihrer Unterweisung nicht gehorchen, darum hätten sie dieß im Namen der heiligen Maria gethan. Mit dieser Antwort war er zufrieden, weil er fie der Ehre der Jungfrau angemessen fand, und war so nachgiebig, daß er noch drey Wochen lang das Passionsspiel mit sich erneuern ließ. Wegen seines Unwillens und Mißtrauens aber, das er zuweilen an Tag legte, ward er stets unter genauer Aufsicht gehalten.

Jezt traten die Väter vor den Rath und begehrten, daß Ausgeschossene in ihr Kloster kämen, die Wunder zu besichtigen und alles anzuhören. Man willfahrte ihnen, Rathsherren und Stiftsherren begaben sich an Ort und Stelle; man führte sie allenthalben herum, zeigte ihnen Jezzer und seine Paßion, das rothe Sakrament, die himmlischen Kerzen, die Kreuze von Blut auf den Lümplein, erzählte ihnen alles, sagte aber dabey, die wahre Ursache dürfe nur dem Papst allein mitgetheilt werden. Auf St. Peter und Paul, den 29. Brachmonat, welche nebst unsrer lieben Frauen die Patronen des Klosters waren, ftellten der Prior und das ganze Convent eine große Feyerlichkeit an, und zeigten dem Volke, das von Stadt und Land in großer Menge herbeyeilte, obige seltsame Dinge, welche auch gebührend verehrt wurden.

Nachdem sich der Rath von den Ausgeschossenen hatte Bericht erstatten lassen, schrieben sie dem Provinzialen, welcher zwey Ordensglieder nach Bern sandte. Diese ermahnten die Väter, den Handel aufzugeben, und in aller Stille abzuziehen, den Jezzer aber, nichts aus der Schule zu schwaßen, seinen Obern gehorsam zu bleiben, und nicht aus dem Kloster zu weichen, bedrohten ihn und ließen ihn einen Eid darauf schwören. Um ihm dieß noch strenger einzuschärfen, verkleidete sich der Prior in den heiligen Bernhard; beym Heraussteigen aus dem Fenster ward Jezzer gewahr, daß er Priesterhosen und Pantoffeln trage, fuhr auf, faßte ihn beym Kittel und warf ihn dergestalt hinunter, daß er eine Zeit lang das Bett hüten mußte.

Wie sich Zweifel, Unglaube und die Sagen von entdeckten Betrügereyen immer mehr ausbreiteten, wurden auch der Bischof von Lausanne, der Prior von Thorberg, Probst und Dekan der Stift und viele andere sowohl geistlichen als weltlichen Standes berufen und beauftragt, eine neue Untersuchung anzustellen; allein vergebens. Der Prior troßte dem Bischof, sie seyèn ihm keinen Gehorsam schuldig; antwortete, wenn Jezzer befragt wurde, und da der Bischof Jezzers Wunden besichtigte und mit ihm einzig reden wollte, mittelst des Dollmetsch Doktor Thüring Frifhard, des Raths, der diesen ganzen Handel und Prozeß zuerst umständlich beschrieben hat; so antwortete Jezzer zwar einfältig, jedoch wohl abgerichtet, bat, man möchte lieber den Prior befragen, der könne besser Auskunft geben; und weil seine vormalige Zelle von den Vätern vorsichtiger Weise war abgebrochen worden, damit nicht das mindeste

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gemerkt werden könne, und jeßt in der veränderten Wohnung der Novizenmeister wohnte, so zog der Bischof unverrichteter Dinge wieder aus der Stadt.

Von nun an wollte Jezzer weder das hißige Getränk einnehmen, noch sich die Wunden mehr verbinden lassen, welche auch bald zuheilten; woraus er den Verdacht schöpfte, sie seyen ihm nicht von der Jungfrau Maria beygebracht worden. Beydes seßte die Väter in Verlegenheit, und mit Liebe und Ernst ermahnten sie ihn, reinen Mund zu halten und zu sagen, die Wunden und Marter seyen ihm von Maria selbst abgenommen worden. Um ihn im Glauben zu befestigen, daß diese in der Erbsünde empfangen und geboren worden, erschien sie ihm wiederum, im Begleit der heiligen Catharina von Senis (Siena), welche auch vormals die fünf Wunden erhalten hatte, und beyde fiengen mit ihren Zusprüchen an. Jezzer erkannte die Stimme, zog ein Brodmesser unter dem Hauptkissen hervor und stieß es der Catharina- es war der Schaffner in den Schenkel. Maria — der Subprior schrie: Hey der Teufel! schlage den verfluchten Lollfeßen ins Angesicht! und riß ihm das Messer aus der Hand. Catharina schlug ihn auf den Backen, daß er acht Tage geschwollen war; der Schneider ergriff einen Hammer und traf sie auf's Haupt, daß sie taumelte; Maria wollte ihm eine Kanne anwerfen, verfehlte ihn aber, der Wurf gieng durchs Fenster und zerbrach acht Scheiben; Jezzer lief hinaus und holte den Prior und den Lesemeister, welche ihn zuleht zur Ruhe brachten. Ein gutes Mittel, ihn wieder zahm zu machen, bedünkte sie, wenn sie ihn für einen Kirchendieb ausgäben. Sie wollten ihn daher mit einigen Zierrathen

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und Kleinodien, die sie bereits auf ihre vorhabende Flucht beyseits gelegt, beschenken; er wollte sie aberein schönes Paternoster ausgenommen als Sachen, die dem Kloster gehörten, nicht annehmen. Es ward ruchtbar, daß Verschiedenes ab Handen gekommen; die Väter schoben die Schuld auf Jezzern, er auf sie; es sab von Tag zu Tag mißlicher aus.

Es fiel ihm auf, daß oftmals des Nachts Speise und Trank in des Priors Stube getragen wurde. Nach allem was vorgegangen, war er frech genug unangemel det hineinzutreten. Da fand er zwar zu drey verschiedenen Malen seine frommen Väter in weltlicher Kleidung, in Seide und Sammet, das Baret auf dem Kopfe, den Degen an der Seite, unter hübschen Dirnen bey vollen Bechern fißen. Voll Aerger und Erstaunen bricht er in die Worte aus: der Teufel hat euch besessen! wie, wenn das die Herren von Bern wüßten! Verfluchter Lollfezen! schrie ihm der Prior entgegen, das geht weder sie noch dich etwas an, was wir hier im Kloster treiben! Das find Schwestern und Basen von uns. Wie darfst du deine Väter so überlaufen?

Jezt hielten sie es selbst für rathsam, ihm Einiges zu entdecken, ihn zu ihrem Helfershelfer zu machen, und durch die Vorstellung, wie sehr er sich um Kloster und Orden verdient machen würde, zu bewegen, den Trank und die Wunden noch einmal anzunehmen. Jezzer schäumte vor Zorn, da er nun bestimmt vernahm, was er bisher zum Theil nur vermuthet hatte. Bitten und Drohungen und Beweise, daß, da sie eigentlich bey dem allem nichts Böses, sondern nur die Ehre der Mutter Gottes und ihres Klosters im Auge gehabt hätten, ihre

List und Unternehmung im Grunde keine Sünde gewesen, wurden umsonst an ihn verschwendet. Da legte ihm der Beichtvater im August 1507 wegen seines Unglaubens und Ungehorsams gegen seine Obern die Buße auf, sich mit einer Kette drey Streiche auf den Rücken zu geben, und wenn er sich schlafen lege, sich damit zu umgürten. Jezzer beobachtete beydes. Am andern Morgen traten die Pfaffen zu ihm herein, erneuerten ihre Vorschläge, und da er sie standhaft abwies, zogen sie die Kette eng um ihn herum, hängten ein Malzenschloß daran, und drohten, ihm einen Knebel in den Mund zu stecken, wenn er schreyen würde. Drey Tage und drey Nächte lag er in diesem jämmerlichen Zustande, ohne daß er schlafen, essen, trinken noch sich rühren konnte, und die Kette verwundete seinen Leib. Stund für Stund kamen die Henker ihn zu fragen, ob er einwilligen wolle. Nein! lieber will ich sterben, war stets seine Antwort. Endlich als ihm der Subprior mit einem glühenden Pfannenstiel drey Löcher in den Arm gebrannt hatte, und damit fortzufahren drohte, schwur er auf das Meßbuch, von ihren Betrügereyen und Heimlichkeiten nichts zu offenbaren; da liessen sie ihn los.

Ein andermal brachten sie ihm das rothe, vergiftete Sakrament, und ermahnten ihn, dasselbe zu geniessen. Er weigerte sich; da warfen sie ihn zu Boden, schlugen ihm die Beine in Eisen, öffneten ihm den Mund mit Gewalt, steckten ein Holz zwischen die Zähne, schoben die Hostie hinein, und liessen das so lange währen, bis fie glaubten, die Materie wäre zergangen. Aber kaum war er frey, spie er das Meiste wieder aus, so daß er mit Uebelkeit davon kam.

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