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menschlichen Geistes, der Kunst und Gelehrsamkeit wurden im Laufe dieser Kriege und Völkerüberschwemmungen theils verstümmelt, theils vernichtet, und das Menschengeschlecht wird diese ihm dennzumal geschlagenen Wunden niemals heilen, diese Verluste nie erseßen können.

Die rohen Völker behandelten anfänglich die Ueberwundenen mit der Härte und dem Uebermuth eines wilden Siegers; aber bald einst wie betäubt durch den großen Vorsprung, den die leßtern in Allem hatten, was Sinn und Geist betraf, und von jeher an Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Priester gewöhnt, fiengen sie an, ihre Einfalt dem höhern Verstand zu unterwerfen, den christlichen Glauben anzunehmen, und ihre alten Gebräuche demselben anzupassen. Die christlichen Lehrer begannen ihr Befehrungsgeschäft gemeiniglich bey den Weibern, den Königinnen, weil sie da leichtern Eingang fanden, und diese halfen dann treulich am Seelenheil ihrer Männer arbeiten. Sobald aber ein König sich taufen ließ, folgte gemeiniglich das ganze Volk nach. Auf diese Weise wurden bekehrt und getauft: Theodorich der Große, König der Gothen und Herr von Italien (im J. 493), die Franfen unter Clodoväus (496), die Longobarden auf Antrieb ihrer Königin Teudelinde (587), die Angelsachsen und ihr König Edelbert durch des leztern Gemahlin (603). So nahm das Christenthum in Quantität herrlich zu, aber in der Qualität erbärmlich ab. Die bereits im vorigen Zeitraum gerügten Gebrechen dauerten nicht nur fort, sondern vermehrten und verstärkten sich mit neuen. Der Glaube ward Aberglaube, und desto heilloser, weil die tiefste Unwissenheit dazu kam. Das öffentliche und besondere Unglück so vieler Länder und

Menschen, die unterjocht und ausgeplündert worden waren, ließ wenig Aufmunterung, wenige Hülfsmittel in den ohnehin schon verfallenen Wissenschaften übrig, und das goldene Zeitalter der römischen Litteratur war längstens vorbey. Die Musen wurden Nonnen, die Klöster ihr Zufluchtsort; aber was einzelne Mönche und Geistliche leisteten, die einzigen, die im Fache der Gelehrsamkeit noch etwas arbeiteten, war so dürftig und mittelmäßig, daß sie nur mit einem gewissen Scheine davon die Weltlichen blendeten. So entstand allmählig die Unwissenheit, die stumpfe Gefühllosigkeit gegen alles Hohe und Wahre, der jämmerliche Religionsverfall unter den abendländischen Christen, mit einem Wort die ganze Barbarey des Mittelalters, wo Finsterniß die Erde deckte und Dunkel die Völker.

Staatsflug aber wie die Druiden und Priester der alten heidnischen Welt benußte die christliche Geistlichkeit ihr Ansehen, das desto höher stieg, je tiefer die übrigen Stände in jeder Art von Erkenntniß sanken. Mit Fleiß suchte sie dieselben in der Unmündigkeit zu erhalten, um fie desto leichter zu beherrschen, drängte sich überall zu Staatsgeschäften, zur Leitung wichtiger öffentlicher oder häuslicher Angelegenheiten hinzu, und weil sie in der That bald die einzigen waren, die lesen und schreiben konnten, so wurden sie auch viel und gern dazu gebraucht, und gründeten auf diese Unterdrückung des Verstandes ein fürchterliches Machtgebäude, dessen Dauerhaftigkeit sich durch mehrere Jahrhunderte bewährte. Durch die Schenfungen und Stiftungen, die den Kirchen und Klöstern aus falsch verstandener Frömmigkeit gemacht wurden, erwarb sich der Clerus unermeßliche Reichthümer, weit

läufige Liegenschaften, widerrechtliche Privilegien, und im Namen und unter dem Vorwand der Religion wußte er sich alles unterwürfig zu machen, zum größten Nachtheil der Ausbildung des menschlichen Geistes in jeder Hinsicht.

In die Mitte und gegen das Ende dieses Zeitraumes fällt die Epoche Mahomeds und der Ursprung der mächtigen Khalifate im Orient, Nordafrika und Spanien. Freylich brachten die Araber, auch Saracenen und Mauren genannt, durch ihre schnellen Siege und ausgedehnten Eroberungen das Bekenntniß des Christenthums in engere Grenzen zurück; aber indem sie Philosophie, Mathematik, Geschichte, Astronomie und die Arzneykunde mit vielem Eifer und Glück betrieben, schadeten sie wenigstens der Ausbildung der Anlagen und Geißteskräfte, so im Menschen liegen, nicht nur nicht, sondern erregten dadurch eine rühmliche Nacheiferung selbst in den angrenzenden Ländern der Christenheit, so daß viele aus diesen die hohen Schulen der Mauren in Spanien bezogen. Auch die schöne Blume der Ritterschaft, die in den Kriegen der Saracenen und Christen aufblühte, wenn nicht gar alles, was Tasso und Ariosto sangen, Fabelwerk ist,-gab der Sittlichkeit einen neuen Aufschwung. Ehrerbietige, keusche Liebe, Beschüßung der Unschuld, ritterlicher Handschlag, treue Freundschaft, treues Halten des gegebenen Worts und edler Muth wurden dadurch geweckt, und diese Tugenden waren unstreitig christlicher als der Pharisäismus und Charlatanismus der Pfaffen und der Gößendienst der Layen. Denn fast verdient diesen Namen der Bilderdienst, oder die außerordentliche Hochachtung, die man den Bildern Jesu, der Jungfrau Maria und so

vieler Heiligen bewies, und welcher, schon im fünften Jahrhundert entstanden, in der Folge so schreckliche Stürme besonders im griechischen Kaiserthum verursachte. Zu diesem neuen Frrthum gesellte sich noch der Glaube, daß die Fürbitte der Heiligen bey Gott etwas ausrichte, daß man sich im Gebet auch an dieselben wenden dürfe, und die Lehre vom Fegfeuer (im J. 600) oder einer Neinigung der Seele nach dem Tode.

Der dritte Zeitraum geht von Karl dem Großen bis zur Reformation, oder vom Jahr Christi 800-1517. Kaiser Karl, einer von den wenigen, denen der Beyname der Große mit Recht beygelegt wird, war ein hellschimmerndes Meteor in finsterer Nacht. Unsterblich find seine Verdienste, unermüdet waren seine Bemühungen, der Religion und Gelehrsamkeit wieder aufzuhelfen. Er berief die wenigen Gelehrten, die noch zu finden waren, und unter denen der Engländer Alcuin der vorzüglichste war, an seinen Hof, legte Schulen und Bibliotheken an, ermahnte die Geistlichen zum Studiren, veranlaßte die Abfassung einiger nüßlicher Schriften, kurz er that alles, was in seinen Kräften stand, um einen reinen Gottesdienst und Liebe zu den Wissenschaften herzustellen und aufzumuntern. Allein, so wie ein Sterbender noch einmal sein Haupt aufrichtet, um es dann für immer niederzulegen; so wie die Sonne an einem trüben Herbsttag für einige Minuten den Nebel durchbricht, dieser dann wieder die Oberhand gewinnt; so löschte auch mit Karls Tod das aufgegangene Licht wieder aus. Das einzige, was die Mönche noch etwa leisteten, war, daß sie die Schriften der alten Römer und Kirchenväter abschrieben, und König Alfred in England (im J. 900), der in Karls Fuß

stapfen trat, und mit rühmlichem Eifer die Wissenschaften beförderte, der berühmte, scharfsinnige und gelehrte Johann ScotusErigena, Lehrer zu Oxfort zur selben Zeit, und Kaiser Otto I. ( im F. 970) und wenige andere machten seltene Ausnahmen von der allgemeinen Erschlaffung. Das Uebel nahm daher immer mehr überhand. Die Religion wurde nicht mehr aus der heiligen Schrift, sondern aus den Kirchenvätern, aus den Canones der Concilien, d. h. aus den Verordnungen der Kirchenversammlungen, ja sogar zuleßt aus elenden Legenden und dem Aristoteles gezogen. Frömmigkeit hieß die Beobachtung der täglich zunehmenden Ceremonien, dergleichen die Wallfahrten, die Anrufung der Heiligen, das Herplappern vieler Gebete, die Büßungen des Körpers für die Sünde, und besonders die ganze Lebensart der Mönche waren. Wer etwas anders lehrte und solchen Mißbräuchen zu steuern suchte, wie z. B. Berengarius, ein scharfsinniger Geistlicher in Frankreich, der das Abendmahl wieder nach dem Zwecke seines Stifters gefeyert wissen wollte, wurde aufs heftigste verfolgt (im J. 1074).

Zu einer fürchterlichen Höhe stieg in diesem Zeitraum die Macht der Päpste. Schon lange hatten fie mit den Patriarchen von Constantinopel, Alexandrien und Antiochia, mit welchen sie den gleichen Titel trugen, um den Vorrang gestritten, hatten endlich durch ihre Residenz in Rom, der Hauptstadt der Welt, durch die Schenkungen, die sie von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern erhielten, und aus vielen andern Umständen und Gründen mehr den Sieg davon getragen, und waren jezt nicht nur geißtliche sondern auch weltliche

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