Vorrede. Die Quellen, woraus dieses Werk zusammengetragen worden, find bereits in der Vorrede zu jenem kleinen Volksbuche, das vom nämlichen Gegenstände handelt, angegeben, und werden in diesem häufig citirt. Noch dieses ist beyzufügen, daß das erste und dritte Kapitel der Einleitung größtentheils aus Schröfhs Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte, und aus Spittlers Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche, das zweyte Kapitel aber aus Wirg's helvetischer Kirchengeschichte, bearbeitet nach J. J. Hottinger, gezogen find. Die Jezzergeschichte wird nach Anshelm und Stettler, aber viel kürzer erzählt. Da von der protestantischen Kirche über die in der Disputation bestrittenen Materien schon längst abgesprochen ist, so dürfte der Auszug aus derselben wohl manchem allzu lang vorkommen. Allein wenn man einen Begriff davon geben wollte, wie und worüber dispu tirt wurde, konnte derselbe, zumal auch wegen der sich stets anreibenden Gedanken- und Schlußfolge, nicht wohl kürzer gemacht werden; und wenn man bedenkt, wie der Katholicismus immer, heimlich und öffentlich, auf's Proselytenmachen erpicht ist, mag dieser Auszug, der die Hauptsäße der römischen Kirche widerlegt, vielleicht noch immer seinen Nußen haben, und noch heut zu Tage Vielen klar machen, auf welcher Seite Wahrheit oder Frrthum liege. Uebrigens sind die Acta dieser Disputation sehr gemein; aber wer liest fie in ihrer alten Sprache und Gestalt und in ihrer ganzen Weitläufigkeit ? Es wurde mir von einem angesehenen Amtsbruder angerathen, die beyden Kappeler-Kriege zu übergehen, oder nur flüchtig zu berühren, um Alles zu vermeiden, was bey dieser Gedächtnißfeyer unsrer Reformation störend auf die Gemüther einwirken könnte. Weil aber diese Kriege in jeder Schweizergeschichte ohne die mindeste Bedenklichkeit beschrieben werden, und zur Vollständigkeit des Ganzen beytragen, so sind sie auch hier beybehalten worden. Hoffe und wünsche übrigens, daß man sie ohne Leidenschaftlichkeit lesen, und daß sich nicht an uns und unsern lieben Eidgenossen das Sprichwort erwahren möge: Les folies des parens sont perdues pour les enfans. Inhalt. Geite Erstes Buch oder Einleitung. Allgemeine Uebersicht der Ursachen, welche eine Verbesserung der Glaubens- und Kirchensachen nothwendig machten Erstes Kapitel. Abnahme und Verfall des Christenthums zu den Seiten vor der Reformation . Zweytes Kapitel. Bruchstücke aus der Schweizerischen, besonders der Bernerischen Kirchengeschichte, als Belege für den gesunkenen Zustand der Christenheit im Allgemeinen und der Geistlichkeit insbesonders, vor der Reformation Die Bezzergeschichte Drittes Kapitel. Nähere Entwicklung der Ursachen und Begebenheiten, welche die Reformation vorbereiteten T Münster- und St. Immerthal werden reformirt. Haller in Solothurn. Genf, Bern und Freyburg Sechstes Kapitel. Zweyter Kappelerkrieg Siebentes Kapitel. Die Synode in Bern Achtes Kapitel. Kolb und Haller sterben. Meyer wieder nach Bern bes rufen. Eroberung und Reformation der Waadt. Cal vin, Farel, Viret Neuntes Kapitel. Der Sakramentßtreit Zehntes Kapitel. Johann Haller, erfter Dekan in Bern. Wolfgang und 454 462 487 501 516 541 558 Erstes Buch oder Einleitung. Allgemeine Uebersicht der Ursachen, welche eine Verbesserung der Glaubens- und Kirchensachen nothwendig machten. Erstes Kapitel Abnahme und Verfall des Christenthums zu den Zeiten vor der Reformation. Wenn wir den religiösen und sittlichen Zustand der Christenheit während mehrern Jahrhunderten vor der Reformation mit den heiligen Urkunden unsrer Religion, oder auch nur mit der Stufe von Bildung und Aufklärung vergleichen, auf welcher heut zu Tage die meisten christlichen Völker stehen; so werden wir finden, daß jener Zustand mehr einem blinden Heidenthum und einer rohen Barbarey glich, als einem solchen, wo die Menschen durch Geist und Wahrheit für höhere Lugend und bessere Erfenntniß empfänglich seyn sollten. Es gehört nicht in den engen Bezirk dieses Werks, sondern in das weite Feld der allgemeinen Welt- und |