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die berufenen Hüter und Mehrer ihrer besonderen Religionen sein sollten, auch nicht das leiseste Anzeichen von Fanatismus findet, so dass sie sich etwa gegenseitig bekämpften und einander Konkurrenz zu machen suchten. Es ist schon versucht worden, diese Zustände als einen Vorzug hinzustellen gegenüber den vielen Religionsstreitigkeiten namentlich des Abendlandes. Indes so sehr die letzteren zu beklagen sind, darf man trotzdem einem Religionsfrieden, wie er in China herrscht, nicht das Wort reden; ist er ja doch das untrügliche Kennzeichen von religiöser Gleichgültigkeit, religiösem Tod.

Zu dem gleichen Schluss berechtigt auch die grosse Unklarheit, die man bei den Chinesen in religiösen Dingen findet. Diese ist zwar teilweise auf den Mangel an Religionslehrern, an Theologen, zurückzuführen. Es konnte sich so keine Dogmatik ausbilden, auch bleibt das chinesische Volk ohne religiöse Unterweisung. Doch dieses begehrt eine solche auch gar nicht, es verspürt nicht das geringste Bedürfnis, tiefer in den Sinn seiner Religionen einzudringen.

Im Zusammenhang mit dieser religiösen Unwissenheit steht die Pietätlosigkeit und Geringschätzung, mit der die Chinesen ihre Götter behandeln. Sie machen sich über dieselben lustig, spielen ihnen gelegentlich einen Streich, suchen sie zu hintergehen, manchmal auch zu bestechen, ziehen sie zur Rechenschaft und nehmen für gewöhnlich auch nicht die mindeste Rücksicht auf sie, nicht einmal bei feierlichen Anlässen.

Aus diesem Verhalten gegen die Götter erklärt sich auch die gänzliche Vernachlässigung der Heiligtümer. Welchen Schmutz und Morast birgt so ein chinesischer Tempel! Da ist niemand, der Ordnung hält: Hunde, Hühner, Kinder, Aussätzige, Bettler und alles mögliche Gesindel treiben sich ungestört in diesen Hallen herum. Und was von den Tempeln gilt, findet auch Anwendung auf die Ahnenhallen und die Gräber. Die ersteren dienen vielfach als Arbeitsstätte für den Zimmermann, für wandernde Korbflechter und Schuhflicker: man hängt dort die Wäsche auf und bringt darin das Stroh und die Reismühle unter. Die Gräber, die doch sonst eine wichtige Rolle spielen, werden als

Dreschtennen und Trockenplätze benützt; sie sind der Tummelplatz der Jugend und ein beliebter Sammelpunkt für Leute, die nichts zu tun haben und gerne ein Plauderstündchen halten möchten.

Da nun der Chinese schon vor seinen Göttern und Heiligtümern so wenig Scheu und Ehrfurcht bekundet, so kann es nicht mehr wundernehmen, wenn man sieht, welche Verachtung er auch der sogen. Priesterschaft gegenüber zur Schau trägt. So ein buddhistischer Bonze ist für ihn ein Ausgestossener, ein einfältiger, geringer Mensch, mit dem zu verkehren oder auch nur zu reden, er in gewöhnlichen Zeiten unter seiner Würde hält. Und von dem Einfluss und der Macht, welche die Priester anderwärts besitzen, ist bei diesen Leuten auch gar nichts zu merken.

Doch wie steht es bei den Chinesen mit der Sittlichkeit? ich meine die Sittlichkeit im weitern Sinne. Denn ob ein Volk wirklich Religion hat oder religiös indifferent ist, muss sich vor allem ausweisen in seinem Leben und Handeln. Manche, die etwa flüchtig mit den Chinesen in Berührung gekommen sind oder Bekanntschaft gemacht haben mit ihrem Sittenkodex, den chinesischen Klassikern, rühmen sie als sittlich sehr hochstehend. Doch ist es unschwer nachzuweisen, dass sowohl geschriebene wie ungeschriebene Gesetze nicht immer bestimmend sind für das Tun des Menschen. Auch der Chinese macht hierin keine Ausnahme; seine Moralität zeigt, dass er auch seinen heiligen Büchern und heiligen Männern im Grunde genommen ebenso gleichgültig und kühl gegenübersteht wie den Göttern und Heiligtümern. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Konfuzius seine ethischen Forderungen nicht in Beziehung setzt zur Gottheit, der Richterin sittlicher Verfehlungen und der Quelle sittlicher Kraft. Sein eigenes Vorbild aber und der von ihm gezeichnete Idealmensch bieten weder Hilfe noch genügenden Ansporn zu sittlichem Streben. Und so lässt auch die Sittlichkeit der Chinesen tieferes religiöses Empfinden durchaus vermissen.

Alle diese Tatsachen, die ich durch weitere Beispiele noch ergänzen könnte, ergeben nun wirklich religiöse Kälte und Gleichgültigkeit. Und da die Frage unseres Themas: Sind die Chinesen

religiös indifferent?" bereits mit nein beantwortet wurde, so stehen wir hier vor einem Widerspruch, vor dem Gegensatz zwischen ja und nein.

Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Die Lösung ergibt sich aus der Bedeutung des Wortes „Religion". Diese ist, wie bekannt, das bewusste Verhältnis des Menschen zu Gott und wirkt sich aus im Gefühl, Intellekt und Willen. Für den Chinesen kommt vorwiegend, ja fast ausschliesslich die erste dieser drei Seiten religiöser Lebensäusserung in Betracht. Denn seine Religion tritt nicht im Intellekt zu Tage, was aus seiner Religionsvermengung, dem Mangel einer Dogmatik und der damit verbundenen Unklarheit seiner religiösen Vorstellungen ersichtlich ist. Sein religiöses Empfinden erstreckt sich auch nicht auf den Willen, denn er fühlt sich in seinem sittlichen Verhalten durch keine göttliche Norm gebunden. Und so prägt sich die Religion des Chinesen einzig im Gefühl aus: er trägt in seinem Innern die unmittelbare Gewissheit von der Existenz übernatürlicher, höherer Wesen. Diese sind nun aber für ihn weniger höhere sittliche Wesen, als vielmehr höhere Mächte, höhere Kräfte. Aus diesem Grunde ist auch sein Kultus eigentlich nicht Anbetung, Verehrung, sondern derselbe hat ganz den Charakter einer Leistung er will sich durch seine Opfer und Gebete, sein Gutes tun" und Fasten die höheren Mächte verpflichten, dienstbar machen.

So kann man dem Chinesen einerseits Religion nicht absprechen. Er steht tatsächlich in Beziehung zu Gott, bezw. zu höhern Wesen, fühlt sich von diesen abhängig, legt einen grossen Eifer an den Tag im Darbringen von Opfern und befolgt gewissenhaft das Ritual. Aber seine Religionsübung ist durchaus vom Utilitarismus bestimmt, weshalb es ihr auch an Wärme und Andacht gebricht. Und dann hat sich sein religiöses Leben sehr einseitig entwickelt, insofern sein inneres Empfinden keinen theoretischen Ausdruck fand in einem Lehrsystem, auch nicht zurückwirkt auf Leben und Sitte, sondern sich nur in kultischem Brauch äussert. Es haben also sowohl diejenigen recht, die dem Chinesen religiösen Indifferentismus vorwerfen, als auch die andern, die ihm Religion zuerkennen, und die Frage: „Sind die Chinesen religiös indifferent?"

kann somit bejaht und verneint werden, je nachdem man die eine oder andere Seite religiöser Auswirkung: den Kultus oder die Lehre oder die Moral betont.

In extenso ist obiger Vortrag erschienen im Missionsmagazin, 1904, No. 11.

Missionar Otto Schultze (Darmstadt).

Die Bedeutung der Magie im Leben der Chinesen. (Résumé.)

Die Magie ist in China durchaus nicht nur ausländischen (namentlich indischen) Einflüssen zuzuschreiben. Sie ist vielmehr ein folgerichtiges Ergebnis der ursprünglich chinesischen Naturund Weltanschauung. Sie ist von Alters her ein wesentlicher Teil des chinesischen Geisterkultes.

Himmel, Erde und Mensch, die drei Coincidentien des Kosmos, können nicht ohne einander gedacht werden. Sie entstehen mit und durcheinander. Sie sind ein Produkt der rastlos tätigen männlichen und weiblichen Dualkraft in den 5 Substraten, aus denen das All besteht. Diese: das Metallische, Pflanzliche, Feurige, Wässerigflüssige und Erdiglehmige bekämpfen und verzehren oder erhalten und ernähren einander. Als Himmlische, Menschliche und Irdische stehen sie in gegenseitiger Abhängigkeit und Subordination. Die Himmlischen, repräsentiert in den 5 Planeten, korrespondieren mit den Irdischen (Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde, 5 Grundfarben und 5 Geschmacksrichtungen) und mit den Menschlichen (Lunge, Leber, Herz, Nieren und Magen). Infolge der Subordination haben alle Dinge eine erhabene Essenz und eine niedere Substanz. Glück und Wohlergehen beruht in der Harmonie, dem Gleichgewicht. Auch die allem immanierenden

Geister sind als himmlische, irdische und menschliche, bald mit Einsicht und Selbstbestimmung als freie Wesen, bald als blosse Naturkräfte oder als die Quintessenz der Dinge gedacht. Sie wirken durch Alles in Allem, bald subordiniert, bald coordiniert. Über ihr Wesen ist sich der Chinese selbst nicht klar, doch wähnt er sich immer und überall von ihnen umgeben, beeinflusst und bedroht. Seine Unkenntnis physikalischer Gesetze und Vorgänge, seine gedrückte, soziale Lage, seine Furchtsamkeit und Leichtgläubigkeit, seine kleinlich spekulierende Veranlagung, sein hinterlistiger, versteckter Charakter disponieren ihn zu der viel versprechenden Magie.

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Von altersher hat sich der degenerierte Taoismus mit Überwindung des Todes und der Dämonen durch magische Mittel befasst. Der Kaiser Hwang-Ti (um 2697 v. Ch.), den die Taoisten als eigentlichen Stifter ihres Glaubens beanspruchen, sei ohne den Tod zu sehen auf dem Drachen entrückt worden. Acht Unsterbliche" oder Genien lässt die Sage von Tung Wang Kung dem „östlichen Kaiservater" (auch Muh Kung „Baumonkel" genannt) und der Si Wang Mu „westlichen Kaisermutter" im paradiesischen Gefilde unter dem „Lebenspfirsichbaum“ am „Juwelensee" abstammen, von denen Chung Li K'üan im Besitze des Geheimnisses zur Erlangung eines Dauerlebens, eines Pulvers der Verwandlung und anderer magischer Kräfte gewesen sei. Chang Kwoh ritt einen weissen Maulesel, der 1000 Meilen in einem Tage zurücklegte, zusammengefaltet und in die Reisetasche gesteckt werden konnte. Lieh Tsze (auch Lieh Yü-K'ow) um 400 v. Ch. liess Schwalben gelegentlich zu Fröschen und Feldmäuse zu Wachteln werden. Chong Tsze ein Zeitgenosse des Mencius träumte, er sei ein Schmetterling. Als er erwachte, frug er sich „War die Vorstellung, ich sei ein Schmetterling, Traum oder Wirklichkeit, oder bin ich nun ein Schmetterling und träume ich sei Chong Tsze?" - Zur Zeit des She Hwang Ti, der anno 219 v. Ch. unter dem Magier Sü She eine Gesandtschaft nach den P'êng Lai Inseln abordnete, um das Lebenselixir zu holen, legten sich die Magier den Titel „wahrhafter Mensch" bei und rühmten sich der Beherrschung der Naturkräfte. Wu Ti (der früheren

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