Mephistopheles. Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt. Faut. Wenn aus dem schrecklichen Gewühle Ein süß bekannter Ton mich zog, : Mit Blend und Schmeichelkräften bannt! Fluch sey dem Balsamsaft der Trauben! Fluch sey der Hoffnung! Fluch dem Glauben, Und Fluch vor allen der Geduld! Geisterchor unsichtbar. Weh! weh! Du haft sie zerstört, Die schöne Welt, Mit mächtiger Faust; Sie stürzt, sie zerfällt! Ein Halbgott hat sie zerschlagen! Wir tragen Die Trümmern ins Nichts hinüber, Und klagen Ueber die verlorne Schöne. Mächtiger Der Erdensöhne, Prächtiger Baue sie wieder, In deinem Busen baue sie auf! Neuen Lebenslauf Beginne, Mit hellem Sinne, Und neue Lieder Tönen darauf! Mephistopheles. Dieß sind die kleinen Von den Meinen. Höre, wie zu Lust und Thaten Altklug sie rathen! In die Welt weit, Aus der Einsamkeit, Wo Sinnen und Säfte stocken, Hör' auf mit deinem Gram zu spielen, Und, mach' ich dir's recht, Bin ich dein Diener, bin dein Knecht! Faust. Und was soll ich dagegen dir erfüllen ? Mephistopheles. Dazu hast du noch eine lange Frist. Faust. Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist Sprich die Bedingung deutlich aus! Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus. Mephistopheles. Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden, Faust. Das Drüben kann mich wenig kümmern ; Aus dieser Erde quillen meine Freuden, Mephistopheles. In diesem Sinne kannst du's wagen. Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn. faust. Was willst du armer Teufel geben? Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, Von deines Gleichen je gefaßt? Doch hast du Speise, die nicht sättigt, hast Du rothes Gold, das ohne Rast, Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Mädchen, das an meiner Brust Mit Aeugeln schon dem Nachbar sich verbindet, Die, wie ein Meteor, verschwindet. Zeig' mir die Frucht, die fault, eh man sie bricht, Mephistopheles. Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, Mit solchen Schäßen kann ich dienen. Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sey es gleich um mich gethan! Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Daß ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genuß betrügen: Das sey für mich der lezte Tag! Die Wette biet' ich! Mephistopheles. Top! Faust. Und Schlag auf Schlag! Werd' ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann mag die Todtenglocke schallen, Mephistopheles. Bedenk' es wohl! wir werden's nicht vergessen. Faust. Dazu hast du ein volles Recht. Ich habe mich nicht freventlich vermessen; Ob dein, was frag' ich, oder wessen. Mephistopheles. Ich werde heute gleich, beim Doctorschmaus, Nur eins! — Um Lebens oder Sterbens willen Bitt' ich mir ein paar Zeilen aus. Faust. Auch was Geschriebnes forderst du, Pedant? Hast du noch keinen Mann, nicht Mannes - Wort gekannt? Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten? Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt, Die Herrschaft führen Wachs und Leder. |