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Zweitens mußte jenes Gefeß, welches von dem gerechten und ewigen Gotte erdacht und gegeben war, den Gehorsamen ewigen Lohn, aber den Übertretern ewige Strafe bringen. Waren doch schon Henoch und Elias, weil sie Gottes Gebote gehalten, von den Schrecken des Todes befreit worden. Wenn die Israeliten das nicht gewußt hätten, das Gesez hätte zweifellos nicht eine solche Macht gehabt, hätte in die Herzen nicht eine solche Gottesfurcht gepflanzt. Endlich, mußte nicht der Herr, der sein Volk durch das Gesez würdig und geschickt für jenes durch Christus zu erlangende ewige Leben machen wollte, nicht vor allem diesen Glauben erwecken? Aus diesen Gründen mußten die Israeliten bald neben jener trostlosen Ansicht zu der vollkommeneren gelangen. Aber man meine nun nicht, daß ihnen mit einemmale die völlige Hoffnung der Auferstehung des Fleisches im Herzen aufgegangen sei. Nur soviel wurde ihnen gewiß, daß es den Seelen der Gerechten, da sie in Gottes Hand seien, nach dem Tode wohlgehen, aber die Ungerechten vom Schrecken gefoltert und endlich mit den härtesten Strafen belegt werden würden.

Wollen wir den Stellen, welche von solcher Unsterblichkeit handeln, näher treten, so müssen wir von jenem bekannten Worte des Herrn an Moje (2. Mose 6, 1) anfangen: Ich bin derselbe Jehovah, welcher dem Abraham, dem Isaak und Jacob als der allmächtige Gott erschienen ist. Aus dieser Stelle beweist schon Christus den Sadduzäern, daß die Toten auferstehen werden (Luk. 20, 37 f.). Denn Gott ist nicht für die Toten sondern für die Lebendigen, da ihm alle leben. Daraus folgt, daß die Patriarchen, obwohl sie gestorben sind, leben und zwar an einem Orte der höchsten Glückseligkeit (Luk. 16, 22), da sie ihrerzeit nach Gottes Geboten lebten und untadlig waren und Jehovah mit ihnen einen Bund gemacht hatte (1. Moj. 17, 1 ff.). Bemerkenswert ist ferner jenes Wort Gottes aus Mosis Abschiedsreden (5. Moj. 32, 39); Der ich töte und wieder ins Leben zurückrufe (vgl. 1. Sam. 2, 3); nicht zu vergessen ist auch der Segen Bileams (4. Mos. 23, 10): 0, daß mir doch der gleiche Tod würde wie den Gerechten und mein Ende würde wie dieser Ende! Viele wollen zwar diese Worte auf das irdische Leben beziehen, ich halte jedoch dafür, daß Bileam auf Gottes Geheiß und Eingebung dem Volk der Israeliten als dem vom Herrn geliebten. nicht bloß in diesem Leben (v. 9 ff.), sondern auch nach dem Tode ein Loos prophezeit hat, welches weit besser sein wird als das der Moabiter und der übrigen heidnischen Bewohner Palästinas.

Zu diesen noch einigermaßen dunklen Stellen füge ich andere aus Hiob und den Psalmen, über deren wahren Sinn allerdings die Auslegungen auch noch nicht zusammenstimmen. Zwar noch nicht von der Hoffnung aber von Verlangen nach einem glücklichen Loose im Tode redet Hiob 14, 13-15; 16, 18. Verschieden wird Ps. 17, 16 ausgelegt (es ist nämlich zweifelhaft ob dort bedeutet „erwachen. vom Tode" oder sich erheben aus dem Unglück"), ferner Pf. 73, 24 (ähnlich legt man aus: endlich nimmst Du mich in Ehren an),

Hiob 19, 25 ff. (hier hat Luther unrichtig überseßt: „und er wird mich hernach aus der Erde erwecken und werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen"; die verbesserte Überseßung sagt dafür richtig: und als der legte wird er über dem Staube sich erheben und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen“. Meint nun Hiob, daß er schon in diesem Leben selbst im tiefsten Unglück oder erst nach dem Tode Gott sehen d. h. seine Huld erfahren werde?) Die gewisse Hoffnung aber (wenn es auch einige nicht zugeben wollen), daß es dem Menschen nach dem Tode so ergehen werde, wie er hier gelebt hat, sprechen aus Ps. 16, 10 f.; 49,15 f.

Wenn man auch darüber zweifelhaft sein kann, ob in den eben genannten Stellen diese Hoffnung schon bewußt zum Ausdruck kommt, so stimmen doch darin alle überein, daß den Kindern Israel nach ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft jene Hoffnung nicht mehr unbekannt gewesen ist. Nach meiner Meinung sind sie aber nicht erst durch die Perische Lehre zu diesem Glauben geführt worden; denn in den Büchern der Perser, welche von göttlichen Dingen handeln, finden wir die Unsterblichkeitslehre erst viel später. Vielmehr kam im Laufe der Zeiten die Einzelpersönlichkeit mehr und mehr in Achtung, das ganze Volk lebte nach dem Eril sozusagen von Neuem wieder auf, vor allem aber wurden die Gemüter nach dem Zusammensturz des irdischen Reichs auf die Erwartung einer anderen vollkommneren Erfüllung der göttlichen Verheißzungen und eines andern Reichs hingelenkt.

Welcher Art nun die Hoffnung, wenn auch nicht aller, so doch der durch Frömmigkeit und Geist hervorragenden Männer war, ersehen wir aus einigen Stellen bei Jes. Pred. Sal., Sir., vor allen aber in der Weish. Sal. Der Wurm der Frevler wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen (Jes. 66, 24; Jud. 16, 18; Sir 7, 19); Gott stürzt sie unverschens hernieder und reißt sie aus dem Grunde, daß fie gar zu Boden gehen, sie sind in Angsten und ihr Gedächtnis ist verloren; sie fommen verzagt mit dem Gewissen ihrer Sünden, von ihren eigenen Verbrechen werden sie offen überführt (Weish. Sal. 4, 18 f.). Wenn die Ungerechten sterben, so haben sie keine Hoffnung noch Trost zur Zeit des Gerichts (Weish. Cal. 3, 17 f.); sie stehen vor den Gerechten, die sie bedrückt, und deren Arbeit sie zu schanden gemacht haben; wenn sie diese dann sehen, werden sie grausam erschrecken voll bitterer Reue und voll Seufzen in ihres Herzens Angst (Weish. Sal. 5, 1_ff.). Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rührt sie an. Von den Unverständigen werden sie angesehen, als stürben sie, und ihr Abschied wird für eine Pein gerechnet, und ihre Sinfahrt von uns für ein Verderben, aber sie sind in Frieden. Ob nie wohl vor den Menschen viel Leid haben, so sind sie doch gewisser Hoffnung, daß sie nimmermehr sterben (Weish. Sal. 3, 1 ff.), Gott herrscht über sie ewig (v. 6 ff.). Die Gerechten leben ewiglich, sie haben im Herrn ihren sicheren Lohn, der Höchste sorgt für sie. Darum

werden sie empfangen ein herrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn: denn er wird sie mit seiner Rechten beschirmen (Weish. Sal. 5, 16 f.). Der gestorbene Gerechte verdammt die lebenden Gottlosen (Weish. Sal. 4, 16), denn die Gerechtigkeit ist unsterblich (Weish. Sal. 1, 15), denn der Gerechte gefällt Gott wohl und ist ihm lieb und er wird weggenommen aus dem Leben unter den Sündern, daß die Bosheit seinen Verstand nicht verkehre noch falsche Lehre seine Seele betrüge (Weish. Sal. 4, 10).

Aber auch hier hat der Unsterblichkeitsglaube noch nicht die Vollkommenheit erreicht. Denn damit der Mensch nach dem Tode das höchste Glück genieße oder die höchste Qual erfahre, muß er auch eine der irdischen ähnliche Natur empfangen d. h. der Geist muß sich von Neuem mit dem Körper vereinigen. Diesen Grad höherer Vollkommenheit haben in den legten Zeiten des alten Testaments die Verfasser der Makkabäerbücher und des Buches Daniel erreicht dermaßen, daß sie keinen Zweifel mehr darüber hatten, daß viele der Gestorbenen und Begrabenen wieder erwachen würden, die einen zu ewigem Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande, daß die Klugen leuchten würden wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit geführt, würden wie die Sterne sein immer und ewig (Dan. 12, 2 f.). In jener für Israel traurigen Zeit, als der Syrerkönig Antiochus gegen die, welche Jehovah die Treue hielten, grausam und unmenschlich wütete, trösteten sich die Gottesverehrer also: der Weltschöpfer, welcher das Menschengeschlecht geschaffen und der Urheber des Ursprungs aller Dinge ist, der wird auch nach seiner Huld Odem und Leben wiedergeben uns, die wir ob seiner Gebote jezt den Tod erleiden (2. Macc. 7, 23. 11); er wird uns auferwecken zu ewigem Leben (2. Macc. 7,9; 12, 43). Darum ist es etwas Wünschenwertes, alle menschlichen Hoffnungen aufzugeben und sich an der göttlichen Hoffnung genügen zu lassen, daß Gott wieder ins Leben zurückruft. Für jene aber, welche die Frommen gemartert und getödtet haben, giebt es keine Auferstehung zum Leben (2. Macc. 7, 13 f.).

Aber findet sich nicht auch in den früheren Büchern schon diese Hoffnung auf eine Rückkehr ins Leben? Treffen wir nicht bei Jes., Hos. und Ezech. Stellen, welche von der Auferstehung der Menschen reden? In der That lejen wir Hos. 6, 2: „Er (Gott) wird uns nach zweien Tagen wieder ins Leben zurückrufen, er wird uns am dritten Tage aufrichten und wir werden vor ihm leben"; und Cap. 13, 14: Ich will sie erlösen aus der Unterwelt und vom Tode erretten; Tod, ich will dir eine Pest sein, Unterwelt, ich will dir eine Seuche sein"; ferner Jes. 25, 7 f.: Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegthun, damit alle Völker verhüllet sind, und die Decke, damit alle Nationen zugedeckt sind. Er wird den Tod wegthun ewiglich, und Gott der Herr wird die Thränen abwischen von jedem Angesicht und wird aufheben die Schmach seines Volkes aus allen Landen". - Aus dem Zusammenhang ergiebt sich aber, daß diese Stellen sich schon auf

den Zustand vor dem Tode beziehen und von der Hoffnung reden, daß das israelitische Volk schon in diesem Leben von Gott von aller Not und allen Bedrückungen der Gottlosen befreit werde, daß der Tod aufgehoben (wie bei Henoch und Elias) und ein Leben voll höchster Glückseligkeit anbrechen werde. So bedeutet auch jenes Gesicht von den Totengebeinen bei Ezechiel nur die zukünftige Rückkehr der Kinder Israels in das den Vätern verheißene Land (vergl. 37, 14) Endlich ist in Jes. 26, 19: nicht zu überseßen: sie werden wieder leben... sie werden wieder auferstehen (fut.), sondern: sie mögen wieder leben . . . fie mögen wieder auferstehen (optat.). In dem heißen Verlangen, daß die Toten wieder auferstehen mögen, fordert der Prophet die Abgeschiedenen in den Gräbern auf: Erwachet und betet den Herrn an! Das sind also sehr zweifelhafte Stellen und wir bleiben bei dem Ergebnisse, wie es unsere Untersuchung zu Tage gefördert hat.

Wenn wir nun noch einmal alles, was wir an der Hand des Alten Testaments über den Zustand des Menschen nach dem Tode in Erfahrung gebracht, kurz zusammenfassen, so ergiebt sich Folgendes: Die Ebräer haben von Anfang an damals allerdings noch in unbestimmter Ahnung die Hoffnung in sich getragen, daß sie im Tode nicht gänzlich untergehen werden. Fragen wir nun näher nach jenem Zustande nach dem Tode, wie das Volk ihn sich dachte, so lassen sich drei auf einander folgende Entwickelungsstufen unterscheiden. Zuerst waren alle, später nur das gemeine Volk, der Meinung, daß alle nach diesem Leben in der Unterwelt ein beklagenswertes Dasein führen würden. Bald darauf dann (ficherlich aber nach dem Eril) lebten die wahren Gottesverehrer, welche von der Gerechtigkeit und Liebe Jehovahs eine wahre Erkenntnis hatten, der Hoffnung, daß die Gerechten in Gottes schüßendem Regiment ewig leben und ewigen Lohn empfangen, die Frevler aber ewige Pein erleiden würden. Endlich in den leßten Zeiten (unter Antiochus' Tyrannei), als die Heiden die Frommen bedrückten, klammerten sich die, welche ihren Glauben bis zum Tode verteidigten, an den Trost, Gott werde die für sein Geseß Getöteten zu ewigem Leben auferwecken, aber die Übelthäter zu ewiger Schmach und Schande. So ist aus jener dunklen Ahnung der Unsterblichkeit eine herrliche auf die neutestamentliche Lehre führende Hoffnung auf die Auferstehung aller Menschen geworden, der einen zum ewigen Leben, der anderen zu ewiger Pein. Daß diese Hoffnung keine trügerische und leere blieb, darum ist Christus für die Sünder gestorben und hat so zu der Hoffnung die Erfüllung gefügt.

Ein Blick auf die gegenwärtigen kirchlichen Verhältnisse Schwedens.

Bon

Pastor Berlin in Zabelsdorf bei Fischerwall.

Wenn ich es versuche, einen Blick auf die gegenwärtigen kirchlichen Verhältnisse in Schweden zu werfen, so bitte ich, das Wort firchlich" dabei in einem allgemeineren Sinne nehmen zu dürfen, und nicht in dem engeren, welchen man in Schweden damit verbindet, wo man das Wort in dem Sinne von staatskirchlich oder gar hochkirchlich nimmt. Es ist notwendig hierauf hinzuweisen, weil dies gleich auf die Eigentümlichkeit der schwedischen Verhältnisse hinführt im Unterschied von unsern deutschen. Die kirchliche Entwickelung in Schweden. hat einen ganz andern Gang genommen als in Deutschland. Zur Zeit der Reformation war Schweden in der Hand eines Herrschers, Deutschland zerrissen in viele fleine weltliche und geistliche Staaten; darum konnte die Reformation dort einheitlich durchgeführt werden, während hier die politische Spaltung durch die religiöse verschärft wurde. Dazu kam, daß Deutschland nicht bloß von Wittenberg, sondern auch von der Schweiz aus seine Reformation empfing, während in Schweden, wie überhaupt im skandinavischen Norden, das lutherische Bekenntnis allein Eingang und Geltung fand. So konnte denn, nachdem der Versuch der katholischen Gegenreformation vereitelt war, auf dem Reichstage von Upsala 1593 Nikolaus Botniensis das berühmt gewordene und 1893 bei der Jubelfeier dieses Reichstages so oft wiederholte Wort aussprechen: „Nun ist ganz Schweden ein Mann geworden und wir haben alle einen Gott." Konfessionelle Einheit ist dem skandinavischen Norden eigentümlich. Deutschland kannte ne nicht, England auch nicht. Die beiden Länder, welche die Hauptträger des Evangeliums geworden find, hatten unter ihrer mangelnden kirchlichen Einheit viel zu leiden, am meisten Deutschland, das an dem 30jährigen Kriege sich fast zu Tode blutete Skandinavien blieb von diesen Leiden verschont. Fragen, welche in Deutschland die Gemüter auf das tiefste bewegten, nicht bloß die Theologen, sondern auch die Staatsmänner beschäftigten, wie Union und Konfession, gemischte Ehen u. s. w., fannte man dort nicht, man lebte in ungestörtem konfessionellen Frieden. Ein solcher Zustand hat gewiß sein Gutes, aber auch seine Gefahren, und diese sind nicht ausgeblieben; fampfloser Friede führt leicht zu einem Zustande der Ruhe, der mit dem Tode mehr Ahnlichkeit hat als mit dem Leben. Die kirchlichen Formen wurden erfüllt, ein gewisses hochkirchliches Gepräge drückte sich der schwedischen Kirche auf, aber das Leben versiegte darunter. Die schwedische Kirche verhielt sich mehr empfangend als gebend. Sie konnte ihre bischöfliche Verfassung aus der katholischen Zeit festhalten, aber ihre Bekenntnisse, ihren Katechismus, ihre Theologie, ja selbst zum großen Teile ihre Choräle erhielt sie aus Deutschland.

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