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Auch der Pietismus und der Rationalismus haben dort zu ihrer Zeit eine Stätte gefunden, und als vor hundert Jahren von England aus eine religiöse Neubelebung durch die Welt ging, da kamen auch englische Anregungen nach Schweden und halfen zu einer geistlichen Belebung. Nicht als hätte es in Schweden keine religiöjen Regungen. gegeben. Von Swedenborg kann hier abgesehen werden, weil die von ihm ausgegangene Bewegung nicht ins Volk gedrungen ist. Die schwedische Kirchengeschichte fennt eine lange Reihe von Erweckungen, namentlich in den nördlicheren Gegenden des Landes; die Leser" und die Rufer" haben manche religiöse Bewegung herbeigeführt; unter den Lappen hat der Lästadianismus eine bis zur Gegenwart nachwirkende Bedeutung erlangt. Die Vereinzelung der Menschen in den weiten Flächen, die Länge des Winters und der Finsternis, die Eigentümlichkeit der Natur des Landes führten leicht von der Arbeit zur Betrachtung, von der Außenwelt in die Tiefe des Gotteswortes, und eine starke Empfindung sucht nach einem starken Ausdruck. Aber auch in andrer Weise entstand eine Förderung des religiösen Lebens besonders im südlichen Teile des Landes: da übte der Propst Schartau in Lund

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1825) durch Predigt, Katechese und Seelsorge eine tiefgreifende Wirkung, die durch seinen litterarischen Nachlaß noch nachhaltiger gemacht wurde und noch in der Gegenwart fortdauert; er bekämpfte den Rationalismus und suchte an die Stelle eines verweichlichten Pietismus ein schriftgemäßes, auf Erkenntnis gegründetes Christentum zu seßen, welches von allem Weltförmigen sich fern hielt.

Troß solcher auf schwedischem Boden erwachsenen Regungen hängt doch das christliche Leben in Schweden vielfach von auslän dischen, ganz besonders englischen Einwirkungen ab. Es war die Aufstellung der ersten Dampfmaschine, welche einen Engländer nach Schweden führte, dessen Berichte dann in seiner Heimat den Gedanken erweckten, in Schweden zu missionieren. 1830 kam der Methodistenprediger Scott nach Stockholm und begann dort in einem Privatlokal zu predigen. Seine Predigten fanden wachsende Teilnahme und machten die Benußung eines größeren Raumes notwendig. So entstand der Gedanke, eine Kirche zu bauen. Die Stockholmer Kirchenbehörde machte einige Schwierigkeiten, schließlich aber wurde die Genehmigung zum Bau einer englischen Kapelle erteilt und dieje 1840 eingeweiht. Bald aber entstand eine gewaltige Misstimmung gegen Scott in Folge eines Berichtes über die schwedischen Verhältnisse, den er im Auslande erstattet hatte und der entstellt nach Schweden gelangt war, und diese Mißstimmung führte am Palmsonntag 1842 zu einem Volksauflauf; man drang in die Kirche, störte den Gottesdienst und nötigte Scott zu flüchten. Die Behörde nahm sich seiner nicht an, sondern verbot ihm die Rückkehr nach Schweden und schloß die Kirche. Troß der Kürze seines Wirkens hatte es doch eine wichtige Folge. Unter den Freunden, welche sich an Scott angeschlossen hatten, befand sich einer, der für die kirchliche Entwickelung im Lande von großer Be

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deutung werden sollte, indem er die von außen gekommene Anregung in das Volksleben hinüberleitete und ihr etwa die Dienste erwies, wie in der Mission ein eingeborener Klerus fie dem von außen gebrachten Christentum erweist, indem er es national macht. Das war C. D. Rosenius, Sohn eines Pastors aus dem religiös empfänglichen Norrland und selbst angeregt durch die norrländischen Leser". Den Gedanken, ein landeskirchliches Pfarramt zu übernehmen, ließ er mehr und mehr schwinden, je mehr ihm klar wurde, daß unsere Kirchenverfassung sehr bequem war für die „stummen Hunde", welche gern schlafen und das Fette fressen, aber hinderlich für den, welcher seinen Beruf erfüllen will." Er dachte sogar daran, sich den Methodisten anzuschließen, um einmal Scotts Nachfolger zu werden, und fing an selbst in der englischen Kirche zu predigen. Nach deren Schließung seßte er, ohne ein geistliches Amt zu bekleiden, seine Predigtthätigkeit in Privathäusern fort, und als der Raum hier nicht mehr zureichte, erstand ein schwedisches Komitee die geschlossene englische Kirche und machte sie unter dem neuen Namen Bethlehemskirche zu einer Predigtstätte für Rosenius. Hier hat er denn von 1857 bis zu seinem Tode 1867 gepredigt und viel gewirkt zur geistlichen Belebung durch seine Predigten in der Hauptstadt, ja durch seine Zeitschrift „Der Pietist" auch im ganzen Lande. Der Name dieser Zeitschrift ist bezeichnend für seine ganze Richtung. Die zunächst und zumeist die Erkenntnis beanspruchende Weise Schartaus erschien ihm zu verstandesmäßig und zu geseßlich. Die Verkündigung und die Annahme der freien Gnade Gottes in Christo war ihm das erste und leßte im Christentum, und durch diese unermüdliche Predigt der Gnade wurde er der Begründer der sog. neuevangelischen Richtung und vielen ein geistlicher Vater, dessen Andenken sie segnen, einer von denen, von welchen es in der That heißen fann: er ist gestorben und lebet noch".

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Es konnte nicht fehlen, daß diese in immer weiteren Wellenfreisen sich erstreckende Bewegung auf das Gemeinschaftsleben einwirkte. Religion wirkt überall gemeinschaftbildend, am meisten in religiös angeregten Zeiten. Das Leben in der Kirche" genügte den Erweckten nicht; an den Predigten von in ihrem Sinne - ungläubigen Pastoren konnten sie sich nicht erbauen, die Abendmahlsfeiern, bei denen gläubige und ungläubige, gerechte und unheilige Leute zum Altar traten, ohne daß es eine Möglichkeit zur Zuchtübung gab, waren ihnen anstößig. Da war es natürlich, daß sie sich zusammenfanden, um in ihrer Weise sich an Gottes Wort zu erbauen, oder von gläubigen Pastoren sich mit dem Sakrament bedienen zu lassen. Dem aber stellte die geltende Kirchenordnung ein schweres Hindernis in den Weg. Das einst als Gegenwirkung gegen den aufkommenden Pietismus erlassene sog. Konventikelplakat von 1726 verbot jede Zusammenfunft zu geistlicher Erbauung ohne Mitwirkung des geistlichen Amtes, und dieses Gesez, bestimmt der lutherischen Staatskirche ihr Gebiet zu sichern, wurde von den Behörden als geltendes Gefeß gehandhabt. Sie

gingen gegen diejenigen vor, welche eigenmächtig Versammlungen hielten und predigten, citierten sie vor ihre Tribunale, verwarnten sie, belegten fie mit Geld und Gefängnisstrafen es war vergebens. Die Bewegung ging zu sehr in die Breite wie in die Tiefe, als daß sie sich durch polizeiliche Maßregeln hätte unterdrücken lassen: es war aber eine andre Zeit gekommen, welche für den Saß: cuius regio, eius religio fein Verständnis mehr hatte, und es zeigte sich, daß Schweden mit seinem Konventikelplakat hinter der Entwickelung des lezten Jahrhunderts zurückgeblieben war. Wie weit es zurückgeblieben war, das trat wenige Jahre hernach bei einer besonderen Gelegenheit an den Tag: gegen einen vorgekommenen Übertritt zum Katholizismus sollte nach einer Bestimmung von 1686 die Strafe der Landesverweisung verhängt werden. Das erregte einen Sturm der Entrüstung, ganz besonders im Auslande, und es blieben Interventionen aus dem Auslande nicht aus die Folge war die Aufhebung jener veralteten mit dem Bewußtsein der Gegenwart in so grellem Widerspruch stehenden Strafbestimmung (1860) und der Erlaß eines Dissidentengeseßes, welches fremden christlichen Konfessionen das Recht gab, Gemeinden zu bilden, und den Übertritt zu ihnen regelte. Bei einer so alten und starken Sicherung des Landeskirchlichen Besißstandes läßt es sich begreifen, daß die Anhänger der neuen religiösen Bewegung einen schweren Stand hatten, aber ihrem Ausharren wurde Erfolg, 1858 wurde das Konventikelplakat aufgehoben, und die Mitglieder der Landeskirche erhielten das Recht, zu gemeinsamer Erbauung zusammen zu kommen auch ohne die unmittelbare Leitung der zuständigen Geistlichkeit. Das war ein großer Sieg, und er wurde mit Nachdruck ausgenußt.

Troß aller Schwierigkeiten und Verfolgungen hatte der religiöse Gemeinschaftstrieb in den fünfziger Jahren eine Anzahl von Vereini gungen hervorgebracht, in welchen sich die Gläubigen sammelten. Sie nannten sich Missionsvereine wir dürfen aber dabei nicht an Vereine denken, die für die Heidenmission arbeiten, wie solche Vereine bei uns in früheren Jahren Sammelpunkte der Gläubigen waren; sondern es handelte sich um innere Mission, und auch diese nicht in dem bei uns durch Wichern üblich gewordenen Sinne, sondern in dem Sinne von Predigt des Evangeliums im eignen Lande zur Belebung der toten Massen. Das neue Leben zeigte eine große Erpansivkraft — die zum Glauben gekommenen wollten wieder anderen Führer zum Glauben werden. Das wir können es ja nicht lassen" (Ap.-G. 4, 20) war in diesen Missionsvereinen eine jugendfrische Macht, die mit den Hindernissen nur wuchs. In diesen Kreisen finden wir nun die Begründer der bis in die Gegenwart hinein für das religiöse Leben in Schweden bedeutsamen Evangelischen Vaterlandsstiftung" (Evangeliska Fosterlands-Stiftelsen). Man sann hin und her über das, was zur religiösen Förderung des Volkslebens dienen konnte, und fand, daß ein wirksames Mittel dazu die Verbreitung von christlichen Schriften sein müßte es war noch in den Tagen des Konventikelplakates -, darum dachte

man an die Gründung einer Traktatgesellschaft. Einer von denen. welchen diese Sache am Herzen lag, Hans Jakob Lundborg, reiste 1855 nach Schottland, um zu sehen, wie die Freie Kirche, deren brennenden. Eifer für das Wachsen des Reiches Gottes man innig bewunderte, eine derartige Wirksamkeit betrieb. Die Wirkung seiner Reise war die Gründung der Evangelischen Vaterlandsstiftung (1856). Rosenius und Lundborg gaben der neuen Stiftung ihr Gepräge; was jener für ihr inneres Leben war, das war dieser für ihre äußere Entwickelung, dem milden, gereiften, sanften Geiste des ersteren diente die rastlose, unermüdliche Thatkraft des andern zur Ergänzung; Rosenius' Gabe war die Seelenpflege, Lundborg war eine organisatorische Natur. Dieser glücklichen Verbindung war die schnelle Entwickelung der Stiftung zu danken. Kolporteure wurden angestellt, welche die heilige Schrift und andre erbauliche Schriften verbreiteten, sie in den Häusern vorlasen und geistliche Gespräche darüber anknüpften; Provinzialagenten wurden. gewonnen, zum großen Teil Pastoren, Missionsvereine wurden gegründet, Verbindungen in allen Teilen des Landes angeknüpft, eine eigne Buchhandlung in Stockholm eingerichtet u. s. w.

wendig die Thätigkeit der Stiftung war, das zeigte sich schon an dem Erfolge des ersten Jahres: 360 000 größere und kleinere Schriften wurden in diesem Jahre verbreitet ja ein einziger Kolporteur in Upland verkaufte in einem Jahre mehr an Bibeln, Bibelteilen und andern Schriften, als bisher durch den Buchhandel im ganzen Jahre vertrieben wurden. Und nicht bloß das. Die Besuche der Kolporteure in den Häusern veranlaßten nicht bloß geistliche Gespräche, sondern sie wurden durch die Verhältnisse geradezu gedrängt, in den Häusern Erbauungsstunden zu halten, und als wenige Jahre darauf das Konventikelplakat fiel, war der Weg frei und aus den Kolporteuren konnten Laienprediger werden. Die Jahresfeiern der Stiftung zogen gewaltige Scharen nach Stockholm, und mit den heimkehrenden Festbesuchern wurden neue Anregungen in die Provinzen gebracht, neue Herde des Glaubens und des Zeugnisses entzündet. Seit 1866 wurden auch von Zeit zu Zeit größere Versammlungen in den Provinzen gehalten und so allmählich das ganze Land in die geistliche Arbeit hineingezogen.

Es liegt nahe, nach dem Verhältnis zwischen der Vaterlandsstiftung und der Kirche" zu fragen.

Grundemann spricht (Die Entwickelung der ev. Mission im legten Jahrzehnt S. 73) von einem ziemlich starken Gegensatz", in welchem die Stiftung gegen die Staatskirche stand. In den Kreisen der Stiftung bestreitet man dies lebhaft. Und wenn man auf die Absichten der Stiftung sieht, so läßt sich das begreifen. Ihre Absicht war nicht, gegen unsre evangelische Kirche einen Kampf zu beginnen, sondern nur gegen Unglauben und Aberglauben innerhalb derselben, und durch fleißige Verbreitung des Evangeliums so viele als möglich von den Mitgliedern der Kirche zum wahren Leben im Glauben des Sohnes Gottes zu führen". (Hazelius, Ev. F. St. 25 åriga verksamhet S. 6.)

Von Pastor Berlin.

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Dem entsprechen die Anweisungen an die Kolporteure; sie sollten überall die Verbindung mit der Geistlichkeit festzuhalten suchen und sich später in ihren Ansprachen vor allem in ihren Besprechungen später in ihren Ansprachen hüten, was der evangelischen Lehre widersprach; und was die Schriftenverbreitung angeht, so sollte dieje in entschieden lutherischem Sinne" gehalten sein. So wurde Luthers Kirchenpostille in 4 Jahren in 50 000 Eremplaren verbreitet, dazu andere Schriften Luthers, auch die Bekenntnisschriften. Ganz entschieden stellte sich die Stiftung auf den Auf Grund des evangelisch-lutherischen Grund des Bekenntnisses. Bekenntnisses, im freien Anschluß an die Einrichtungen unserer Kirchengesellschaft" wollte sie nach ihren Statuten wirken; Männer von evangelisch-lutherischem Bekenntnis sollten ihren Vorstand bilden und das alles war mit vollem Ernst gemeint, wie es sich später zeigen sollte; man wollte lieber die Wirksamkeit aufgeben, als das Bekenntnis" (Hazelius S. 41).

Man muß anerkennen: Hier ist von einem Gegensaß gegen die Staatskirche nichts zu spüren,*) und doch läßt sich nicht leugnen, daß nur ging er nicht von der Stiftung aus, ein Gegensatz bestand sondern von der Kirche, oder richtiger von der hochkirchlichen Richtung in der Kirche, die damals noch stärker vertreten war als heutzutage. Es hat schon aus der früheren Darstellung sich ergeben, daß dem neuen geistlichen Leben Widerstand entgegengesett wurde; ein großer Teil der Geistlichkeit und der Bischöfe verhielt sich ablehnend gegen die neue Richtung. Man machte ihr den Vorwurf, daß sie die kirchliche Ordnung und das Ansehen der Geistlichkeit untergrabe, daß sie überflüssig sei, weil ihre Thätigkeit eigentlich mit der eignen öffentlichen Thätigkeit der Gemeinden zusammenfalle, daß sie auf kirchliche ZerVorwürfe, für welche ja hie und da wohl trennung losarbeite einzelne Äußerungen oder Schritte ungestümerer Anhänger einen Schein von Berechtigung geben mochten (denn es war vielfach ein Gähren. vorhanden, das zum Klären noch nicht gekommen war), welche aber im Blick auf die Statuten und den Sinn der leitenden Persönlichkeiten grundlos genannt werden müssen. Vor allem war die neue Laienthätigkeit der Hochkirche ein Dorn im Auge. Welch ein Wandel aber im Laufe der Zeit und durch die thatsächlichen Erfahrungen in den Anschauungen sich vollzieht, dafür ein bezeichnendes Beispiel: Man erzählt von einem der Prädikanten der Stiftung aus der älteren Zeit, dessen milde evangelische Predigt und patriarchalische Würde ebenso gerühmt wurden, wie seine auf reicher Erfahrung gegründeten biblischen Besprechungen, daß er einst vor seinem Bischof eine Ansprache hielt. Der Bischof hatte öffentlich seine Mißbilligung über die geistliche Wirkjamkeit der Laien ausgesprochen und war nur mit Mühe zu bewegen. gewesen, einmal jenen Mann anzuhören. Nachdem dieser seine An

*) Auch der hochkirchlich gerichtete Cornelius nimmt in seiner schwedischen Kirchengeschichte an, daß die Vat. St. nicht gegen die Kirche auftreten wollte.

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