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Zeugnis dienen, daß ein Laienprädikant

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ein Mann, dessen Wirksam, feit als besonders gesegnet gerühmt wird die Ermächtigung erhalten hat, die Gefängnisse zu besuchen und an den Gefangenen Seelsorge zu treiben.

Wo viel Prediger sind, da wird auch viel gepredigt werden. Zahlreich sind die religiösen Versammlungen, die aller Orten in Stadt und Land gehalten werden. Man hat in Schweden dafür das kurze und bequeme Wort möte (das englische meeting). Da sind Jahres-, Halbjahrs-, Vierteljahrs-, Kreis-, Gebets-, Erbauungs-, Diskussions-, Missions, Sonntagsschulversammlungen; namentlich im Juni in der Zeit der langen Tage, „Mittsommer", drängen sich solche Versammlungen fleinerer und größerer Art. In dieser Zeit halten Vaterlandsstiftung, Missionsbund, Heiligungsbund, Baptisten, Methodisten, Heilsarmee ihre Jahresversammlungen, und die berühmteren Redner reisen dann wochenlang von Versaminlung zu Versammlung; und da Eisenbahnen und Dampfschiffe zu solchen Versammlungen ermäßigte Preise darbieten, so flutet ein Strom von Reisenden in dieser Zeit von Peripherie zum Centrum, vom Centrum zur Peripherie. Da wird dann gesungen und gepredigt von früh bis spät, zwei, drei Tage lang. Zwischen den Predigten finden Besprechungen statt, sei es, daß eregetische, organisatorische, praktische Fragen behandelt werden, sei es, daß biblische Abschnitte zur Weckung des Gewissens, zur Vertiefung des inneren Lebens in mehr erbaulicher Weise zur Besprechung kommen. Ein solcher Wechsel von Predigten und Besprechungen wirkt belebend und erfrischend, was bei so lange dauernden Versammlungen ein wichtiger Umstand ist. Solche Versammlungen finden unter großer Teilnahme des Volkes statt, besonders an Sonntagen kommen gewaltige Scharen zusammen, bei der lezten Jahresversammlung des Missionsvereins in Schonen wurde die Zahl der Anwesenden auf 10000 geschäßt; aber auch an Wochentagen finden sich 3000, 4000, 5000, 6000 Menschen zusammen, um einen Prediger nach dem andern zu hören, ohne zu ermüden.

Viele dieser großen Versammlungen finden natürlich im Freien statt, man hat hier und da besondere Pläße an geeigneten Stellen hergerichtet, aber die eigentliche Stätte dieser Versammlungen ist das Missionshaus. Wie die Schnecke sich selber ihr Haus baut und das Haus mit ihr wächst, so hat die Laienpredigt in Schweden das Missionshaus hervorgebracht. Die Kirchen waren ihr verschlossen, man mußte sich in Privathäusern versammeln, und als diese nicht mehr ausreichten, baute man sich besondere Häuser für außerkirchliche religiöse Zusammenkünfte, die sog. Bet- oder Missionshäuser. Sie sind jezt durch das ganze Land verbreitet. Im Gebiete des ostgotländischen Ansgarvereins 3. B. giebt es 70, in dem des wermländischen 155, in Stockholm soll es etwa 40 geben (mehr als Kirchen), in Örebro, einer Stadt von 15000 Einwohnern, ein halbes Dugend; man schäßt ihre Zahl_im ganzen jezt auf etwa 3000. Alle kirchliche Richtungen haben ihre

Missionshäuser, die Freikirchlichen, die Methodisten, die Baptisten, die Adventisten, die Heilsarmee, auch die kirchlich gerichteten Lutherischen haben sie angenommen; manche werden von verschiedenen Richtungen gemeinsam benußt, andere sind mehr erclusiv. Es ist sogar schon einmal vorgekommen, daß ein Bischof in einem freikirchlichen Misnonshause aufgetreten ist allerdings nur zum Notbehelf, da das für die betr. Versammlung bestimmte Lokal aus irgend welchen Gründen nicht benußbar war. Bei uns in Deutschland sind derartige Predigtstätten noch wenig üblich, man könnte die Berliner Stadtmissionskirche mit ihnen vergleichen, nur wird auch dort der Gottesdienst in kirchlichen Formen gehalten, während in Schweden bei solchen religiösen Versammlungen kirchliche Formen gänzlich fehlen. Manche von den Missionshäusern sind in der Einrichtung mehr firchenähnlich, werden auch gradezu Kirchen genannt, wie die Immanuelskirche in Stockholm (so zu sagen die Kathedrale des Missionsbundes) oder die gleichnamige in Norrköping, andere sind weiter nichts als geräumige Ver-sammlungjäle, in welchen möglichst auf Plazausnußung Bedacht genommen ist, wie z. B. das „Große Missionshaus“ in Jönköping, welches, ganz und gar aus Holz gebaut, Raum für 3000 Menschen bieten soll. Auch die nach dem Vorbild des Spurgeon'schen Tabernakels gebaute Blasiiholmkirche in Stockholm, welche 4000 Menschen fassen soll, ist cigentlich nichts anderes als ein großes Missionshaus, obwohl sie einigermaßen in den Stockholmer kirchlichen Organismus eingeordnet ist. Natürlich giebt es neben diesen großen auch ganz kleine Missionshäuser. Viele Missionshäuser haben außer dem Versammlungssaal noch Nebenräumlichkeiten für kleinere Versammlungen, Sonntagsschulen, Nähvercine, Vorstandssitungen u. s. w., manche enthalten auch wohl noch eine Wohnung für den Prädikanten. In dieser Beziehung lassen sie sich unsern evangelischen Vereinshäusern vergleichen. Man hat, um den Gemeinden und Vereinen bei der Anlage solcher Häuser behülflich zu sein, eine besondere Schrift mit Zeichnungen und Anleitungen zu Bauten in 5 verschiedenen Größen herausgegeben, worin auch für Ventilation, Heizung und dergleichen die erforderlichen Angaben sich finden. Die kleinen Missionshäuser sind billig herzustellen, Holz hat ja in Schweden fast keinen Wert — sie kosten einige hundert Kronen. Aber oft fehlen den Gemeinden doch die Mittel, sie zu erbauen; ihre Mitglieder sind vielfach arm und müssen die staatskirchlichen Lasten mittragen. Da werden denn Beiträge gesammelt, Subskriptionsbogen ausgeschickt, Lotterien veranstaltet, Verkäufe eingerichtet, und schließlich bleibt ein Rest von Schulden, der vielleicht erst allmählich und mit Mühe gedeckt wird, wobei man in Schweden wie in unsern GustavAdolfs-Diasporagemeinden die Erfahrung gemacht hat, daß keine Opfer so ermüdend auf eine Gemeinde wirken, wie die für das Bezahlen von Zinsen und Abtragung von Schulden. Ein anderer oft schwieriger Punkt ist das Eigentumsrecht an diesen Häusern. Sie sind z. T. als Eigentum der Vereine eingetragen, z. T. aber nur auf den Namen von

Von Pastor Berlin.

einzelnen Mitgliedern, so daß z. B. bei Todesfällen allerlei Schwierig-
feiten entstanden sind. Die leitenden Kreise des Missionsbundes dringen
daher darauf, daß diese Rechtsverhältnisse möglichst geordnet werden;
die schwedische Gesezgebung macht die Eintragung von Grundbesig für
einen Verein leichter, als es bei uns der Fall ist.

Eine ungemeine Thätigkeit entfalten die verschiedenen Vereine und Verbände sowie die Sekten in bezug auf die Sonntagsschule. „Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft" - dies Wort scheint ihnen so sehr vorzuschweben, daß sie nicht bloß an die christliche Erziehung und Bewahrung der Jugend denken, sondern die Arbeit an der Jugend auch als eine Arbeit für die Zukunft ihrer Richtungen ansehen. Man kann es geradezu lesen, daß die Begründung einer Sonntagsschule als ein Mittel angeraten wird, um irgendwo in einer Gemeindefesten Fuß zu fassen und allmählich das Vertrauen der Leute zu ge winnen. Wurde die Sonntagsschule so zu einer Waffe gegen die Kirche gemacht, so mußten natürlich auch die kirchlich gerichteten Kreise daran denken, die Sonntagsschule für die Kirche zu benußen: und so wiederholt sich der Kampf der verschiedenen Richtungen um das Volk in kleinerem Maßstabe auf dem Gebiete der Sonntagsschule. darüber darf man nicht vergessen, daß die Bewahrung und Förderung der heranwachsenden Jugend ein Gegenstand ernster Arbeit und treuen Gebetes ist. In welchem Umfange die Sonntagsschulthätigkeit geübt wird, läßt sich ermessen, wenn man bedenkt, daß der Wermländische Ansgar Verein, der 134 Ortsvereine mit 16230 Mitglieder umfaßt, 555 Sonntagsschulen unterhält, bei denen 14086 Kinder von 1036 Lehrern und Lehrerinnen unterwiesen werden, daß die Methodisten in 213 Sonntagsschulen über 17000 Kinder haben und die Baptisten in den ihrigen ziemlich ebensoviel Kinder wie sie überhaupt Gemeindemitglieder zählen. Die Vaterlandsstiftung hat seit 1887 besondere Agenten für die Sonntagsschulsache angestellt, der Missionsbund, der 1890 an 100000 Kinder in seinen Sonntagsschulen zählte, besigt sogar ein besonderes Komitee dafür, dessen 7 Mitglieder als „Sonntagsschulmissionare" zeitweise im Lande umherreisen, um die Sonntagsschulsache zu fördern, Interesse für sie zu erwecken, Übungskurse für Sonntagsschullehrer und Lehrerinnen zu halten u. s. w. Auf den verschiedenen Versammlungen werden Fragen, welche die Sonntagsschule angehen, sehr häufig behandelt, auch die Vaterlandsstiftung läßt gewöhnlich einen von den Tagen ihres Jahresfestes der Sonntagsschulsache gewidmet sein. Manche Missionsblätter bringen regelmäßig Vorbereitungen auf den Sonntagsschultert der nächsten Woche. Bei der in Schweden herrschenden geistlichen Aktivität und dem Bestreben, alle Gläubigen zu früher Thätigkeit auch dem geistlichen Gebiet zu erziehen, ist die Sonntagsschule mit ihren Lehrern und Lehrerinnen eine Pflanzschule für Missionare und Prädikanten. Die Sonntagsschulkinder des Missions-Bundes unterhalten seit einiger Zeit einen Missionar unter den Heiden, sie haben jährlich) 6-7000 Kronen

Kirchl. Monatsschrift. Jahrg. XV. Heft I.

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dazu gesammelt. Daß es an Sonntagsschulfesten, Ausflügen mit Dampfboot und dergl. im Sommer, Weihnachtsfeiern im Winter nicht fehlt, braucht wohl kaum noch bemerkt zu werden.

ein

Auch auf dem litterarischen Gebiete herrscht große Regsamkeit. Obenan steht hier wohl die Vaterlandsstiftung, die ja von vornherein die Schriftenverbreitung als ihre besondere Aufgabe übernommen hat. Man muß die vielseitige Thätigkeit dieser Stiftung bewundern, welche in sich vereinigt, was bei uns von verschiedenen Gesellschaften geleistet wird; sie ist gleichzeitig auch eine Bibel- und Traktatgesellschaft, welche die Bibel in 5, das N. T. (mit und ohne Psalmen) in etwa 10 verschiedenen Ausgaben herausgiebt und dazu mehrere Bibelerklärungen älteren und neueren Ursprungs, ferner Postillen und andere erbauliche Schriften, Missionsschriften, geistliche Lieder, apologetische und symbolische Schriften, Erzählungen, Lebensbeschreibungen u. a. Sachen für Volksbibliotheken, Jugendschriften, Kalender, Traktate und andere kleinere geistliche Schriften, zum Teil für bestimmte Gruppen, darunter auch ein Feldandachtsbuch für die zum Militär einberufene Jugend, und endlich Spruchkarten, Bilder, Blumenkarten u. f. w. umfangreicher Katalog. Sie verbreitet jährlich etwa 7-800 000 Eremplare von ihren verschiedenen Verlagsartikeln. Aber sie ist nicht die einzige Stelle, welche für Schriftenverbreitung sorgt. Auch die Freikirchlichen stehen hier nicht zurück. So hat Waldenström ein „N. T. mit fortlaufenden Anmerkungen" herausgegeben, welches für seine Theologie die eregetische Stüße darbieten soll. Kleinere erbauliche, erweckliche, belehrende Schriften fehlen nicht, doch fehlt es an einer Centralstelle dafür; die schriftstellerische Thätigkeit ist mehr Sache der Einzelnen, sei es Verfasser, sei es Verleger. Die christliche Litteratur ist zum Teil schwedische Originalarbeit, zum großen Teil besteht sie aber auch aus Überseßungen namentlich aus dem Englischen und Deutschen. Namen wie Moody, Spurgeon, Blaikie, Hesba Stretton, Bunyan, oder Deutsche wie Luther, Starcke, Bogazky, M. Frommel, Fries, Fr. W. Krummacher, Ahlfeld, Warnec u. a. begegnen einem oft bei der Durchsicht von Katalogen oder von Bücheranzeigen. Überaus zahlreich sind die Sammlungen von geistlichen Liedern, welche bei den religiösen Versammlungen, in Sonntagsschulen u. f. w. in Gebrauch find. Das kirchliche Gesangbuch (Psalmbuch genannt) entspricht nicht immer den hervortretenden Bedürfnissen; so hat man denn solche Sammlungen zusammengestellt, die vielfach neue Lieder, auch übersegte (englische) enthalten. Alle kirchlichen Richtungen haben solche Sammlungen, nur der Heiligungsbund“ beschränkt sich auf die Lieder seines Bundessängers und einige aus dem Liederschaß der Heilsarmee entlehnte. Bei der litterarischen Thätigkeit muß man aber auch die zahlreichen periodischen Zeitschriften berücksichtigen, welche teils von den Vereinen oder Verbänden herausgegeben werden, teils selbständig dastehen und zum Teil in großen Auflagen durch das ganze Land verbreitet, sind wie die von der Vaterlandsstiftung oder dem Missions

bunde herausgegebenen Missionsblätter oder das der freikirchlichen Richtung dienende religiöse Wochenblatt „Sanningsvittnet" (Wahrheitszeuge), zum Teil aber mehr auf einzelne Orte oder Landschaften beschränkt sind. Ihre Zahl dürfte sich ziemlich hoch stellen. Aber es kommt hier nicht bloß die ausschließlich religiöse periodische Litteratur in Betracht. Es giebt auch Zeitungen, welche, wie z. B. die von dem Verein für innere und äußere Mission in Jönköping herausgegebene, Svenska Posten, politisch-religiös sind, neben einem politischen Nachrichtenteil auch, etwa in einer besonderen Beilage, erbauliche Artikel, Berichte über religiöse Versammlungen, Briefe von Missionaren, Mitteilungen aus dem Reiche Gottes u. f. w. bringen und auf diese Weise ihren Leserkreis religiös zu bestimmen suchen. Auch Methodisten und Baptisten üben eine litterarische Thätigkeit.

Noch zwei Zweige der Thätigkeit seien kurz erwähnt. Die Seemannsmission und die Heidenmission. Skandinavien ist auf das Wasser angewiesen und seine Seeleute sind auf den Schiffen aller Völker gern gesehen, aber ihr Leben ist auch in ganz besonderer Weise bedroht auf dem Meere von Gefahren, in den Häfen von Versuchungen. Darum hat man in in- und ausländischen Häfen Seemannsmissionen angestellt, Seemannskirchen oder Seemannsheime gegründet, um die Seeleute mit dem Worte Gottes erreichen und versorgen zu können. Der Missionsbund wirkt unter den schwedischen Seeleuten in London und in Kronstadt, die Vaterlandsstiftung arbeitet in einer Anzahl von heimischen Häfen durch ihre Kolporteure und in ausländischen Häfen in Deutschland namentlich in Hamburg - durch ihre Seemannspastoren. Auch die Staatskirche hat sich an dieser Arbeit beteiligt und 4 Geistliche im Auslande zu diesem Behufe angestellt. Umfassender noch ist die von Schweden aus getriebene Heidenmission. Jede kirchliche Richtung zeigt ihre Kraft in der Heidenmission, die Staatskirche so gut wie der Heiligungsbund, und die Sekten sehen nicht bloß in der Staatskirche ihr Missionsgebiet, sondern treiben auch wie die Baptisten direkte Heidenmission. Missionsfeste, Missionsversammlungen, Nähvereine, Verkäufe werden von allen Orten her gemeldet, Sammelbüchsen stehen in den Häusern wie in den Sonntagsschulen und werden an einem bestimmten Tage geöffnet. Missionsschriften gehen aus, Missionsblätter werden gelesen, Missionsschulen stehen offen für die, welche zur Verkündigung des Evangeliums sich wollen ausbilden lassen, Missionsgeschichte wird von gründlichen Kennern dem engeren Kreise der Fachgenossen oder dem weiteren Kreise der Missionsfreunde dargeboten; selbst die wissenschaftliche Missionslehre hat eine systematische Bearbeitung gefunden (Tottie Evangelistik).

Wir sehen, an Leben und Regsamkeit fehlt es auf dem religiösen. Gebiete in Schweden nicht. Die Frage liegt nahe: wie wirkt das alles auf das Volksleben? Läßt sich ein Gewinn nachweisen, den das Volksleben insonderheit von der reichlichen Verkündigung von Gottes Wort hat? Gewiß ist das schon ein Gewinn, daß religiöse Fragen das

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