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in den Äußerungen freikirchlicher Wortführer Klagen über „aristokratisch veranlagte Mitglieder, denen es schwer fällt, mit den geringen Leuten in der Gemeinde sich auf den rechten Fuß zu stellen" über Gemeindevorsteher und Prädikanten, welche einst gegen die Staatskirche gekämpft haben, jezt aber in ihrem Auftreten einen konservativen Anstrich zeigen, oder über solche, welche die „Ordnung in der Gemeinde" so betonen, als ob ihnen die „Ordnung der Staatskirche" das Ideal wäre. Von einem,,unbändigen Freiheitstaumel", der wie ein Wogenschwall über die Gemeinde hereinbricht, fürchtet man Schaden, aber ebenso von einem reaktionären Konservatismus, welcher unvermerkt zu dem früher bekämpften,,staatskirchlichen Formalismus“ hinführt, und verlangt eine Freiheit, welche von Geseßlosigkeit fern, aber mit reaktionärem Konservatismus" unvereinbar ist. Dieses Pendeln zwischen Freiheit" und „Ordnung“ wird für die Entwickelung des Missionsbundes vielleicht verhängnisvoll werden. Für das christliche Personen wie Gemeindeleben gilt das,,Jage nach" ebenso sehr wie das,,Halte, was du hast."

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Vor der Hand werden ja die einander widerstrebenden Elemente noch durch den gemeinsamen Gegensaß gegen die Staatskirche zusammen: gehalten, und es ist daher begreiflich, daß der Missionsbund es mit der Begründung der Freikirche nicht eilig hat. So lange er diesen Gegensaß noch hat, ist es auch möglich, daß die freikirchliche Bewegung sich noch immer weiter ausbreitet. Um der politischen u. a. Nebenbestrebungen willen, welche den Missionsbund vielleicht noch mehr nach links ziehen werden, sowie um der fortschreitenden Zersplitterung willen ist man in den mehr kirchlichen Kreisen der Meinung, daß diese Bewegung ihren Höhepunkt erreicht habe, und man hegt die sichere Hoffnung, daß die besonneneren Kreise in ihr sich immer mehr ernüchtern und aus dem unbeschränkten Subjektivismus den Weg zu dem festen Bekenntnis und der Ordnung der Kirche zurückfinden werden. Die Leiter des Missionsbundes vertreten eine andere Auffassung. Sie berufen sich mit Stolz auf die Scharen, die zu den Jahresversammlungen strömen, weisen auf die Jahr für Jahr steigende Anzahl von Vereinen hin, die sich dem Bunde angeschlossen haben, betonen die Teilnahme, die ihre Bestrebungen in den Provinzen finden, und rühmen: ,,Sage man, was man will, es ist doch eine herrliche Zeit, in welcher wir leben, da das Wort der Wahrheit von Landschaft zu Landschaft, auf Berg und Thal erschallt. Es ist eine geistliche Frühlingszeit, da die Turteltaube sich hören läßt in unserm Lande. Wer da meint, daß die geistliche Bewegung im Lande auf dem Rückzuge sei, der schläft entweder, oder er vermag die gegenwärtigen geistlichen Erscheinungen nicht zu deuten. Nein, vorwärts, das ist unsere Losung, und vorwärts geht es auch, denn es ist des Herrn Sache." Es ist schwer zu ent scheiden, welche von beiden Auffassungen richtig ist vielleicht mag bei der großen Ausdehnung des Landes die Sache nicht überall gleich liegen. In einigen Gegenden ist die separatistische Bewegung that sächlich zu Ende gegangen und zur Kirche zurückgekehrt, an anderen

Orten ist die Bewegung noch im Wachsen. Jedenfalls ist die freikirchliche Richtung in Schweden noch eine große Macht, auch in rein religiösen Dingen. Liebe zu Gottes Wort, Freude an dem Herrn, Trachten nach dem Heil und der Heiligung, Eifer für das Heil der Seelen, Opferwilligkeit, Missionsfinn, Gebetsfreudigkeit sind reichlich in ihr zu finden, und wir können nur wünschen, daß es aus der Gährung zur Klärung komme und daß alle diese Kräfte in Einigkeit des Geistes sich mehren zum Segen der schwedischen Kirche und zum Ausbau dessen, was höher steht als die Partikularkirchen, des Reiches Gottes auf Erden.

Monats-Umichau.

Sedanjubiläum. Sozialdemokratie. Kaiser-Wilhelms-Ge= dächtniskirche. Der Hammersteinskandal. Stöckers Brief. Vom Sittlichkeitsbunde. Zeichen der Zeit.

war

Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der deutschen Siege im deutsch-französischen Kriege ist in den ersten Tagen unseres ablaufenden Monates überall programmmäßig und unter größter jubelnder Anteilnahme der Bevölkerung gefeiert worden. Kaiser und Unterthanen, Herr und Volk, Kombattanten und jugendlicher Nachwuchs, alles strömte zu den Festakten in den Kirchen, in den Bankettsälen, auf den Gassen und im freien Felde massenhaft zusammen. Am ergreifendsten mögen ohne Zweifel die großen und kleinen, lauten oder auch stillen Gedächtnisfeiern draußen auf den Schlachtfeldern gewesen sein. Aber auch daheim that Stadt und Land, was es vermochte. Berlin z. B. soll eine Illumination wie die diesmalige noch nicht gesehen haben; selbst das Königliche Schloßz zum ersten male seit Menschengedenken erleuchtet und strahlte in feenhaftem Glanze. Aber auch das kleinste Dorf ließ es sich nicht nehmen, seine Veteranen zu speisen und sonst zu beglückwünschen; die Kirchen waren, fast wie damals am großen Bitttage von 1870, selbst an Orten gefüllt, wo man dieses Schauspiel sonst niemals genießt, und mancher einsame Dorfpastor weiß davon zu erzählen, wie er in und außer der Kirche vor groß und klein in den verschiedensten Situationen, bei Tafel so gut wie von der Kanzel, seinen patriotischen Gefühlen wohl ein halbes Dußend mal und öfter rhetorischen Ausdruck geben, daher den Namen „Sedan", und was drum und dran hängt, förmlich kaleidoskopisch hin und herschütteln mußte, um immer dasselbe in immer neuer Gestalt darzubieten, und so noch einmal und noch einmal zum gedeihlichen „Amen“, oder „Hurrah, hoch!" fromm-fröhlich zu gelangen. Daß unsere lieben Gegner von anno 70 her hinten in Frankreich dazu die Fäuste ballten, das Maul aufrissen und - flugs wieder einmal hinter des Moskowiters Rücken zu schlüpfen und also

wohl gedeckt tapfer zu schimpfen anfingen, war bei ihrer Eigenart natürlich und konnte den Spaß weiter nicht stören. Schlimmer, weit schlimmer war es, daß aus den eigenen Reihen grelle Mißtöne erklangen: Sozialdemokratische Zeitungen verunglimpften laut die patriotische Feier, ja verhöhnten in zur Schau getragenen gemeinen Formen allen Patriotismus auf das Gröblichste, sodaß sogar des Kaisers Majestät in nur zu begreiflicher zorniger Entrüstung das ehrlose Treiben laut und öffentlich zu brandmarken sich getrieben fand. Noch heute liest man täglich Neues von sozialdemokratischen Vereinen, die solche Mitglieder, die etwa für irgend eine Sedanfeier gestimmt oder auch nur ihren Kindern die Teilnahme an einer Schulfeier zum Nationalfesttage nicht verboten haben, wegen solcher „Gesinnungslumperei" aus ihren Reihen ausschließen. Nun, wir sind keine Chauvinisten, die blinden Hurrahpatriotismus" machen. Wir wissen, daß Gott auch der Französen Gott ist, wir sehen die Sünden auch unseres Volkes und wissen, daß kein noch so glänzender Erfolg Recht aus Unrecht, friedliches Gedeihen aus gräßlichem Blutvergießen machen kann; wir wissen, daß der Allmächtige, der gestern unser Volk hoch erhob, morgen es tief stürzen kann, ja daß er über kurz oder lang das thun wird und muß, so wir nicht Buße thun; wir haben auch mit tiefster Bewegung und unauslöschlichem Eindrucke etwa ein Buch wie der Suttner Waffen nieder!" gelesen und schaudern vor dem Gedanken eines willkürlich heraufbeschworenen Krieges, der schrecklichsten, tötlichsten Gottesgeißel unter allen Strafen, mit denen er die Völker heimsucht.

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Aber entrüstet und entbrannt sind wir über die frechen Verhöhner vaterländischer Sieges- und Dankesfreude, dieser herz und gedankenlosen Werkzeuge einer vaterlandslosen roten Internationale, die den ans Wunderbare gemahnenden Gnadenerweisungen des großen Gottes für unser Volk mit ebenso faltem, frech zeterndem Hohne gegenübersteht, wie den natürlichsten und gesündesten Äußerungen der Vaterlandsliebe. Wir, so viel an uns ist, stehen bereit, dem Appell zu folgen und zum Entscheidungskampfe gegen nihilistischen Umsturz uns um des Kaisers Majestät zu scharen. Wir haben, so viel unser zum Reden berufen waren, gewiß alle unser Volk an seinem Ehrentage mit heiligem. Ernste zur Buße gemahnt; wir haben die traurige Krise, in welcher es steht, und ihre Ursachen wie Folgen mit allem zu gebote stehendem Nachdruck ihm vor die Augen gestellt, haben etwa das stolze BismarckWort von deutscher Gottesfurcht und Furchtlosigkeit gegenüber der ganzen Welt auf das Maß seiner Wahrheit zurückgeführt, haben mit dem leßten Aufgebot der Kraft unsere Mitbürger vor Überhebung und Rachsucht gewarnt und die künftige Aufgabe im Sinne des schlichttiefen Wortes ihm gesteckt: Laßt uns besser werden, gleich wirds besser sein!" Aber gefreut haben wir uns auch mit unserem Volfe, gesungen und gejauchzt, und wollen es uns nicht nehmen lassen, ja haben angesichts jener sozialdemokratischen Unken- und Rabenstimmen nicht anders gefonnt als einmal recht tief im Innersten das Wort nachzuempfinden: „Nichtswürdig

ist die Nation, die nicht ihr alles seßt an ihre Ehre!" Wollen auch solchen Sinn insbesondere in unsere Jugend zu pflanzen suchen, wollen dem heranwachsenden Geschlechte, das sich ja gar nicht mehr recht hineindenken kann in jene großen Tage, da uns däuchte, als wären es Mährlein, die uns von den Schlachtfeldern herüberklangen, unermüdet davon erzählen, damit die Flamme der Vaterlandsliebe in Begeisterung glühe und jeder bereit stehe, wenns sein muß, zu sterben wie zu leben für Herd und Altar, troß Hohn, Gift und Galle alles vaterlandslosen Besindels.

So hat denn die sozialdemokratische Negation auch ihre ganz allgemeine schärfste Verurteilung in den Organen aller bürgerlichen Parteien gefunden. Beispielsweise schreibt die Kons. Korresp. ganz zutreffend: „Wenn die Sozialdemokraten die Dreistigkeit haben, deutsche Staatsbürger wegen ihrer vaterländischen Gesinnung aus ihren Reihen zu stoßen, so ist das in dem Wesen der sozialdemokratischen Weltanschauung begründet. Es ist aber nicht einzusehen, warum selbst von der bürgerlichen Demokratie bestritten wird, daß ein Staatswesen, das sich nicht selbst aufgeben will, nicht bloß das Recht, sondern geradezu die Pflicht habe, derartige vaterlandsfeindliche Provokationen entsprechend zu beantworten. Zeigt das Vorgehen des Gastwirtvereins, mit welchem Terrorismus die Sozialdemokratie schalten, wie sie mit ihren Gegnern verfahren würde, wenn sie zur Herrschaft gelangte, so sollte doch auch die heutige Gesellschaft und deren Obrigkeit die überflüssige Sentimentalität von sich abstreifen und die Sozialdemokraten offen und unverblümt als Feinde des Vaterlandes kennzeichnen und als solche auch konsequent behandeln. In jeder Quittung, durch die über sozialdemo kratische Sammlungen Ausweis geführt wird, finden sich Bezeichnungen wie: Vaterlandsloje Rotte bei Zabel 7.-", „Verrottete Schuhmacher 1.-", Statklub Vaterlandslose Rotte" 1.65". (Diese Beispiele stammen aus dem Vorwärts" Nr. 219) u. s. w. -Dieser offene Hohn, der an einen Ausdruck unseres Kaisers anknüpft, sollte doch nicht geduldet werden!" Nein, es sollte wirklich nicht geduldet werden, und wir sind überzeugt, daß sich bei entschlossenem furchtlosen Willen seitens der Reichsregierung auch ohne die Handhabe eines Sozialistengeseßes, lediglich auf grund der bestehenden Strafgefeße und Verwaltungsord nungen wirklich Mittel und Wege finden würden, der unerträglichen Verhöhnung aller, selbst der höchsten irdischen Autorität (wie, nebenbei bemerkt, ebensowohl auch der göttlichen) troß alledem einen Zaum an= zulegen. Und müßte die Justiz nach Maßgabe des gültigen Rechtes dennoch wirklich versagen, so wäre der Reichstag dazu da, Abhülfe zu schaffen, und thäte er's nicht, so würde, das ist unsere feste überzeugung, ein Appell an das Volk, um ihn zu lehren, was seine einfache Pflicht und Schuldigkeit ist, keineswegs versagen. Ob die Abwehr in Form eines Sondergefeßes wider die Sozialdemokraten oder ob fie in den Bahnen des gemeinen Rechtes erfolgen soll, ist disputabel und schließlich nicht das Entscheidende. Es wird jezt versichert, daß

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Monats-Umschau.

Ersteres nicht die Meinung des Kaisers bei seiner Ansprache gewesen. und daß auch der Reichskanzler dagegen sei. But, wir verstehen das durchaus. Aber dann bitten wir um Hülfe auf anderem Wege. Geschehen muß etwas. Wie bisher kann es nicht fortgehen, wenn nicht mehr und mehr im Volke ein Gefühl wie von Schwäche der Regierung überhandnehmen und damit alles verloren gehen soll. Der Zeitpunkt ist nicht ungünstig, die weitesten Volkskreise sind über das vaterlandslose Gebahren beim Nationalfeste entrüstet, heischen Sühne und Abhülfe. Die Sozialdemokratie selbst ist verblüfft, daß ihre Agitation auf dem Lande so schlimmes Fiasko macht (sie halten den Bauer, weil sie ihn nicht verstehen können, thörichter Weise noch immer für dumm, ahnen garnicht, wie viel er liest und daß er daher ihre sauberen internen Verhandlungen über die beste Methode des Bauernfanges sehr wohl kennt und beurteilt, überhaupt viel selbstständiger denkt und hört, als die Masse der städtischen Arbeiter, die gedankenlos auf des Parteichefs Worte schwören). Ja sogar in den Reihen dieser Lesteren beginnt es hier und da zu tagen. Zu schweigen von einer sehr deutlichen Erklärung aus dem Osten der Monarchie, welche dieser Tage die Blätter mitteilen, die aber leider nur eine recht kleine Zahl verständiger Männer hinter sich hat, wurde z. B. in Rirdorf, einer ächten Arbeiter und Sozialdemo fraten Hochburg, soeben in großen Versammlungen gegen die Begehrlichfeit und Unredlichkeit zunächst der studierten" Führer Worte der Empörung laut, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Andrerseits will es scheinen, als ob gerade in allerneuester Zeit in rapider geometrischer Steigerung das Gefühl in weitesten Kreisen der Besißenden und Gebildeten anwüchse, daß wir dem allgemeinen Umsturze rettungslos entgegengehen und daß es sehr leicht wirklich keine zehn Jahre mehr dauern wird, bis das schneller und schneller dem Sturze entgegentreibende Schiff den großen Sturz thut und jammervoll zerschellt. Mit das Schlimmste dabei ist, daß dieses Gefühl der Desperation bei immer Mehreren wesentlich mit wurzelt in dem Mißtrauen und der Mißbilligung gegenüber unserer Justiz und namentlich unseren oberen Verwaltungsbehörden im Staate und ganz besonders auch in der Kirche. Wir wüßten Je gefährlicher aber die fein gefährlicheres Symptom als dies. Situation, desto dringender die Notwendigkeit zum Eingreifen. Vielleicht ist doch noch zu helfen; aber schnell. Morgen möchte es zu spät sein. Unsere selbstgenugsamen Bureaukraten sehen das freilich nicht ein, ziehen vielmehr vor, ganz behäbig über pessimistische Schwarzseherei zu lächeln. So wird eben der Tag schnell über sie kommen".

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Seine Majestät der Kaiser und König hat seinerseits dem Jubeltage von Sedan noch eine besondere Weihe durch die feierliche Einweihung der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche (gelegen am Kurfürstendamme, dicht am zoologischen Garten, schon im Weichbilde von Charlottenburg) verliehen, eines Liebesdenkmales und Gotteshauses,

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