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in gesunde, edle Bahnen, dann wird sie zur seichten Genußsucht und flachen Vergnügungssucht. Es ist oft genug ausgesprochen, und auch von mir schon erwähnt, wie die leichtsinnige und maßlose und darum gottlose Vergnügungssucht unsere Jugend und darum unser Volk materiell und psychisch schädigt. In den Strudel werden Tausende hineingezogen, welche der Kirche und dem Christenthum durchaus nicht feindlich gegenüberstehen und die nicht in denselben hineintauchen würden, wenn sich ihnen ein fester Halt bieten würde. Um den genannten Schäden zu begegnen, um der unberatenen Jugend einen Halt und ein Heim zu bieten und den Schuß und Segen eines fürsorgenden Elternhauses und eines christlichen Familienlebens zu erseßen, hat man in größeren Städten fast überall die Jugend zu christlichen Vereinen gesammelt. Als einen neuen, leider sehr, sehr wenig betretenen Weg muß ich vorschlagen, mit dieser Vereinsbildung in kleinen Städten und auf dem Lande zu beginnen. Ein leider fast neuer Weg, auf dem sicherlich viel Segen zu erreichen ist. Christliche Jugendvereine sind auch auf dem Lande dringendes Bedürfnis. Die Schäden, welche solche Maßnahmen zur Pflege und Bewahrung der Jugend gebieterisch fordern, sind schon berührt. Die Spinnstuben, in denen die Spinnerinnen" den Besuch ihrer Liebhaber empfangen, nachdem sich die thörichten Eltern entfernt haben, sind ein Quell der Unittlichkeit und des Verderbens. Bei den überhandnehmenden Tanzlustbarkeiten und Vereins-Vergnügen" erweitert sich der Quell zum Strom. - Den Segen eines christlichen Familienlebens entbehrt die Jugend auch auf dem Lande. Von Zucht und Aufsicht ist nur noch wenig die Rede. Das Dienstverhältnis ist gelockert. Die Herrschaften haben keine Macht und zum Teil auch keine Lust, sich um das außerhäusliche Leben der Dienstboten zu kümmern. In den Orten, wo Industrie aufblüht, fängt auch das unheilvolle Schlafstellen-Unwesen an. Ich kann von Fällen berichten, wo kurzsichtige Eltern den Verführer ihrer Tochter ruhig weiter in Schlafstelle behalten. Kurz es ist dringendes Bedürfnis und die höchste Zeit, daß mit der Gründung von christlichen Jugendvereinen auf dem Lande begonnen wird, ehe vielleicht aller frommer guter Sinn und Sitte erlöschen und die Jugend durch zuchtlose Gejelligkeit und Vergnügungssucht verflacht und verödet. Daß diese Vereinsbildung, wie auch ein Oberhirte unserer Provinz auf der genannten Konferenz in Halle ausführte, auf dem Lande viel schwieriger ist als in der Stadt, möchte ich nur andeuten. Hier ruht meistens alles auf den Schultern des Pfarrers und der Pfarrfrau. Von den Vorurteilen, die hier zu überwinden sind, ahnt man in der Stadt nichts. Aber die Schwierigkeiten müssen überwunden werden: es gilt das Wohl unserer lieben Jugend, es gilt das Wohl unseres teuren Volkes.

Ist denn der Segen dieser christlichen Vereine wirklich so groß? Was haben wir, so fragen wir weiter, mit unseren christlichen Jugendvereinen zur Pflege und Bewahrung der konfirmierten Jugend erreicht, und auf welchen Wegen wäre

hier etwa noch mehr zu erreichen? Bekanntlich stehen viele Pastoren diesen Vereinen sehr pessimistisch gegenüber. Ob dieser Pessimismus nicht vielleicht oft nur den Deckmantel hergeben muß für eine andere nicht sehr löbliche Eigenschaft?! Ob alle diese Pessimisten sich schon einmal eingehender mit der Sache beschäftigt haben?! Bedenklicher als solche aprioristischen Urteile sind jedenfalls kritische Urteile von Männern der Praxis. Viele der verehrten Leser haben wohl den Vortrag gehört, den uns vor 2 Jahren der Vorsißende unseres Provinzial-Ausschusses hielt. Soweit ich mich besinnen kann, führte er in demselben unter anderem den Nachweis, daß man nicht von allen engagierten und thätigen Vereinsgliedern sagen könnte, daß sie auch lebendige, intensive Christen seien. Das Urteil darüber, ob jemand ein intensiver Christ sei oder nicht, ist ein sehr schwieriges. zagdtoyvojatys ist Jesus und sein Vater allein. Wenn aber wirklich Glieder eines christlichen Vereins keine christlichen Lebensäußerungen an den Tag legten, so wäre dieser beklagenswerte Umstand noch kein Beweis gegen den mannigfachen und großen Segen dieser Vereine. Auch den christlichen Jugendvereinen gilt das Herrenwort: Lasset beides mit einander wachsen bis zu der Ernte". Allerdings ist es des Vereines heilige Aufgabe, solche Glieder, und wären es sonst die tüchtigsten Vereinsmenschen. in heilsame christliche Zucht zu nehmen. Solchen betrübenden Erfahrungen stehen die allererfreulichsten gegenüber. Ein Argument für viele. Auf der Welt-Konferenz der Jünglingsvereine in London wurde festgestellt, daß aus den deutschen Vereinen nicht weniger als 1000, in den legten 10 Jahren 275 Berufsarbeiter der äußeren Mission hervorgegangen find. Wo solche Früchte wachsen, kann der Baum nicht gar so schlecht sein." Cb alle sogenannten christlichen Jugendvereine auf dem rechten. Grunde stehen und von dem rechten heiligen Geist getragen und durchweht sind wer mag es entscheiden. Sicherlich wird in manchen Vereinen die Seite der Geselligkeit und Gemeinschaft, in anderen die der Belehrung und Fortbildung auf Kosten einer wirklich christlichen Erziehung und Lebensbethätigung gepflegt. Diese Erkenntnis hat die Augen von Männern, denen die Rettung und Besserung unserer Jugend am Herzen liegt, hinüber über den Ozean gelenkt, auf die JugendVereine christlicher Bestrebungen" (Christian Endeavor). In Nr. 21 der deutsch-evangel. Kzta." 1894 ist die Frage, ob solche Vereine, die monatlich ihr Vereinsgelübde erneuern und die fleißig Gebetsversammlungen abhalten, und die mit ihrer 2 Millionen übersteigenden Mitgliederzahl jenseits des Ozeans Geist und Leben wecken, nicht auch in Deutschland durchzuführen seien, bejaht worden. — Oberkonsistorialrat Koch in Berlin hat in einem zum besten des Zentral-Ausschusses am 12. Oktober a. praet. in der Christuskirche gehaltenen Vortrag: „Für: sorge für die konfirmierte Jugend" diesen Vereinen das Wort geredet. ,,Er empfiehlt schließlich nach Zeitungsberichten die amerikanischen Jugend-Vereine christlicher Bestrebungen, in denen die jungen Leute zur Thätigkeit für das Reich Gottes angeregt und so am besten vor

Verirrungen bewahrt werden. Diese Eudeavor-Vereine zählen schon 2,023,800 Mitglieder. Vielleicht könnten ähnliche Einrichtungen auch bei uns dazu dienen, die heranwachsende Jugend, die Zukunft unsers Volkes, dem moralischen Verderben zu entreißen und unserm Heiland zu Füßen zu legen." Der Herausgeber der ,,Ref. K-Ztg." hat sich zu dieser Sache geäußert: „Ich halte die lebendige und persönlichchristliche Weise der Eudeavor Vereine für eine Notwendigkeit bei uns.

Die deutsche Gemütlichkeit löst alles gar zu leicht in Behagen auf. Wir brauchen mehr Aggressivität. Hierin können wir von England und Amerika lernen." Zuleßt ist Pfarrer Blecher in Heft 2 der Monats-Blätter für innere Mission warm für die Durchführung dieser Art von Vereinen eingetreten. Ich möchte diesen neuen Weg nicht empfehlen und mich gegen die Durchführung dieser Vereine bei uns aussprechen; halte aber dafür, daß wir von diesen Vereinen viel lernen fönnen. Rückgrat und Nerv dieser Vereine bilden, wie Pfarrer Blecher jagt, folgende Gelübde:

Ich gelobe meinem Herrn Jesu Christo im Vertrauen auf feine Kraft:

1. Daß es mein ernstes Bestreben sein soll, allezeit zu thun, was meinem Herrn und Heiland wohlgefällt, überhaupt mein Lebenlang einen wahrhaft christlichen Wandel nach bestem Wissen und Gewissen zu führen.

2. Daß ich es mir zur Regel meines Lebens mache, jeden Tag zu beten und Bottes Wort zu lesen, die Gemeinde, der ich angehöre, nach Kräften zu unterstüßen und ihre regelmäßigen Gottesdienste zu besuchen.

3. Daß ich als aktives Mitglied meine Pflichten gegen den Verein gewissenhaft erfüllen will.

4. Daß ich in den Gebetsversammlungen des Vereins immer anwesend sein und an denselben nicht nur durch Gesang, sondern auch in anderer Weise thätigen Anteil nehmen will.

5. Daß mich nur solche Gründe von dem Besuche der regelmäßigen Gottesdienste und den Gebetsversammlungen des Vereins abhalten können, die ich vor meinem Herrn und Meister mit gutem Gewissen verantworten kann.

6. Sollte ich bei einer monatlichen Konsekrations-Versammlung durchaus nicht anwesend sein können, so will ich, wenn irgend möglich, einen Spruch heiliger Schrift einsenden, der beim Aufruf meines Namens verlejen werden soll.

Solche statutenmäßig abgenötigten Gelübde haben die allerschwersten Bedenken! Mit solchem Gelübde stellt man sich aber überhaupt auf einen unevangelischen Standpunkt, auf einen Geseßesstandpunkt, welcher allmählich überflüssig werden muß. Wir sind Gott ohnehin zum Gehorsam verpflichtet und es giebt überall keine Pflicht, an welche wir nicht schon gebunden wären durch das Taufgelübde. cfr. Martensen Ethit II, 171. Mit einer Stimme in der ,,deutsch-evangel. K.-3tg."

Nr. 29, welche sich auch gegen die Durchführung ausspricht, möchte ich urteilen: „Wir sind überzeugt, daß, wenn nur einmal das Gelübde gewohnheitsmäßig ohne rechten Ernst gethan wird, der Schaden dieser Unwahrhaftigkeit größer ist als der sonstige Segen der Institution. Wohl wissen wir, daß mancher fromme Christ auch in unserm Vaterland immer wieder für sich schriftlich oder im Gebet solche Gelübde gethan resp. das Konfirmationsgelübde erneuert hat nun gut, empfehlen wir das gelegentlich, erinnern wir unsere jungen Burschen (und ich füge hinzu: und Mädchen) oft an ihren Tauftag und an die in der heiligen Taufe ihnen auferlegte Verpflichtung, feiern wir den Jahresschluß, den Konfirmationstag, auch die Geburtstage in ernstem Gedächtnis, aber zwingen wir dem jungen Volke feine Gelübde auf, damit wir weder die Zartheit des Gewissens verlegen noch religiöse Unwahrhaftigkeit großziehen.“ - Ebenso entschieden möchte ich mich gegen die Gebetsversammlungen aussprechen. Wenn öffentliche Gebetsversammlungen den allerschwersten Bedenken unterliegen, so vor allem die in Jugendvereinen. Was wir aber von den genannten Vereinen lernen können, das ist das ernste Streben, die Glieder der Vereine zu lebendigen, thatkräftigen Christen zu erziehen und das ist der heilige Eifer, lebendiges Christentum in den Gemeinden zu wecken. Wohl soll der christliche Jugendverein eine Stätte froher Geselligkeit und erquickender Erholung sein, ein Surrogat für das, was das Haus auch in dieser Beziehung versagt, aber wie schon erwähnt, christliche Erbauung und Erziehung müßten vielleicht hie und da intensiver gepflegt werden. Der Vereinsgeistliche des evangelischen Jungfrauen-VereinsVerbandes mußte doch in Halle berichten, daß in vielen, sonst tüchtig geleiteten Vereinen, Gebet und Schriftverlesung keine Statt haben. Gebet, Schriftverlesung und womöglich Bibelbesprechung sind notwendige Erfordernisse für die christlichen Jugendvercine. Vom größten Segen ist die Erziehung der Glieder zur Arbeit für das Reich Gottes. Zuerst erzähle man denselben von den vielen Einrichtungen und Maßnahmen der innern und äußeren Mission und führe sie in die Stätten und Werke christlicher Liebe und Barmherzigkeit hinein. Als trefflicher Führer kann dabei dienen das kürzlich erschienene Buch Ostertag, Werkstätten evangelischer Liebesthätigkeit. Nachdem dadurch Sinn und Verständnis, Liebe und Freudigkeit zur Arbeit in den jungen Gemütern geweckt ist, rege man dieselben zur Thätigkeit an. In kleineren Verhältnissen erkundige man sich am Vereinsabend nach den Kranken und bestimme die Glieder, welche den Kranken aus der Vereinsbibliothek ein Buch bringen, oder noch besser, welche am Sonntag Nachmittag oder an einem freien Abend dem Kranken ein Buch vorlesen. Welch gegenseitiger Segen! In die Hand anderer Glieder lege man die Predigt-Verteilung. Andere suche man durch Sammelbücher zur Liebe und Thätigkeit für Reichs-Gottes Arbeiten (Mission, Diakonie u. s. w.) zu erziehen. Wieder andere suche man da, wo solche Einrichtungen bestehen, zu Helfern und Helferinnen in Sonntagsschulen, Kindergottes

diensten u. dgl. heranzubilden. In größeren Verhältnissen ist das Feld der Thätigkeit, das sich so bebauen läßt, naturgemäß viel weiter. In die Arbeit, welche an einem kleinen Ort ein Glied thut, teilen sich da ganze Kommissionen. Einer sehr wichtigen Thätigkeit möchte ich nur Erwähnung thun. Besonders christlich angeregte Vereinsglieder widmen. ihre Fürsorge besonders gefährdeten Ständen und Berufsklassen und suchen diese wiederum in christlichen Vereinen zu sammeln. So find, um einige Spezial-Vereine zur Fürsorge für die weibliche Jugend zu nennen, entstanden: Martha-Vereine für Dienstmädchen, Tabea-Vereine für Nähmädchen, Marien-Vereine für Fabrikmädchen, Lydia- Vereine für Verkäuferinnen und Ladenmädchen, christliche Vereine für Bonnen und Gouvernanten u. f. w. So werden die Jugendvereine Organe zum Auf- und Ausbau des christlichen Gemeindelebens, ein heilsamer Sauerteig. Und die Vereinsglieder ziehen aus solcher Arbeit den allergrößten Segen für ihr inneres Leben. Indem sie Segen bringen, werden fie selber gesegnet. — Anhangsweise möchte ich bei der hier behandelten Frage noch auf einen neuen Weg hindeuten, der vielleicht auch zu großem Segen führen kann. Wenn das Net der christlichen Jugendvereine über unsere Landgemeinden ausgedehnt ist, wird sich eine viel bessere Kontrole über die nach den großen Städten ziehenden führen lassen. Der Vereinsleiter nennt dem abziehenden Gliede aus dem Verzeichnis den Verein, in den es eintreten soll, meldet dasselbe aber vor allem mit der Bitte um Fürsorge an. Der Bahnhofsmission würde dadurch viel Mühe abgenommen; manches junge Leben vor Unglück und Sünde bewahrt.

Von dem Segen überzeugt, der durch die christlichen Jugendvereine gewirkt und noch mehr gewirkt werden wird, wenn dieselben. immer mehr zu bewußter und thätiger Mitarbeit an dem Aufbau des Reiches Gottes erzogen werden, und von dem heißen Wunsche beseelt, daß das Neß dieser Vereine noch viel weiter und auch über alle unsere Landgemeinden gezogen wird, wäre es doch thöricht von mir, von ihnen alles Heil und allen Segen zu erhoffen. 1000 und 10000 erreichten die christlichen Vereine nicht und die nach ihnen ausgestreckten. Arme weisen sie mit Hohn zurück. Wie die Verhältnisse jest liegen, hört für einen großen Teil unserer Jugend nach der Konfirmation all' und jede Erziehung und jegliche sittlich-religiöse Einwirkung auf. Ich habe oben dargethan, wie durch die Großbetriebe, die veränderten Wohnungsverhältnisse, die Freizügigkeit u. dgl. mehr die Familienverhältnisse verschoben und die Familien-Zucht und Ordnung aufgehoben worden ist. Was das Haus nicht mehr bieten kann, muß der Großbetrieb, so schwierig es auch ist, nach Kräften zu erseßen suchen. Es ist eine beklagenswerte Thatsache, daß diese Betriebe vielfach vergessen haben, daß der Mensch nicht von Brot allein lebt und daß sie das geistige und sittliche Wohl der Arbeiter und insbesondere der jugendlichen Arbeiter zu wenig, oder auch garnicht im Auge haben. Die heilige Pflicht dieser Arbeitgeber ist es, das ganze Leben

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