ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

konnten sie große Zahlen schreiben1). Sie bedeuten ausnahmslos Tage, die seit einem mythischen, vielleicht den Weltanfang angebenden Datum verflossen sind. Gewissermaßen zur Kontrolle steht am Schluß der Zahlenreihe das Datum der Errichtung, so daß die Summe der Tage zwischen den beiden Daten den Zahlenangaben des Monumentes entsprechen muß. Dadurch kann der Zeitabstand zwischen den einzelnen Monumenten und also auch das Alter der ganzen Mayakultur zwischen der ältesten und jüngsten Inschrift festgestellt werden. Dieses beträgt mit Sicherheit fast 720 Jahre, und wenn man die jüngsten unsicheren Dateninschriften in Yucatan hinzurechnet, über 1100 Jahre. Die Gleichsetzung mit unserer Zeitrechnung ist um so schwieriger als in Yucatan nur zwei sichere Inschriften vorhanden sind. Andererseits ist es aber nach einheimischen Quellen wahrscheinlich, daß erst nach dem Untergang der zahlreichen Mayastädte im W. und S. oder während der letzten Jahrhunderte ihres Bestehens die Besiedlung von Yucatan stattfand. Dort erreichte dann die Mayakultur eine zweite hohe Blüte in zahlreichen Städten wie Uxmal, Chichen Itza, Labná usw., der schließlich in Chichen Itza seit etwa 1200 mexikanische (toltekische) Einwanderer ihren deutlichen Stempel aufdrückten. Die älteste Mayainschrift wird deshalb, besonders von amerikanischen Gelehrten, bis 96 v. Chr. hinaufversetzt2).

Höchst eigentümlich ist der Kalender, der den Maya mit den Mexikanern und den Tzapoteken gemeinsam ist, ohne daß man seinen Ursprung anzugeben vermag. „Er besteht aus fortlaufend gezählten 260 Tagen, die aus der Aneinanderreihung der Zahl 1 bis 13 mit 20, meist Tiere darstellenden3) Bildern hervorgehen." Bei den Mexikanern brachte es ihr Sonnenjahr von 365 Tagen mit sich, daß jeder Jahresanfang um die Ziffer 1 in der Tages365 362 bezeichnung vorrückte, da =28+1 ist, und um 5 Bilder, da =18+5 ist. 13 20

[ocr errors]

Auf diese Weise fielen nur vier von den Bildern auf die Jahresanfänge, und somit wiederholte sich dieselbe Ziffer und dasselbe Bild erst nach je 52 Jahren, die demnach als ein geheimnisvoller Abschluß, ja als Weltenende empfunden wurden. Alle Herdfeuer wurden dann gelöscht, und erst, wenn das Feuer auf der Brust des den Feuergott selbst vorstellenden Gefangenen durch Quirlen eines Holzstabes auf einem anderen aufflammte, wußte man, daß den Menschen eine neue Periode von 52 Jahren geschenkt war 4)“.

II.

Am Abend hielt dann die Berliner Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte unter Leitung von Schuchhardt als ihrem derzeitigen Vorsitzenden eine die „Festsitzung zum hundertjährigen Geburtstag Adolf Bastians" ab,

1) Von mir gesperrt. Die Analogien wie die Differenzen gegenüber dem babylonischen Sexagesimalsystem liegen auf der Hand. Zu dem im Kalender (8. im Text den folg. Abs.) noch viel stärkeren vigesimalen Einschlag, für den mir, außer frz. quatre-vingt, lazische und chaldische Parallelen bekannt sind, vgl. „Armenien einst und jetzt". Halbband II, 2. S. 476f. C. F. L.-H. 2) Vorläufiger Führer 18 S. 80 f.

3) Man denke an die Bezeichnung der einzelnen Jahre in den sexagesimalen Jahreszyklen der Chinesen. C. F. L.-H.

4) Vorläufiger Führer 18 S. 74.

[ocr errors][merged small]

Gesellschaft, die unvergänglich mit seinem und Rudolf Virchows Namen verknüpft ist und deren Mitgliedern in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen und im ersten Lustrum des 20. Jahrhunderts Bastians eigenartige Persönlichkeit und sein von sachlichem und persönlichem Interesse getragener anregender Zuspruch unvergeßlich bleiben. Bei der von der Gesellschaft gelegentlich seines Hinscheidens am 3. Februar 1905 veranstalteten Gedächtnisfeier (11. März 1905) ist auch festgestellt worden, daß er der eigentliche Begründer der Gesellschaft (1869) gewesen ist und daß ihr Organ, die Zeitschrift für Ethnologie, ebenfalls von ihm, und zwar bereits 1 Jahr früher, ins Leben gerufen wurde1). In der jetzigen Festsitzung schilderte B. Ackermann (Köln): Die Entwicklung der Ethnologie von Bastian bis heute". Doch störte mich in dem gedankenreichen Vortrag ein wenig der allzu deutlich hervortretende Versuch, Bastians Gedanken mit den Anschauungen einer neueren Gruppe und Schule in der Ethnologie als übereinstimmend hinzustellen und sie für diese moderne Richtung speziell in Anspruch zu nehmen. Es kam dadurch etwas Fremdartiges in die Charakteristik hinein, während natürlich die Tatsache, daß jede Richtung in der Völkerkunde sich auf Bastians Grundgedanken berufen und zurückführen kann, unbestritten ist. Die mit der Festsitzung verbundene „Ausstellung von Schriften und Broschüren Adolf Bastians" gewährte einen überraschenden Einblick in die auch nach dem Umfange und der Zahl der größeren Werke') und kleineren Schriften ganz erstaunliche Produktivität und Vielseitigkeit von Bastians literarischem Schaffen.

Nach diesen Eindrücken verlief das gemeinschaftliche Abendessen mit Damen im Ebenholzsaale des Rheingold, bei dem Adolf Bastians Neffen, Professor Racber, Bremen, wie schon vormittags, besondere Huldigungen zuteil wurden, äußerst stimmungsvoll und angeregt.

Innsbruck.

Zweite Fachtagung der Altertumswissenschaft in Weimar

25.-27. Mai 1926.

Von Wilhelm Enẞlin.

In der Pfingstwoche waren zur zweiten Fachtagung rund hundert Vertreter der Altertumswissenschaft der Einladung nach Weimar gefolgt. Schon am Dienstag Abend vereinigte ein zwangloses Beisammensein einen großen Teil der Erschienenen. Als am Mittwoch (26. Mai) die Tagung begann, konnte zum größten Bedauern der Teilnehmer der erste Vorsitzende Werner Jäger, da ihn ein heftiger Fieberanfall ans Bett fesselte, nicht persönlich die Leitung übernehmen, die auf den zweiten Vorsitzenden Gerhart Rodenwaldt überging im Wechsel mit Matthias Gelzer, der zum dritten Vorsitzenden gewählt wurde. Zu Beginn der Sitzung wurde eine Erklärung Werner Jägers verlesen, die über Wesen, Ziel und Zusammensetzung der Fachtagung der klassischen Altertumswissenschaft sich äußerte. Ihrem Inhalt sei entnommen: Die Fachtagung ist vor allem dem Bedürfnis der Hochschule entsprungen, um unter den Fachvertretern der Altertumswissenschaft ein Einverständnis über die wichtigsten Fragen der Forschung und Lehre zu erzielen. Das kommt in der 1) Preuß, Adolf Bastian, S. 1.

2) Vgl. oben S. 194 Anm. 3.

[merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Art, wie auf der Fachtagung den Fragen des Universitätsunterrichts Rechnung getragen wird, zum Ausdruck. Soweit dabei die Erörterungen auch auf das Gebiet der Schule übergreifen, wollen sie zu einer möglichst einheitlichen Stellungnahme der Wissenschaft zu diesen Fragen gelangen. Die Tagung will für die Wissenschaft ein Organ bilden, wie es der Philologen verband und besonders der Altphilologenverband für die besonderen Bedürfnisse der Schule ist. Neben den Universitätsdozenten werden, da es sich nicht um eine Standesvertretung handelt, sondern um eine Vertretung der Wissenschaft und ihrer Interessen, auch bekannte Forscher aus den Kreisen der Schulmänner und anderer Berufe, sowie Angehörige dieser Berufe, die an den kollektiven Unternehmungen der deutschen Wissenschaft mitwirken, eingeladen. Die Tagung, die in diesem Sinn auch als Forschertagung bezeichnet werden kann, soll sich auf einen verhältnismäßig kleinen Kreis beschränken. Es soll aber auch durch die Beschränkung der Anzahl der Vorträge auf zwei oder drei Themata und durch das Streben, jede Tagung nach Möglichkeit auf einige Hauptprobleme zu konzentrieren, die Fachtagung zu dem aktionsfähigen Organ gestaltet werden, dessen die gegenwärtige Lage unserer Wissenschaft bedarf. Es besteht die Absicht, die Fachtagung möglichst immer am selben Ort und nur in den Jahren abzuhalten, in denen keine allgemeine Philologen versammlung stattfindet; denn eine Störung dieser älteren Einrichtung soll auf jeden Fall vermieden werden. Erwähnt sei dann gleich noch, daß die Versammlung auf Vorschlag von Eduard Schwartz durch einen von ihm in stilvollem Latein verfaßten telegraphischen Gruß dem Altmeister Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff ihre Verehrung zollte.

Den ersten Vortrag hielt Ferdinand Noack über die italienischen Ausgrabungen in Ostia. Unterstützt von sehr guten Lichtbildern gab er einen Überblick über die Entwicklung Ostias von der Gründung der Bürgerkolonie an. Nirgends lasse sich so klar die Anlage einer alten Kolonie erkennen wie hier. Umfänglicher freilich noch ist der Ertrag für die Kenntnis des kaiserzeitlichen Ostia, des Handelsemporiums mit seinen Lager- und Geschäftshäusern, die in mehreren Stockwerken aufragten und überraschende Ähnlichkeit mit Renaissancebauten haben. (Noack hat inzwischen in der „Antike" II S. 205 ff. seine Ergebnisse veröffentlicht). Die Diskussion ging auf historische und baugeschichtliche Fragen ein. Die Frage nach einer etwaigen Möglichkeit, über die jetzt bekannte älteste Anlage noch hinaufzukommen, stellte die Glaubwürdigkeit der alten Überlieferung zur Debatte. Ferner wurde die Sicherheit chronologischer Fixierung auf Grund des Baumaterials und der Bauformen erörtert.

Eduard Norden gab dann seine Interpretation zweier altlateinischer Urkunden, nämlich des carmen Arvale und der Auguralformel bei Varro L. L. 7, 8. Es war ein Genuß erlesenster Art, Norden zuzuhören, wie er mit eindringendem Verständnis und Gefühl für die altrömische bäuerliche Denkweise die Rätsel dieser alten Urkunden in unübertrefflicher Interpretationskunst zu lösen vermochte. Pietätvoll verwies er dabei darauf, wie manche Erkenntnis er dafür früheren Gelehrten, vor allem Theodor Bergk, die vergessen worden waren, verdanke. Unter dem starken Eindruck des Gehörten verzichtete die Versammlung auf eine Diskussion. Es bleibt zu wünschen, daß Norden, der sich eine weitere Prüfung seiner Ergebnisse vorbehalten hat, sich doch bald zu ihrer Veröffentlichung entschließen möge.

Am Nachmittag sprach Matthias Gelzer über Altertumswissenschaft und Spätantike vom Standpunkt des politischen Historikers aus. Er betonte den ungebrochenen Zusammenhang der Spätantike mit dem früheren Altertum und ihre Bedeutung und forderte, daß die Spätzeit bis auf Justinian herunter mehr als bisher in den Kreis der Altertumsforschung einbezogen werden solle. Bei der Aussprache wurden bei aller Anerkennung der Eigenbedeutung der Zeit von Diokletian bis Justinian doch berechtigte Einwände gegen eine zu optimistische Auffassung von dem Fortwirken eines ungeschwächten Römertums im Reichsgedanken erhoben. Auch über die Abgrenzung des eigentlichen Gebietes der Altertumskunde wurde von philologischer und archäologischer Seite manche stark abweichende Ansicht ausgesprochen.

Der zweite Tag brachte Referate von Felix Jacoby über die sprachliche Ausbildung der klassischen Philologen auf der Universität und von Otto Regenbogen über die Stellung der Sprache im Studium der klassischen Philologie. Jacoby gab an der Hand der Berichte, die die Universitäten auf die Aufforderung der vorigen Fachtagung hin darüber erstattet hatten, was bisher zur Hebung der unzureichenden Sprachkenntnisse der angehenden Philologen geschehen ist, und formulierte neue Forderungen. Ein eingehender Bericht von Richard Harder und Wolfgang Schadewaldt über die Erfahrungen der Berliner Sprachkurse wurde verteilt. Regenbogen erörterte in einem formvollendeten Vortrag im Geiste Humboldts die geistige Bedeutung der Sprache überhaupt und ihre zentrale Stellung in der Forschungs- und Lehrtätigkeit des klassischen Philologen. Nach ausführlicher Debatte wurde eine Entschließung angenommen, die die Bereitwilligkeit der Universitätslehrer ausdrückt, den zweifellos infolge der jetzigen Ordnung des humanistischen Gymnasiums vorhandenen Mängeln in der sprachlichen Ausbildung des Nachwuchses durch Einrichtung von sprachlichen Fortbildungskursen abzuhelfen. Auf Vorschlag von Otto Immisch wurde in einem Zusatz betont, daß diese Einrichtungen freilich nicht zu den Aufgaben der Universität gehörten und nur solange fortzusetzen seien, als das Gymnasium nicht die nötige sprachliche Vorbildung zu leisten vermöge. Ferner wurde eine Kommission eingesetzt zur Auseinandersetzung mit den amtlichen preußischen Richtlinien für die höheren Schulen.

Mit einem Schlußwort des Vorsitzenden und dem durch Eduard Schwartz ausgesprochenen Dank an die Leitung schloß die anregende Tagung. Marburg a. d. Lahn.

Die Säge in der Säule.

Von Claude du Bois-Reymond †.

Wer die Propyläen auf der Akropolis zu Athen betritt, bemerkt hoch oben in der letzten Säule eine große verrostete Säge von der Art, die man Schrotsäge neunt, deren Enden an beiden Seiten herausragen. Oder - richtiger gesagt er bemerkt sie nicht, denn von allen den vielen Besuchern wird kaum einer, der nicht darnach sucht, das unauffällige Ding beachten. An dieser Säge hängt eine Geschichte:

Es war unmittelbar nach dem Ende der Türkenherrschaft. Die Türken hatten die alten Bauwerke achtlos verfallen lassen. Ein junger griechischer Patriot, begeisterter Verehrer der klassischen Trümmer, hatte mit Kummer be

[graphic]
[ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors]

merkt, daß jene Säule, mit dem noch darauf liegenden Steinbalken, umzustürzen drohte. Die oberste Säulentrommel war durch Erdstöße in unsichere falsche Lage geraten. Sturmwinde hatten Sand und Staub in den Spalt getrieben. Diese eingekeilte Masse hielt das Säulenstück in schräger Stellung. Wenn der Sand weiter zunahm, mußte schließlich das gelockerte Stück zu den vielen anderen, die schon rings den Boden bedeckten, herabfallen. Der junge Mann, von einem Freunde begleitet, schlich sich eines Morgens sehr früh in die Burg. Sie trugen zwei Leitern, die Säge und einen Fächer. Zu beiden Seiten der Säule stiegen sie auf

[graphic]

Die Säge in der Säule.
Zeichnung nach Aufnahme von Claude du Bois-Reymond †.

die Leitern, sägten das Eingekeilte los und trieben den Staub mit dem Fächer
heraus. Als sie bei dieser abwechselnden Arbeit gerade beim Sägen waren,
schwankte der marmorne Block plötzlich ins Lot zurück, aber
knirschend die Säge ein. Die Säule war gerettet.

"

er klemmte

Bis man dort einen Krahn aufstellt, der die Last anheben kann, wird die Säge, als Wahrzeichen einer kühnen und patriotischen Tat, wohl in der Säule stecken bleiben." Im Jahre 1904 hatte ich sie gesehen und photographiert (8. d. Abbildung) und habe in meinem Lichtbildvortrage über Griechenland diese Prophezeiung ausgesprochen. Es ist aber leicht möglich, daß heut (1924), zwanzig

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »