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zu Anfang seiner Regierung erfolgte, wo er persönlich in Germanien war. Das scheinbar noch freie Gebiet zwischen diesem wohlgesicherten römischen Besitz und dem Urwaldgebiet rechts des Neckars hat also sicher auch schon zum römischen Reich gehört. Es war noch nicht Provinz im eigentlichen Sinne des Wortes. Auch die Römer der Kaiserzeit kannten schon einen solchen eigentlichen Sinn des Wortes, wie wir aus Velleius 2, 97, 4 recht deutlich sehen: (Tiberius) sic perdomuit eam (Germaniam), ut in formam paene stipendiariae redigeret provinciae. So aufgefaßt kann die Unternehmung von 74 als ansehnlicher Erfolg gebucht werden. Daß man das tat, geht nicht so sehr daraus hervor, daß Pinarius Clemens ob res in Germania prospere gestas die Triumphalauszeichnungen bekam (CIL XI 5271 Riese 325) als daraus, daß man einen Römerort Arae Flaviae gründete an der Stelle von AltstadtRottweil. Ein Zentralheiligtum der Südgermanen des römischen Reichs hat auf diesem Außenposten keinen Sinn, man steht hier zudem nahe der Provinz Rätien und ihrem Vorgelände. Als man die Ara Ubiorum gründete, gedachte man Germanien mindestens bis zur Weser oder Elbe einzuverleiben. Jene Arae Flaviae aber müssen als Grenzort gedacht gewesen sein, entsprechend den Bauoi Ale§ávdgov, die ja auch mit Vorliebe an der Grenze gegründet wurden und sagen sollten: in diese Fernen reicht Alexanders Reich. Entsprechend besagte Arae Flaviae: so weit reicht Vespasians und seines Mitregenten Titus Macht. Drei Altäre mögen es gewesen sein, aber nicht zu Ehren des Kaisers und seiner beiden Söhne, sondern zu Ehren der drei kapitolinischen Götter (vgl. Zangemeister, Westd. Korrespbl. 2 S. 47 A. 2).

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Es ist möglich, daß die Sueben aus dem militärisch be setzten, im ganzen genommen ziemlich kleinen Gebiet Rottweil verdrängt wurden. Jedenfalls war hei der Gründung von Arae Flaviae Gelegenheit gegeben zur Ansiedlung von Kolonisten; ganz gewiß von Marktsiedlern, von Kaufleuten jeder Art und Handwerkern, aber wohl auch von bäuerlichen Siedlern. Die Römer waren durchaus nicht zurückhaltend in der Expropriierung, wo militärische Belange hereinspielten. Das sehen wir schon aus der Art, wie sie ihre Straßen anlegten: rücksichtslose Zielstrebigkeit ist ihr Charakter, und es war gewiß eine Ausnahme, wenn Domitian in seinem ersten germanischen Krieg die Reichsangehörigen entschädigen ließ, die durch militärische Anlagen Boden verloren (Frontin strateg. 2, 11, 7). Ob also mehr oder weniger Raum für Neusiedler hier gewonnen wurde, jedenfalls war es natürlich, daß man die Bezeichnung decumates agri auf dieses Neulandgebiet ausdehnte.

Als Tacitus im Jahr 98 seine Germania schrieb, war nach Germ 29 ein Limes angelegt und militärische Posten vorgeschoben. Daß damit der Neckar-Odenwald limes gemeint sein muß, wird heute von niemand bezweifelt. Die Zweifel bezüglich der genauen Zeit, in der das geschah, bestehen noch fort; Fabricius in Pauly-Wissowa XIII S. 589 läßt das Vorrücken am Neckar in zwei

Etappen, wenn auch beiden in domitianischer Zeit, erfolgen und in der ersten die Strecke Sulz bis Cannstatt besetzen, in der zweiten die von Cannstatt bis zum Main; dies ist insbesondere nach den Bestimmungen Knorrs über das Alter der gefundenen Tonwaren, aber auch nach den Straßenverhältnissen unmöglich. Sulz steht für sich da und hat keine römische Straßenverbindung mit dem nächsten Römerort neckarabwärts, mit Rottenburg, andererseits bildet die Strecke von Rottenburg bis zum Main nach Straßen und Funden eine Einheit). So nahe es nun für diese Gesamtstrecke liegt an das der Abfassung der Germania unmittelbar vorausgehende Jahr 97 zu denken, weil während dessen der Thronfolger Traian wie noch im nächsten Jahr, dem ersten seiner Regierung, in Gallien und Germanien war, so ist das doch bei genauer Betrachtung der Tacitusstelle unwahrscheinlich, nach unserer heutigen Kenntnis der Funde wohl unmöglich. Mox limite acto promotisque praesidiis sinus imperii et pars provinciae habentur, sagt er einfach, ohne irgend jemandes Verdienst zu nennen; ein persönliches Verdienst Traians hätte er wohl angedeutet, ein unpersönliches Domitians brauchte und wollte er nicht herausheben. An der Römerstraße von Wiesloch, an der badischen Bergstraße gelegen, nach Wimpfen am Neckar sind in Steinsfurt südgallische Sigillaten aus domitianischer Zeit gefunden worden (Fabricius a. O. S. 590), und in einem römischen Bad beim Arnheimer Hof an der Mümling, einige Kilometer aufwärts von deren Mündung in den Main, sind Ziegel aus den Nieder Militärziegeleien gefunden worden, die mit großer Sicherheit in die letzte Zeit des Domitian angesetzt werden können (G. Wolff, 9. Bericht d. Röm. Germ. Kom. 29); sie sind um so mehr beweisend, als von einem Kastellbad hier, in einiger Entfernung hinter dem Odenwaldlimes, m. E. nicht die Rede sein kann; es wird sich also hier ein ausgedienter Offizier angesiedelt haben, und das wird nicht gerade in den allerersten Jahren der Anlage des Odenwaldlimes geschehen sein 2).

Noch bestimmter sprechen die Truppenverschiebungen, die unmittelbar nach dem Aufstand des Saturninus vom Jahr 88/89 vorgenommen worden sind. Das obergermanische Militärdiplom vom Oktober 90 nennt eine Reihe von Truppenteilen nicht, die das Diplom von 82 noch gibt (CIL XIII 6821 und III S. 1960 Riese 77 und 54). Wenn auch durch diese Diplome nie eine Sicherheit für die Nichtzugehörigkeit des einzelnen ungenannten Truppenteils gegeben ist, weil immer einzelne Abteilungen vorhanden sind, die in dem Jahr keine Veteranen entlassen, so ist hier der

1) Eine Karte des römischen Württemberg im Maßstab 1:200000 mit Einzeichnung der römischen Kastelle, Siedlungen, Limites, Straßen und ausführlichem Text wird in Bälde vom württembergischen Landesamt für Denkmalspflege herausgegeben.

2) Während des Druckes erscheint ORL Band V A Strecke 10, Odenwaldlimes, wo Fabricius S. 33f. die Beweise für dessen spätdomitianische Anlage gibt, die er S. 87f. durch Nachweis einer von Oberscheidental stammenden Domitianstatue vervollständigt.

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Unterschied im ganzen zu groß. Ritterling, Westd. Zeitschr. 12, 1893 S. 213 ff. weist einige dieser Verschiebungen im einzelnen nach; die Zeit kann am genauesten festgestellt werden bei der ala II Flavia milliaria. Sie fehlt in Obergermanien erstmals Oktober 90; für das rätische Heer ist sie bezeugt vor dem Ende des Domitian (CIL XIV 2287, Beiname D[omitiana] offenbar ausgemerzt) daß sie daun in Heidenheim stand, wissen wir durch die Inschrift Haug-Sixt2 506 S. 91; da wäre es doch ein merkwürdiger Zufall, wenn jenes Diplom diese Ala aus anderem Grund als dem der Versetzung nicht aufführen würde. Und sie kann erst nach dem Aufstand des Saturninus versetzt worden sein, weil sie nach jener Inschrift vor 96 auch den Ehrentitel Pia Fidelis hat. Es bleibt für ihren Garnisonswechsel also nur die Zeit von Frühjahr 89 bis Oktober 90. So werden wir nun auch andere Truppenversetzungen der ungefähren Zeit genau in jenes Jahr setzen dürfen, das zu den Funden ja aufs beste paßt. Auch paßt die Verminderung der Reiterei von 5 auf 4 Alen und die Vermehrung der Veteranen entlassenden Kohorten von 9 auf 14 ganz wohl zur Sache, weil man insbesondere wegen der vielen natürlichen Neckarübergänge eine enge Reihung der Kastelle, also mehr Abteilungen brauchte und in dem bergigen Gelände für Reiterei weniger gute Verwendung hatte.

Ist dem aber so, so läßt sich zwischen dem Aufstand des Saturninus und der Einrichtung des Limes ein kausaler Zusammenhang herstellen, der mehr Zwingendes hat als der bisher angenommene Zusammenhang mit der Abgrenzung der beiden germanischen Provinzen. Es kommt hinzu, daß die Namen Germania inferior und superior zwar erst von 90 ab auftreten (CIL XIII 6821

Riese 77), daß aber der Sache nach jene Provinzen viel früber von der Belgica abgetrennt und abgegrenzt wurden, wie ich Germania 1925 S. 15 f. nachzuweisen suchte, daß also höchstens kurz vor 90 die Aenderung eintrat, daß jene Benennungen amtlich wurden; vielleicht nicht einmal zufolge einer kaiserlichen Verordnung, sondern in Anpassung an die in nichtamtlicher Sprache üblich gewordene Bezeichnung.

Wir erfahren aus der antiken Literatur von jenem Aufstand des L. Antonius Saturninus, Statthalters von Obergermanien, recht wenig Hauptsächliches, und die Nebendinge, die Plutarch, Aemil, Paul. 25 und Dio epit. 67, 11, 1 geben, tragen zum Verständnis der entstandenen Lage wenig bei. Sueton, Domitian 6 aber versagt in dem, was wir gerne wissen möchten, bei welchen Germanen Saturninus Unterstützung fand: Bellum civile motum a L. Antonio, superioris Germaniae praeside, confecit (Domitianus) absens felicitate mira, cum ipsa dimicationis hora resolutus repente Rhenus transituras ad Antonium copias barbarorum inhibuisset. Es liegt nahe, an die Chatten zu denken, und man kann als sicher annehmen, daß sie sich irgendwie beteiligten. Einige Kastelle der Wetterau scheinen bei dieser Gelegenheit zerstört worden zu sein; die Auxiliartruppen blieben kaisertreu. Wenn aber die Chatten durch die Wetterau Klio, Beiträge zur alten Gesch. XXI (N. F. III) 1.

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dem Saturninus zu Hilfe kommen wollten, der sich auf zwei Legionen stützte (Sueton, Domitian 7), welche die in Mainz gewesen sein müssen, also die XIV und die XXI, so gingen sie über die römische Brücke bei Mainz. Abwärts von Mainz, anf der Strecke von Bingen bis zum Siebengebirge, kann des reißenden Flusses wegen auf eine tragfähige Eisdecke nicht leicht gerechnet werden. Nach Mitteilung von Professor Dr. Schumacher in Mainz stellt sich der Rhein zuerst an der Loreley, bisweilen auch noch etwas oberhalb, und von da aufwärts kommt der Eisgang bis Bingen und Mainz zum stehen und gefriert zusammen; aber zu den Zeiten des unregulierten Rheins rissen sich die Eisschollen in der oberrheinischen Tiefebene bei kaltem Wetter nicht so leicht los. In unserem Fall muß es sich aber um eine einige Tage vorausgegangene Abmachung handeln, also nicht um eine seltene Ausnahme. Man muß also eher an den Versuch eines Rheinübergangs beträchtlich oberhalb von Mainz denken, und die Germanen, von denen hier die Rede ist, dürften eher Germanen der Neckargegenden sein. Bei dem vielverschlungenen Lauf des alten Rheines in der oberrheinischen Tiefebene konnte bei mäßiger Kälte auf die Möglichkeit eines Uebergangs gerechnet werden. Man zieht aus dem Umstand, daß ein großer Teil der niedergermanischen Truppen von da ab den Beinamen Pia Fidelis führen den Schluß, daß der kaisertreue L. Norbanus Appius Maximus, der den Aufstand niederwarf, Statthalter von Untergermanien war (Ritterling, Westd. Ztschr. 12, 1893, S. 207 ff.). Es entspricht also durchaus der Lage, wenn Saturninus sich südwärts vor ihm zurückzieht, um die Legionen von Straßburg und Windisch an sich zu ziehen. Zum Hauptkampf kam es dann freilich schon am Rhein, da ja der Uebergang verhindert wurde, als die Schlacht schon unmittelbar bevorstand. Und wenn Martial in dem Widmungsgedicht zu Buch 5 und 8 an Norbanus Epigr. 9, 84, mit dem er ihm die in der ganzen Sammlung unmittelbar vorausgehenden Bücher überschickt, diesen anredet: während du frevelhafter Untreue gegenüber deine Kaisertrene zeigtest, dichtete ich, deiner Freundschaft eingedenk, diese Gedichte", und fortfährt: sowohl in Rätien als im hohen Norden bekamst du meine Gedichte schon einzeln zu hören", so ist mit dem Norden ein deutlicher Hinweis auf Untergermanien gegeben, von wo aus Norbanus sich gegen Saturnin wandte, und muß deswegen auch der Aufenthalt in Rätien iu denselben Zusammenhang gehören. Es muß mit anderen Worten Norbanus den Saturninus über Windisch und die rätische Grenze hinaus verfolgt haben. Sueton gibt an jener Stelle ausdrücklich an, daß Autonius erst nach jener Schlacht getötet wurde (am Tage der Schlacht erfolgte ein für den Kaiser günstiges Zeichen: pauloque post, occisum Antonium, adeo vulgatum est, ut caput quoque adportatum eius vidisse se plerique contenderent)1).

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1) Anders Ritterling a. a. O. S. 224, der bei me tibi Vindelicis Raetus narrabat in oris zu sehr am Wort hängen bleibt und an Provincialen denkt, die dem Norbanus diese Gedichte mitgeteilt hätten, und so zu dem Ausweg kommt, es seien mit dem doch auffallend genauen Ausdruck: Räter in vindelikischen Landen

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Wenn Sueton, Domitian 6 es als ein großes Glück bezeichnet, daß der Eisgang die Barbaren verhinderte, so muß es sich um einen beträchtlichen Zuzug gehandelt haben. Man darf also nicht bloß, vielleicht auch garnicht, an die Suebi Nicretes vom untern Neckar denken, sondern in erster Linie an die Sueben des mittleren Neckarlandes. Wenn wir an ihr Eingreifen neben dem der Chatten denken, so verstehen wir auch den Ausdruck bei Plutarch Aemil. Paul. 25: ὅτε Αντώνιος ἀπέστη Δομετιανοῦ καὶ πολὺς πόλεμος ἀπὸ Γερμανίας προσεδοκᾶτο. Was lag auch einem aufrührerischen Statthalter in Mainz näher, wenn er Bundesgenossen wollte, als sich an Germanen seiner eigenen Provinz zu wenden, die noch in ziemlicher Selbständigkeit ihre kriegerische Art bewahrt hatten.

Norbanus, der Besieger des Aufrührers, scheint nun für kurze Zeit das Kommando über beide germanische Provinzen gehabt zu haben (Ritterling a. a. 0.119); so sehr man es sonst vermied, eine solch gewaltige Truppenmacht in eine Hand zu geben, so war das jetzt praktisch, weil z. T. die meuternden Truppen gegen die treuen, d. h. die obergermanischen gegen die untergermanischen ausgetauscht wurden, soweit nicht ein Tausch mit entlegeneren Provinzen stattfand. Freilich ließ man diesen Zustand nur kurze Zeit bestehen, schon im Oktober 90 ist nach jenem Diplom L. Javolenus Priscus Statthalter von Obergermanien. Aber ebenso wie den Truppenaustausch werden wir auch die Anordnung der Vorschiebung der Auxiliartruppen an den Neckarlimes dem Norbanus zuschreiben dürfen; wieviel dann dem Nachfolger von der Durchführung übrig blieb, wissen wir nicht. Dem kaisertreuen Norbanus mußten die Sueben des Neckarlandes, die auf die falsche Karte gesetzt hatten, als Empörer erscheinen, die in strengere Aufsicht zu nehmen sich empfahl. Und das wird der Grund zu jener Vorschiebung der Auxiliartruppen und der Anlage des Neckarlimes gewesen sein, als dessen künstliche Verlängerung durch den Odenwald hin von der Nähe Wimpfens bis Wört am Main eine mit Wachtürmen besetzte Schneise durchgezogen wurde. Daß diese Sueben gleichzeitig ihre halbe Selbständigkeit verloren und ihr Gebiet als kaiserliche Domäne erklärt wurde, ist begreiflich. Damit wurden sie zu coloni gemacht, die staatsrechtlich ja sehr verschieden gestellt sein konnten; aber, was sie bisher als freies Eigentum gehabt hatten, hatten sie nun als kaiserliche Erbpächter, und während sie bisher vermutlich nur im ganzen, stammweise oder gauweise, einen gewissen Tribut hatten zahlen müssen, hatten sie nun einzeln nach ihrem Grundbesitz Ab

Pannonier gemeint, und es sei von einer nachfolgenden Statthalterschaft in Pannonien die Rede. Aber eine solche Schiebung darf man auch einem Dichter nicht erlauben, und wenn die Pannonii nicht in den Vers wollten, so hätten sich die Illyrii leicht gefügt. Der Schluß des Gedichts: hiermit schicke ich dir die Sammlung meiner Gedichte der sechs letzten Jahre, schließt freilich schlecht an, aber das ist und bleibt eine Unstimmigkeit gegenüber dem ersten Satz des Gedichts, nicht dem zweiten. Eine andere Erklärung wäre nur möglich, wenn ein dauerndes Kommando des senatorischen Beamten in Rätien denkbar wäre.

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