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nunft, die Austilgung der Vorurteile und Parteilichkeiten, die Heiterkeit der Seelen, der Geist der Nachsicht und des Verzeihens, Harmonie und Frieden, das ist alles aus diesem großen Lächeln hervorgegangen.

Meine Herren, es besteht zwischen zwei Dienern der Menschheit, die in einem Zwischenraum von 1800 Jahren aufgetreten sind, ein geheimnisvoller Zusammenhang!

Das Pharisäertum bekämpfen, den Betrug entlarven, die Tyranneien, die Räubereien, die falschen Urteile, die Lügen, den Aberglauben niederzuschmettern, den Tempel zu zerstören und ihn nicht wieder aufbauen zu müssen, das heißt das Falsche durch das Wahre zu ersetzen, die gewalttätige Justiz anzugreifen, das blutdürstige Priestertum anzugreifen, eine Peitsche zu nehmen und die Händler aus dem Heiligtum zu vertreiben, die Erbschaft der Enterbten zu fordern, die Schwachen zu beschützen, die Armen, die Leidenden, die Mühseligen und Beladenen, für die Verfolgten und Unterdrückten zu kämpfen, das ist der Krieg Jesu Christi; und wer von den Menschen führte diesen Krieg? Das war Voltaire. (Bravo.) Das Werk des Evangeliums findet in dem Werk der Philosophie eine Ergänzung; der Geist der Sanftmut hat begonnen, der Geist der Duldsamkeit hat fortgefahren; sagen wir es mit einem Gefühl tiefer Achtung: Jesus hat geweint, Voltaire hat gelächelt; aus dieser göttlichen Träne und diesem menschlichen Lächeln ist die Milde

der gegenwärtigen Zivilisation gemacht. (Lang anhaltender Beifall.)

Hat Voltaire immer gelächelt? Nein. Er hat sich oft entrüstet. Sie haben es aus meinen ersten Worten vernommen.

Gewiß, meine Herren, das Maßhalten, die Zurückhaltung, die Ausgeglichenheit ist das höchste Gesetz der Vernunft.

Man kann sagen, daß die Mäßigung geradezu das Atmen des Philosophen ist. Die Bemühung des Weisen muß dahin gehen, alle die Ungefähr, aus denen die Philosophie besteht, zu einer Art heiteren Gewißheit zu verdichten.

Doch zu gewissen Augenblicken erhebt sich die Leidenschaft zur Wahrheit mächtig und voller Gewalt und sie befindet sich in ihrem Recht wie die großen Stürme, die Gesundung bringen. Niemals, dafür stehe ich ein, wird ein Weiser diese beiden erhabenen Stützpunkte der sozialen Arbeit erschüttern, die Gerechtigkeit und die Hoffnung, und alle werden den Richter achten, wenn er die Gerechtigkeit verkörpert, und alle werden den Priester verehren, wenn er die Hoffnung darstellt. Doch wenn die Justiz Folter heißt, wenn die Kirche Inquisition heißt, dann blickt ihnen die Menschlichkeit ins Gesicht und sagt zum Richter: Ich will nichts wissen von deinem Gesetz! und zum Priester sagt sie: Ich will nichts wissen von deinem Glauben! Ich will nicht deinen Scheiterhaufen auf Erden, noch deine Hölle im Himmel. (Lebhafte Bewegung. Lang anhalten

der Beifall.) Da richtet sich der zornige Philosoph auf und gibt den Richter der Gerechtigkeit an und den Priester Gott!

(Der Beifall verdoppelt sich.)

Dies hat Voltaire getan. Er ist groß.

Was Voltaire gewesen ist, habe ich gesagt; was sein Jahrhundert war, will ich noch sagen.

Meine Herren, die großen Männer sind selten allein; die großen Bäume scheinen größer, wenn sie einen Wald beherrschen, sie sind dort zu Hause; um Voltaire gibt es auch einen Wald von Geistern, dieser Wald ist das 18. Jahrhundert. Unter diesen Geistern gibt es Gipfel, Montesquieu, Buffon, Beaumarchais und zwei unter den anderen, die höchsten nach Voltaire,

Rous

seau und Diderot. Diese Denker haben die Menschen denken gelehrt; gut zu denken führt dahin, gut zu handeln, die Richtigkeit im Geist führt zur Gerechtigkeit im Herzen.

Diese Arbeiter am Fortschritt haben zum Nutzen gearbeitet. Buffon hat die Naturgeschichte begründet; Beaumarchais hat über Molière hinaus eine unbekannte Komödie erfunden, fast die soziale Komödie. Montesquieu hat in dem Gesetze so tiefe Ausgrabungen gemacht, daß es ihm gelungen ist, das Recht zu Tage zu fördern. Was Rousseau betrifft, was Diderot betrifft, sprechen wir diese beiden Namen gesondert aus; Diderot, eine weite, merkwürdige Intelligenz, ein zärtliches, nach Gerechtigkeit durstiges Herz wollte richtigen Begriffen sichere Erfahrungen als Grund

lage geben und hat die Enzyklopädie geschaffen. Rousseau hat der Frau einen wunderbaren Dienst erwiesen, er hat die Mutter durch die Amme vervollständigt, er hat diese beiden Majestäten der Wiege zueinandergeführt. Rousseau, der beredte und pathetische Schriftsteller, der tiefe oratorische Träumer, hat oft die politische Wahrheit erraten und ausgesprochen, sein Ideal grenzt an die Wirklichkeit; er hat diesen Ruhm, in Frankreich der erste gewesen zu sein, der sich Bürger nannte; die bürgerliche Ader vibriert in Rousseau, was in Voltaire vibrierte, ist die Ader des Universums. Man kann sagen, daß in diesem fruchtbaren 18. Jahrhundert Rousseau das Volk verkörpert, Voltaire, noch umfassender, verkörpert den Menschen. Diese mächtigen Schriftsteller sind verschwunden; doch sie haben uns ihre Seele gelassen, die Revolution. (Beifall.)

Ja, die Französische Revolution ist ihre Seele. Sie ist ihr strahlender Ausfluß. Sie kommt von ihnen; man findet sie überall in dieser gesegneten und stolzen Katastrophe, die den Schluß der Vergangenheit und die Eröffnung der Zukunft bedeutet. In dieser Durchsichtigkeit, die den Revolutionen eigen ist, die durch die Ursachen hindurch die Wirkungen erkennen läßt und durch die erste Schicht die zweite, sieht man hinter Diderot Danton, hinter Rousseau Robespierre und hinter Voltaire Mirabeau stehen. Diese haben jene gemacht.

Meine Herren, Epochen in Menschennamen zu

sammenzufassen, Jahrhunderte zu benennen, gewissermaßen menschliche Persönlichkeiten daraus zu machen, das ist nur drei Völkern gegeben gewesen, Griechenland, Italien, Frankreich. Man sagt das Jahrhundert des Perikles, das Jahrhundert des Augustus, das Jahrhundert Leos X., das Jahrhundert Ludwigs XIV., das Jahrhundert Voltaires. Diese Benennungen haben einen großen Sinn. Dieses Vorrecht, den Jahrhunderten Namen zu geben, das ausschließlich Griechenland, Italien und Frankreich zu eigen ist, ist das höchste Zeichen der Zivilisation. Bis auf Voltaire sind es Namen von Staatshäuptern. Voltaire ist mehr als ein Staatshaupt, er ist ein Haupt von Ideen. Mit Voltaire beginnt eine neue Reihe. Man fühlt, daß von nun an die höchste Lenkerin des Menschengeschlechtes die Vernunft sein wird. Die Zivilisation gehorchte der Gewalt, sie wird dem Ideal gehorchen. Es bedeutet das Zerbrechen von Zepter und Schwert, die von dem Lichtstrahl ersetzt werden, d. h. die in Freiheit verwandelte Obrigkeitsgewalt. Keine andere Herrschermacht mehr als das Gesetz für das Volk und das Gewissen für das Individuum! Für jeden von uns scheiden sich die beiden Seiten des Fortschritts deutlich voneinander, und zwar folgendermaßen: sein Recht ausüben, heißt ein Mensch sein, seine Pflicht erfüllen, heißt ein Bürger sein.

Dieses ist die Bedeutung des Wortes,,das Jahrhundert Voltaires", dies ist der Sinn dieses er

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