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Berlin-Wilmersdorf 1918

Verlag der Wochenschrift DIE AKTION (Franz Pfemfert)

Alle Rechte insbesondere die der Übersetzung vorbehalten Copyright 1918 by Franz Pfemfert, Berlin-Wilmersdorf Dieses Buch wurde als Band zwölf der Sammlung „DER ROTE HAHN" gedruckt von F. E. Haag, Melle in Hann.

AN DIE DICHTER

Voraussetzung des bisherigen dichterischen Be triebs in Deutschland war: Wer sich demselben lebenslänglich unterziehen wollte, mußte, für des Geistigen Propagandierung geeignet zu scheinen, notwendigerweise auf achtzig Prozent der in anderen Berufen erforderlichen Menschlichkeit verzichten. Der Dichter war gezwungen, als platonischer Kapaun die Anerkennung verwirrend sinnloser Begriffe zu erschmeicheln, wollte bürgerliches Ansehen er ,,voll und ganz" erringen. Andererseits durfte in ungeistigen Lyrismen er nur soweit exzellieren, als aus der Anwendung harmloser Metaphern, die in den Kampf der Lebenskräfte kaum eingriffen, seine gänzliche Betäubung und verhältnismäßige Unschädlichkeit für praktische Ziele ohne weiteres deutlich war.

Dieser Zustand ist bei veränderten Zeitverhältnissen heut unvollkommen und unstatthaft. Wir sehen uns darum gezwungen, alles daranzusetzen, einen kräftigeren Typ, des Dichters auch bei uns aufzustellen und zur Geltung zu bringen.

Wir verkennen nicht des Unterfangens Schwierigkeit, das seit ewigen Zeiten in der Heimat geleierte melodische Klischee zu beseitigen; hoffen aber durch starke Medizinen die Kollegen mit der Lyriker Einschluß, soweit hier ein Versuch das Volksempfinden nicht verletzt, in ein verantwortliches Bewußtsein schonend und allmählich aufzureißen.

Denn groß ist das Ziel. Gilt es auch, statt in Gruppen von der Presse gehätschelt, allein und gescholten von aller Welt ins Freie zu treten, ist man doch einer unbestochenen Meinung Träger. Aus der von Zeit zu Zeit ein selbständiges Kunstwerk sich gewinnen läßt, und was noch mehr zu schätzen ist: die eigene Sprache, die nun einmal der eigene Gedanke bildet, wird bemerkt, nachgeahmt, und es kommen in die Proklamationen an das Volk ein paar neue Wendungen und Vokabeln, die der Geschmackvolle lebhaft begrüßen wird.

POLITISCHE KUNST

dem

Sie schreiben mir, geehrter Herr, von Zwang, der Sie trieb, (als nach mitgekämpften Schlachten durch Verwundung Sie unter die Nichtkämpfer versetzt waren) das ehemalige beschauliche Wirken im Künstlerischen mit hübschem Einkommen aufzugeben, und in Ihrem Griffel nur noch das Mittel zu sehen, Ihrer politischen Überzeugung durch das Ihnen von der Vorsehung verliehene Talent kräftigeren Ausdruck zu geben, als der durchschnittliche Zeitgenosse vermag. Sie haben die Freund'ichkeit, im Brief zu behaupten, es sei mein dichterisches Werk (die Dramen „1913“ und „tabula rasa" vorzüglich) das Ihnen die Überzeugung verschaffte, es müsse in Zeiten wie den gegenwärtigen, Kunst, wolle am lebendigen Leben sie teilhaben, eminent politisch sein. Sie seien als nationaler Deutscher verzweifelt, hörten Sie die Lieder, die im dritten Kriegsjahr noch immer unser Volk als seiner Seele Ausdruck singe. Die vom Mägdelein und Heyelein tönten und von Franzosen, auf die man ,,Hosen" in längst bekanntem Sinn reime. Verzweifelt über das fadenscheinige unzeitgemäße Klischee jener Ideale, die im Nibelungenlied einmal ursprünglich, seither über Friedrich von Schiller und Wagner zu häufig gestreckt und gewässert scheinen.

Es habe Sie erschüttert, als der berühmte Dichter Ihnen neulich, Falten der Bedeutung im Gesicht, sein neues Kriegs'ied gelesen, in dem wieder nur die Nachtigall im blassen Glanz der Mondnacht flügge war. Warum fragen Sie, während Deutsche zielbewußt die wirksamsten Geschütze gießen und bedienen, ein Volk von Männern schöpferisches Verständnis für schreckliche Wirklichkeit beweist, Dichter immer noch Vorsintflutliches reimen dürfen, und das Publikum und ,,die leitenden Kreise" sie beifallklatschend unterstützen?

Ich antworte: Sie folgen Ihrem guten Stern, begreifen Sie, daß nicht nur jetzt, sondern stets alle eigentliche Kunst politisch war. Jedes Werk

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