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VI

Wildnis

Orpheus kehrte in seine Landschaft zurück.

Wie ein Gärtner, nach dem Dohner zwischen seinen Rosen: aus nassem Gebüsch huscht Vogelstimme; Schnecken suchen neue Wege in den Gewächsen.

So wanden sich Blindschleichen um seinen Arm Die Wölfe wandelten treu in seiner Spur.

Dornwald öffnete Rosentore. Schlucht spielte Echo mit seinem Gesang. Berg lächelte Tal. Die Sterne weinten Amethysten.

Doch umsonst: Orpheus war dunkel geworden Klage war sein Klang. Sehnsucht seine Seele. Das Gebirge war kein Freund. Die Quelle keine Schwester mehr! Nur das Menschliche war des Menschen wert. Ein Auge der Qual war tiefer als ein Himmel in Blitzen.

Orpheus war Mensch geworden. In Einsamkeit fäulte sein Herz. Gott langweilte ihn.

Nach dem Schmerz sehnte er sich. Nach dem Elend schmachtete der Freie. Brüder, nach eurem Brudertum schluchzte der Mensch.

Weiter in den Städten heulte die Schuld.

In Spelunken schielten Petroleumlampen weiter auf Mord und Liebe. In den Büros höhlte Eifersucht die Herzen.

Weiter pochte die Zirkuspauke: die Zuschauer aber hörten nicht, daß es die Stimme des Gerichtes war für irgendeinen. Weiter stotterte das Pianola: die Tänzer merkten nicht, daß sie den Tod umarmten.

Kinos kalte Kohlenstollen. Das surrende Auge der Welt war geplatzt. Die Kassiererin schmunzelte Syphilis.

Wußten die Menschen nun die eigene Schuld? Sie wollten knien, sie wollten schluchzen. Aber Keiner war erlöst.

Orpheus war zu tief in sie gestiegen. Er hatte sie zu schnell befreien wollen. Er hatte sich zu sehr nach der Geliebten umgeblickt.

Eurydike war in der Unterwelt zur Törin geworden. Sie war in der Nacht zur Hure geworden. Aber was konnte sie dafür im Elend,

in Krankheit, im Krieg der Erde? Schuld! Wer war schuld?

Und Orpheus schlug sich weinend die Brust. Was nützte ihm das hüpfende Nashorn und das singende Lamm; Orpheus war tief einsam geblieben

Er hatte der Menschen Leid nicht verstanden. Er hatte sich zu sehr nach ihrer Liebe umgeblickt. Er hatte ihr schwarzes Antlitz gesehn, und nicht ihr rotes Herz.

Er hatte nicht verziehn. Der Göttliche hatte dem Irdischen nicht verziehn. Sein war die Schuld. Sein? Sie zog ihn zurück in die Unterwelt.

VII

Absolution

Im dritten Jahrtausend kehrte Orpheus wieder

Eine Kathedrale war ihm gebaut. Am roten Altar brannte das Herz der Menschheit. Aus den knieenden Dielen blühten Tulpen. Von der Erde quälten sich liebende Pfeiler los.

Feuerengel stürzten durch die gemalten Fenster. Asche schlug mit glühenden Flügeln empor Mensch schrie aus humpelndem Elend auf.

Die Menschen hatten Jahrhunderte gewartet. Orpheus Kunst war ihr Glaube geworden. Sie hatten sich geschlagen. Sie hatten beten gelernt.

Onun riß sich jeder vom Alltag los. Orpheus brauchte nicht mehr hinabzusteigen. Orpheus brauchte sich nicht mehr umzublicken.

Alle, alle folgten seinem Gesang.

Die alte Dame, spitze Nase, das Ledertäschchen sorgsam umfaßt in zerrissenen Handschuhn.

Der russische Sprachlehrer, noch an einem Stückchen Schokolade vom Abendessen kauend.

Der Kommis, geflüchtet vom roten Plüschsofa einer Dirne: von der Kreuzigung an die irdische Liebe.

Studenten aus den Lesesälen, wo sie die Zeit aus der Zeitung gierig gefressen.

Kleine Mädchen fielen wie Veilchenbuketts in die Menge.

Arbeiter, in dicken Nagelschuhn, wuchsen aus den Säulen stark.

Eine Witwe stahl sich vom Bett des kranken Knaben los und flatterte irr im Wind der Menschen.

Der blonde Friseur hatte die schönste Krawatte an. Ein Liftboy, in grüner Livree, stand am Tor, als öffnete er den Schlag zur Himine!sarche.

Schuster hinkte herein. In seiner schwarzen Brille loderte der ganze goldene Dom auf.

Die Kassiererin des Warenhauses hatte sich mit kleinem rosigem Parfüm betüpfelt.

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