Zylinder in weißen Gamaschen monokelten herein. Noch eine alte Dame. Die Schulknaben. Ein rothaariger Zollbeamter. Alle, alle. Aus den kalten Mansarden. Aus den rauchigen Speisehallen. Aus den Werkstätten, Büros, Eẞzimmern. Von der Straße, vom Bahnhof, aus den Wartesälen. Sie kamen alle. Sie drängten sich zu spät herein, gingen auf den Fußspitzen. Da ging ein Ton über die Welt. Aus der Asche der Menschenbrust stieg ein Phönix durch die Kathedrale. Dieser Ton: ein tiefgoldenes Sch!uchzen: Ein Gewölbe tut sich auf. Eine Geige setzt sich auf die Schultern des Betters. Eine Hand lächelt dem Kranken. Eine weiße Taube zeigt sich dem Blinden. Der Ton fiel aus der Kuppel des Himmels: ein ferner Stern, der zwei Flügel bekam und um die Erde flatterte wie der königliche Saturn. Dieser Ton war der Atem der Erde. Das ewige Geräusch in den Menschen. Das machte, daß alle Brüder und Schwestern waren, denn sie stammten von demselben Ton ab. Nie wieder konnten sie ihn vergessen. Derselbe Ton, der aus schüchternen Klavieren im Sommer. auf die Straße fällt den im Winter die Kinder zu Weihnacht stammeln Dieser Ton, Stimme der Narzissen, wenn Sonnenaufgang über die Hügel tastet. Und abends die Klage des blutigen Mohns über den verlassenen Äckern. Dieser Ton der ein Schrei war und ein Stöhnen. Die Geburt und der Tod. Dieser Ton der Offenbarung. Orpheus sang. Die Menschen hatten sich alle geöffnet. Die Kathedrale schimmerte von fließendem Blut. Durch Kleid und Hemd zeigte ein jeder seines Herzens leuchtenden Gral. Allen Geknechteten klirrten die Ketten. Alle Gottlosen hörten den Himmel rauschen. Alle glaubten, glaubten, glaubten. Die Schuld war von ihnen gefallen wie Schlaf am Morgen von den Augen. Den Alltag hatte draußen Regen weggeschwemmt. Ewiges Fest bereitete sich vor. Keiner war mehr allein. Nie wieder allein. Die Völker auferstanden in diesem kristallenen Dom. Der Himmel war niedergekommen. Die Menschen küßten sich. Fern in Nacht und Geschichte lag die tägliche Unterwelt. Orpheus der Befreier sang. Er führte die Menschheit hinaus zur Absolution. POLITISCHE AKTIONS-BIBLIOTHEK herausgegeben von Franz Pfemfert Bis Dezember 1917 erschienen: Werk 1: Alexander Herzen: Erinnerungen. Zwei Bände geh. M. 10,-, geb. M. 15, Werk 2: Ludwig Rubiner: Der Mensch in der Mitte geh. M. 3,--, geb. M. 4,50 Werk 3: Theodor Lessing: Europa und Asien. Geh M. 3,-. Geb. M. 4,50 Die Sammlung wird fortgesetzt. AKTIONSBÜCHER DER AETERNISTEN herausgegeben von Franz Pfemfert Bis Dezember 1917 erschienen: Band 1: Ferdinand Hardekopf: Lesestücke Band 5: Carl Einstein: Bebuquin. Ein Roman Band 7: Franz Jung: Flucht aus der Welt. Roman Band 8: Heinrich Schaefer: Gefangenschaft. Die Sammlung wird fortgesetzt. Die Bände 1, 2, 4 kosten gebunden jeder M. 2,40 Die Bände 3, 5, 6, 7 jeder M. 3.60 Band 8 kostet geheftet M. 5,-, gebunden M. 7,— Als vierte Serienpublikation der AKTION erscheint: Buch 1: Victor Hugo: Über Voltaire Buch 2: Hedwig Dohm: Mißbrauch des Todes Das Buch kostet M.-,80, Doppelbände M. 1,60. Victor Im Oktober 1916 erschienen die ersten Bände der Sammlung DIE AKTIONS-LYRIK Band 1: 1914-1916. Eine Anthologie Band 2: Jüngste tschechische Lyrik. Eine Anthologie Band 3: Gottfried Benn: Fleisch. Gesammelte Gedichte Band 4: Wilhelm Klemm: Aufforderung. Gesammelte Verse Band 5: Der Hahn: Anthologie französischer Lyrik Band 6: Kurd Adler: Der Nachlaß. Gesammelte Gedichte Band 7: Rufe der Jüngsten. Eine aktive Anthologie Band 8: Maximilian Rosenberg: Verse Die Sammlung wird fortgesetzt. Band 7 kostet M. 5,-, jeder übrige Band kostet in Halb pergament M. 3.60 |