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Director! Ihr Benehmen gegen mich ist ein feindliches. Das Blatt hat sich schrecklich gewendet. Um einer Kleinigkeit willen zankt sie, hetzt ihren Gemahl auf mich. O Weiber, Weiber, wer kennt euch! Ich war so gut!

Mittwoch, 8. Juli

Was muß ich hören! Kann es wahr sein? Und es ist wahr, schrecklich wahr! Philippsohn hat mir erzählt, Frau Director habe neulich bei Tempel diesem in Gegenwart seiner Frau, vier Fremden, ihm (Philippsohn) und Pickford gesagt: ich verkaufe meine Bücher; gewiß wüßte sie es nicht, doch sie will suchen, auf die Spur zu kommen, um, wenn sie es gewiß weiß, es an Schierholz zu melden.

Das ist also dieselbe Frau, die ich so sehr liebte. O, wie reut mich jede Liebkosung, die ich an sie verschwendet, und die mir aus der Tiefe meines Herzens kamen. Noch kann ich sie bei mir entschuldigen. Sie kann gesprächsweise, ohne üble Absicht es gesagt haben. Ich werde nachforschen. Aber wenn ich sie nicht rechtfertigen kann, dann will ich es mit Flammenschrift meinem Innern eingraben, und unauslöschlicher Haß soll so lange in meinem Innern glühen, bis ich Gelegenheit finde, Rache, heiße Rache zu nehmen. Ich schwöre es bei Gott und dem Teufel. (Notabene aus späteren Tagen): Sie ist gerechtfertigt. Donnerstag, 9. Juli

Es ist wahr, schrecklich ist es, daß es Wahrheit ist, und in Wahrheit, es ist schrecklich! Ja, sogar noch mehr. Ich höre von Philippsohn und es können nicht Lügen sein, daß sie bei Tempel gesagt habe zu Herrn Director, ich prügle

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die Kinder, ich o lügnerisches Weib! - ich betrage mich gegen sie ungeberdig, und daß sie Alles gethan habe, Herrn Director aufzuhetzen. Und sie ist doch gegen mich so gütig, lächelt so süß! O, wie wahr ist es, daß ein Weib sich nicht durchschauen läßt.

Freitag, 10. Juli

Herr Director hat etwas verlauten lassen in Betreff der Kinder. So scheint es also wahr zu sein, daß sie mich verleumdet!

,,Fort in meine stille Kammer!

Mich verzehret noch die Gluth.
Fluch der Welt und ihrem Jammer!
Fluch der ganzen Menschenbrut!"

Wem soll ich glauben, wenn dieses Weib, das ich so liebte, wahrhaft liebte und nicht nur schmeichelte, wenn dieses Weib mich betrogen hat! Doch er beobachtet noch immer sein früheres Betragen, ist gütig und offen, rund heraus gegen mich. Aber beim Teufel! ich will kein Urtheil mehr fällen, nachdem ich so betrogen. Auch Philippsohn kehrt die gemeine Seite her und mahnt mich dringend, drohend, er werde es in der Schule erzählen. Über den Lumpenhund! Ich will ihm sein Geld ins Gesicht werfen, ihn anspucken und kein Wort mehr mit ihm reden. Sonntag, 12. Juli

Ich war im Theater. Loewe spielte den Hamlet. O, wie gellten die Worte in mir wieder: „Ich will es aufschreiben, daß Einer lächeln kann und doch ein Schurke sein!" Ich war von der Wahrheit dieser Worte, die so treffend auf meine Lage angewandt werden konnten, so hingerissen, daß ich sie hätte laut wiederholen mögen. Loewe

spielte ausgezeichnet und gab den Hamlet, wie sich ihn Shakespeare gedacht haben mag. Dieser Hohn, dieses Racheverlangen, diese Verachtung des ganzen elenden Menschengeschlechts. „Sein oder Nichtsein," sagt Shakespeare. Ob ertragen, ob durch Widerstand kräftig vernichten. Nichtsein! ruft jede Faser an mir.

Montag, 13. Juli

Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich mit meinen Mitschülern so schlecht stimme, da ich doch keinen beleidige und mich bestrebe, Jedem gefällig zu sein. Bürgte mir nicht mein Isidor und so manche andere Person dafür, ich würde auf den närrischen Gedanken kommen, daß ich ein Narr bin.

Sonnabend, 18. Juli

Die Ferien sind angegangen. Alle Handelsschüler sind verreist: die zu ihren Eltern, die ins Gebirge, die in die große Stadt. Nur ich, ich allein bin dazu verdammt, hierbleiben zu müssen. Vier ganze Wochen! Zwar hat mir mein Vater das Schwimmen erlaubt. Will ich mich aber vier ganze Wochen mit Schwimmen amüsieren, werde ich zuletzt eine Ente werden.

Sonntag, 19. Juli

Ich war im Theater. Loewe gab den Fiesco. Bei Gott, ein großartiger Charakter, dieser Graf von Lavagna! Ich weiß nicht, trotzdem ich jetzt revolutionär-demokratisch-republicanische Gesinnungen habe wie Einer, so fühle ich doch, daß ich an der Stelle des Grafen Lavagna ebenso gehandelt und mich nicht damit begnügt hätte, Genuas erster Bürger zu sein, sondern nach dem Diadem meine Hand ausgestreckt hätte. Daraus

ergibt sich, wenn ich die Sache bei Licht betrachte, daß ich blos Egoist bin. Wäre ich als Prinz oder Fürst geboren, ich würde mit Leib und Leben Aristokrat sein. So aber, da ich blos ein schlichter Bürgerssohn bin, werde ich zu seiner Zeit Demokrat sein,

Montag, 20. Juli

Ich las heut Lessings Meisterstück,,,Nathan den Weisen". Was ich dabei fühlte, als ich von solchem Meister so meisterlich mein Volk vertheidigen sah, läßt sich denken. Und ob ich es gleich hundert und aberhundert Mal gelesen.

Dienstag, 21. Juli

Daß noch kein Brief von Isidor kommt! Donnerstag und Freitag, 23. und 24. Juli Fiel nichts vor, außer daß ich meinem Vater schrieb und ihn um Geld bat. Herr Director hat mir bereits schon zehn Thaler gegeben, von meinem Vater habe ich sieben erhalten, und das alles in zweieinhalb Monaten. Ich weiß nicht, wie das Michaeli mit dem Verrechnen werden wird.

Ich lese Börnes Briefe, die mich ungemein ansprechen. Wenn man sieht, was für ein großer Kerker Deutschland, wie Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wie dreißig Millionen Menschen von dreißig Tyrannen gequält werden, so möchte das Herz weinen ob der Dummheit dieser Leute, die ihre Ketten nicht zerreißen, da sie es doch könnten, wenn sie nur den Willen hätten. Ich bewundere Börne. Wahr ist, was er sagt, wahr seine Verwünschungen gegen Deutschlands und Europas Tyrannen, die Asiens Despoten nichts nachgeben. Aber seine Worte:,,Kein euro

päischer Fürst ist so verblendet, daß er glaubt, seine Enkel werden seinen Thron besteigen," diese Worte muß ich leider bezweifeln. Es muß ärger werden, ehe es besser wird.

Sonntag, 26. Juli

Philippsohn erscheint mir als ein großer Lügner. Darum fange ich auch an, an dem, was er mir von Frau Director erzählt hat, zu zweifeln. Doch habe ich mir einen Thaler von ihm gepumpt. Ich war mit Fritz auf Schimmels Teich, und dieser hatte das Unglück, zweimal in den Teich zu fallen und sich dabei seine neuen schwarzen Hosen zu zerreißen. Sic transit gloria mundi.

Dienstag, 28. Juli

Heut kam Herr Director zurück und brachte mir ein sehr schönes Glas mit. Das hat mich wirklich gefreut.

Mittwoch, 29. Juli

Die kleine Marie ist bedenklich krank. Die Leute geben sie auf, ebenso die Doctoren, ich aber nicht. Frau Director ist jetzt seit einiger Zeit gegen mich die Güte selbst. Ich habe ihr also Unrecht gethan, und Philippsohn hat sie schändlich verleumdet. Nous verrons.

Donnerstag, 30. Juli

Wieder die abgeschmackten Geschichten, daß die Juden Christenblut brauchten. Dieselbe Geschichte wie in Damask auch in Rhodos und Lemberg. Daß aber aus allen Winkeln der Erde man mit diesen Beschuldigungen hervortritt, scheint mir anzudeuten, daß die Zeit bald reif ist, in der wir in der That durch Christenblut uns helfen werden. Aide toi et le ciel t'aidera. Die Würfel liegen, es kommt auf den Spieler an.

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