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Sonnabend, 1. August

Heut hatte ich die erste Schwimmstunde. Schweiß und Mühe hatte es mir genug gekostet, es dahin zu bringen. Ich schwimme täglich und besuche auch Schimmels Teich sehr häufig. Dieses Vergnügen, obgleich sehr solid, ist dennoch ganz und gar nicht billig. Überhaupt, ob ich gleich nicht Billard spiele und zu keinem Conditor gehe, gebe ich doch viel Geld aus. Ich habe seit meines Vaters Abreise blos für meinen Bedarf an Taschengeld zwanzig Thaler gebraucht, wobei zwar auch die menus frais keine gering Rolle spielen. Aber was thut's? Meinem Vater und Isidor habe ich heut geschrieben.

Sonntag, 2. August

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Ich las Goethes Xenien. Unter seinen Weissagungen des Bakis" ist mir folgendes Distichon sehr wahr und epigrammatisch erschienen: ,,Lange haben die Großen der Franzen Sprache gesprochen,

Halb nur geachtet den Mann, dem sie vom Munde nicht floß.

Nun lallt alles Volk entzückt die Sprache der Franken.

Zürnet, Mächtige, nicht, was ihr verlangtet, geschieht."

Montag, 3. August

Ich lese Wilhelm Meister. Sonderbar. Ich glaube bis auf einige Abweichungen mich in Meister geschildert zu sehen. Auch ich stand vor drei Monaten an diesem Scheidewege. Auch mein Herz lebt nur für die Kunst, die ich lassen mußte, scheinbar lassen mußte, um mir ein Gewerbe zu erwählen. Aber welcher Unterschied! Ihn dräng

ten Vater und Mutter und Freunde, von seinen sogenannten,,Träumereien" abzulassen, und zogen ihn zum Kaufmannsstande hinüber, und dennoch entrann er dem Zwang und ergab sich der Kunst. Ich aber habe, obgleich meine Eltern abriethen und mich zum Studieren bewegen wollten, freiwillig jedem ästhetischen Leben entsagt, um Ladenschwengel zu werden. Und doch wußte ich das Alles auch damals. Aber das macht, ich stand überhaupt sehr frühreif, auch frühzeitiger am Scheidewege, und wenn mich nicht Eltern drängten, so drängte mich meine damals überaus schreckliche Lage, der ich um Alles in der Welt entrinnen wollte. Ich sah ein, ich konnte das Gewebe von Lügen nicht lange mehr fortführen, es ging nicht. Ich wollte das Gymnasium und Breslau fliehen, noch ehe der Betrug entdeckt war. Aber er wurde entdeckt, und dann war es zu spät, zurückzutreten. Und, um wahr zu sein: ich glaube keineswegs gezwungen zu sein, einem öffentlichen, ästhetischen oder politischen Leben zu entsagen. Ich habe blos vor der Hand eine Beschäftigung ergriffen, und ich glaube fest, der Zufall, oder lieber, die Vorsehung, wird mich aus dem Comptoir herausreißen und mich auf einen Schauplatz werfen, auf dem ich wirken kann. Ich traue auf den Zufall und auf meinen festen Willen, mich mehr mit den Musen, als den Haupt- und Strazzabüchern, mich mehr mit Hellas und dem Orient als mit Indigo und Runkelrüben, mehr mit Thalien und ihren Priestern, als mit Krämern und ihren Commis zu beschäftigen, mich mehr um die Freiheit, als um die Warenpreise zu bekümmern, heftiger die Hunde von Aristokraten,

die dem Menschen sein erstes höchstes Gut nehmen, als die Concurrenten, die den Preis verschlechtern, zu verwünschen. Aber beim Verwünschen soll's nicht bleiben.

Mittwoch, 5. August

Was man gefürchtet, ist eingetroffen. Die gute Marie ist heut früh um fünf Uhr hinübergeschlummert. Morgen wird sie secirt und Freitag begraben.

Donnerstag, 6. August

Folgendes eröffnete Herr Director mir heute. ,,Lassal," sagte er zu mir,,,ich betrachte es als eine Schickung, daß Sie in mein Haus gekommen sind. Ich hatte damals keine Idee, Pensionärs zu nehmen, und ehe ich's mich versah, waren Sie schon bei mir. Sie wissen selbst, wie wenig Platz ich habe. Meine Toni, das arme kranke Kind, die früher in Ihrer Stube lag, muß jetzt auf dem Vorsaal schlafen. Den Sommer über geht das, und ich dachte, bis zum Winter wird sich noch ein Plätzchen ausmitteln lassen. Aber weder meine Frau noch ich sind das im Stande gewesen, weil jeder Platz schon zu sehr in Anspruch genommen ist. Nun war ich, da ich es nicht über mein Gewissen bringen kann, Toni im Winter auf dem kalten Vorsaal wimmern zu lassen, entschlossen, Weihnachten Ihrem Vater zu schreiben, daß, so leid es mir auch thue, ich Sie nicht länger behalten kann. Jetzt macht der liebe Gott selbst Platz. Marie stirbt, und Platz ist da."

Ich habe hier Stoff genug, um drüber nachzudenken.

Freitag, 7. August

„Kabale und Liebe" wurden gegeben. Ich war im Theater. Doch zuerst hat es auch mich Kabale gekostet, die acht Groschen zu erhalten. Sonntag, 9. August

War im Theater, wo die,,Hugenotten" gegeben wurden. Die Musik ist wirklich über alle Begriffe herrlich. Das Lied des alten Marcel erfüllte mich mit einem unwillkürlichen Schauer. Jedes Mal, wenn er schrie:,,Piff, paff, puff!"

,,Mordet sie,

Würget sie,
Piff paff puff!
Schlachtet sie,
Brennet sie,

Piff paff puff!

Bratet sie,

Foltert sie!"

und dabei leidenschaftlich gesticulierte, die greisen
Haare selbst vor Zorn sich zu röthen schienen,
hatte seine ganze Gestalt etwas Dämonisches.
,,Auch Weiber verschonet nicht.
Vertilgt sie in Eil'!

Ein jammerndes Weibsgesicht
Bringt euch um's Heil.

Vergießet mit Kraft und Muth
Ihr rosiges Blut!"

Und nun die Wiederholung obiger Verse. Wer das hörte und sich in jene Zeit hineindachte, dem mußte schaudern. Holzmiller als Raoul genügte mir nicht. Er war zerstreut und ließ beständig seine Blicke in eine Parterreloge fallen. Wahrscheinlich war da ein lieber Gegenstand. Ich erwartete nun, er würde, um das gut zu

machen, die herrliche Romanze: ,,Zwei Augen sah ich" usw. um so besser singen, allein ich täuschte mich. Er sang es ohne Feuer und Ausdruck, und ebensowenig legte er einen genügenden Schmelz hinein. Blos bei dem Refrain: ,,O Lust, o Lust,

Zu ruhn an ihrer Brust!"

hatte sein Gesang etwas Liebliches, Melodisches, und seine Mienen waren beredt. Dabei sah er aber nach jener Loge. Wahrscheinlich richtete er an die darin befindliche Schöne jene Worte. Demoiselle Schlegel als Valentine sang ausgezeichnet. Die Musik in dieser Oper hat etwas, das mich ungemein anzieht. Bei einigen Stellen der Ouvertüre hätte ich den ganzen Abend verweilen mögen. Übrigens erinnert sie mich an die schöne Zeit, als Shiff in unserm Hause jene Melodien spielte. Ob ich diesen Menschen je in meinem Leben noch einmal wiedersehen werde? Montag, 17. August

Heut fing die Schule wieder an. Ich befinde mich besser als vor den Ferien. Das dumme Genecke hat aufgehört. Ich habe, weil ich keine Reise gemacht, eine Reisebeschreibung von einem Winkel meiner Stube bis zur Stubenthür aufbekommen.

Dienstag, 18. August

Heut bekam ich Brief von Isidor, in dem er mir auf meine Bitte seine Liebesgeschichte erzählt. Das klingt nun so sentimental. Aber weil er dieser amour wegen mit seinem Herrn, dessen Verwandte sie ist, in Collision gerieth, so hat ihm sein Onkel in Hamburg eine Stelle zu Manchester verschafft, wohin er in Kurzem abgeht.

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