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Anspruch damit begründen, daß sie immer so tanzen, wie die Regierung pfeift und ihr ein Dutzend Milliarden nach dem andern in den Schoß werfen.

Es ist wahrhaft niederdrückend, über die Fragen, um die es sich hier handelt, noch ernsthaft sprechen zu müssen. Seit hundert Jahren war es selbst in Deutschland, geschweige denn in den westlichen Kulturländern, ein abgedroschener Gemeinplatz, daß jedes Volk sich seine Rechte selbst erkämpfen müsse, aber nie von der Gnade der Regierung erwarten dürfe. Irren wir nicht ganz, so ist gerade in diesem Jahre ein Säkulum abgelaufen, seitdem Uhland in seiner altväterlichen Weise sang: Noch ist kein Fürst so hoch gefürstet, so auserwählt kein irdischer Mann, daß, wenn die Welt nach Freiheit dürstet, er sie mit Freiheit tränken kann. Und wenig später warnte Dahlmann, das Urbild des doktrinären Liberalismus, das deutsche Bürgertum vor der trügerischen Illusion, sich darauf zu verlassen, daß die Regierung ihm je politische Rechte bescheren könnte, wie man Kindern unterm Weihnachtsbaum Geschenke aufbaut. Aber viel beschämender noch, als wenn die Pachnicke und Payer ihre Ahnen vergessen, ist es doch, wenn die Regierungssozialisten das Abc gerade der deutschen Sozialdemokratie verleugnen, jene Flugschriften, mit denen Lassalle den Kampf der deutschen Arbeiterklasse eröffnete, und in denen er die Verfassungsfragen in einer heute noch mustergültigen Weise bis auf den Grund erleuchtete.

Auch sonst steht es um die Regierungssozialisten ja längst schlimmer als um die Liberalen. Wenn der biedere Bürgersmann sich im Jahre 1848 als idealen Monarchisten herausstrich gegenüber den eigensüchtigen Junkern, so konnte man über diese harmlose Naivität lächeln; als sich ein halbes Jahrhundert später, in der preußischen Konfliktszeit, die fortschrittlichen Abgeordneten in gleicher Weise aufspielten, wurden sie von den damaligen

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Sozialdemokraten schon ausgelacht, heute jedoch hüllen die Regierungssozialisten ihre Löwenglieder in das zerschlissene Kostüm, und das Hamburger Echo versichert, auf den Schultern freier Männer nämlich der Herren Frohme und Stolten, Scheidemann und Stampfer, David und Südekumruhe die Monarchie viel sicherer als auf den gekrümmten Rücken der Junker, die doch nur man denke, die Verbrecher! ihre Klasseninteressen verfolgten. Sollte freilich von solchen Tiraden eine Wirkung an der Stelle erhofft werden, auf die sie abzielen, so müßte man ihren Urhebern den mildernden Umstand zubilligen, daß sie ihre Opposition wenigstens noch durch Majestätsbeleidigungen markieren, wenn auch glücklicherweise durch strafrechtlich unfaßbare.

Wir armen Nullerl können uns an monarchischer Begeisterung nicht mit ihnen messen; wir stehen auf dem Boden der Resolution, die die Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokraten im Reichstage eingebracht und Genosse Haase in ausgezeichneter Weise begründet hat, einschließlich des,,radikalen und bedenklichen Schwanzstücks" von der ,,sozialen Republik", das den ernsten Unwillen des ,,parlamentarischen" Demokraten Konrad Haußmann erweckt hat. Aber weil unser Blick von keiner loyalen Schwärmerei getrübt ist, sieht er die Dinge in ihrer nüchternen Wirklichkeit. Wir wissen aus der Geschichte der Monarchie, daß sie ihre Rechte noch niemals aus freien Stücken geopfert hat, und wir erkennen aus ihrem Wesen, daß sie, was sie nie getan hat, auch gar nicht tun kann. Selbst die Krone teilt das allgemeine Menschenlos, sich im Recht zu glauben, weil sie im Besitz ist, und es läßt sich psychologisch verstehen, wenn sie sogar papierne Zugeständnisse verweigert, die sie gar nicht binden, aber die ,,Parlamentarisierer" schon überselig machen würden. Hat ihre Autorität Bismarck und hat unsre Autorität Lassalle darin

recht, daß Verfassungsfragen nicht Rechts-, sondern Machtfragen sind, so würde über kurz oder lang die Stunde schlagen, wo die Krone ihre papiernen Zugeständnisse zerreißen müßte, was dann mancherlei Unbequemlichkeiten mit sich führen würde.

Doch wie dem immer sei: Hier kommt es nur 'darauf an, den deutschen Arbeitern die „Parlamentarisierung" als Truggebilde zu denunzieren, das sie über ihre wirklichen Interessen täuschen soll, als eine Mißgeburt, die an Form und Inhalt, an Leib und Seele gleich verwachsen und deshalb dem Urteil des Dichters verfallen ist: ihr sollt sie ersäufen oder verbrennen.

ZUM VIERTEN KRIEGSJAHR (1. August 1917)

Ältere Zeitgenossen werden sich noch der Tage entsinnen, wo die Treitschke und Genossen ihre Lobgesänge auf die Poesie, auf das Stahlbad und der Himmel weiß, welche Herrlichkeit des Kriegs sonst noch anstimmten, wo selbst der alte Moltke meinte, der ewige Friede sei nicht nur ein Traum, sondern nicht einmal ein schöner Traum.

Heute, wo sich das gigantische Völkerringen der Weltgeschichte ins vierte Jahr hinüberwälzt, klingen die Lobgesänge von ehedem wie ruchlose Blasphemien. Aber ob ungezählte Millionen den Krieg verfluchen, er tötet die Menschen weiter, zerstört ihre Lebens- und Nahrungsmittel, vernichtet die Güter der Kultur, wie es nie erlebt, ja in wahnsinnigen Hirngespinsten, die je von einem Weltuntergange geträumt worden sind, nicht einmal geahnt worden ist. Und nachdem diese Geißel drei Jahre lang die gesittete Welt zerfleischt hat, ist noch immer kein Ende abzusehen. Was ich gerade vor einem Jahre, als das dritte Kriegsjahr antrat, in der ,,L. V." äußerte, daß man nämlich keiner Regierung der kriegführenden Nationen die Schmach antun dürfe, zu unterstellen, sie wolle den Frieden nicht, wenn sie ihn haben könne, das hat der Verlauf dieses Kriegsjahres vol!auf bestätigt. So kurzsichtig sind auch die kurzsichtigsten Staatsmänner nicht. Aber wie kein Mensch aus seiner Haut heraus kann, so können sie nicht ihres Wesens Wesenheit abstreifen, ohne sich selbst aufzugeben. Sie alle sind Opfer der politischen Kräfte unsrer Zeit, sie alle stecken in einem Nessuskleid, aus dem sie nicht schlüpfen können, ob es ihnen gleich wie Feuer auf den Gliedern brennt.

Die Regierungen der Mittelmächte rühmen sich, am eifrigsten für den Frieden zu sprechen. Die Gegner sehen darin ein Zeichen der Schwäche

oder gar ein Zeichen der Überlistung. Keiner traut dem andern über den Weg. Und von seinem Standpunkt aus hat auch jeder seinen guten Grund dazu. Die deutschen Staatsmänner sind gewiß sehr ehrenwerte Leute und man kann dieses Lob sogar auf alle europäischen Staatsmänner ausdehnen, aber sie sind nicht die Herrscher, sondern die Diener der Verhältnisse. Und der ewige Kehrreim ihrer Friedenskundgebungen lautet deshalb: Ja, wir möchten schon, aber wer bürgt uns für den guten Willen der andern?

Eben jetzt hat der Reichskanzler Michaelis ein klassisches Beispiel dieser Art gegeben. Er hat die Vertreter der Presse um sich gesammelt und ihnen eine Rede gehalten, über der Herr Scheidemann brütet nicht mit demselben Scharfsinn, aber mit demselben Eifer, womit der alte Mommsen die Trümmer einer altrömischen Inschrift zu enträtseln pflegte um nachzuweisen, daß Herr Michaelis der Träger der Friedenspalme sei. Was aber war der wirkliche Kern der Rede? Die Enthüllung, daß die französische Regierung die Eroberung des linken Rheinufers plane, und daraus zog der neue Reichskanzler die Schlußfolgerung: Solange die Gegner nicht auf Eroberungspläne verzichten, können wir es auch nicht. Vom Standpunkt der Politik, die er betreibt, aus eine ganz richtige Schlußfolgerung, aber sonst eine Karussellfahrt, die immer in die Runde, aber niemals an ein Ziel führt.

Denn die Franzosen können Dutzende ebenso ruchlose und sogar noch sinnlosere Eroberungspläne aufzählen, die seit drei Jahren von gewissen Kreisen in Deutschland verbreitet worden sind, ohne durch die Regierung gehindert zu werden, die doch nach dem gewiß glaubhaften Zeugnis des Herrn Scheidemann der platonischen Opposition des Vorwärts gegen Eroberungspläne immer neue Schwierigkeiten bereitet. Man sagt nun wohl: Aber die Friedensresolution des Reichstages! Nehmen wir an, sie wäre so klar

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