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Den nördlichen Theil dieser Berge hatten zur Zeit Jesu die Samariter inne. Ihr Gebiet begann bei Ginäa (Engannim), im Süden der Ebene, und endete bei Akrabe (Akrabbi) nördlich von Silo.1

In diesen Thälern waren die Nachkommen jener Euphratstämme sizen geblieben, die namentlich Assar Haddon in dem verödeten Gebiete des Zehnstämmereichs angesiedelt hatte, und die hier im Lauf der Zeiten, vermischt mit den Trümmern Israels und den landflüchtigen Judäern, die Jerusalem in seinen langjährigen Parteikämpfen ausstieß, zu einer besondern mosaischen Gemeinschaft zusammengewachsen waren.2

Große Strecken waren ihnen bei dem Erstarken des neujüdischen Staats im Lauf der Zeiten verloren gegangen, und ihr eigentliches Gebiet umfaßte zu unserer Zeit kaum über vierzig Quadratmeilen. Doch waren es immerhin die fruchtbareren Theile dieses Hochlands, in dessen Besitz sie sich behauptet hatten.

Der Kreidekalk hat hier noch nicht, wie im südlichen Theil des Landes, die meisten Quellen an sich geschluckt. Flache Ueberschwemmungsgebiete mit schwarzer Dammerde, reiche Saatgründe, Gemüsegärten und Obstwälder wechseln in den Niederungen, Rebgelände und edle Baumsorten umkleiden die warmen Kreideabhänge, und Wälder von Oeland Nußbäumen decken die Hügel. Der Wiesengrund und die Weideplähe Samariens waren in Israel berühmt. „Joseph wird wachsen, er wird wachsen wie an einer Quelle," hatte der sterbende Erzvater gesagt, und sein Segen war dem Lande geblieben.

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Vor Allem der reiche Baumwuchs war in der alten Zeit der große Vorzug der samarischen Berge. Die westlichen Abhänge des Gebirges nach der Ebene Saron hießen schlechtweg „der Eichwald“ 7 und schon die Propheten reden von dem waldgekrönten Gebirge Samariens, von den Weidepläßen auf seinen Höhen, von dem Waldesdickicht auf seinen Bergesgipfeln.8 Reichliche Regengüsse waren der Segen der noch nicht entwaldeten Natur. Das Klima war gemäßigt

1 Bell. III; 3, 4. 2 Esra 4, 2. Ant. XI; 8, 6. 31 Marc. 10, 30. 38; 11, 28. 34. 57. Joseph. Ap. 2, 4. 4 Die übliche Angabe, das Gebirge Ephraim und Juda gehöre der Juraformation an, geht auf Schubert zurück und ist beseitigt durch Fraas, Aus dem Orient, Stuttg. 1867 pag. 40 f.

5 Bell. III; 3, 4.

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6 Gen. 49,

22. 7 Bell. I; 13, 9; 28, 1 a. D. Ebenso 1 Sam. 14, 25. 2 Sam. 18, 6.

2. 8 Jes. 9, 17; 9,

2 Kön. 2, 24. Jubil.

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und gesund, so daß die Römer die Plätze Samariens denen Judäas vielfach vorzogen.1

Dennoch reicht die Landschaft nicht an die Schönheit Galiläas, und alle Wanderer, die von den Höhen über Engannim rückwärts schauten nach der Heimath Jesu, haben den Abstand empfunden zwischen den kühnen Formen des Oberlands und den zahmen Bergrücken, den flachen Thälern und geradlinigen Höhenzügen Samariens, denen es ebenso an Charakter fehlt, wie seiner Bevölkerung.?

Der erste Flecken der Samariter, den die Galiläer bei ihren Wanderungen nach Jerusalem betraten, war Ginäa (Engannim).3 Noch etwas weiter aufwärts auf der Hochebene, da wo die alte Karavanenstraße nach Aegypten vorbeizog, liegt das aus der Jugendgeschichte Josephs bekannte Dothain. Auf der Höhe hin, durch das Städtchen Geba, führte der Weg nach der Hauptstadt Sebaste, dem alten Samarien. Stolz und frei erhebt sich der Hügel, auf dem die Stadt gebaut ist, in der Mitte eines weiten und fruchtbaren Thalbodens. Hier lag die stolze Krone der Trunknen Ephraims“, wie Jesaja sie nannte.5 Johannes Hyrkan hatte sie im Herbst des Jahres 110 v. Chr. zerstört und in fanatischem Haß Sturzbäche über ihre Ruinen hingeleitet, damit nie wieder ein Samariter an diesem Hügel sich ansiedle;6 über ein halbes Jahrhundert war die Stadt in Trümmern gelegen und die Juden feierten ein eigenes Fest der Zerstörung Samariens; dann hatte sie Gabinius, der Legat des Pompejus, auf der Höhe des Berges stolzer wieder aufgebaut und wie zu Jesajas Zeiten sprachen die Bewohner: „Ziegelsteine fielen ein und mit Quadern bauen wir wieder."7 Herodes verlegte eine Militärkolonie hierher, erweiterte ihren Umfang und umgab den ganzen Hügel mit einer Mauer. Ein Augustustempel, umgeben von einem Hof von anderthalb Stadien, prangte auf der Höhe, von der man bis zum Meer hinausschaut. Noch sind die Säulen der Kolonnade sichtbar, die einst die Stadt umgab und vielleicht zu dem Palaste leitete, in dem Herodes die letzte Makkabäerin heimgeführt und in dem er ihre Söhne hingerichtet hatte.8 Vereinzelte Hölzer im Norden der Stadt 9 sind die

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Reste der Wälder, in denen Herodes jagte, in denen er Vergessenheit suchte und Ruhe vor dem Bilde der gemordeten Mariamne. Nach Archelaus Absetzung gewann der Altestenrath der Samariter, der hier seinen Siz hatte, bei der Unterstellung des Landes unter den Procurator an Gewicht, und seitdem kann die Stadt als die eigentliche Hauptstadt des Ländchens gelten.2 In südöstlicher Richtung von Samarien zieht ein Felsthal, das da, wo die Felswände am steilsten sich erheben, nur noch eine Felsspalte zu sein scheint und vor Zeiten reich bewaldet und von Quellen durchzogen war.3 Hier liegt das alte Sichem, eingeklemmt zwischen die Berge Ebal und Garizim. Das Thal ist kaum fünfhundert Schritte breit und prangt anmuthig im Schmuck seiner Obst= bäume. Der Berg Garizim war nach seiner Lage, nach seiner Fruchtbarkeit und nach seiner imposanten Gestalt von alten Zeiten her der Mittelpunkt des Landes; 4 dorthin pflegte die waffenfähige Mannschaft sich zusammenzufinden, wenn der Feind das Land überschwemmte.5 Auf der flachen Höhe desselben war zweihundert Jahre lang der Tempel der Samariter gestanden. „Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet",6 läßt der vierte Evangelist die Samariterin sprechen; aber auch dieses Heiligthum des Stammes hatte Johannes Hyrkan dem Boden gleich gemacht, und die große Synagoge des spätern Neapolis war ein ärmlicher Ersatz für den weiland so gepriesenen Tempel.7 Die alten heiligen Erinnerungen freilich hatte der blutige Priesterkönig den Männern von Sichem nicht rauben können. Noch rauschten die Eichen, unter denen Abraham dem Herrn den ersten Altar errichtet,8 noch tränkte vor der Stadt der Jakobsbrunnen die Durstenden aus derselben Quelle, an der den Erzvater seine Heerden getränkt hatte 9 und daneben zeigte man noch das Grab Josephs, das die Söhne Israels auf dem Acker Hemors gruben.10 Auf ihren Berg Garizim hatte Moses den Segen Jehovas gelegt 11 und hatte in seinen Schluchten die alten heiligen Gefäße verborgen.12 Auf ihrem Markte hatte Josua Recht gesprochen. 13 Sichem war die erste Residenz des Reiches Israel

6 Joh. 4, 20.

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Richt. 9, 48, 49.
5 Ant. XIV;

7 Epiph. haer. 80, 1.

1 Ant. XV; 7, 7. 2 Ant. XVIII; 4, 2. 5 Mos. 11, 29; 27, 11-13. Ant. XI; 8. 2. XIII; 9, 1. 6, 2. Bell. III; 7, 32. 12, 7. Vgl. Jubil. cap. 31. 10 Jos. 24, 32. 11 Deut. 24, 25.

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Göttg. Jahrb. 1850. S. 39. • Joh. 4, 12. 11, 29. 12 Ant. XVIII; 4, 1.

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13 Jos.

gewesen 1 und hatte geblüht, während Jerusalem in Schutt und Trümmern lag.2

Südlich von Garizim beginnt die Gemarkung von Akrabbi, die die römische Verwaltung schon unter die Toparchien Judäas eingetheilt hatte, die aber nach der Mehrzahl ihrer Flecken samaritisch war. Viel jüdisches und samaritisches Blut hat hier die Erde getrunken, denn dieser Grenzdistrikt war am häufigsten der Platz, wo die Fehden beider Stämme ausgefochten wurden. So oft der Haß der Juden bei einem Feste zu Jerusalem neue Nahrung erhielt, mußten die Dörfer von Akrabatene rauchen, die von der Stadt zuerst zu erreichen waren. Auch während des Kriegs mit den Römern hatte diese Landschaft am meisten zu leiden. Neben den genannten finden wir noch eine große Reihe samaritischer Ortschaften erwähnt, wie Tirathaba am Fuße des Garizim,6 Rafidia, Salem,8 Thebez,9 Gitta und Piraton bei Sichem, das schöne Thirza 10 und Geba bei Sebaste, Thaenach 11 und Bethulia 12 über der Ebene Esdraelon und andere,13 deren vielfach hellenisirte Namen schon darauf hinweisen, wie wenig Widerstand die Bevölkerung dem seit Alexander die Welt immer mehr überfluthenden griechischen Wesen entgegengesezt hatte.

Je näher man den Grenzen Judäas kommt, um so dürftiger werden die Anger und Rasenpläge, um so kahler und felsiger die Berge, um so seltener die Quellen und Laubhölzer. Dorthin wendete sich auch der Verkehr der Samariter nicht. Er hatte seine natürliche Straße hinunter nach der Küste, wo etliche Flecken der Ebene Saron, wie es scheint, ihnen angehörten. 14 Sie wollten deßhalb den Fremden gegenüber gelegentlich auch für Phönizier gelten. 15

In ihren Bergen trieben sie Ackerbau und Viehzucht und lieferten Wolle für die phönizischen Spinnereien. Ihre junge Mannschaft nahm Kriegsdienste und hatte einigen militärischen Ruf.16 Die Stadt

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1 1 Kön. 12, 25. 2 Jerem. 41, 5. 3 Bell. III; 3, 4. Plin. 5, 15. Ptol. 5, 16. 4 Bell. II; 12, 4. Tac. ann. 12, 54. 5 Bell. II; 22, 2. 6 Ant. XVIII; 4, 1. 7 Jos. 19, 20. 8 Hieron. quaest. in Gen. 14,

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9 Richt. 9, 50.

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13 Ein Verzeich=

18. Jubil. Cap. 30. Göttg. Jahrbücher 1850. p. 37. 10 Hohes L. 6, 4. 11 1 Kön. 4, 12. — 12 Judith 6, 13. niß derselben findet man in der samaritanischen Chronik des Abutfatch (abgedruckt bei Ewald, 2. Ausg. 4, 108). Die noch jezt bekannten Flecken sind zusammengestellt bei Robinson Pal. 3, 876-881. 14 Plin V, 13. 15 Ant. XII, 5, 6.

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XI; 8, 6. 16 Ant. XX; 8, 7. XIX; 9, 2. XX. 6, 2. Bell. II; 12, 5. Vgl. auch Ant. XI; 8, 4.

Sebaste allein stellte den Römern ein Reitergeschwader.1 Das Geschick zum Handel fehlte ihnen so wenig wie den übrigen Kindern der phönizischen Küste und nicht selten begegnen wir samaritischen Maklern und Wechslern auch im Ausland, 2 wo der Handel oder der Krieg auch samaritische Gemeinden mit samaritischen Synagogen hatte er stehen lassen. Namentlich zahlreich waren sie in Aegypten, wohin schon Alexander sie verpflanzt haben soll.3

Die religiösen Eigenthümlichkeiten Samariens hatten sich von Anfang an im Gegensatz gegen das neue jüdische Wesen entwickelt. Die Söhne der Wegführung hatten nach ihrer Rückkehr die Kuthäer, wie sie die Samariter nach den zum Theil aus Kutha (Kissien) eingewanderten Kolonisten nannten, von der Theilnahme am Tempelbau ausgeschlossen. So zogen sich die Synagogen der Samariter zurück auf den Stand des mosaischen Wesens, den sie bei den zurückgebliebenen Israeliten angetroffen hatten, beschränkten sich auf den Pentateuch und lehnten alle anderen, erst im Eril gesammelten oder nacherilischen Bücher als jüdisches Machwerk ab. In diese engen Grenzen ihres religiösen Vorstellungskreises eingeschlossen, hingen sie um so mehr an dem Inhalt der Patriarchengeschichte und wendeten viel Pietät auf die Pflege der Erinnerungen aus jener Zeit, deren Denkmale zum Theil in ihren Thälern lagen und mit Andacht betrachtet wurden. Ganz Samarien strömte zusammen, als unter Pilatus ein Goët sich erbot, noch zu all den Erinnerungen an die Patriarchen auch die ächten Gefäße der Stiftshütte herbeizuschaffen, die auf dem Garizim vergraben sein sollten. Den Juden zum Trotz ächte Söhne der Erzväter zu heißen, war der Stolz dieses Mischvolks. „Du bist doch nicht größer, läßt der vierte Evangelist die Sichemitin zu Jesus sprechen, als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gab und selbst daraus trank und seine Söhne und Heerden." 5 Selbst ihren Tempel auf Garizim wußten sie aus 5 Mos. 27 zu rechtfertigen, und erhizte Disputationen fanden im In- und Ausland über die große Streitfrage statt, ob Moriah oder Garizim der Ort sei, da man nach Mose

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1 Bell a. a: O. 2 Ant. XVIII; 6, 4. Als solche werden sie auch erwäbnt in sem Grift Suftinians: Περὶ ἀργυροπρατικῶν συναλλαγμάτων bei Cellarius, Collectan. Hist. Samar. I; 7. p. 22. 3 Ant. XI; 8, 6. 4 Joh. 4, 12. Auch andere Spuren dieser Pietät für die heiligen Orte sind erhalten. Vgl. Act. 7, 16. Ant. XVIII, 4, 1. XIII; 3, 4. Jubil. 31. Göttg. Jahrb. 1850.

39.

5 Ant. XIII; 3, 4.

Hausrath, Zeitgeschichte. 1. 2. Aufl.

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