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1. Das Werk Antipaters.

Die Ordnung der palästinensischen Verhältnisse um die Mitte des Jahrhunderts vor Christus ist das Werk des Pompejus, der im Jahr 64, nach dem Tode Mithradats, Syrien und die umliegenden Länder reorganisirte. Man hat nicht unpassend die ganze Schöpfung des Pompejus an der Ostecke des Mittelmeers dem Zustand Deutschlands im Mittelalter verglichen, so bunt waren hier die ganz- und halb freien Städte und Städtebünde zwischen größere Gebiete römischer Lehnsfürsten, Vasallen und Priesterkönige durcheinander gelegt. Eine nähere Ansicht der neuen Organisation Palästinas beweist aber, daß diese scheinbar sinnwidrige Zerstückelung von ursprünglich zu'ammengehörigen Gebieten, die Zerspaltung kräftiger Staatsorganismen durch dazwischen gekeilte politische Exceptionen, Immunitäten und Privilegien, auf der wohlüberlegten Absicht beruhte, hier nie wieder ein starkes Staatswesen aufkommen zu lassen, dagegen aber den neuen Schöpfungen durch kluge Ausnutzung der Localinteressen und Stammeseifersüchteleien politische Lebensfähigkeit zu verleihen.

In Palästina hatte der Bruderkrieg zwischen den Söhnen des thatkräftigen Alexander Jannai den Römern Gelegenheit gegeben, sich als Schiedsrichter einzudrängen. Der jüngere kriegerische Bruder Aristobul hatte dem schlaffen Hyrkan die Krone entrissen, und anfangs war es dieser ganz zufrieden gewesen, die Bequemlichkeit der hohenpriesterlichen Würde gegen die Sorgen des Throns eingetauscht zu haben. Eine Ehe zwischen Aristobuls Sohn Alexander und Hyrkans Tochter Alerandra besiegelte den Frieden. Da wußte sich, von Aristobul zurückgewiesen, ein einflußreicher Jdumäer, Antipater, in das Vertrauen Hyrkans einzuschleichen. Dieser merkwürdige Mann war der Sohn des mächtigen Statthalters von Jdumäa, der unter Alexandra

durch Bündnisse mit den Araberfürsten und Verbindungen mit den Stadtgemeinden Gaza und Askalon reich und angesehen geworden war. Der Sohn, mit einer bedeutenden Anlage zur politischen Intrigue ausgerüstet, verleitete durch Vorspiegelung von Gefahren den schwachsinnigen Hohenpriester zur Flucht nach Petra, von wo ihn der Nabatäerkönig Aretas mit Heeresmacht als König Judäas zurückführte. Die Araber belagerten Jerusalem, das Aristobul tapfer vertheidigte. Da trafen im Jahr 64 die Legaten des Pompejus in Syrien ein und schickten dem Nabatäerkönig den Befehl, Judäa zu räumen. Aretas gehorchte und die streitenden Brüder waren nun gleich machtlos. Allein Antipas, der bis dahin mit den Arabern conspirirt, war ebenso rasch entschlossen, sich forthin auf Rom zu stützen. Er zuerst für Hyrkan, dann auch Aristobul, rief die Entscheidung des römischen Adlers an. Pompejus, dem die baldige Heimkehr nach Rom am Herzen lag, und den schon die Niederwerfung der Raubfürsten am Libanon und in Jturäa viel zu viel Zeit gekostet hatte, besetzte auf verrätherische Weise im Jahr 63 das Land, sah sich aber trotzdem zur Belagerung des Tempels zu Jerusalem genöthigt, da Aristobuls kriegerischer Anhang den Einlaß verweigerte und den Tempel zur Festung umgeschaffen hatte. Im Juni des Jahres 63 fiel der Tempel nach dreimonatlicher Vertheidigung, und Pompejus ahnte nicht, welch tiefen Haß er auf sich und sein Volk lud, indem er mit seinen unreinen Füßen den Vorhof der Priester überschritt, um mit seinen römischen Offizieren das Allerheiligste in Augenschein zu nehmen. Da er den Tempelschaß unberührt ließ, glaubte er sogar noch den Dank der Juden für Respectirung ihrer Heiligthümer ansprechen zu dürfen. Mit dem besiegten Lande schaltete er nach Maaßgabe des römischen Interesses.

Bereits in Damaskus hatten ihm die Pharisäer die Bitte vorgetragen, die Königswürde keinem der streitenden Brüder zu verleihen, sondern die Theokratie herzustellen, die allein dem Gestße gemäßz sei.2 Ihr Vorschlag entsprach seinen Plänen am meisten. Er schaffte das Königthum ab und ernannte Hyrkan zum Hohenpriester und Ethnarchen mit dem Titel socius atque amicus populi Romani. Jerusalem ward zur zinspflichtigen Stadt erklärt und der Festungswerke beraubt. Die mit so vielem und edlem Blute erkauften Eroberungen der Makfabäer wurden Judäa an einem Tage abgesprochen. Die Städte

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Cölesyriens fielen der Provinz Syrien zu. Gadara, Hippos, Pella im jenseitigen Jordanland und Skythopolis im obern Jordanthal wurden in den Verband der Zehustädte aufgenommen. Marissa, in der Ebene Juda, ward Freistadt. Die ganze Küste, die mühevolle Errungenschaft des letzten Jahrhunderts, wurde wieder losgetrennt, und Gaza, Asdod, Arethusa, Jamnia, Joppe, Stratonsthurm und Dor für Griechenstädte mit dem Rechte eines dem syrischen Proconsul untergebenen Städte= bundes erklärt. Hatte es von Simon Makkabäus einst geheißen: „Zu allen seinen Herrlichkeiten gewann er auch Joppe und machte eine Einfahrt für die Inseln des Meers", so war das alles jetzt dahin, und den stumpfsinnigen Hyrkan kostete es keine Thräne, die großen Errungenschaften seiner Ahnen hinzugeben. Am meisten schmerzte die Juden die Wiederherstellung des feindlichen Samariens, dessen Gebiet sich wie ein Keil zwischen die heilige Stadt und das gläubige Galiläa drängte und das von dem syrischen Proconsul, der auch die Hauptstadt wieder erbaute, mit ganz besonderer Sorgfalt gepflegt ward.

So war nach einem Krieg von kaum vier Monden die Schöpfung Johannes Hyrkans zertrümmert, und Pompejus konnte bei dem pomphaften Triumphzug, der sich am 28. und 29. September des Jahres 61 durch die Straßen der Stadt Rom wälzte, neben den Kindern Mithradats, Tigranes und Phraates, auch den entthronten Aristobul mit seiner Familie und seinem Oheim Absalon vor seinem Siegeswagen einhergehen lassen. Während man in Rom sich über Pompejus Wichtigthuerei belustigte, und Cicero ihn in seinen Briefen ironisch hic noster Hierosolymarius nennt,2 herrschte in Judäa die tiefste Niedergeschlagenheit. Das ganze Vorgehen des für befreundet gehaltenen Römers hatte das Volk, wie die oben mitgetheilten Stellen des salomonischen Psalters beweisen, tief erschüttert. Namentlich auf Antipater lastete schwer der Haß des Volkes. Vielleicht ist er es, den der Sänger des Psalters mit den Worten anredet: Was sizest du Unreiner im Synedrium und Dein Herz ist weit vom Herrn und reizest mit Deinen Uebertretungen den Gott Israels?" Schleicherei, Heuchelei, Ehebruch und Blutthat wirft er diesem Ungenannten vor, und vergleicht ihn einer beißenden Schlange.3 Aber nicht ohne Schuld hat das Volk, nach des Verfassers Meinung, das Strafgericht getroffen. Darum hat das Pochen des Widders an den heiligen Mauern, die

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Entweihung des Heiligen, die Hinrichtung der edelsten Glieder des Synedriums, die Wegführung der Söhne und Töchter nach dem Westen, den Dichter um so tiefer gebeugt, und er wirft sich reuevol in den Staub vor der strafenden Hand Jehova's.1 Die Zahl der Strafgerichte war aber noch nicht erschöpft.

An der Grenze ging der Araberkrieg fort, dessen Beendigung Pompejus klüglich seinem Legaten Scaurus zugeschoben hatte, und als Aristobuls Sohn Alexander in einem glücklichen Aufstand im Jahr 57 Hyrkans und Antipaters Regiment umwarf, rückte der Proconsul von Syrien, Gabinius, auf's Neue in Judäa ein und schlug die Rebellen vor Jerusalem auf's Haupt. Die besten Dienste dabei leistete der dreiundzwanzigjährige Reiteroberst M. Antonius, der damals als verrufener und von seinen Gläubigern gehetzter Wüstling wenig Freunde hatte. Nur Antipaters scharfes Auge fand heraus, daß dieser begabte Officier eine Zukunft haben dürfte, und trat mit ihm in ein Freundschaftsverhältniß, das für die Zukunft von großen Folgen war. Durch Antipaters sachverständigen Rath war der Feldzug rasch beendigt, Hyrkan wurde zurückgeführt und das Land entwaffnet. Jezt aber hatte Gabinius den Einfall, das jüdische Gebiet, das ihm immer noch nicht genug zerspalten schien, in fünf Republiken umzuwandeln.2 Die Republik Galiläa erhielt ein Synedrium in Sepphoris, zwei transjordanische Republiken die ihren in Gadara und Amathus, und ebenso bildete Judäa zwei solche Staaten mit Jericho und Jerusalem. Ohne Zweifel hielt man eine solche Schöpfung für einen großen Triumph römischer Staatskunst. Galiläa getrennt von Judäa durch das selbständige Samarien, beide abgeschnitten von der See durch den syrischen Städtebund, die größeren Heidestädte verstärkt durch den Anschluß an die Dekapolis, und der Rest auseinandergerissen in fünf politisch von einander unabhängige Aristokratien: das dünkte ohne Zweifel diesen epigonen Staatsmännern eine unübertreffliche Anwendung jenes politischen Recepts, das ihre Väter in dem divide et impera hinterlassen hatten. Ein neuer Beweis, daß damals große politische Grundsätze in gar kleine urtheilslose Hände gerathen sind, sonst hätte man nicht auf die Juden angewendet, was für Macedonien vielleicht ganz zweckmäßig war. Für das Judenthum bedeutete eine politische Organisation überhaupt wenig, und man mußte eine ganz

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