ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

schiefe Vorstellung von der Stärke des jüdischen Nationalgefühls haben, um auch nur einen Augenblick zu zweifeln, daß solche Grenzen für das theokratische Volk etwas Anderes sein würden als Striche in die Wasserfluth, die sich doch sofort wieder in ihr Niveau stellt.

Wenn es nun aber auch undenkbar war, daß eine so verkehrte Anordnung Dauer haben könnte, so entschied doch bei allen gewaltsamen Erhebungen des Volkes das Kriegsglück gegen die Juden. Auch ein zweiter Aufstand des aus Nom entwischten Aristobul im Jahr 56 und ein dritter seines Sohnes Alexander im Jahr 55 wurden rasch bewältigt. Als im Jahr 52 die Parther an dem geldgierigen Crassus, der mitten im Frieden den Tempelschaß in Jerusalem ge= plündert hatte, den gesammten Orient rächten und Cassius mit den Trümmern der von den Reitern des Orodes geschlagenen Legionen in Syrien anlangte, versuchten die Juden nochmals ihr Glück. Aber der kalten Tapferkeit des geschlagenen Republikaners und der schlauen Geschäftigkeit Antipaters blieb auch jetzt der Sieg. Antipater, der auf der einen Seite mit Rom, auf der andern mit den Arabern enge Bündnisse schloß, war schon jetzt der unbedingte Herr des Landes.!

Da schien im Jahr 49 der römische Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar wenigstens einen Wechsel der Machthaber vorzubereiten. Wie der ganze Osten, so standen auch die Machthaber Judäa's zu Pompejus. Cäsar seßte deßhalb den gefangenen Aristobul in Freiheit und stellte ihm zwei Legionen zur Verfügung, damit er sein Vaterland von den Pompejanern befreie. Bereits zitterten Antipater und Hyrkan vor einer von römischen Legionen unterstüßten Volkserhebung, als die Nachricht eintraf, daß der Prätendent plößlich, man sagt an Gift, gestorben und sein Sohn Alerander in Antiochien auf Pompejus Befehl enthauptet worden sei.2 In Folge dieser Ereignisse, an denen man im Makkabäerschloß schwerlich ganz unschuldig war, unterblieb die gefürchtete Expedition. Als aber am 9. August 48 die Schlacht von Pharsalos das Schicksal der pompejanischen Partei besiegelt hatte, befanden sich Hyrkan und Antipater wenigstens in keiner andern Lage als all die ägyptischen, phönicischen und syrischen Städte, die jetzt möglichst schnell ihre Flotten und Heerescontingente zurückriefen. Bereits am 28. September fiel Pompejus an der benachbarten ägyp= tischen Küste. Indessen machte der meuterische Pöbel Alexandriens sich

[merged small][ocr errors]

sofort bereit, auch Cäsar, der sich an der Spiße von faum 4000 Mann zum Schiedsrichter der ägyptischen Thronstreitigkeiten aufwarf, dem eben vorangegangenen Gegner nachfolgen zu lassen. Die ägyptische Soldateska, im Bund mit der fanatisirten Bürgerschaft, stürmte gegen die von Cäsar besetzten Quartiere. Mit Noth behauptete dieser den Osthafen sammt der Leuchtthurminsel und die nächsten Straßen der Stadt. Seine Lage war eine verzweifelte, da traf, als die Noth am größten war, eine buntscheckige Armee kleinasiatischer Vasallen ein, die kamen, um ihre pompejanische Gesinnung möglichst rasch in Vergessenheit zu bringen. Voran die trefflichen Jturäer, die einst von Pompejus Respect vor Rom gelernt hatten; der Beduinenhäuptling Jamblichos aus der Gegend von Damaskus und vor Allem Antipater mit 3000 Kerntruppen, die dem zusammengewürfelten Corps einen Halt gaben. Befehligt wurde dieses seltsame Heer durch Mithradat von Pergamum, den Bastard des großen Mithradates; die wichtigste Person desselben aber war Antipater, der seine befreundeten Beduinenhäuptlinge aus der Nachbarschaft beizog und die ägyptischen Juden vermochte, das Heer zu verproviantiren. Nach Erstürmung von Pelusium und einer durch Antipater gewonnenen Schlacht am sogenannten Judenlager, zwischen Onion und Heliopolis, vereinigte sich das Entsagcorps mit der Armee Cäsars und erstürmte das Lager des jungen Ptolemãos Dionysos, der auf der Ueberfahrt nach der Flotte mit seinem überfüllten Boot im Nil versank. Alexandrien empfing gnädige Strafen aus den Händen seines großmüthigen und in die einundzwanzigjährige Kleopatra verliebten Siegers.2 Den wesentlichsten Vortheil hatten die Juden von der Sache. Cäsar gewährte ihnen in Alexandrien alle Rechte, deren die griechische Stadtbevölkerung genoß und bestätigte ihre seitherigen Privilegien. Die Getreidelieferungen nach der Hauptstadt wurden vornehmlich ihnen in Accord gegeben und die Hafenpolizei zum Theil in ihre Hand gelegt. Die Ordnung der palästinensischen Dinge mußte man dagegen vertagen, da Cäsar im März 47 schleunig nach Kleinasien abberufen ward, um den König Pharnakes von Armenien, der in Pontus eingefallen war, zurückzuweisen.

[blocks in formation]
[ocr errors]

Als die Schlacht bei Ziela am 2. August 47 dem armenischen Krieg ein Ziel gesetzt, kehrte der Imperator, nachdem er den bekannten lakonischen Rapport, veni, vidi, vici", an den Senat erstattet und Pompejus glücklich gepriesen hatte, daß ihm Siege über solches Gesindel den Beinamen des Großen eingetragen hätten,2 nach Syrien zurück, um dort über die Schicksale seiner Bundesgenossen zu entscheiden. Antipater hatte sich in seinem Lager eingefunden und ebenso war Aristobuls anderer Sohn Antigonus erschienen, um seine Ansprüche auf den jüdischen Thron zu verfechten. Er war des guten Glaubens, Cäsar müsse in Antipater den Pompejaner bestrafen, während ja sein Vater und Bruder gleich von vorn herein auf Cäsars Seite getreten seien. Zu seiner großen Enttäuschung erfuhr er, daß seine ältern Ansprüche nichts gelten sollten neben Antipaters kaum vernarbten Wunden, die Cäsar von dem Untergang in Alexandrien gerettet hatten. Erbost verließ er das Lager, um bei den Parthern die Anerkennung der legitimen Rechte zu suchen, die ihm Rom verweigerte. Sonst fielen. Cäsars Anordnungen sehr judenfreundlich aus. Die fleinasiatische Judenschaft erhielt Zusicherung ihres bestrittenen Privilegiums der Geldausfuhr nach Jerusalem. Ihre Synagogen wurden unter den Schutz der Tempelgesete gestellt und auf's Neue eingeschärft, daß sie am Sabbath und am Rüsttag, von der sechsten Stunde an, nicht mehr zu öffentlichen Verhandlungen dürften geladen werden.3 In Palästina beseitigte Cäsar die fünf Republiken des Gabinius in aller Stille, indem er Hyrkan als Hohenpriester bestätigte und Antipater unter Ertheilung der römischen Civität zum Procurator des Landes (inirooлos, inquɛdytys) ernannte. Zu großer Freude der Juden wurde Joppe zurückgegeben und deßgleichen die zur Dekapolis geschlagenen Plätze der Ebene Esdraelon. Von den Ortschaften an der syrisch-phönicischen Küste aber sollten alle diejenigen an die Juden zurückfallen, die die Makkabäer nicht durch Waffengewalt, sondern durch Tausch oder Schenkung von den früheren Herren erworben hatten, und auf die somit eine Art von privatrechtlichem Anspruch bestand. In allen syrischen und phönicischen Städten sollten die Juden in Betreff ihrer religiösen Angelegenheiten ganz so gestellt sein, wie auf jüdischem Boden selbst. Das Verhältniß der Tempelsteuer und der römischen Abgaben

10, 6.

1 Suet. Caes. 52. 2 Appian. 2, 91.
Ant. XIV; 8, 3. Bell. I; 10, 3.

3 Ant. XVI; 6, 2; XIV;

wurde nach jüdischen Bräuchen geregelt, wodurch namentlich die Steuerverpachtung ausgeschlossen war, und zugleich die Zusage gegeben, daß weder Truppen in Judäa ausgehoben, noch römische Garnisonen nach Judäa verlegt werden sollten. Der Hohepriester Hyrkan sollte senatorischen Rang erhalten, den Titel socius atque amicus populi Romani führen und die Würde des Ethnarchen in seiner Familie forterben dürfen. Auch war das Recht über Leben und Tod ihm vorbehalten, sowie die gesetzliche Entscheidung in allen rituellen Dingen. Seine Bezüge sollten in dem Antheil an dem priesterlichen Zehnten bestehen, wie ihn die Hohepriester sonst gehabt hatten. Auch das Recht, Jerusalem zu befestigen und die von Pompejus geschleiften Mauern wieder herzustellen, erwirkte Antipater zurück. Ihn selbst, den römischen Bürger, beschenkte Cäsar mit Steuerfreiheit für sein gesammtes Eigenthum. Seine Ernennung zum Vorstand der bürgerlichen Verwaltung des ganzen Landes gab ihm bereits jetzt eine von der Dynastie unabhängige Stellung, so daß man füglich vom Jahr 47 an die Herrschaft der idumäischen Familie datiren kann.1

Noch im Herbst desselben Jahres, ehe Cäsar den Krieg in Afrika gegen Scipio une Cato aufnahm, schickte Antipater eine Gesandtschaft nach Rom, die in Hyrkans Namen dem Senat einen goldenen Schild überbrachte und die formelle Feststellung der Zusagen Cäsars in Empfang nahm. Dieselben wurden in einer Tabularverfügung niedergelegt, die in verschiedenen Archiven der Hauptstadt und der Provinz, in Erz eingegraben, aufbewahrt werden sollte. Die Vollzugsverordnung stellte schleunige Absendung der üblichen decem legati, mit denen die Feststellung der Grenzen und der übrigen Vertragspunkte bereinigt werden sollte, in Aussicht. Eine Reihe weiterer Erlasse des Imperators bezogen sich in Folge auf die Durchführung dieser neuen Ordnung.2 Dem Vielerlei der darin enthaltenen Concessionen und ihrer zum Theil verclausulirten Fassung sieht man auf den ersten Blick an, wie Antipater die römische Commission im Athem erhalten und erlangt hat, was nur irgend zu erlangen war. Durch die Freigebung der Ebene Esdraelon war nun doch wenigstens wieder ein Zusammenhang der Gebietstheile hergestellt und durch die Rückgabe Joppes der Seeweg offen. Dennoch scheint man in Judäa diese Erfolge des gewandten Diplomaten nicht besonders freundlich gewürdigt

1 Ant. XIV; 8, 3. Bell. I; 10, 3. 2 Ant. XIV; 10, 1–7.

zu haben, da er sich selbst eine sehr befremdliche Stellung vorbehalten hatte. Antipater nahm deßhalb eine Ortsbereifung vor, um die Synedrien darüber zu verständigen, daß Hyrkans Unfähigkeit es nöthig gemacht habe, die bürgerliche Gewalt in eine andere Hand als die des Hohenpriesters zu legen, allein man konnte im Volk sich des Verdachts nicht erwehren, daß es schließlich auf Verdrängung der Makkabäer abgesehen sei, und man erzählte sich, der bekannte Essäer Menahem habe Herodes, dem Sohne Antipaters, schon vor Jahren auf der Straße geweissagt, daß er zur Zuchtruthe der Makkabäer aufwachse und einst die Krone Davids tragen werde. Ist die Thatsache richtig, so hatte der Mann nur früher als Andere ausgesprochen, was der Volksinstinct jezt allgemein herausfühlte. Dennoch war es Hyrkan, auch wenn er dazu die Einsicht und die Kraft gehabt hätte, unmöglich, sich von Antipater loszusagen, da er seiner eigenen Familie gegenüber auf die Hülfe des Fremden angewiesen war. Seine Tochter Alexandra hatte um seinetwillen ihren Gatten und Schwiegervater durch Hinrichtung und Mord verloren. Sein Neffe Antigonus lebte als Prätendent im Ausland, seine Enkel waren die Waisen des unter der Hand des Henkers gefallenen Alerander. So kam es, daß das Haus des Jdumäers, des Fremdlings in Israels Thoren, ihm näher stand als sein eigen Fleisch und Blut.

2. Herodes' Jugend.

Antipater hatte nach der Tradition seines Hauses eine vornehme Beduinentochter geheirathet, tie schöne Kypros, um die Beziehungen zu erhalten, durch die sein

den benachbarten Wüstenschechs im Gang zu Vater einst reich und mächtig geworden war. Aus dieser Ehe waren vier Söhne: Phasael, Herodes, Joseph und Pheroras und eine Tochter Salome entsprossen.

Der Vater, als Verwalter des Landes, ernannte Phasael zum Oberbefehlshaber der Hauptstadt und ihrer Umgebung, damit er in Jerusalem selbst Boden gewinne, den Jüngeren, Herodes, schickte er nach

1 Ant. XV; 10, 5.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »