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Abfall bestimmt hatte. Erst nach Wiederherstellung des Herodes gelang es den Brüdern, theils durch Gewalt, theils durch freundlichen Zuspruch, das Volk zur Niederlegung der Waffen zu bestimmen.

Sofort aber traten neue Verwickelungen ein, an die man am wenigsten gedacht hatte. Während der Kriegslärm sich in immer weitere Fernen verlor, begannen eben die, die Cassius als seine Reserve betrachtete, sich untereinander anzufallen. Antigonus, der weiland von Cäsar zurückgewiesene Kronprätendent, hatte wegen der Schönheit seiner Schwestern bei Ptolemäus Mennäi Aufnahme gefunden, der am Libanon einen reichen und mächtigen Raubstaat errichtet hatte. Mit dem Geld dieses seines Schwagers bestach er Fabius, ihm gegen Hyrkan und Herodes freie Hand zu lassen, während vom Westen her Marion, der Fürst von Tyrus, in Galiläa einfiel. Aber mit seiner gewohnten verwegenen Schnelligkeit warf sich Herodes zwischen beide Theile, rollte Marion von Tyrus auf und zwang ihn zum Frieden, marschirte dann sofort gegen Antigonus und schlug ihn an der Grenze Judäas so nachdrücklich auf's Haupt, daß er für lange an keine neue Invasion denken konnte. Flüchtig kehrte Antigonus in das Reich seines Schwagers zurück und nachdem seine Gegner ihre Sache immer enger mit der Noms verkettet hatten, blieb ihm nur übrig, auf die Parther zu hoffen. In Jerusalem empfing der schwache Hyrkan, für den das Haus des Aristobul noch immer der Inbegriff alles Furchtbaren war, den siegreichen Herodes mit kindischer Dankbarkeit, und der Jdumäer nüßte den Moment. Zwar war er selbst schon vermählt mit einer gewissen Doris,1 mit der er seinen ältesten Sohn Antipater gezeugt hatte, allein er fand es vortheilhaft, sich nun mit Mariamne, der Tochter des von Pompejus hingerichteten Alerander, zu verloben. Horkan konnte die Hand seiner Enkelin dem Manne nicht verweigern, der ihn eben aus den Händen des Antigonus gerettet, und so stand die Familie des Antipater an der Schwelle ihrer Wünsche, denn die königliche Schwiegerschaft konnte nur das Vorspiel zu neuen Ehren sein. Doris wanderte in's Eril und erzog ihren Sohn Antipater im Haß gegen die makkabäische Familie, der zu lieb ihr jugendlicher Gemahl sich so schnöde von ihr geschieden hatte.

1 Jm jüd. Krieg nennt Jos. 1; 12, 2 sie von edlem Geschlecht; Ant. XIV; 12, I von niederem Geschlecht.

Hausrath, Zeitgeschichte.. I. 2. Aufl.

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Da trat zu Beginn des Jahres 42 in der Ebene von Philippi die Katastrophe ein, die freilich schon von Anfang vorausgesehen werden konnte, die aber die Hoffnung der jüdischen Patrioten auf's Neue belebte. Cassius' vorschneller Selbstmord hatte den halben Sieg der Triumvirn zu einem unendlich folgenreichen Entscheidungstag gemacht. In dem der Schlacht folgenden Abkommen übernahm es Antonius, die den Soldaten versprochenen Summen aufzutreiben. Er wendete sich nach Asien, um dort Brandschatzungen auszuschreiben und Fürstenthümer zu verhandeln. Als er in Bithynien sein Lager aufgeschlagen hatte, erschienen von allen Seiten Gesandte der bisherigen republikanischen Partei. Unter ihnen befand sich auch eine Deputation des jüdischen Volks, die gegen das Regiment der Brüder protestiren wollte. Indessen ihnen gegenüber war Herodes immerhin der Vertreter der römisch Gesinnten; auch hatte er sich besser mit Geldern vorgesehen. Antonius seinerseits haßte die Juden, auch besaß er einen lebendigen Sinn für Kameradschaft und nahm Herodes zunächst als den Sohn seines alten Waffenbruders auf, mit dem er vor achtzehn Jahren einen seiner ersten Feldzüge eben gegen die Leute geschlagen hatte, die jezt den Sohn bei ihm verklagten.

Hyrkan, auf den man sich berufen hatte, erschien selbst in Ephesus und zeugte für die Söhne Antipaters, die den Umstand, daß Judäa von den Creaturen des Cassius, Marion von Tyrus und Fabius von Syrien, so schwer heimgesucht worden war, in ein sehr zweckmäßiges Licht zu stellen wußten. Nicht nur wurde der status quo belassen, sondern der Rath von Tyrus auch veranlaßt, den Juden die Gebietstheile zurückzugeben, die Herodes Marion hatte lassen müssen, um sich um so rascher gegen Antigonus zu wenden.

3. Antonius und Cleopatra.

Das größte Aergerniß der römischen Geschichte, jener weltgeschichtliche Liebeshandel zwischen Antonius und Cleopatra, der sich. um diese Zeit entspann, hat wohl wenig Länder so hart betroffen wie

1 Dio Cass. 48, 24.

Judäa. Die Alten nannten ihn des Antonius größte Niederlage, die aus einem einsichtigen Staatsmann und ritterlichen Feldherrn einen launischen und unberechenbaren Despoten machte, unter dessen Regiment der Osten fast erlag. Antonius war eine jener ungebrochenen Naturen, wie sie Revolutionszeiten erzeugen, ein Mann voll gewaltiger Anlagen, aber verwahrlost aufgewachsen in der zerrütteten und sittlich aufgelösten römischen Welt, unbändig in seinen Leidenschaften und bei aller Energie des Wollens doch ohne moralischen Halt.

Er hatte als junger Reiteroberst Cleopatra, die damals vierzehn Jahre alt, doch schon mit dem Sohn des Pompejus geliebelt hatte, zum ersten Mal gesehen, als er im Geleite des Gabinius ihren Vater Ptolemäus Auletes nach Alexandrien zurückführte. Er war dann einer der römischen Großen gewesen, die am eifrigsten der schönen Tochter der Lagiden huldigten, als sie vom Jahr 46 bis 44 die Villa jenseits des Tiber in Cäsars Gärten bewohnte. Nach Cäsars Tod hatte er ihr Dienste geleistet und versucht, ihren Sohn Cäsarion unter die Erben des ermordeten Imperators einzuführen.1 Ihr war es dann gegangen wie Herodes, sie hatte gegen Antonius Krieg führen müssen, weil Cassius' Lager näher war als das des Dolabella. Antonius konnte es sich nun nicht versagen, sie dafür vor seinen Richterstuhl zur Verantwortung zu laden. Kronen verhandelnd und Strafgelder umlegend war er im Sommer 41 nach Tarsus in Cilicien, der spätern Vaterstadt des Apostel Paulus, gekommen. Er saß auf dem am Fluß Kydnus gelegenen Markt der Stadt auf seinem Tribunal, als die Königin gemeldet ward. Die lüderliche Ptolemäerin hatte stets eine absonderliche Art gehabt, sich bei ihren Richtern einzuführen. Dem großzen Cäsar ließ sie sich zur ersten Audienz in einen Teppich gewickelt und mit Riemen umschnürt, in seine Gemächer tragen.2 Buchstäblich auf offenem Markt trug sie sich dagegen Antonius an. Als Aphrodite, umgeben von Knaben als Liebesgöttern und ihren Dienerinnen als Nereiden, kam sie in einer offenen Barke den Kydnos herauf, um sich am Marktplatz von Tarsus der Ladung des Imperators zu stellen.3 Es ist bekannt, wie rasch das verhängnißzvolle Weib, das damals in ihrem achtundzwanzigsten Jahr in der Blüthe ihrer Schönheit stand, den leidenschaftlichen Soldaten umgarnte. Seine niedrigsten Thaten

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beginnen mit dem Jahr 41, in dem er sie begegnete. Jezt ließ er ihre Schwester Arsinoë in Milet aus dem Tempel reißen und niederstoßen und hielt ein Blutgericht über alle Feinde der Aegypterin. Sie selbst kehrte mit berechneter Eile nach Alexandrien zurück, aber Antonius hatte von da an nur einen Gedanken: Alexandrien und Cleopatra. In dieser hastigen, nur noch auf die Aufbringung von Geldsummen und Kostbarkeiten erpichten Stimmung kam der Imperator an die jüdischen Fragen heran.

In den Gärten von Daphne bei Antiochien, an den reizenden Ufern des Orontes, erschienen im Herbst 41 hundert Abgeordnete der edelsten Geschlechter Judäas, um gegen die Uebertragung des Regiments an Phafael und Herodes zu protestiren. Als sie Miene machten, ihn aufzuhalten, ließ Antonius fünfzehn in's Gefängniß werfen und hätte sie hingerichtet, wenn nicht Herodes selbst für sie gebeten hätte. Die beiden Söhne des Antipater wurden jezt, um die Sache möglichst rasch zu Ende zu bringen, in aller Form zu Tetrarchen ernannt. Um so erbitterter wär Antonius, als er in Tyrus statt der hundert Abgeordneten ihrer tausend vorfand, die mit jenem hartnäckigen, fanatischen Geschrei, auf das sich die jüdischen Massen von jeher so trefflich verstanden, die Entfernung der Brüder durchsetzen wollten. Er ließ sofort auf sie einhauen, und als sie in der Stadt neue Gährung hervorriesen, ließ er alle Gefangenen hinrichten. Nun wurde er freilich nicht weiter behelligt und konnte zu Anbruch der kalten Jahreszeit bei Cleopatra eintreffen.

Im ganzen Bereich der Judenschaft, zumal der aleṛandrinischen, herrschte aber tiefe Niedergeschlagenheit über diese Wendung der Dinge, und wie der Besuch des Pompejus sich in den Salomonischen Psalmen spiegelt, die eines Dichters Antwort auf die römische Beleidigung ge= wesen, so spricht sich der Eindruck, den das Gebahren des Antonius machte, in einem kurzen Orakel aus, das ein alexandrinischer Jude damals in Umlauf setzte. Dasselbe findet sich im dritten Buch der sibyllinischen Weissagungen und verkündet, daß das zweite Triumvirat der Termin der Ankunft des Messias sein solle.1

1 Sib. III; 46-62. Die Verse 63–92, die Friedlieb hinzunimmt (XXVI), gehören offenbar in eine viel spätere Zeit, da sie sich mit der Apokalypse und 2 Thess. 2 deutlich berühren.

„Wenn aber Rom dereinst auch herrschet über Aegypten,
Und es zusammen regiert, dann wird das größte der Reiche
Des unsterblichen Königs unter den Menschen erscheinen.
Und es kommt ein heiliger Herr, der die Länder der Erde

Alle beherrscht, alle Zeiten hindurch, wie die Zeiten hinschwinden.“

Auch in Palästina war die Stimmung eine höchst erregte. Nach der blutigen Einführung in ihr Amt, die Antonius beliebt hatte, hatten die beiden Tetrarchen Phasael und Herodes auf wenig treue Unterthanen zu rechnen und dazu braute sich im Osten ein Sturm zusammen, der ihrer Herrlichkeit eine gar kurze Dauer verhieß. Seit sie sich den Römern verkauft hatten, konspirirte der vertriebene Makkabäerprinz um so eifriger mit den Parthern. Und eben von dorther drohte ein. Schlag.

Der Republikaner Labienus, Sohn des Titus Labienus, hatte sich schon im Auftrage von Brutus und Cassius nach Ktesiphon begeben, um das Bündniß der Parther für die Republikaner zu begehren. Lange hatte Orodes gezögert, jezt hörte man, die Parther rüsteten zum Krieg. In Jerusalem zitterte Alles, denn die Euphratgrenze war nicht gedeckt und Syrien hatte noch durchweg die Garnisonen der Republikaner, denen nicht zu trauen war. Man erwartete mit Ungeduld die Entschließung des Antonius gegenüber so ungeheuren Ereignissen. Allein in Alexandrien herrschte ein Taumel der Feste und Lustbarkeiten, als ob es die Feier des ewigen Friedens gälte. Man hörte die sonderbarsten Dinge über den dortigen Hofhalt. Die Königin würfelte, jagte, trank mit den Soldaten; sie betheiligte sich des Nachts bei Straßenunfug; sie trank Perlen, um die Mahlzeit den gewetteten Betrag von zehn Millionen Sesterzien theuer machen zu können; sie ließ dem angelnden Antonius gepökelte ausländische Fische an den Haken hängen; bei einem ihrer Feste tanzte der Senator Plancus den Glaucus nackt, meerblau gefärbt, den Kopf mit Schilf umwunden, indem er auf den Knien rutschend einen Schwanz hinter sich herschleppte.2 Die kleinen Leute wußten, daß im Schloß zu jeder Zeit die kostbarsten Mahlzeiten fertig sein müßten, da der Koch nie wisse, wann servirt werden solle. Der Großvater Plutarchs hatte selbst in der Küche die acht Wildschweine am Spieß gesehen, die in verschiedenen Stadien der Stunde warteten, nach der entweder das eine oder das andere Aussicht hatte, auf die Tafel zu kommen.

1 Cass. Dio, 48, 25.

2 Plut. Ant. 29. Vellej. Pat. II, 83.

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