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Willen Jehova anbeten soll. Aber auch keinen andern der heiligen Orte mochten die Juden ihnen gönnen, ja sie lästerten, unter der Terebinthe bei Sichem habe Jakob die vom Blut der Sichemiten besudelten Kleider seiner Söhne und die Gößen Labans, sammt den Amuletten seines Weibes vergraben und Das sei das Heiligthum, das die Samariter verehrten.1 „Erst dann, so faßt ein jüngerer Rabbi die zwischen beiden Parteien streitigen Punkte zusammen, wenn die Kuthäer dem Berge Garizim entsagten, Israel lobten und an die Auferstehung der Todten glaubten, könne zwischen ihnen und Jerusalem wieder Gemeinschaft sein." 2

Nun war es allerdings für dies. Völkchen eine schwierige Stellung, Feind des Judenthums und Bekenner seiner Religion zu sein, und der kleine Stamm war nicht selten in der Lage, mit der Zugehörigkeit zu Israel auch seinen Glauben an Jehova zu läugnen. Wenn es auch dahingestellt bleiben mag, was die Rabbinen ihnen nachsagten, daß der Jehova-Tempel auf Garizim zugleich das Bild einer Taube enthalten habe,3 vielleicht eine alte Erinnerung an die Tauben der Derketo und ihrer Tochter Semiramis, die die Unterthanen des Reiches Assur dereinstens in ihrer Heimath verehrt hatten, und die in dem benachbarten Askalon noch immer Pflege fanden,4 so sind sie doch von dem Vorwurf eines gewissen Zwitterwesens nicht frei zu sprechen. Sobald es die Noth erforderte, wollten sie nach ihrer Nationalität bald sidonisch, bald persisch, bald medisch, bald jüdisch sein, wie es sich eben schickte, und ebenso ließen sie ihren Gott bald mit jüdischen, bald mit hellenischen Namen nennen.6

Den Juden war eine solche Charakterlosigkeit anstößiger als ein ächtes Heidenthum. „Das Volk, das ich hasse, ist gar kein Volk," sagt darum Sirach 7 und ihr wißt nicht, was ihr anbetet", läßt das vierte Evangelium Jesum zu der Sichemitin sprechen.8 Man läugnete, daß die Samariter, die einst fünf Gößen angebetet, jezt Theil haben. könnten an Jehova. Der Verfasser des Johannesevangeliums, der in symbolischer Weise die Samariterin am Brunnen als Repräsentantin

1 Jubil. 31 (p. 39). — 2 Vgl. Kirchheim: „Sieben kleine Jerusalemische Massekhet". Frankfurt 1851. S. 37. 3 Cholin fol. 6. 4 Diodor 2, 4.

5 Ant.

Tibull. Eleg. 1, 8. 18: „Alba Palaestino sancta columba Syro". IX; 14, 3. XI; 8, 6. XII; 5, 6. -62 Mac. 6, 2. Ant. XI; 8, 6. 7 Sir. 50, 27. 8 Joh. 4, 22.

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ihres Volkes mit dem Messias zusammenführt, läßt darum Jesum von Samarien sagen: „Fünf Männer hast Du gehabt, und den Du jezt hast, der ist nicht Dein Mann!" Ein solcher Synkretismus der Nationalität und Religion war denn natürlich auch ein fruchtbarer Boden für den krassesten Aberglauben und geschickte Goëten haben in diesen Bergen allzeit die reichsten Ernten gehalten. In unserer Periode spielte der erwähnte Schatzgräber eine große Rolle, der im Jahr 35 halb Samarien am Garizim versammelte, um die alten heiligen Gefäße der Stiftshütte zu heben, die dem Volke Samariens einen neuen Vorzug vor den Dienern des Moriahtempels geben und zugleich das messianische Reich für die Anbeter des Garizim vorweg nehmen sollten. 1 Wahrscheinlich war er der Simon Magus der Apostelgeschichte und des Josephus, der Jahre lang die leichtgläubige Menge ausgebeutet haben soll ?? Der scharfe jüdische Spott wvrde nicht müde, diese schwachen Seiten des samaritischen Wesens zu geißeln, wie anderseits die Samariter die jüdischen Heiligthümer verhöhnten, von denen man sie ausschloß. Die alte Stammesfeindschaft hatte sich dadurch von Geschlecht zu Geschlecht mehr verbittert, und gerade die Stürme der letzten Zeit hatten auf's Neue die Asche von den glimmenden Kohlen geblasen.

Als die Römer der Herrlichkeit des makkabäischen Staates ein Ende machten, war es wie ein Jubelruf durch die samarischen Berge gegangen. Waren doch fünfzig Jahre lang die Trümmer des Garizimtempels und die Ruinen der Hauptstadt Denkmäler jüdischer Bedrückung gewesen, die jeden Samariter täglich zur Nache mahnten.

So waren ihnen Pompejus und Gabinius als Erlöser von der verhaßtesten Knechtschaft erschienen. Als Gabiniopolis erhob sich Samarien wieder aus den Trümmern, bis ihm Herodes den stolzern Namen Sebaste verlieh. An den Samaritern fand der neue Tyrann Judäas, der Mörder der Makkabäer, seine natürlichen Bundesgenossen, die sich freuten, in seinem Heere den Juden die erlittenen Mißhandlungen heimzuzahlen. Mit ihnen hält Herodes Rath, mit ihnen führt er Krieg und zu ihnen begibt er sich, wenn es ihm in Jerusalem zu eng wird. Wie der Jdumäer in Jerusalem gehaßt war, so war er in Samarien geliebt. All die römischen Neigungen,

1 Ant. XVIII; 4, 1, vgl. 2 Mac. 2, 5 ff. I, 72; II, 7. Hom. II, 24.

2 Act. 8, 9. Clem. Reo.

die ihm die Rabbinen Judäas zum Verbrechen machten, durfte er hier um so glänzender befriedigen. Theater und Tempel entstanden in der neuen Sebaste, die er zu einer starken Trußfeste gegen die Juden gemacht hatte. All den Wirrsalen, die den Tyrannen zu Jerusalem im Kampf mit dem Anhang der makkabäischen Dynastie ängsteten, war er in Samarien entrückt, wo Niemand für die Sprößlinge der makkabäischen Brut Sympathien empfand. Für sie war er der gute König, der ein Weib ihres Stammes (Malthake) heimgeführt hatte und als Vater unter ihnen weilte. Sie hielten sich darum auch ruhig, als nach seinem Tode Judäa und Galiläa gegen die Söhne der Samariterin die Waffen ergriffen, und zum Lohn dafür nahm ihnen Rom den vierten Theil ihrer Steuern ab und schlug den Betrag auf die jüdische Bevölkerung aus. Ein neuer Grund des Hasses für das Volk von Judäa.

Der ganze Gegensatz beider Stämme trat nun aber jetzt unter der römischen Verwaltung grell hervor. Während die Juden sich gegenüber dem römischen Wesen auf Kriegsfuß setzten, und mit allen Mitteln sich abarbeiteten, dem Eindringen der Ausländerei Einhalt zu thun, freuten sich die Samariter ihrer neuen Wichtigkeit. Ihr Sichem blühte auf; im nahen Cäsarea saß der Procurator; zu Sebaste wurde eine Reiterabtheilung aus Eingebornen errichtet; in ihren waldgrünen Thälern mochten im Sommer die römischen Fremdlinge gern weilen. Kurz ihr Land genoß einen Vorzug, den sie sich durch kein religiöses oder nationales Vorurtheil verfümmern ließen.

So war es denn allerdings eine lange Rechnung, die beide Stämme mit einander abzuthun hatten und man ließ keine Gelegen= heit vorübergehen, nach Kräften daran abzuzahlen. Der dogmatische Haß, der die Juden kennzeichnet, läßt sie auch hier als die schuldigeren und unversöhnlicheren erscheinen. Der samaritische Charakter hatte vergleichungsweise mildere Seiten, wie Jesus sie in den Erzählungen vom dankbaren und barmherzigen Samariter heraushebt.1 Schon ihr ungebundener Verkehr mit den Völkern der Küste und die gemischte Bevölkerung ihrer Ansiedelungen hatte ihnen ein geschmeidigeres Wesen anerzogen. Dennoch waren auch sie Kinder der syrischen Sonne, in deren Adern ein heißes Blut kochte. Nicht selten spannen sie

1 Luc. 17, 16. 17; 10, 30.

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Raufhändel mit den zum Feste durchziehenden Juden an, denen. Menschenleben zum Opfer fielen. Ihre Hütten waren jüdischen Pilgern verschlossen, 2 und selbst der Trunk kühlen Wassers wird dem jerusalemfahrenden Juden verweigert. „Sie nahmen ihn nicht an, heißt es von Jesu, darum daß er sein Angesicht gewendet hatte, gen Jerusalem zu ziehen.“ „Wie bittest Du, fragt das Weib am Jacobsbrunnen den Dürstenden, der Du ein Jude bist, um einen Trunk von mir, die ich ein samaritisches Weib bin ?"3 Dabei war ihr früherer Zug zum Tempel Jehova's seit ihrer Abweisung in Spott und Hohn verwandelt, der sich in allerlei Neckereien erwies. In älterer Zeit pflegten die Priester zu Jerusalem die im Lande Wohnenden durch Feuerzeichen auf den Bergen an den Osterneumond zu erinnern, die Samariter aber brachten durch frühere oder spätere Signale die Landbevölkerung so in Verwirrung, daß man schließlich eine andere Weise der Mittheilung ersann.4 In ähnlicher Weise äfften sie die jüdische Gemeinde am Passahfest des Jahres 10, indem sich Einige nach Jerusalem stahlen und nach Anbruch des Festes, als die Priester, Gewänder und Gefäße bereits allen Reinigungen unterworfen worden waren, in den Hallen des Tempels menschliche Gebeine ausstreuten, so daß man des Morgens die festfeiernde Menge an den Thüren des Vorhofs abweisen und die Feier einstellen mußte, um die Bevölkerung nicht unrein zu machen.5 Die Wuth der Juden war um so größer, als Procurator Coponius die Tempelschändung ungestraft ließ.

Während sich so die Gesinnung der Samariter in dieser Neigung zum Spott und zu Reibereien kund that, erfüllte dagegen die Juden ein blutiger Haß gegen die Kuthäer und unter der römischen Procuratur büßte mancher Mann am Kreuz seine Betheiligung an den Mordzügen nach Akrabbi, die die Bewohner Jerusalems noch immer nicht lassen konnten. Schon Jesus Sirach hatte gesagt: „Zwei Völker haßt meine Seele und das dritte, das ich hasse, ist gar kein Velk: die da sizen auf dem Gebirge Seir, die Philister und das thörichte Volk, das zu Sichem wohnt"7 und mit jeder Generation war dieses thörichte Volk zu Sichem den Juden verhaßter geworden. Schon ihr Name

1 Ant. XX; 6, 1. Bell. II; De Sacy, Chrestom. 1, 158. Ant. XX; 6, 1. — 50, 27.

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12, 13. 2 Luc. 9, 53.3 Joh. 4, 9. 5 Ant. XVIII; 2, 2. 6 Bell. II, 12, 6.

galt für ein Schimpfwort. „Wir wissen, daß Du ein Samariter bist und hast den Teufel", sagen die Juden bei Johannes zu Jesu. 1 Auf Umwegen zogen die Galiläer zu den Festen nach Jerusalem, denn wie der Heiden Straßen, so sind der Samariter Städte unrein und verboten, bei ihnen Unterkunft zu suchen oder Speise von ihnen anzunehmen. Die Samariterin am Brunnen hat darum ganz Recht mit ihrer Frage: Wie magst du, da du ein Jude bist, zu trinken fordern von mir, da ich ein samaritisch Weib bin,"2 denn die jüdischen Lehrer sagten: „Esra, Zorobabel, Josua bannten und verfluchten die Samariter, daß keiner aus Jsrael den Bissen eines Samariters esse... Wer das Brod eines Sanariters nimmt, ist wie Einer, der Schweinefleisch ißt . . . Kein Jsraelite nehme einen Samariter als Proselyten auf: sie sollen nicht Theil haben an der Auferstehung der Todten."3 Jeder Vertrag, dem ein Kuthäer beigezogen wird, ist ungültig. Während der Heide Judengenosse werden kann, ist das dem Samariter verboten. Er ist ein Fremdling,5 und wenn ein Lehrer auch nur ein Wort mit einer Samariterin spricht, so wundert man sich darüber.6

So war es denn auch eine spiße Streitfrage der jüdischen Schulen geworden, wie weit die Producte des samarischen Bodens zu genießen, dem Juden erlaubt sei. Feld- und Baumfrüchte waren sicher rein, ob aber auch das bereitete Mehl, der gekelterte Wein? Das Ei, wie das Huhn es legt, verunreinigt keinen, aber das gesottene Ei, die fertige Speise? Hin und wieder neigten sich die Ansichten und im Allge= gemeinen galt das Wort: „Wer das Brod eines Kuthäers genießt, ist, als ob er Schweinefleisch äße“.

Unter solchen Umständen waren die Berge jenseits Akrabbi den Samaritern ein fremdes Land geworden, und wenn die Juden hinaufwollten nach dem Oberland, umgingen sie in weiten Bogen den Jacobsbrunnen, wo vor Zeiten die Stämme Ephraim und Juda gemeinsam ihre Heerden getränkt hatten. In Beeroth oder Gophna pflegten sie noch zu übernachten,8 lebten während der beschleunigten Wanderung von ihren Vorräthen und tranken die Quellen abseits

1 8, 48.

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2 Joh. 4, 9. 3 Pirk. R. El. c. 38. + Ibid. 5 Luc. 17, 18. 6 Joh. 4, 27, 7 Vgl. die Stellen bei Sepp, Thaten u. Leben Jesu. 1864. . 115. 8 Jos. Bell. III; 5, 1. Vgl. Euseb. Onom. Art. Bygwd. Robinson, Pal. 2, 347. Sepp 1. c.

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