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pheten, den ehrwürdigen Menahem, der ihm schon im Kindesalter die Krone geweissagt hatte, in die Burg am Xistus kommen. Der greise Essäer hatte für die Fragen des Königs aber nur ein würdevolles Schweigen; erst als Herodes fragte, ob er noch zehn Jahre regieren werde, erwiderte er: zwanzig, ja dreißig, worauf ihn jener in Ehren entließ. Auch gegen die Pharisäer wagte er nicht offen einzuschreiten, allein er nahm den Synedrien und Schulen ihren Antheil an der Justiz und den öffentlichen Dingen allmälig ab und überließ ihnen nur die Erledigung der bürgerlichen und Cultus-Angelegenheiten, was allerdings die Folge hatte, daß unter seiner Regierung die Schule als solche ihre glänzendsten Blüthen trieb.2

Am schwierigsten war unter diesen Umständen die Frage, wen dec König zum Hohenpriester ernennen solle. Hyrkan, der am Euphrat noch lebte, hatte durch die ihm widerfahrene Verstümmelung die Befähigung dazu verloren; der natürliche Erbe aber, Aristobul, des Königs Schwager, hatte noch nicht das Alter, das erforderlich war. Herodes selbst konnte als geborner Jdumäer die Würde nicht übernehmen, denn an die Behauptung des spätern Kanzlers Nikolaos, daß der König von einer aus Babylon nach Idumäa eingewanderten jüdischen Familie stamme, glaubte kein Mensch.3 Da den palästinensischen Priestern, die in Frage kommen konnten, nicht zu trauen war, entschloß sich Herodes zur Berufung eines Fremden. Ein gewisser Rabbi Ananel aus Babylon, der an Herodes, wie es scheint durch Saramalla, empfohlen war, wurde zum Aerger der inländischen Aristokratie zum Hohenpriester gemacht. Dieselbe verfehlte nicht, als der Chaldäer sein Amt angetreten hatte, ihn sehr unbedeutend zu finden. Er bekleidete es auch nicht lange, denn Herodes war Politiker genug, um einzusehen, daß ein lebenslängliches Hohenpriesterthum seiner Autorität eine gefährliche Concurrenz schaffe. Er war es, der die von seinen Nachfolgern und Rom eifrig befolgte Praris erfand, feinen Hohenpriester im Besitz des einflußreichen Amtes warm werden zu lassen, sondern durch häufigen Wechsel Priester und Volk daran zu erinnern, daß die wirkliche Gewalt beim König sei.

Der gleiche reiche Banquier Antiochiens, Saramalla, war es, der Herodes einer andern Sorge enthob. Der alte Hyrkan lebte in

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Babylon, verehrt von der dortigen Judenschaft und von dem Hofe von Ktesiphon mit Milde behandelt. So lang die Diaspora am Euphrat Hyrkan als Ethnarchen und Hohenpriester betrachtete, mußte Herodes stets fürchten, daß bei dem nächsten Partherkrieg ihm in dem Greis ein gefährlicher Gegner erwachsen könnte. Der klugen Verwendung Saramalla's gelang es, einerseits Hyrkan zur Rückkehr zu bestimmen, anderseits von dem Partherkönig Phraates die dazu nöthige Einwilligung um bedeutende Summen zu erkaufen. Herodes empfing den Alten in Jerusalem mit einer Freude, die dem arglosen Greis unverdächtig war. Die nächsten Gefahren waren damit für Herodes allerdings aus dem Wege geräumt, allein wie nun das Kriegsgetümmel sich verzogen hatte und die erste Last der Geschäfte bewältigt war," mußte er erkennen, wie wenig beneidenswerth die Lage war, die er sich errungen hatte. Wenn die Bundesgenossenschaft mit den Römern schon während des Kriegs ihre eigenthümliche Bitterkeit nicht verläugnete, so war es für Herodes jetzt, wo er beginnen wollte, den Juden ein König zu sein, geradezu unerträglich, sein Land der unersättlichen Habsucht eines ägyptischen Weibes geopfert zu sehen.

So ist den Römern gegenüber seine Lage nur der eines Menschen zu vergleichen, der die Früchte seines Verbrechens als Ehrenmann genießen möchte, den aber die Mitschuldigen nicht frei geben. Ueberhaupt ist er ein seltenes Beispiel davon, wie sich der Consequenz seiner Thaten, auch beim entschiedensten Willen, Keiner zu entziehen vermag. Er hatte bei seinem Regierungsantritt zu Rom zum Dank, daß er die Krone Davids erhalten, dem Jupiter Capitolinus geopfert. Diese sonderbare Feier war symbolisch für den Widerspruch, der durch seine ganze Regierung hindurchzieht. Er möchte jezt gern als Jude herrschen, aber seine Herrschaft stammt von Rom. Er weiß, daß dies Volk nur durch Achtung seines Gesetzes gewonnen werden kann, aber dieses Gesetz selbst verurtheilt seine Stellung. Er begünstigt die Rabbinen, aber ihre Schulen sind seine schlimmsten Gegner. Dennoch waren alle diese Widersprüche gar nichts gegen den Wirrwarr des Lebens, den sein schleichender Ehrgeiz ihm im eigenen Hause bereitet hatte. Hätte er als Usurpator eine neue Dynastie gegründet, so war doch wenigstens seine Sippe auf seiner Seite und an einer Partei konnte es ihm dann auch nicht fehlen. Er aber hatte es für klüger gehalten, sich in die Familie, die er vom Thron stieß, zugleich als Schwager einzudrängen, um einen dürftigen Schimmer von Legitimität um sich

zu breiten. Versöhnt hat er damit die Beraubten natürlich nicht, sondern nur seine Todfeinde zu seinen Verwandten gemacht. Zu spät sah er ein, daß er durch seine Heirath mit Marianne seine Herrschaft gerade auf den Titel gestellt hatte, der am lautsten wider ihn sprach. Mit jedem Jahr wuchs ihm in seinem Schwager Aristobul eine dringendere Gefahr auf. Er half sich mit dem gewohnten Mittel der Zeit dem Mord. Aber damit hat er die Unnatur des ganzen Verhältnisses nur geschärft. Dem geliebten Weibe in seinen Armen hat er den Bruder ermordet und damit doch den Knäuel nicht zerhauen, denn aus der unnatürlichen Verbindung mit der Makkabäerin sind Kinder entsprossen, die legitimer sind als ihr Vater, die durch die Mutter ein Recht haben auf den Thron, auf den er selbst kein Recht hat. So hat ihn sein Streben nach Legitimität geäfft, daß nun die Knaben selbst, die er auf seinen Knien schaukelt, in den Zügen Mariamne's, in den makkabäischen Physiognomien, den alten Vorwurf wiederholen, daß er trotzdem ein Räuber sei. So grinst ihn aus allen Ecken der Argwohn an; stets neue Verbrechen sind die Consequenz der verübten. Er wüthet gegen sein eigen Fleisch und Blut und macht als Mensch sich elend, um als König sicher zu sein, bis er endlich in grauenvollem Zerfall des Geistes und Körpers zu Grunde geht.

Aus wie unscheinbaren Keimen diese Schrecken erwuchsen, die ersten Ursachen derselben reichen doch schon in diese Zeit zurück.

6. Die ersten Familienzerwürfnisse.

Den Anfang zu allen diesen Tragödien bildete die Rückberufung des alten Hyrkan, die die Frage nahe legte, warum seine Würde nicht auf seinen legitimen Erben, den leßten Makkabäer, Aristobul, übergehen solle? Alexandra war tief gekränkt, daß ihrem Sohn sein lehtes Recht geraubt worden war, und säte Uneinigkeit zwischen ihrer Tochter und Herodes. Schließlich wendete sie sich sogar brieflich an Cleopatra, es möge Herodes aufgegeben werden, seinem Schwager die Hohepriesterwürde nicht länger vorzuenthalten. Es war im Jahr 36, ehe Antonius seinen unglücklichen Partherzug antrat, als zur Verhandlung mit Herodes ein bekannter Intriguant aus der Umgebung des An

tonius, Quintus Dellius, in Jerusalem eintraf. Während er mit dem Könige seine Geschäfte erledigte, fand auch Alexandra zu ihrem eignen Unglück Gelegenheit, ihre Anliegen bei ihm anzubringen. Sie empfing ihn hinter dem Rücken des Königs, und bei ihr sah er Aristobul und die schöne Mariamne. Die Unglücklichen hätten in keine schlimmeren Hände fallen können. Dellius war durch die unsaubersten Geschäfte bei Antonius zu Ehren und Ansehen gelangt. Der Mann, dem Horaz eine seiner schönsten Oden gewidmet hat, der später „interiore nota Falerni" lüderliche Briefe an Cleopatra herausgab, hatte früher dem Antonius die Aegypterin gekuppelt, jetzt dachte er, bezaubert von Marianne's Schönheit, der gewaltthätigen Königin in ihr eine Rivalin zu geben. Leicht bestimmte er die eitle Mutter, ihm Bilder ihrer beiden Kinder anzuvertrauen, die er Antonius bringen wolle, um seine Theilnahme für Aristobul zu gewinnen.

Die maaßlosen Beschreibungen von der Schönheit des Knaben. und der jüdischen Königin machten in der That den noch immer in dem weinberühmten Laodicea weilenden Antonius neugierig, die Geschwister zu sehen. Doch scheute er die Eifersucht der Cleopatra und beschränkte sich deßhalb darauf, von Herodes den Besuch des Aristobul zu verlangen.

Herodes erschrack bei dieser Botschaft nicht wenig. Er wußte, wozu Antonius Knaben kommen lasse, und fürchtete, er würde dann bald auch seinen Thron dem schönen Jüngling überlassen müssen. So schrieb er zurück, daß die Auslieferung des Aristobul in Judäa unfehlbar einen Aufstand hervorrufen würde, worauf Antonius von seinem Begehren abstand. Indessen sagte sich Herodes, daß Concessionen am Platze seien. So setzte er seinen Hohenpriester Ananel wieder ab und übertrug Aristobul das Amt, zu dem ihm freilich das gesetzliche Alter noch fehlte. So sehr den Juden dieser Tausch genehm war, so ermangelten sie doch nicht anzumerken, daß Herodes zuerst das Beispiel des Antiochus Epiphanes nachgeahmt und einen Hohenpriester abgesetzt habe, dazu um das Amt einem Knaben zuzutheilen.2 Alexandra hatte solche Scrupel nicht. Ein Familienfest voll feierlicher Versöhnungen sollte diese widerwärtigen Kämpfe beschließen, allein der einmal geweckte Argwohn des Königs äußerte sich von nun an in so ent

1 Hor. Od. 2, 3. Vgl. Plut. Anton. 25. Vgl. Dio Cass. 50 13 23. Sen. Suas. 1, 7. 1 Ant. XV; 3, 1.

ehrender Ueberwachung, daß Alexandra beschloß, mit Aristobul zu Cleopatra zu fliehen. Bereits waren die Särge angefertigt, in denen sich beide durch die Stadtthore tragen lassen wollten, als Herodes der Plan verrathen wurde. Der König wagte nicht, eine Strafe zu verhängen, aber der Entschluß, sich bei nächster Gelegenheit des Jünglings zu entledigen und damit auch Alexandra unschädlich zu machen, stellte sich bei ihm fest. Die Ausführung wurde beschleunigt, als beim Laubhüttenfest des Jahres 36 die Juden ihren neuen Hohenpriester mit einem Jubel begrüßten, der einer Demonstration gegen Herodes sehr ähnlich sah. Bald darauf gab Alexandra ein Fest in den reizenden Gärten von Jericho. Zum Zeichen seiner versöhnlichen Gesinnung erschien auch der König mit seinem Gefolge. Nach Tisch begann er mit Aristobul zu spielen; man erhitzte sich und Herodes schlug ein Bad vor. Aristobul ließ sich überreden. Als er in den Fischteich gestiegen, begannen die Freunde des Herodes mit ihm zu scherzen. Man tauchte sich. Da hielten sie ihn unter Lachen und Geplätscher unter dem Wasser fest, bis er erstickt war.

Herodes vergoß Thränen. Alle hüllten sich in Trauer. Selbst Alexandra und Mariamne hüteten sich, Zweifel an der Wahrheit von Herodes Beileid zu äußern, doch dürsteten Beide nach Rache. Herodes aber verlangte immer noch Liebe von dem Weibe, dessen einzigen Bruder er ermordet hatte, und der Gedanke quälte ihn bis zur Verzweiflung, daß sie ihn könne durchschaut haben. Indessen hatten die Frauen auch bereits bei Cleopatra seine Bestrafung verlangt. Die Ptolemäerin heuchelte Theilnahme, während es ihr doch nur um ben Erwerb Palästinas zu thun war. Es war ein Wetteifer der Heuchelei, wie ihn nur der Orientale durchzuführen vermag. Das Ende dieses versteckten Krieges war, das Antonius Herodes zur Verantwortung nach Laodicea berief. Dieser bestellte, angesichts des Todes, dem er entgegen zu gehen glaubte, sein Haus in seiner Weise, indem er seinem Oheim und Schwager Joseph, dem Gemahl seiner Schwester Salome, befahl, falls er nicht zurückkehre, solle Alexandra zur Strafe getödtet werden und ebenso Mariamne, damit sie nicht in Antonius Hände falle. Seine wilde Leidenschaft konnte den Gedanken nicht ertragen, daß ein Anderer nach ihm das schöne Weib bejizen würde.

Nach Herodes Abreise hielt der alte Joseph sich für berufen, das Herz der Mariamne ihrem Gatten wieder zuzuwenden, und schwach

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