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sinnig, wie er war, erachtete er es für ein passendes Mittel, ihr mitzutheilen, daß Herodes auch nicht einmal im Tode sie entbehren wolle, und welches Testament ihm zur Vollstreckung zugedacht sei. Natürlich), daß sie jest doppeltes Grausen vor dem Tyrannen befiel, und als er wider Erwarten gerechtfertigt von Laodicea heimkehrte und sie jauchzend begrüßte, da vermochte sie es nicht, ihren innern Abscheu zu verhehlen. Sie entleerte sich in einer Stunde des lang verhaltenen Hasses und verrieth ihm die Kenntniß seines Testaments. Joseph kostete diese Scene das Leben, da Herodes aus dem Verrath seines Geheimnisses gleich auf das Schlimmste schloß. Salome, die ihres verlebten Gatten längst überdrüssig war, hatte ihn selbst des Ehebruchs bezüchtigt. Auch Alexandra ward in Ketten geworfen. Nur von Mariamne konnte er sich nicht trennen. Er liebte sie mit aller Wildheit, deren ein Araber fähig ist, auch jetzt noch, nachdem er ihren Bruder ermordet und ihre Mutter eingeferfert hatte.

Inzwischen schoben äußere Verwicklungen dieses häusliche Elend zunächst wieder in den Hintergrund. Cleopatra hatte bei den lezten Verhandlungen in Laodicea ihre wahren Pläne in Betreff der jüdischen Angelegenheiten enthüllt. Ihr war es in keiner Weise um Wiedereinsetzung der Makkabäer zu thun gewesen. Sie wollte die syrophönicischen und arabischen Vorlande Aegyptens selbst besitzen und Antonius sollte deren Fürsten zu diesem Zwecke beseitigen. Herodes und Malich standen zu oberst auf ihrer Liste und Lysanias, der Herr der Libanonfürstenthümer wurde ihr wirklich geopfert. Antonius tödtete ihn unter dem Vorwand, er halte es mit den Parthern. Seine ganze Herrschaft kam an Cleopatra. Diese verpachtete das Gebiet an Zenodorus, den Tyrannen von Paneas und Ulatha, der in kurzer Frist wieder alle Wegelagerer und Piraten um sich versammelte und Karavanen und Kauffahrer aufhob. Aber nicht sowohl diese Belästigung war die Hauptgefahr für Herodes, als der Umstand, daß er jest zwischen den Gebieten der Aegypterin mitten inne lag und verdoppelte Anstrengungen auf seine Herrschaft von ihrer Seite zu gewärtigen hatte.

Das Spätjahr 36 rückte freilich andere Gefahren noch mehr in den Vordergrund. Artavasdes, König von Armenien, Antonius Bundesgenosse gegen die Parther, hatte halb im Einverständniß mit

1 Cass. Dio 49, 32. Ant. XV; 10, 1. Vgl. das pag. 52 Erzählte.

diesen, halb im Bündniß mit Octavian, die Orientarmee dem Untergang nahe gebracht. Als ihr Führer hatte er sie die weitesten und unwegsamsten Straßen geführt und die erschöpften Legionen dann vor der Hauptstadt Mediens den Parthern überlassen. Antonius mußte mit einbrechendem Winter den Rückzug nach dem Arares antreten. Ohne den Rath eines Veteranen aus der Armee des Crassus hätte er in der Ebene dessen Schicksal gehabt, so zog er durch die Gebirge. Die Parther machten die Wege durch Ueberschwemmungen und Verhaue ungangbar, verschütteten Brunnen und Quellen, zerstörten Nahrungsmittel und Obdach. Von vorn und im Rücken, wie auf dem Flanken umschwärmten ihre gegen 50,000 Pferde starken Reiterschaaren das unglückliche, dem Verderben geweihte Herr, das gezwungen war, sich in Schlachtordnung und sechtend fortzubewegen, und das oft nur durch Bildung der Testudo gegen den feindlichen Pfeilhagel sich schützen konnte. Wie eine dunkle Gewitterwolfe hing das Schicksal des Crassus über der Stimmung der Soldaten, die bei Tag und Nacht von den Barbaren beunruhigt, ohne Proviant, oft ohne Wasser, den Weg der Zehntausend des Xenophon zogen, die Straße mit Verwundeten und Erschöpften besäend, welchen bald die parthischen Akinaken die Qualen kürzten. Immer neue Umwege mußten gemacht werden, um die Ebene zu vermeiden, bis man endlich nach Zurücklegung von mehr denn 120 Stunden am Arares ankam. Der Rückzug hatte 27 Tage gewährt und 24,000 Menschen, sammt den ganzen Train, gekostet. Mit Schrecken sah man in Syrien einem neuen Einfall der Parther entgegen, aber für jest blieben sie am Arares stehen. Mit wenig Begleitern ritt Antonius von Antiochien, wohin er die Trümmer seines Heeres geführt hatte, nach Leuke Kome hinab, wohin er Cleopatra bestellte. Mit Entrüstung vernahm man, daß er, ohne sein Heer reorganisirt, ohne den Armenier gestraft zu haben, sich mit der Königin nach Aegypten einschiffte.

Der Bejammernswerthe war jetzt gänzlich in ihre Hand gefallen und hatte nur selten noch einen Widerspruch gegen ihre Wünsche. Zunächst mußte ihr der Araberkönig Matchus Theile des Nabatäerlandes abtreten.? Dann erbat sie sich die ganze phönizische Küste vom Eleutherus bis nach Aegypten, um einen Landweg nach Cölesyrien zu haben. Nur Sidon und Tyrus blieben frei. Endlich mußte

1 Dio Cass. 49, 41. 2 Bell. I; 20, 3. Ant. XV; 4, 1.

Herodes auch die Dase von Jericho mit ihren Balsamplantagen opfern.1 Das schnitt tief in's Fleisch. Es waren seine besten Gebiete,2 aber Antonius gab sie hin, und der König mußte schweigen. Zum Dank begleitete Cleopatra nun ihren Helden auf seinem Zug gen Artavasdes, bis zum Euphrat und kehrte dann über Apamea und Damaskus zurück, wo sie gegen Ende des Jahres 35 eintraf. An der Grenze Judäas empfing sie Herodes demüthig und geleitete sie nach dem nun ihr gehörigen Jericho. Da sie ihre Annerionen auf dem Weg der Summission zu vergeben pflegte, benüßte der König diese Gelegenheit, um ihr seine eigenen Ländereien wieder abzupachten. Es war damit aber die lästige Bedingung verknüpft, für den Nabatäer Malchus, der seine Gebiete gleichfalls zur Pacht zurück erhielt, Bürgschaft zu leisten. Im Uebrigen ward sie für Herodes während Antonius Abwesenheit eine rechte Plage. Woche auf Woche blieb sie in Jericho und zwang den König, ihr zur Seite zu sein, ja ihr Entgegenkommen wurde endlich so unzweideutig, daß Herodes in der ihm eigenen Unbefangenheit mit seinen Freunden erwog, ob er sich in den angetragenen Liebeshandel einlassen, oder sie bei der ersten Zusammenkunft erwürgen solle. Die Furcht vor Antonius hinderte ihn aber an Beidem. Inzwischen waren. Antonius letzte Maßnahmen gegen Herodes, die Citation nach Laodicea und die Wegnahme von Jericho, unter seinen Gegnern offenbar als ein Symptom aufgefaßt worden, daß die Stellung des Königs zu Antonius erschüttert sei, und so regte sich plötzlich wieder an allen Enden die Opposition. Nach der Hinrichtung Josephs hatte er dessen jugendliche Wittwe mit dem Jdumäerhäuptling Kostobar vermählt, allein dieser conspirirte trotzdem mit Cleopatra und dachte durch sie die Hoheit über Jdumäa zu erlangen.3 Auch die makkabäischen Umtriebe begannen wieder, indem eine Schwester des Antigonus von dem Castell Hyrkania aus Bewegungen hervorrief, die erst kurz vor Ausbruch des Krieges von Actium überwältigt werden konnten.4

1 Ant. XV; 4, 1. Cass. Dio 49, 32.

2 Sprichwörtlich. Vgl. Hor. Ep. II; 2, 183. Strabo 16, 2. 3 Ant. XV; 7, 9. 4 Bell. I; 19, 1.

7. Innere Zustände.

Die Erzählung des Josephus in den Alterthümern springt vom Jahre 34, in dem Antonius den Verräther Artavasdes durch Verrath gefangen nahm, sofort auf das Jahr 31 zur Schlacht von Actium über.'

Gelegentliche Ueberlieferungen geben indessen ein ungefähres Bild der Zustände. Herodes lag den stets neuen Ländervertheilungen in Alerandrien gegenüber auf der Hut, um nicht Thron und Leben einzubüßen. Er quälte sich ab, der Aegypterin ihren Tribut von den Arabern einzutreiben. Er bewachte seinen Schwager Kostobar, der große Reichthümer aufgehäuft hatte, um Jdumäa von Cleopatra zu kaufen, der es nicht gehörte. Selbst der Gedanke quälte ihn, die Aegypterin könnte der makkabäischen Partei in seinem Land die Hand reichen, für welchen Fall er einer allgemeinen Volkserhebung entgegen jah. Er häufte darum in dem uneinnehmbaren Masada am todten Meer gewaltige Vorräthe an Waffen, Proviant und Rohstoffen auf, um für diese Eventualität wenigstens einen Felsen im Land halten zu können. Während der König in dieser Weise lahm gelegt war und jede Volksbewegung, ja überhaupt jeden Anlaß zur Einmischung Cleopatra's sorgfältig vermeiden mußte, konnten die Schulen wieder kecker ihre Flügel regen. Semaja und Abtalion waren beide vom Schauplatz abgetreten. Synedrialhaupt war eben jener Menahem geworden, den Herodes als Propheten ehrte. Den Essäer hatte es aber nicht lange in diesen praktischen Dingen geduldet und er war in seine Einsamkeit zurückgekehrt, wohl um sich einem strengeren Grade seines Ordens anzuschließen.3 Dem beschaulichen Essäer hatte man einen starr gesetzlichen und zugleich gewaltsamen Nachfolger in dem Pharisäer Schammai gegeben. Während dieser streng auf Durchführung aller pharisäischen Gesetzesschärfungen hielt, gewann bereits der Vertreter einer milderen Praxis, der Babylonier Hillel, in Jerusalem Boden. Ein Schüler von Semaja und Abtalion hatte er durch Taglohn sich die Mittel erworben, um seinen Platz im Lehrhaus dem Hausmeister zu bezahlen, und war einer der treusten Schüler der großen Rabbinen gewesen. Er war schon vor Schammai, neben Menahem, Mitglied

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des Synedriums, wenn er auch zuerst wenig hervortrat. Seiner Person, wie seiner Lehre nach war er der ausgesprochene Gegensatz zu dem scharf geschnittenen und leidenschaftlichen Schammai. Der Talmud erzählt viele Züge, die diesen Gegensatz verdeutlichen sollen. Ein Ausländer erschien vor Schammai und sprach, mache mich zum Proselyten, aber du mußt mich das ganze Gesetz lehren, während ich auf einem Bein stehe! Da gerieth Schammai in Zorn, erhob drohend den Meßstab, den er gerade in der Hand hatte, und jagte ihn von dannen. Der Freche ging zu Hillel und stellte ihm die gleiche Forderung. Dieser sagte, ich will dich das Gesetz lehren in einem Worte: „Was dir unlich ist, thue auch deinem Nächsten nicht, das ist das ganze Gesetz und alles Andere ist die Auslegung, das thue."1 Ein anderer erbot sich, Proselyt zu werden, wenn er Hoherpriester werden könne. Schammai schalt ihn, Hillel sprach: „Wir wollen es versuchen". So stellte man Wetten an, wer Hillel in Zorn bringen würde, und verlor sie. Zwei Männer - erzählt der Talmud wetteten 400 Denare, wer Hillel zu erzürnen vermöge. Es war der Nachmittag des Vorsabbaths und Hillel mit Vorbereitung zum Festtag beschäftigt. So zur Unzeit und ohne ihn Rabbi zu nennen, schrie der Eine in sein Haus: „Ist Hillel da?" Dieser warf schnell den Mantel um, ging hinaus und sprach: Was begehrst Du, mein Sohn?“ „Ich habe eine Frage an Dich", erwiderte der Grobian. „So frage“, verseßte der Babylonier. Warum", hieß es, haben die Babylonier so garstige, kugelrunde Köpfe ?" Mein Sohn, eine wichtige Frage, die Du stellst: deßhalb, weil ihnen kluge Hebammen fehlen." Hillel kehrt darauf zu seinen Geschäften zurück, als bald darauf derselbe Ruhestörer wiederkehrt. Dießmal ist seine Frage: Warum haben die Thermudier so kleine Schlihaugen“, so geht es fort, die Fragen werden alberner, da aber Hillel die Geduld nicht verliert, verliert der Andere seine Denare. So groß war Hillels Milde. Wenn er ein Gutes fand in Mitten der Woche, sprach Schammai: das sei für den Sabbath, Hillel aber pries Gott, daß er jeden Tag mit Gütern schmücke. In dem wohlgemeinten Bestreben, die Härte mancher Satzung durch Interpretation zu mildern, stellt Hillel Regeln der Auslegung auf, aus denen dann die spitsindige Syllogistik der Rabbinen sich entwickelte. Ihm gegenüber machte Schammai mit dem groben Buchstaben des

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1 Schabhath 31 a.

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