ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Schriftworts blutigen Ernst und wollte nicht daran gedreht, noch ge= deutelt haben. So verbot er, nach Anbruch des dritten Wochentags noch einen Brief abgehen zu lassen, weil er möglicher Weise dann erst am Sabbath ankommen könnte. Die ganze Woche aber diente. ihm zur Vorbereitung auf den Sabbath, an dem er dann auch keinen Topf mehr von einem Ort zum andern zu tragen brauchte. Man sagte ihm nach, daß er sogar seine Wöchnerin am Hüttenfest unter den freien Himmel gebettet und seinem Säugling die Fasten des Versöhnungstags zugemuthet habe. Wie dem auch sei, der mildere Hillel überflügelte allmälig Schammai's Stellung und trat schließlich auch im Synedrium an den ersten Play.

Veranlassung dazu wurde, daß für das Jahr 30 der Vorabend des Passah auf einen Sabbath fallen sollte, und das Synedrium, dem die Bestimmung der Feste zustand, nicht einig darüber werden konnte, ob alsdann der Sabbath den Rüsttag, oder der Rüsttag den Sabbath breche. Hillel setzte durch Berufung auf seine Lehrer Semaja und Abtalion die letztere Ansicht durch. Wenn man bedenkt, daß die beiden Lehrer sogar lange Controversen über die Frage geführt hatten, ob ein am Sabbath gelegtes, Ei eßbar sei, da nach 2. Mos. 16, 5 keine Speise für rein gelten sollte, die am Sabbath selbst und nicht schon am Tag vor dem Sabbath zubereitet worden ist, wird man die Bedeutung dieses Sieges ermessen. Eine vollständige Erneuerung des Ernedriums war die Folge desselben, und Hillel ging nun auch in anderen Stücken an durchgreifende Reformen.

Zunächst faßte er die Abschaffung des Erlaßjahrs in's Auge. Ursprünglich für eine ackerbautreibende Bevölkerung in primitiven Verhältnissen eine humane Einrichtung, war sie jetzt bei dem gesteigerten Verkehr der Ruin des Credits und Gewerbsleißzes und statt der Armuth zu steuern, entzog sie ihr jede Hülfe. Es ist unzweifelhaft, daß dieselbe niemals nach ihrem ganzen Umfang gehandhabt werden konnte, dennoch wagte Hillel nicht, sie geradezu abzuschaffen, sondern ergriff in ächt rabbinischer Weise den Ausweg, daß Forderungen, die mit dem siebten Jahre nicht verjähren sollten, bei den Stadtältesten eingetragen werden mußten, worauf diese im Auftrag des Gläubigers die Schuld reclamirten, so daß dieser nicht selbst das Gesetz zu übertreten brauchte.

1 Stellen bei Grätz 3, 178. 179. Derenbourg a. a. D. 178. 190 f. Delitzsch, Jesus und Hillel, p. 33.

Während er das Erlaßjahr damit factisch abschaffte, erneuerte er dagegen die Bestimmungen über die Rückkauffrist. Nach jüdischem Herkommen ward jeder Hauskauf erst auf Neujahr perfect, bis dahin steht dem Verkäufer der Rückkauf frei. Manche Käufer machten sich nun auf den letzten Tag des Jahres unsichtbar und nach dem Buchstaben konnten sie dann nicht zur Rückgabe des Gekauften angehalten werden. Auch hier ließ Hillel die Vermittlung der Behörden eintreten. So modificirte er in ähnlicher Fürsorge die Bestimmung, daß nur der Priester den vom Aussatz Genesenen rein sprechen dürfe. Ueberhaupt beabsichtigten seine Gesetzesinterpretationen, veraltete Eestimmungen, die nicht mehr anwendbar waren, auf dem Weg der Auslegung unschädlich zu machen, wobei ihm seine Scheba Midot, die sieben Regeln der Deutung, trefflich zu Statten kamen.'

Es wird nicht gemeldet, daß Herodes von diesen gesetzgeberischen Reformen irgend welche Notiz genommen habe, aber er war auch in diesem Augenblick so vollauf durch die Verwickelungen der großen Politik in Anspruch genommen, daß er Zerwürfnisse mit den Schulen um jeden Preis verhindern mußte. Einzelne Annäherungsversuche an die Wortführer der Synagoge werden wohl berichtet. Nicht nur Menahem, auch Abtalion und Semaja erwies der König seine Ehrerbietung, und der Talmud bezeugt ausdrücklich, daß Rabbi Baba ben Bouta, verfeindet mit der Schule Hillels, ihm gelegentlich als Gewissensrath gedient habe.2 Zeitweise täuschte der König sich sogar so sehr über die Breite der Kluft, die ihn von dem Volksgewissen trennte, daß er seinen Kanzler Nikolaus von Damaskus den genealogischen Nachweis führen ließ, seine Familie stamme nicht aus Edom, sondern aus der ersten Serubabel'schen Kolonie, die aus Babel zurückkehrte.3 Vergebliche Liebesmühe! Für Israel war und blieb er der römische Procurator, den die Schulen doppelt haßten, weil er sich als Nachfolger Davids und der Makkabäer gab.

1 Vgl. Grätz, Geschichte der Juden III; S. 172 ff. Derenbourg, Pal. apr. les Thalm. p. 186. 2 Baba-bathra, 3 b. Derenbourg, Pal. 154. 3 Ant. XIV; 1, 3. Euseb. Hist. Ev. 1, 7. Vgl. Pesachim, 62b bei Herzfeld, Gesch. des Volkes Israel 1, 137.

8. Das Ende des Antonius.

Die Thaten des Hofes von Alexandrien nahmen seit dem Jahre 34 einen Character an, der nicht mehr als Ausfluß der Pflichtvergessenheit und privaten Ausschweifungen des Triumvirn aufgefaßt werden konnie, sondern hinter denen man tiefere politische Pläne der Königin suchen mußte.

Man schien ganz ernstlich den römischen Osten unter ägyptische Oberherrschaft bringen zu wollen, da Antonius sich seit seinem Feldzug gegen Artavasdes nicht mehr als römischer Jmperator, sondern als König von Aegypten benahm. Der erste Schritt dazu war, daß er seinen Triumphzug nicht in Rom, sondern in Alexandrien feierte, Cleopatra zur Königin der Könige ernannte, Syrien und Vorderasien an den jungen Ptolemäus, Cyrenaika an die kleine Cleopatra, Armenien an Alexander, seine drei mit der Königin gezeugten Kinder, schenkte. Nach dem Vorbild der Pharaonen, dem die Lagiden gefolgt waren, ließen Cleopatra und Antonius sich göttliche Ehren erweisen, Cleopatra als Jsis, Antonius als Osiris; so wurden auch ihre Bildnisse an geweihten Orten aufgestellt. Es schien, als ob Jupiter Capitolinus dem ägyptischen Osiris weichen solle.

In tausend Variationen behandelte die Dichterschaar, die Octavian damals schon um sich versammelt hatte, dieses Thema, das später Properz in die Verse zusammenfaßte:

„Sie des Lagidenbluts einziges schändendes Mal,

Wagt es den Jupiter Roms zu bestehn mit dem Beller Anubis,
Unserem Tibris zu drohn mit den Geboten des Nil!

Wollte die Tuba Roms mit dem klappernden Sistrum erschrecken,
Romas Galeeren die Jagd geben mit Barken des Nils!" 2

So war die Stimmung in Rom beim Ausbruch des Kriegs von Actium für den klugen Octavian und gegen den unklugen Antonius. Daß sich im Osten für das Regiment der letzten Jahre ein ehrlicher Wille regen würde, war nicht zu erwarten. Das gilt ganz besonders von Herodes, der mehr als je die Niederlage der Königin wünschen mußte. Kostobar, sein Schwager und Statthalter in Jdumäa, ver

1 Dio 50, 5. Vellej. II, 82. 2 Prop. Eleg. V. Ebenso Ovid, Metam. 825: frustraque erit illa minata, servitura suo Capitolia nostra Canopo!" Vgl. Hor. Od. I, 27.

Hausrath, Zeitgeschichte. I. 2. Aufl.

15

wendete sich eben damals durch Gesandtschaften bei Cleopatra für Verbindung seiner Provinz mit Aegypten, ohne daß Herodes es wagen durfte, ihn dafür zu züchtigen, vielmehr stellte die Königin direct die Anforderung, ihr die Grenzproving als altes Erbe der Ptolemäer abzutreten, ein Verlangen, das Herodes unter andern Verhältnissen nicht würde haben zurückweisen können. Zugleich sah er sich in der Lage, einen Krieg gegen die Araber vorzubereiten, da Malchus mit dem Tribut für die ihm wieder überlassenen Provinzen von Jahr zu Jahr im Rückstand blieb, so daß Herodes, als Bürge, den Pacht auch für die Araber bezahlen mußte. Immerhin war aber jetzt, als im Jahr 32 die Kriegserklärung des Senats an Cleopatra erfolgte, die Königin ihm von Vortheil, indem sie ihn von der Theilnahme am Feldzug gegen Octavian ausschloß. Nur darauf bedacht, später sich dennoch in Besitz seines Landes zu setzen, wollte sie nicht, daß er sich weitere Verdienste um Antonius erwerbe, in dessen Umgebung sie auch keinen ihrer entschiedensten Gegner dulden konnte.2 So erhielt er den Auftrag, den Krieg gegen Malchus zu führen, bei welchem Cleopatra in jedem Fall gewann, sei es, daß der Araber, sei es, daß Herodes unterlag. Es war das eine jener verkehrten Maaßnahmen, deren die Königin so viele im Hauptquartier durchsetzte, und durch die sie die flügeren Anhänger des Antonius der Reihe nach) in Octavians Lager trieb.3 Seinerseits konnte Herodes mit der ihm zugetheilten Aufgabe zufrieden sein. Während Antonius in Kleinasien seine Aufstellung nahm, konnte er sich darauf beschränken, mit den Arabern zu scharmügeln. Nach vorhergegangenen kleineren Gefechten kam es wohl gegen seinen Willen bei Kanatha zu einem ernstlichen Zusammenstoß. Herodes hatte die Wüstensöhne bereits in die Flucht geschlagen, als der Führer der ägyptischen Hülfstruppen seinen Flügel verrätherisch preisgab, so daß sich die Juden plöglich von einem Ausfall der Besatzung von Kanatha bedroht sahen und eine große Niederlage erlitten, bei der fast die ganze Reiterei aufgerieben ward. Herodes mußte sich nun darauf beschränken, den Feind durch kecke Streifzüge im Athem zu erhalten, wodurch er wenigstens einem Einfall in sein eigenes Land zuvorkam. Da trat, während Antonius sich bei Actium schlagen ließ, in Palästina ein so furchtbares Erdbeben ein, daß im ganzen Land gegen 10,000

1 Ant XV; 7, 9. 2 Ant. XV; 5, 1. Bell. I; 19, 1. 3 Plut. Ant. 56. 58. Dio 50, 15.

Menschen, ein großer Theil des Viehstands und eine Menge von Dörfern und einzelnen Gebäuden zu Grunde gingen. Herodes wollte nun Frieden schließen, allein die Araber benüßten seine Verlegenheit zu einem neuen Angriff. Bei dem Castell Dagon, unweit Jericho, plänkelten die beiderseitigen Reiter längere Zeit miteinander. Endlich zwang Herodes die Beduinen zur Schlacht und schlug sie. Nun heftete er sich mit gewohnter Energie an ihre Fersen, schnitt ihnen die Pässe ab und zwang die an Wasser und Proviant nothleidenden Truppen, sich zu ergeben.

Von dem Heimkehrenden forderte nun aber der Verlauf des römischen Bürgerkriegs seine ganze Besonnenheit, da vorauszusehen war, Antonius werde jetzt seine Reserven an sich ziehn. In Aegypten herrschte große Niedergeschlagenheit. „Der Nilgott", sagt Virgil,

jaß da

„Gramvollen Blicks und weit das Gewand aufbreitend am Busen,
„Daß er zum grünen Versteck seines Schooßes die Flüchtigen riefe."

Am zweiten September des Jahres 31 war, verlassen von ihrem Feldherrn, die Flotte des Antonius bei Actium zu Grund gegangen. Als Antonius in Alexandrien eintraf, fand er Cleopatra in voller Arbeit, die Opposition ihrer Großen mit Blut zu dämpfen. Octavian hatte in Samos seine Winterquartiere bezogen und nahm dort die Amnestiegesuche der kleinasiatischen Dynasten entgegen. Dem Hofe von Alexandrien brachte jede Post Kunde von weiterem Verrath. Quintus Didius, Proconsul von Syrien, hatte das Beispiel gegeben und all die kleinen Herren von Galatien und Cilicien folgten ihm nach. Der Abfall war nun dicht an den Grenzen des Herodes. Auf diesen rechnete Antonius mit Sicherheit. Er schickte einen der griechischen Literaten der Cleopatra, Alexander von Laodicea, an Herodes ab, um sich mit ihm zu verständigen. Dieser aber war froh, selbst auf so gutem Weg aus Alerandrien zu entkommen und gab Herodes vielmehr den Rath, möglichst rasch seinen Frieden mit Octavian zu machen.1

Dazu fand sich auch sofort Gelegenheit. Quintus Didius hatte. die Gladiatoren des Antonius, die sich von ihrer Caserne in Cyzikus zu ihrem Herrn nach Aegypten hatten durchschlagen wollen, bei Daphne umringt. Herodes beeilte sich, ihnen die Wege durch sein Land zu

1 Plut. Ant. 72.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »