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verlegen und sie dadurch zur Uebergabe zu nöthigen. Als Antonius diese Nachricht erhielt, gab er den Gedanken an weiteren Widerstand auf. Er verließ seine einsame Villa bei der Pharosinsel, wo er beim Wellenschlag der Meeresfluthen die abenteuerlichsten Rückzugspläne ausgebrütet hatte, und begab sich in das Königsschloß der Lagiden, um sich dort in wilden Gelagen zu betäuben. Die Gesellschaft der „Todesgenossen" hießen die Zecher, die bei ihren Orgien, unter Leitung der Königin, an Gefangenen durch verschiedene Arten von Gift erprobten, welcher Tod der leichteste sei. Auch die Juden Alexandriens ließ die Königin ihre Wuth über den Abfall des Jdumäers empfinden. Für den Mangel an Menschenkenntniß des gutmüthigen Antonius aber ist es bezeichnend, daß die Untreue des Herodes ihm so überraschend kam und er diesen Mann für seine letzte Karte gehalten hatte, mit der er nun Alles verloren habe.

Octavian, der den Winter über zum Theil mit den italienischen Dingen beschäftigt war, kam im Frühjahr 30 nach Korinth, um von dort sich zu seinen Legionen in Syrien zu begeben.3 Er reiste über Rhodus. In Palästina war man sehr gespannt, was er über Herodes verfügen werde. Die Situation war für diesen immerhin kritisch ge= nug geworden. Alle seine alten Feinde waren wieder auf den Füßen, um seine Verlegenheit zu nüßen. Namentlich Alexandra, unermüdlich im Conspiriren, dachte jezt, an ihrem Schwiegersohn Rache zu nehmen. für den Tod ihres Kindes. Sie bestimmte den altersschwachen Hyrkan, eine Bitte an König Malchus zu unterzeichnen, er möge ihm ein Geleit schicken, das ihn über das todte Meer nach Arabien in Sicherheit brächte. Dort sollte das Weitere abgewartet werden. Da der Plan verrathen ward, mußte nun auch der greise Hyrkan sein Haupt auf den Block legen. So fiel der Sohn des Alexander Jannai, nachdem er sein ganzes Geschlecht überlebt hatte. Er war mehr als achtzig Jahre alt und war für die Juden ein altes, morsches Denkmal, das aus der makkabäischen Zeit übergeblieben war. Man sah eine besondere Grausamkeit darin, daß Herodes einen Greis tödtete, den die Natur in wenig Jahren doch würde aufgelöst haben. Indessen wollte der König in dieser kritischen Zeit keinen Rechtsnachfolger des alten Königshauses übrig wissen. Hätte er sich entschlossen, auch

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Alexandra ihren Weiberkopf voll Conspirationen endlich vor die Füße zu legen, es wäre ihm viel weiteres Blut erspart worden. Ehe er nun vor Octavian erschien, vertheilte er die Frauen seiner Familie, da die Makkabäerinnen sich mit seinen Verwandten nicht vertrugen, in verschiedene Festen. Seinen Bruder Pheroras bestellte er zum Reichsverweser. Sollte er Unglück haben, so sollten Alexandra und Mariamne getödtet werden, damit die Krone wenigstens in seinem Hause forterbe. Dann eilte er nach Rhodus.

Es hat fast etwas Komisches, zu sehen, wie der Jude, der kaum vierzig Jahre alt war, und doch schon mit seinem Vater, Pompejus an Cäsar, Cäsar an Cassius und Cassius an Antonius verrathen hatte, nun bei Octavian den edlen Freund des Unterlegenen spielt, der treu blieb, so lang er Antonius irgend damit nützen konnte, jezt aber sich fromm den Göttern fügt. Octavian beendigte diese widrige Scene, indem er nach seiner seinen Weise bemerkte, er entnehme einem Schreiben des D. Didius mit Vergnügen, welche Verdienste Herodes sich um Entwaffnung der Gladiatoren des Antonius erworben habe, und daß man gern seine bekannte römische Gesinnung als eine Bürgschaft für ein weiteres loyales Verhalten gelten lassen wolle. Wenn Octavian Gründe hatte, den brauchbaren Parteigänger nicht zurückzuweisen, so irrte sich dieser doch in der Gesinnung des jungen Cäsar, wenn er glaubte, von der neuen Freundschaft sich die Begnadigung des Alexander von Laodicea ausbitten zu dürfen, der ihn von Antonius frei gemacht hatte. Alexander gehörte zu den Geschäftsträgern der Cleopatra und mußte sterben, wie Alle, die an Octavian gefrevelt hatten.

Octavian ging von Rhodus nach Syrien, Herodes nach Palästina, um zum Kampf mit der verhaßten Aegypterin großartige Vorbereitungen zu treffen. Namentlich für den bevorstehenden Marsch durch das wasserarme Jdumäa sorgte der König mit Umsicht und ohne Kosten zu scheuen. Hundert und fünfzig prächtig berittene und kostbar ge= kleidete Ordonnanzen wurden den römischen Führern zur Verfügung gestellt, um möglichst schnell das Nöthige zu beschaffen. In Ptolemais empfing der König selbst den Imperator, um ihn fürstlich zu bewirthen. Bei der Heerschau durfte er an seiner Seite reiten und die Soldaten, die bald durch die gute Verpflegung und die auf dem Marsch stets bereiten Wasser- und Weinvorräthe des Königs Umsicht zu würdigen anfingen, schwuren hoch und theuer, ein solcher Mann müsse ein

größeres Königreich erhalten, denn noch nie sei so gut für die Legionen gesorgt gewesen.

Der Feldzug war kurz. Pelusium fiel durch Verrath der Cleopatra sofort in Octavians Hände.1 Um so mehr beunruhigte man sich, auch Cäsar könne sich von den Reizen der Aegypterin berücken lassen. Der Aberglaube an ihre Schönheit und ihre Zauberkünste war so groß, daß man in Alexandrien und Nom ernstlich eine solche Wendung erwartete, als die Nachricht von dem Tode der Königin eintraf. Sie hatte sich für den giftigen Biß der Aspis, als für den leichtesten Tod, entschieden. Die Welt athmete auf, als sie den Tod des Zauberweibes erfuhr.

Wenn Horaz bei Empfang dieser Botschaft sein Trinklied dichtete: „Nunc est bibendum, nunc pede libero

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so mag Herodes in ähnliche Stimmung versetzt worden sein bei der Kunde, daß er dieser Nachbarin nun für immer enthoben sei. Immerhin blieb aber fraglich, ob Octavian einen Mann, der so lang mit Antonius gegangen war, dieß bei der nun in Aussicht genommenen Ordnung des Orient nicht werde empfinden lassen. Allein Octavian war viel zu sehr Staatsmann, um solche rein persönliche Momente mit in Rechnung zu nehmen. Hier zwischen Aegypten, Arabien und den leicht mit den Parthern conspirirenden syrischen Dynasten brauchte man einen starken und umsichtigen Römerfreund. Das war der Grund, warum die Anordnungen des Jahres 30 für Herodes so überaus günstig aussielen. Der König erhielt seine jerichuntischen Gebiete, sammt allen ihm sonst von Cleopatra entrissenen Bezirke zurück, dazu die Küstenstädte Gaza, Anthedon, Joppe und Stratonsthurm, die Antonius der Cleopatra gegeben hatte. Samarien, das Herodes bis dahin namens des syrischen Proconsul verwaltete, wurde seinem Königreich einverleibt. Gadara und Hippos mit den dazu gehörigen Gebieten der Dekapolis fielen ihm gleichfalls zu, so daß die Länder der makkabäischen Krone wieder ziemlich beisammen waren.3 Die Leibwache der Cleopatra, bestehend in 400 Galliern, waren gleichfalls ein Geschenk des Imperators, wohl geeignet, den Glanz der Hofburg auf Zion zu vermehren.

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Nochmals hatte der König das kostspielige Geschäft, für den Rückmarsch der Legionen nach Syrien zu sorgen und den üblichen Tribut dem Imperator als Geschenk darzubringen. Die Römer verließen ihn mit der Ueberzeugung, er habe sich über seine Kräfte angestrer.gt.

9. Mariamne.

Auf's Neue also war der vielgewandte Mann siegreich aus Stürmen hervorgegangen, die den Meisten seines Gleichen verderblich geworden waren. Bei seiner Heimkehr fand er nun aber alle die Widersprüche, die er in sein Familienleben zusammengetragen hatte, wie eine Saat von Drachenzähnen aufgegangen und die Zustände seines Serails in einer Verwirrung, die rasch ihm selbst die Besinnung benahm.

Von der makkabäischen Familie waren seit Hyrkans Tod nur noch Alexandra und ihre Tochter Mariamne übrig. Je vereinzelter die beiden Frauen standen, um so gehässiger wurden sie von der idumäischen Sippschaft behandelt, deren Gemeinheit Mariamne ihrerseits mit königlichem Hochmuth vergalt. Ihrer Schönheit und der blinden Leidenschaft ihres Gemahls gewiß, eine hohe, adelige Gestalt,1 ließ sie namentlich Salome, die sich eines gewissen Einflusses auf Herodes rühmte, den Stolz der Königstochter fühlen. In dem Weiberkrieg, der nun während der Monate langen Abwesenheit des Königs geführt ward, hatte denn Mariamne wiederum erfahren müssen, daß auch dießmal Herodes, für den Fall seines Ablebens, ihr und ihrer Mutter den Tod zugedacht habe. So empfing sie die zärtlichen Begrüßungen des Rückkehrenden mit einem unverholenen Ekel, der Herodes tief empörte. Salome schürte die Flammen. Weibergeschichten aller Art wurden hin und her getragen, daß Mariamne mit dem Jturäer Soëm geliebelt, daß sie früher sogar ihr Bild an den lüderlichen Antonius geschickt, daß sie Liebestränke bereitet, daß sie von ihrem Wächter das königliche Geheimniß erschmeichelt habe, das Alles wurde in den ge= hässigsten Zusammenhang gebracht und bei jeder Gelegenheit dem König

1 Ant. XV; 2. 4.

in's Gedächtniß gerufen. Endlich glaubte Herodes an ihre Untreue und angesichts seines Wüthens wähnten die Richter, denen er in seiner innern Unschlüssigkeit die Sache übergab, das Todesurtheil aussprechen zu sollen. Selbst Alexandra verläugnete in empörender Feigheit und Rohheit ihr Kind, und Salome betrieb mit Eifer die Vollstreckung des Urtheils, der die schöne Königin, verlassen und verrathen von Allen, dennoch mit Würde entgegenging. (Im J. 29.) Kaum aber war das geliebte Haupt gefallen, so packte wahnsinnige Reue das Herz des Tyrannen. Er lief suchend im Palaste umher, befahl den Dienern, die Königin zu rufen, als ob sie noch lebe. Endlich floh er Jerusalem, um in den Wäldern Samariens sich herumzutreiben, angeblich um der Jagd nachzuhängen. Da ergriff ihn ein Fieber und in der Stadt Samarien, wo er einst mit Mariamne seine Hochzeit gefeiert hatte, lag er hoffnungslos darnieder. Er galt für wahnsinnig und man zweifelte an seinem Aufkommen. Schwer kann man sich des Gedankens erwehren, daß er damals wirklich sich die erste Störung seines geistigen Lebens zuzog, die später in so verhängnißvoller Weise den Geist dieses genialen Menschen umnachtete.1

Seine Gegner frohlockten. Er hatte sich in eine Lage gebracht, in der man nicht mehr schwach sein darf. Gar viele standen auf der Lauer, um mit der tödtlichen Klinge zuzustoßen, sobald er sich eine Blöße geben würde. Alexandra — diese Niobe, die all die Ihrigen hatte hinsterben sehen - lebte noch, und ihr Haß gegen den Tyrannen war um so leidenschaftlicher, mit je größerer Selbstverachtung sie an den Tag zurückdenken mußte, an dem sie ihr unglückliches Kind im Schloßhof verläugnet und mißhandelt hatte. Kaum hatte sie von dem Zustand ihres Feindes gehört, als sie sich der beiden Burgen, Baris und der Zionsburg, zu bemächtigen suchte, um ihren Enkeln, die durch Mariamne die makkabäischen Ansprüche geerbt hätten, die Krone zu sichern. Gleichzeitig bearbeiteten die Rabbinen das Volk, die eingetretene Pest sei die Strafe für den Mord der edlen Königin. Als der kranke Tiger von diesen Umtrieben hörte, raffte er sich auf. Leidend war er noch immer, aber er eilte nach Jerusalem, tödtete Alexandra und fing an gegen Freund und Feind zu wüthen. Selbst der Statthalter von Idumäa fiel jezt dem langverhaltenen Groll zum Opfer. Salome, die

1 Ant. XV ; 7, 7: Φλόγωσις γὰρ ἦν καὶ πεῖσις τοῦ ἰνίου καὶ τῆς διανοίας παραλλαγή.

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