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ihrem Gemahl entlaufen war, verrieth, daß er all die Jahre her die Babassöhne verborgen gehalten habe, nach denen der König seit An= tritt feiner Regierung vergeblich forschte. Mit ihrem Schüßer Kostobar wurden sie hingerichtet, als die letzten Verwandten des gestürzten Königshauses. Auch zwei Höflinge aus Herodes nächster Umgebung theilten ihr Schicksal, da Salome sie als Mitschuldige ihres Mannes angab. Bereits aber hatte der letzte Aufstand zu Gunsten der mafkabäischen Enkel" einen neuen Argwohn in ihm erweckt. Waren nicht seine eigenen Söhne durch Mariamne neue Makkabäer. Sein Wahnjinn heftete sich an dieses Testament der Alerandra. Sie hatte ihm durch ihre Proclamation die eigenen Kinder zu Prätendenten gemacht, und schon discutirte man in den Schulen der Pharisäer die beziehungsvolle Frage, ob der Wasserstrahl rein bleibe, welcher ein reines Gefäß mit einem unreinen verbinde.' In gleicher Rücksicht ward die Frage des Erbrechts verhandelt, ob die Tochter des Sohns vor des Vaters Tochter erbe, so daß die hasmonäische Krone gar nicht über Mariamne auf Herodes, sondern auf eine der Enkelinnen Aristobuls übergegangen wäre. So eingehend wurden diese Fragen erwogen, daß die spätern Rabbinen eine ganze Legende von Herodes, dem „Sklaven des Hasmonäerhauses" ausgebildet haben, der die Verwandten des schönen. Hasmenäerkinds ermordet und sie ehelichen will, um Sohnesrecht in diesem Hause zu erlangen. Mariamne aber wirst sich von der Burgzinne in den Abgrund und entzieht sich so dem König, der nun in wahnsinniger Leidenschaft ihre Leiche in Honig bewahrt und glauben machen will, daß sie lebe und sein Weib sei.3 Wenn dagegen die Pharisäer sich resolvirten, es dem Unreinen zu gut zu rechnen, daß es von einem Reinen herkomme, so wußte man wohl, was die Blume bejage und stellte sich mit seiner Neigung auf die Seite der Kinder Mariamne's gegen die von andern Weibern des Herodes geborenen Prinzen. Herodes aber wuchs mit dem neuen Argwohn neues Elend auf.

1 Jad. 4, 7. 2 Jad. 2. Bell. I; 9, 2:19, 1. 3 Baba bathra 3b.

10. Das augufteische Zeitalter in Judäa.

Die großen organisatorischen Veränderungen, die Augustus, nachdem er im Herbst 29 nach Rom zurückgekehrt war, mit dem Reich vornahm, berührten Judäa zunächst nicht, da dem Lande seine Souveränetät verblieben war. Um so mehr fühlte man die größere Lebhaftigkeit von Handel und Verkehr, die sich unter dem Schuß der Monarchie bald einstellte. Im Osten erhielt namentlich die Gewerbthätigkeit der griechischen Einwohner neue Nahrung, aber auch die handelnde Judenschaft verehrte in Augustus den Patron ihrer Geschäfte. Die Sorge für Straßen und öffentliche Bauwerke wurde Hauptgegenstand der Verwaltung, und wie Augustus selbst dem öffentlichen Schatz in dieser Hinsicht die größten Opfer auferlegte, muthete er auch seinen Freunden und Verwandten gleiche Anstrengungen für diese Zwecke zu. So stellt sich unter den um Roms Gunst buhlenden Dynasten ein wahrer Wetteifer ein, sich durch Bauten, Weganlagen, Straßencorrectionen, Aquäducte, Canalisationen, Hafenerweiterungen und ähnliche gemeinnützige Werke bemerklich zu machen, was um so lohnender war, als der Minister Agrippa in dieser Bauleidenschaft seinen Herrn und Freund fast noch übertraf.

Ein weiteres Verdienst der neuen Aera war die Pflege der Poesie und Kunst. Da der Beredtsamkeit ihre höchste Aufzabe auf dem Forum versagt war, warfen sich alle Talente auf die schriftstellerische Laufbahn. Die Rostra verödeten, es kam die Zeit der Oden, des Epos, der Elegie, der Lyrik und namentlich der Bühne. Die Theater, der Circus, die Kampfspiele der Wagen und Gesänge wurden allenthalben gepflegt, um das Volk das öffentliche Leben vergessen zu lassen. Auch darin wollte der Ehrgeiz der kleinen Herrn hinter ihrem Meister nicht zurückbleiben.

Herodes bemächtigte sich dieser Richtung der Zeit mit einem Eifer, als ob die Sorge für gemeinnützige Zwecke und die Pflege der schönen Künste von Haus aus seine größte Neigung gewesen wäre. Und doch lag seiner Natur nichts ferner. Nicht wegen hellenischer Neigungen, sondern als Sohn Edoms war er den Juden fremd, aber darum stand er mit der ungebrochenen Wildheit seines Temperaments der abendländischen Gesittung um nichts näher. Seine persönlichen Neigungen waren weit mehr die eines morgenländischen Despoten als

die eines für die Werke der Civilisation begeisterten Staatsmannes. Vergeblich würde man während der Zeit des Antonius bei ihm nach Aeußerungen einer solchen Richtung suchen. Er hatte mit Antonius gezecht, eifersüchtig seine Frauensäle gehütet, Soldaten geschult und Geld erpreßt von irgend welchem Interesse für Kunst war in dieser ganzen ersten Hälfte seiner Regierung nichts zu verspüren. Aber eben darin war er mit den Gesinnungen seines Volks zusammengetroffen. Der Semite ist ein Mensch ohne Kunstsinn, sonst würde ihm sein Gesetz nicht verbieten, Bilder und Symbole zu schaffen. Er kann leben, ohne ein Bild zu malen, eine Statue zu formen, eine Münze zu prägen und der Mangel an Geschmack ist eines der Merkmale semitischer Eigenart.2 Allein da die Zeit es begehrte, ging dem vielgewandten Judenkönige auch der Sinn für solche Werke des Friedens auf und die erste Bethätigung desselben war die Theilnahme an jener servilen Demonstration, in der die morgenländischen Könige sich zusammenfanden, um den Tempel des olympischen Jupiter zu Athen auf gemeinsame Kosten zu vollenden und Augustus zu weihen.3 Bald aber trug er in Palästina selbst die Farbe der neuen Zeit zur Schau.

Die rücksichtslose und herausfordernde Art, wie er dabei allen frommen Gefühlen der Rabbiren entgegentrat, lassen weniger irgend welches künstlerische Interesse als die tiefe Erbitterung auf den Pharifäismus erkennen, die sich an dem Gegner recht empfindlich zu rächen. gedenkt. Herodes hatte nach dem Regierungsantritt des Kaisers für diesen und sich einen Huldigungseid verlangt, aber die Pharisäer hatten ihn verweigert. Mehr als 6000 blieben renitent. Man mußte sich darauf beschränken, sie um Geld zu strafen, allein das Geld wurde ihnen, die sich so trefflich darauf verstanden, der Wittwen Häuser zu fressen, vorgeschossen und des Königs eigene Familie lieferte dazu ihre Beiträge. Grollend stand der König seinem Volke gegenüber.

In all den Leidenschaften, die in diesen letzten Jahren in ihm gestürmt hatten, in der Empfindung unheilbar mit den Besten seiner Unterthanen zerfallen zu sein, in der Ziellosigkeit seines eigenen Wollens, dem jeder höhere Zweck geraubt war, schien das Wenige, was an ihm noch sittlich und wahr gewesen, untergegangen. Selbst seine Regierungshandlungen, deren kluge Schachzüge früher die Bewunderung römischer 2 Vgl. Diron, das heil. Land 235. + Ant. XVII; 2, 5.

1 Ant. XV; 3, 8. Oct. 60. Bell. I; 21, 11.

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3 Suet.

Staatsmänner herausforderten, trugen damals für eine Zeit lang das Kainszeichen des Menschenhasses, der sich vor Allem in dem gefällt, was seinem Volk am widrigsten ist. Vergötterung der Gewalt und Verachtung der idealen Richtungen des Volkslebens schien seine einzige Regierungsmarime, die nirgends schlechter am Platz war, als bei einer Nation, die das ganze Leben bis in's Einzelste unter transcendente Gesichtspunkte zu stellen gewohnt war.

So war die erste Anordnung, bei der er mehr den Beifall Roms, als den seiner Nation anschlug, die Einführung der actischen Spiele. Augustus hatte nach seinem Siege über Antonius die alten Spiele des Apollo zu Actium wieder neu ausgestattet. Im Jahr 28 wurde dieses Fest zum ersten Mal gefeiert, und es galt als ein Zeichen der Loyalität, diese für das Herrscherhaus so bedeutungsvolle Feier auch anderwärts von fünf zu fünf Jahren mit zu begehen.1 Herodes konnte dazu eine seiner syrischen oder phönicischen Städte wählen, aber er zog vor, bei Jerusalem selbst ein Amphitheater zu graben. Wettkämpfe, Gladiatorenspiele, Thierkämpfe, kurz alle Gräuel der Heiden kehrten an diesem Kaiserfest hier ein. Um nichts Schlimmeren willen hatten die Makkabäer einst gegen Syrien die Waffen ergriffen; die Zeiten des rasenden Antiochus schienen wiedergekehrt, von denen man im ersten Makkabåerbuch las: „Sie erbauten sich einen Uebungsplatz zu Jerusalem nach den Sitten der Heiden." 2 In Menge strömten die Griechen herbei, um in allerlei verbotenen Künsten oder im Wettlauf mit zwei und vierspännigen Wagen den in solchen Gräueln ungeübten Juden die reichen Preise des Königs abzugewinnen. Mit Abschen betrachteten die Nabbinen dieses Gebäude, das mit seiner heidnischen Architectur dem Gesey Hohn sprach, mit Trauern sah das Volk den Thierkämpfen Menschenleben zum Opfer fallen.

Aber nicht zufrieden damit, ging der König daran, in der heiligen Stadt selbst ein Theater zu bauen. Die Juden, die nie von einem Schauspiel gehört, sahen dieses Gebäude mit Grausen. Rings waren die Thaten des Octavian auf Gold- und Silbergrund abgebildet, die griechischen Mimen stolzirten in reichen Costümen und funkelnden Edelsteinen. Hebräische Stücke gab es nicht, auch der Inhalt der Spiele war also Gräuel und Lästerung. Dennoch heftete sich ächt rabbinisch der Haß der Frommen hauptsächlich an die in

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Trophäen bestehende Verkleidung der Säulen, hinter denen man arg= wöhnisch menschliche Statuen versteckt wähnte, was direct gegen den Dekalog gewesen und flache Abbildungen an Gräuelhaftigkeit noch übertroffen haben würde. Um diesen Argwohn zu beseitigen, ließ der König eines Tags die unzufriedensten Mitglieder des Synedriums in's Theater kommen und fragte sie, welche Decorationen ihnen so anstößig seien, und ließ dann sofort die Ueberzüge wegnehmen, so daß die kahlen Holzklöße einen barocken Anblick darboten. Dennoch brachte er nur wenige Lacher auf seine Seite.1 Vielmehr predigten die Rabbinen fort und fort, Jehova werde alle Strafen, die geschrieben stehen, zur Sühne solcher Gräuel senden, und endlich verschworen sich zehn Eiferer, den Tyrannen selbst im Theater niederzustoßen, zufrieden, wenn auch ein mißglücktes Attentat ihm nur eine Erinnerung an den Gesezeseifer des Volkes sein würde. So tief war der Fanatismus erregt, daß selbst ein Blinder sich ihnen zugesellte, um wenigstens an dem Verdienst, den neuen. Antiochus beseitigt zu haben, sich zu betheiligen. Eine Verschwörung aber, die wie diese hauptsächlich ein Zeugniß und ein religiöser Act sein sollte, zum Erempel für alles Volk, pflegt selten sehr geheim gehalten zu werden. Als die Verschwornen daher am verabredeten Tag sich nach dem Theater begaben, fanden sie den König nicht, sondern wurden von seinen Trabanten verhaftet. Sie starben wie die Helden, und den Angeber riß das Volk in Stücke, buchstäblich in Stücke, die den Hunden vorgeworfen wurden, aber auch die Theilnehmer dieses Auflaufs machte die Folter ausfindig und mit ihren Familien wurden sie ausgerottet.

Nach dem Allem konnte der König sich nicht mehr verbergen, daß er von Haß umgeben sei. Er dachte auf Maßregeln, sein Leben sicher zu stellen. Es wurden Sicherheitsgesetze erlassen, wie er sie in seiner früheren Regierungsperiode unter Antonius ganz hatte entbehren können. Ein Netz von Angeberei ward über das Land gebreitet. Jede Straße in Stadt und Land hatte ihre bestimmte Zahl von Spionen, und man sagte, der König selbst verschmähe nicht, des Nachts vermummt umherzuschleichen, um sich von der Stimmung des Volks zu überzeugen. Alles Zusammenstehen und alle Zusammenkünfte in Privathäusern wurden verboten. Wer über Uebertretung einer königlichen Verordnung ergriffen ward, wurde ohne Gnade gerichtet, aber Un

1 Ant. XV; 8, 2.

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