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ähnliche Denkmäler, und bei der Leidenschaft des Königs, allen seinen Schöpfungen Namen der kaiserlichen Familie anzuhängen, konnte der Fremde sich nach Italien versetzt meinen, so viele lateinische Ortsbezeichnungen kamen auf. Dabei fehlte es Herodes nie an Geld, um benachbarten Heidenstädten sich freundlich zu erweisen, ihnen Kampfschulen, Säulenhallen, Theater, Wasserleitungen zu bauen und alle Kampfspiele der Welt mit „Preisen des Herodes" auszustatten. Es war, als ob der Stuhl Davids dazu da sei, an allen Enden dem Heidenthum wieder zur Blüthe zu verhelfen. Es traf das die Juden um so empfindlicher, als er nicht eine einzige jüdische Stadt auch nur mit dem geringsten Schmuck bedachte und ganz offen gestand, daß nur seine heidnischen Unterthanen seinem Herzen nahe ständen, die Juden aber ihm gänzlich zuwider geworden seien. Mit um so größerem Mißtrauen mußten es daher die Schriftgelehrten aufnehmen, als er plötzlich mit einem großartigen Project in Betreff ihres Heiligthums zu Jerusalem herausrückte.

12. Jüdische Politik.

Es war im Jahr 22, als Herodes eine Volksversammlung berief, um derselben die Absicht kund zu thun, den Tempel Serubabels umzubauen, da er in seiner alterthümlichen Armseligkeit in keinem Verhältniß mehr zu den Prachtbauten stand, die der König in neuester Zeit in Jerusalem errichtet hatte. Daß Herodes eine gewisse Aufforderung dazu hatte, ist gewiß und nach freilich unsicheren Nachrichten des Talmud, war es Rabbi Baba ben Bouta, der Herodes aufforderte, durch ein solches Werk seine Blutthaten in den Augen des Volks zu sühnen. Es scheint bei dem Unternehmen aber auch das politische Motiv mituntergelaufen zu sein, seinen Namen in unauflöslicher Weise mit dem Mittelpunkt der Theokratie zu verflechten. Die Rede, die Josephus dem König bei dieser Gelegenheit in den Mund legt, hat sogar vielfach als ein Beweis dafür gegolten, daß es Herodes darum

1 Ant. XIX; 7, 3.

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2 Baba bathra, 3b. Bamidbar-rabba cap. 12. Bei Derenbourg, Pal. apr. les thalm. 152.

zu thun gewesen sei, seine Regierung als die verheißene Zeit der Wiederherstellung des Reichs, ja sich selbst als den verheißenen König der Juden auszuweisen. Einer der stehenden Artikel der messianischen Erwartung war nämlich der, daß der Wiederhersteller Israels den ärmlichen Tempel Serubabels durch einen glänzenderen ersetzen werde. Unter Simon Makkabäus hatte so die Sibylle von der messianischen Zeit verkündet: „Alsdann wird herrschen ein Fürst und neu erbauen den Tempel."2 Auch das beliebte Henochbuch stellte für das Ende .der achten Jahrwoche eine Zeit in Aussicht: „da werden sie Häuser erwerben durch Gerechtigkeit, und es wird gebaut werden ein Haus dem großen Könige zum Preise für immer und ewig."3 Herodes mußte zu diesem Volksglauben, daß es Sache des Messias, beziehungsweise der messianischen Zeit sei, den Tempel Serubabels durch einen würdigeren zu ersetzen, Stellung nehmen, und es scheint allerdings eine Partei gegeben zu haben, die in ihm den Erfüller der messianischen Verheißungen sah, da die Kirchenväter Epiphanius und Tertullian die Herodianer des Evangeliums als solche auffassen, die den Herodes für den Messias gehalten hätten. Nach Josephus hat sogar Herodes selbst sich geradezu auf die einschlägige Verheißung des Propheten Haggai zurückbezogen: „Wer unter Euch ist übrig, hatte der Prophet nach vollendetem Tempelbau die Aeltesten gefragt, der dieses Haus gesehen in seiner ersten Herrlichkeit? Und wie sehet ihr es nun? Nicht wahr, es ist wie nichts in euern Augen? Aber fürchtet euch nicht! Denn so spricht Jehova: Noch eine Zeit, so erschüttre ich Himmel und Erde und ich erschüttre alle Nationen, und es kommen die Kostbarkeiten aller Nationen, und ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit, spricht Jehova. Größer soll dieses Hauses lehte Herrlichkeit denn die erste sein, spricht Jehova; und an diesem Orte will ich Frieden schaffen."5 Das war das Thema, das Herodes seiner Rede an das Volk und die Volksältesten zu Grunde legte. Er ging davon aus, daß die Zeit des Friedens nach großen Erschütterungen nun eingetreten sei und er durch seine Maaßregeln die Sicherheit des Landes

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1 Ant. XV; 11, 1 ff. 2 Lib. III, 290. Ebenso V, 414. 3 Henoch 91, 13. vgl. 90, 28. 4 Vgl. auch das Scholion zu Persius 5, 180. Grotius, de verit. relig. christ. ed Cleric. Amst. 1709. p. 247. not. 4. Tertull. praescr. 45. Herodiani, qui Christum Herodem esse dixerunt. 2, 3-9.

5 Hag.

so fest begründet habe, daß er nach dem Willen Gottes das jüdische Volk zu einer Stufe von Glück und Wohlstand, von Glanz und Ansehen erhoben habe, die es früher nie einnahm. Es sei jetzt die Zeit des dauernden Friedens, der großen Schätze und reichen Einkünfte gekommen, nun aber sei es auch Pflicht, den Tempel, dem an der Höhe des Salomonischen sechzig Ellen fehlten, so herzustellen, daß er die Herrlichkeit des ersten Hauses noch übertreffe.1

Eine allgemeine Bestürzung war die Folge dieser Mittheilungen. Man besorgte, der König werde den Tempel niederreißen und nicht wieder aufbauen. So wagte man den Widerspruch, Herodes solle von seinem Plane abstehen, sei es doch zweifelhaft, ob er einen Neubau auszuführen vermöge. Dem entgegen versprach der König, keinen Stein abzubrechen, ehe das ganze Material zum Neubau beschafft und zugehauen sein würde, ein Anerbieten, gegen welches sich kein weiterer Widerspruch ersinnen ließ. Allein, so hieß es nun, würden nicht die heiligen Räume entweiht werden, wenn Arbeiter aller Stämme, vielleicht gar heidnische Werkmeister am Tempel mitbauten? Nach Josephus versprach der König, tausend Priester im Zimmerhandwerk und in der Steinhauerei unterrichten zu lassen, damit sie die Arbeiten in den heiligen Räumen besorgten. Auch diesem großartigen Anerbieten gegenüber gab es keine Ausflucht. In der That warb Herodes 1000 Priester und 10,000 Werkleute, und es scheinen nun die äußeren Höfe von beliebigen Arbeitern, die der Israeliten von jüdischen, das Heiligthum selbst und der Vorhof der Priester nur von solchen gebaut worden zu sein.2 Indem der König in vielen hundert Bauhütten Palästinas die geworbenen Priester einschulen ließ und sie mit den nöthigen priesterlichen Gewändern ausstattete, schnitt er in seiner, das für unmöglich Gehaltene erfüllenden Energie den Rabbinen den letzten Grund des Widerspruchs ab. Nach acht Jahren waren die Vorhöfe so weit vollendet, daß man nun den Tempel selbst in Angriff nehmen konnte.

So sonderbar alle diese Zumuthungen des Volks an Herodes scheinen, so beweist doch seine Nachgiebigkeit, daß er den Tempelfanatismus seiner Unterthanen nicht unterschätzte, und sich wohl bewußt war, in der gefährlichsten Nähe furchtbarer Leidenschaften zu operiren. Auch erscheinen die Garantien, die das Volk sich für die unversehrte

1 Vgl. Gerlach, die Weiss. des A. T. bei Jos. pag. 87. Gfrörer, Erinnerungen daran Baba-bathra 3b a. ang. Orte.

Urchr. 1, 46 ff.

Erhaltung seines Heiligthums ausbat, noch mäßig gegriffen, wenn man liest, wie der Verfasser des Buches Henoch sich den Neubau des Tempels vorgestellt hatte. Er läßt Jehova selbst bei der messianischen Erneuerung des Tempels mit noch weit größerer Ehrfurcht vor dem alten Bau zu Werk gehen, als die Juden von Herodes verlangten. „Ich sah, sagt der Seher, wie der Herr der Schaafe jenes alte Haus einhüllte; und man schaffte alle die Säulen hinaus, und alle die Balken und Zierrathen selbigen Hauses wurden zugleich damit eingewickelt, und man schaffte es hinaus und legte es an einen Ort im Süden des Landes. Und ich sah den Herrn der Schaafe, bis er ein neues Haus brachte, größer und höher als jenes erste, und es an dem Ort des ersten, das eingewickelt worden war, aufstellte." Ein Abbruch des Tempels, bei dem das alte Material als Schutt seinen Weg gewandert wäre, war also dem Verfasser des Henochbuchs selbst im messianischen Reiche undenkbar, um wie viel mehr hatte Herodes auf eine so krankhafte Pietät Rücksicht zu nehmen. Bestand doch der Glaube, daß der Tempel überhaupt unverleßlich sei, und war doch auch noch der christliche Apokalyptiker der Ansicht, die Bundeslade und der Mannahkrug des salomonischen Tempels seien bei der ersten Zerstörung Jerusalems nicht untergegangen, sondern in den Himmel entrückt worden, von wo sie zum Vorschein kommen würden am Tage des Gerichts.2

Während der Gottesdienst demnach wie sonst seinen Verlauf nahm, wurde unverdrossen von zehntausend Werkleuten und tausend Kärrnern Jahr aus, Jahr ein an dem großen Werke gearbeitet. Es galt, den ganzen Tempelberg mit Stützmauern zu umgeben, um für die größeren Bauten ein sicheres Fundament zu haben. Kolossale Quadern wurden dazu verwendet. „Meister, sieh welche Steine,“ sagten später die Jünger zu dem Lehrer von Kapernaum, als sie mit ihm den Tempelberg hinunter nach dem Kidronthal gingen. Noch heute sieht man solche Werkstücke von 20 Fuß Länge und 4 Fuß Höhe mit Erstaunen. Eine weitere Schwierigkeit war die Beschaffung der Massen von Marmor, die für die äußern Verkleidungen und das Tempelhaus verwendet wurden, da es in Palästina keine Marmorbrüche gibt und der Transport aus Arabien noch schwieriger war als der

4-8.

1 Henoch 90, 29. 2 Apoc. 11, 19. 2, 17. Vgl. auch 2. Mac. 2, 3 Furrer, Wanderg. 34.

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von den griechischen Inseln.1 Als der Bau bis zur obersten Terrasse vorgeschritten war, brauchte der König noch anderthalb Jahre, um das Tempelhaus stückweise von den Geschicktesten seiner zu Steinmetzen geschulten Priester zusammensetzen zu lassen. Die Priesterschaft hielt dabei so streng darauf, daß nur Priester den innern Hof betreten dürften, daß selbst dem König, der sich bei dem Bau der Höfe und Terrassen häufig eingefunden hatte, jetzt der Zutritt und die Besichtigung der Arbeit versagt ward.2 Die Rabbinen wollten auch bemerkt haben, daß in dieser letzten Zeit des innern Tempelbaues nur nachts Regen gefallen sei, damit die Arbeit nicht gestört werde.3 Als das Ganze sich seiner Vollendung näherte, wußte der König es so zu leiten, daß die Einweihung auf den Tag seines Regierungsantritts fiel, der deßhalb von da an unter die jüdischen Feiertage gerechnet ward. Die Feier selbst wurde am Herodestag des Jahres 14 mit einem Pomp begangen, der jede frühere Tempelseier weit hinter sich ließ. Das Brüllen von 300 Rindern am Brandopferaltar verkündete Jerusalem die erste Opferstunde des Tempels des Herodes. Auch die Rabbinen mußten bezeugen, wer den Tempel des Herodes nicht gesehen, hat nichts Schönes gesehen.“5 Aber es war, als ob der König den Schriftgelehrten geflissentlich zeigen wollte, daß ihm ihr Beifall oder Tadel durchaus gleichgültig sei, denn kaum hatte er durch die Vollendung dieses großen theokratischen Werks ihre Herzen gewonnen, als er sie um so tiefer empörte, indem er über dem Hauptthor des neuen Tempels einen großen goldenen Adler anbrachte und damit die Vorschriften des Dekalogs gröblich übertrat. So kam auch hier zum Schluß wieder der Pferdefuß zum Vorschein.

Der Adler Noms war am Tempelthor wohl zu einer Zeit angebracht worden, als Herodes römischen Besuch erwartete, wie den Agrippa's, der noch im alten Tempel im Jahr 17 geopfert hatte. Allein schon während der ganzen Zeit des Tempelbaus scheint das Verhältniß zur Bevölkerung wieder ein sehr gespanntes gewesen zu sein. Die Handhabung der Sicherheitsgesetze war nie rücksichtsloser, und dennoch sprach man öffentlich mit Entrüstung und Erbitterung

1 Ant. XII; 4, 11. Diod. Sicul. 2, 52. 2 Ant. XV; 11, 5.

3 Ant. XV; 11, 7. Talmud. Parallelstellen bei Derenbourg, Histoire de la Pal. après les Thalm. 153. 4 Ant. XV; 11, 7. Persius, Sat. 5, 180 ff. 5 Succa 5, b. Baba-bathra, 4 a. 6 Ant. XVII; 6, 2.

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