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Herodes, seither habe er ihn als Freund betrachtet, jetzt werde er ihn als Unterthanen behandeln. Nun fühlte der schlaue Nabatäer sich in seinem Element. Auf seinen Wink stellten die Araber den Vollzug des von Herodes und Saturninus dictirten Friedens ein, die in Pacht genommenen Weidegründe des Königs erklärten sie für ihr Eigenthum und im offnen Bündniß mit den Trachonitern griffen sie die Militärcolonien und idumäischen Garnisonen des Herodes in Trachonitis an. Da Herodes das kaiserliche Steckenpferd des Landfriedens nicht nochmals unsanft berühren wollte, beschränkte er sich auf die Defensive und schickte eine Gesandtschaft an Augustus, allein der in seinen heiligsten Principien verlegte Cäsar ließ dieselbe gar nicht vor. Mit um so höheren Einfäßen führte nun Sylläus sein freches Spiel weiter.

Der kranke Obodas II. war gestorben, während sein Vezier in Rom intriguirte, und sein Sohn Aeneas folgte ihm als Aretas VI. in der Regierung nach. Da er, vielleicht auf Einflüsterung des Sylläus, seine Thronbesteigung dem Kaiser gar nicht anzeigte, war dieser nun auch auf Aretas aufgebracht, und Sylläus glaubte, von Augustus die Herrschaft selbst erlangen zu können. In der That nahm Augustus eine verspätete Deputation des Nabatäerkönigs nicht an, und nun konnten weder Aretas noch Herodes irgend etwas thun, um dem täglich frecher werdenden Bandenwesen zu steuern. Mit seinem Schmollen über Landfriedensbruch hatte der Kaiser es dahin gebracht, daß die arabisch-jüdischen Grenzbezirke der reinsten Anarchie verfallen waren. In dieser höchsten Noth entschloß der König sich, Nicolaus von Damaskus, den der Kaiser als Gelehrten schäßte, nach Nom zu schicken, damit eine Stimme wenigstens bis zu Augustus selbst durchdränge. Nicolaus setzte sich zunächst mit den arabischen Gegnern des Sylläus in Verbindung und trat als Sachwalter der von dem Vezier durch Mord, Betrug, Ehebruch und andern Schandthaten Mißhandelten vor dem Kaiser auf. Im Verlauf fand sich denn auch Gelegenheit, die Vorstellung des Herrschers über den angeblichen Landfriedensbruch des Herodes zu berichtigen. Alle Verräthereien und Lügnereien des Beziers kamen so klar zu Tag, daß ihn Augustus zur Abwicklung der noch ausstehenden Händel nach Arabien schickte, worauf er zur Bestrafung nach Rom zurückzuliefern sei. Als er statt dessen einen Versuch machte, Herodes durch seine Leibwächter aus der Welt schaffen zu lassen, wurde er nach seiner Rückkehr nach der Hauptstadt mit dem

Tode bestraft.1 Dem König schrieb dagegen Augustus einen begütigenden Brief und trat mit Sachverständigen in Berathung, ob nicht die Krone Arabiens, statt an den zweifelhaften jungen Aretas, besser an Herodes verliehen werde. Die Entscheidung schien sich zu Gunsten des Herodes zu neigen, als eine neue Gesandtschaft von diesem mit Briefen ankam, die dem Kaiser alle Lust benahmen, einem Manne, der in seiner eigenen Familie wie ein Henker und Folterknecht hause, noch ein weiteres Königreich anzuvertrauen.

Der Stumpfsinn, mit dem der König die trachonitischen und arabischen Unbilden in lezter Zeit über sich ergehen ließ, hatte doch noch eine andere Ursache als die Furcht vor Augustus. Die Zustände in seinem Serail waren dem greisen Despoten nachgerade über den Kopf gewachsen und hatten bei ihm zu völliger Geisteszerrüttung geführt. Seit den letzten Enthüllungen über die Falschheit des Pheroras und die Intriguen Salome's, die zur Zeit sogar die Vermittlung der Kaiserin Livia für ihren Liebeshandel mit Sylläus in Anspruch nahm,2 traute er überhaupt Niemanden mehr. Wer häufig zu ihm kam, war ihm verdächtig, noch verdächtiger, wer selten kam. Freundliche Mienen weckten sein Mißtrauen, ernste seinen Argwohn; zu schweigen war bedenklich, aber auch das Reden brachte Gefahr.3 So gehörte es zur Selbstvertheidigung an diesem unseligen Hof, des Königs Verdacht stets auf einen Andern abzulenken. Wer nicht eben so viel verdächtigte, als er verdächtigt ward, verlor rettungslos das Gleichgewicht. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß schließlich ein Fremder, der Lacedämonische Abenteurer Eurykles, eben weil er ganz unbetheiligt schien, den Ausschlag gab. Er hatte berechnet, daß Antipater aus Haß, Herodes aus Dankbarkeit und Archelaus für den Botenlohn eine bedeutende Summe zahlen würden, wenn er die Sache endlich zum Ausgang brächte. Alles wirkte mit, ihm dieß leicht zu machen: Glaphyra's Leichtsinnn, die den griechischen Mann als Gastfreund ihres Vaters in ihr Vertrauen schloß, so gut wie Alexanders trozige Offenheit. Zudem war es ja nicht schwer, einen Verrückten zu täuschen. So war der Knoten rasch geschürzt. Ein angeblicher Mordanschlag, Vorbereitungen zur Flucht, ein gefälschtes Schreiben an den Commandanten der Festung Alexandrion wurden dem König mitgetheilt, der

1 Ant. XVI; 10, 9. Strabo 16, 4. 2 Bell. I; 28, 26, 4. Ant. XVI; 8, 2.

6. 3 Bell. I;

darauf seine Söhne sofort in Ketten werfen und ihre Leute auf der Folter befragen ließ. Wer bekannte, wurde sofort gesteinigt. Die Prinzen wurden vorerst noch geschont; sie zu tödten, wagte der Vater nicht, da er dem zürnenden Augustus keinen Anlaß gegen sich in die Hand geben durfte, zumal bekannt war, daß die liebessieche Salome Alles, was im Palast vorging, an Sylläus berichte, während sie selbst Herodes bei Tag und Nacht um Hinrichtung ihres Eidams und Aleranders bestürmte. Die neuen Verhöre führten nur furchtbarere Scenen herbei, worunter die Confrontation des gefesselten Alexander mit der unbedachten Glaphyra so jammervoll war, daß selbst der greise Kanzler Ptolemäus ganz vergaß, daß er einen amtlichen Act hatte aufnehmen sollen. Endlich fertigte der König Botschafter nach der Hauptstadt ab, mit dem Auftrag, bei dem Kaiser die Bestrafung der Prinzen zu verlangen, sobald Nicolaus denselben zu andern Ansichten über Sylläus würde gebracht haben. Der Vollzug dieses Auftrags brachte Herodes um die Krone von Arabien. Als der Kaiser die neuen Berichte gelesen, erklärte er, das sei nicht mehr der Mann, dem man neue Königreiche anvertrauen könne, und auf dessen Rath einst römische Triumvirn Werth gelegt hätten, sondern ein geistig zerrütteter Greis, der nicht ein Mal das eigene Haus in Ordnung zu halten wisse. Dennoch gab er Herodes die Vollmacht, mit seinen Söhnen zu verfahren nach seiner königlichen und väterlichen Gewalt. Augustus lernte joeben im eigenen Haus den Jammer entarteter Kinder kennen.1 Er zweifelte nicht, daß auch in Jerusalem der Vater im Recht sein dürfte. So wurde zu Berytus ein halb aus Römern, halb aus Juden zusammengesetztes Gericht berufen, vor dem der König persönlich als Ankläger seiner Kinder auftrat. Proconsul Saturninus brachte zu demselben seine drei Söhne mit, um in Herodes die väterlichen Gefühle aus dem Schlummer zu wecken. Aber der König benahm sich wie ein Rasender, auf's leidenschaftlichste trug er seine Beschuldigungen vor, den Mangel an Beweisen durch die unsinnigsten Wuthausbrüche ersehend, mit dem steten Schluß, daß er nach königlicher Gewalt und jüdischem Recht des Verdicts dieses Gerichtshofs gar nicht bedürfe. Den Römern ekelte vor diesem Einblick in die Palastintriguen eines orientalischen Serails, und Niemand begriff, warum ein Vater, dem

55, 10.

1 Agrippa's Tod 12 v. Chr., stärkere Mißstimmung gegen Julia. Dio

so viele Rechtskundige zur Verfügung standen, in eigener Person die gehässige Rolle des Anklägers übernehme. Indessen der Spruch erfolgte nach seinem Wunsch. Nur der Consular Saturninus und seine drei Söhne hatten gegen die Todesstrafe gestimmt. Noch eine Weile besann sich Herodes, ehe er das Urtheil vollstreckte. Ein biederer Kriegsmann, der durch Vorstellungen seine Wuth reizte, dann sein Bartscheerer, der sich mit Entdeckung einer neuen Verschwörung Geld verdienen wollte, verseßten ihn aber bald wieder in die Stimmung, in der er zum Entschlusse zu kommen pflegte. Wegen der angeblichen Verschwörung wurden 300 Soldaten und Officiere sammt dem Angeber zu Cäsarea hingerichtet. Die Prinzen aber wurden nach Samarien gebracht und dort, wo Herodes ihre Mutter Mariamne geheirathet hatte, im Jahr 8 erdrosselt.

In der Gruft der Makkabäer zu Alexandrion ließ er sie beiseßen, um anzudeuten, daß er sie selbst im Tode mehr als Makkabäer, denn als seine Kinder betrachte.

14. Das Ende.

Wenn der unselige Mann nun aber gemeint hatte, durch diesen Schlag sich endlich Ruhe zu schaffen, so kannte er die Seinen schlecht. Der Haß, den Antipater gegen die Brüder gehegt, galt nicht minder ihren Kindern, in denen ihm neue Rivalen aufwuchsen. Ueber ihre Erziehung und Verlobung entbrannten bald neue Zwistigkeiten, doch fand Antipater bei den vorliegenden Verhältnissen und nachdem er seinen Hauptzweck erreicht hatte, für gut, sich als Gesandten zur Betreibung der Streitsache mit den Arabern nach Rom schicken zu lassen. Selbst den gewiegten Saturninus hatte er so zu täuschen gewußt, daß dieser ihn dorthin empfahl. In Herodes' Umgebung ging es nun sehr still zu, und die drei letzten Jahre seines Lebens waren überaus leer und öde. Glaphyra kehrte auf Befehl des Königs zu ihrem Vater nach Kappadocien heim, von wo ein seltsames Schicksal sie später als Königin nach Jerusalem zurückführte. Bernice ging mit ihren Kindern nach Rom. Die Uebrigen hielten nach dem vollkommenen Sieg ihrer Verwandtschaft gegenseitig Freundschaft, allein so krankhaft war das

Mißtrauen des Königs geworden, daß er ihre Verträglichkeit als Complott gegen sich auffaßte, so daß sie vor seinen Augen die Entzweiten und Verfeindeten spielen mußten und nur des Nachts in wohlbewachten Gemächern Zusammenkünfte hielten. Die männersüchtige Salome hatte der Bruder unter Beistand der Kaiserin Livia, die schon zuvor mit Salome's Heirathsplänen behelligt worden war, zu einer ihr nicht zusagenden Ehe mit seinem Höfling Aleras gezwungen. Antipater dagegen sezte von Rom aus sein altes Wesen fort. Sein Proceß gegen die Araber gab ihm Gelegenheit, mit vielen vornehmen Römern anzuknüpfen. Niedere gewann er durch Bestechung. Selbst im Gefolge der Kaiserin Livia hatte er eine griechische Sklavin gedungen, die seiner Verrätherei dienstbar war. Die jüngern Brüder Archelaus und Philippus, die in Rom lebten, verhette er gegen den Vater und denuncirte sie dann wieder bei diesem. Seinen Oheim Pheroras suchte er zu Anschlägen gegen Herodes aufzureizen. Ueberhaupt arbeitete er mit der Hast eines bösen Gewissens an des alten Königs Untergang, damit nicht das ganze Gewebe seiner Lügen noch vor des Vaters Tod an's Tageslicht komme.

Er war aber nicht der Einzige, der auf des Königs Ende hoffte. Auch die Pharisäer hatten sich schon über die Thronfolge Gedanken gemacht und hofften, den ihnen ergebenen Pheroras durchzusetzen, dessen Frau, Schwiegermutter und Schwägerin streng pharisäisch gesinnt waren und um Unterstützung der Volkspartei warben. Die drei Frauen bemerkten bald, daß Salome die Fährten dieses Plans ausgespürt hatte; sie trennten sich deßhalb und lebten scheinbar in großer Feindschaft, allein ihre schlaue Schwägerin ließ sich dadurch nicht täuschen. Sie wußte, wer seiner Zeit den Pharisäern ihre Geldstrafen bezahlt hatte, und beobachtete die Beziehungen ihres Bruders Pheroras zu den Frommen voll Argwohn. Diese selbst machten auch aus ihren Plänen viel weniger Hehl und gaben die Prophezeiung aus: „Für Herodes und dessen Nachkommen sei von Gott bestimmt, das Reich zu verlieren, das dann an die Gattin des Pheroras und ihren Gemahl fallen werde." Zugleich aber dachten sie, daß die demnächst eintretende Erscheinung des Messias überhaupt alle Herodäer überflüssig machen dürfte. Ihre Verheißungen fanden namentlich unter den Sklaven und Hofbedienten Gläubige, die im Einvernehmen mit ihrer Herrin große Dinge von der kommenden messianischen Zeit erwarteten. Den Eunuchen Bagoas verwiesen die frommen Freunde des Pheroras unter Anderm

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