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Mord aller Kinder zu Bethlehem aber ist stets verglichen worden mit dem Todesurtheile für alle Aeltesten zu Jericho, das auch keinen andern Zweck hatte, als daß man ein Geschrei höre, viel Klagens, Weinens und Heulens von Jerusalem bis Rama. Wie im Evangelium die Mütter Bethlehems ihren Klageruf erheben über den blutigen Tyrannen, so ist auch in der Geschichte des Josephus der Antritt seiner Laufbahn bezeichnet durch das Wehegeschrei der Mütter, die von Hyrkan ihre Kinder wieder fordern, die der junge Herodes getödtet hat, und das Ende durch die Klagen der Töchter Jerusalems, die das Blut ihrer Söhne beweinen, das der Greis wegen des goldenen Adlers vergossen hat. Nur in diesen Zügen hat die Erinnerung des Volks den Character des schrecklichen Königs bewahrt, und die Geschichte ist zum Theil in ihren Fährten gewandelt. Allerdings liegt es nahe, über den Wirrsalen, die sein Tod hervorrief, und angesichts des sittlichen Bankrutts, den seine Schöpfung schon jetzt kaum zu verheimlichen im Stande war, die materiellen Erfolge zu übersehen, die er trotzdem durch seine Energie und die unbestrittene Genialität seiner äußeren Politik errungen hat. Er war immerhin Israels einziger König, der dem Land zu jenen natürlichen Grenzen verholfen hat, die Mose und Josua ihrer Zeit vorschwebten. Dazu hat er auch etwas gemacht aus diesem Lande. Die Arabergrenze war unter ihm stärker und mehr respectirt als selbst zu der Zeit, da Judäa römische Provinz geworden

war.

Galiläa hat er der Herrschaft des Räuberwesens und den Beduinen abgekämpft. Das jenseitige Jordanland wurde durch Ansiedelung parthischer Juden und idumäischer Militärcolonien dauernd beruhigt. Ueberhaupt war die Wehrfähigkeit des Landes, die sich im jüdischen Krieg so glänzend bewährte, sein Werk. Zahlreiche Festen, Waffenplätze und Arsenale führten ihren Ursprung auf ihn zurück. Die größere Zahl von jüdischen Festungen ist entweder von ihm neu gebaut oder umgebaut worden in Berücksichtigung der fortgeschrittenen römischen Belagerungswerkzeuge, deren Bekanntschaft die Juden im Krieg mit Pompejus gemacht hatten. Jerusalem ward durch ihn einer der festesten Plätze Asiens. Gegen die Araber machten Skythopolis,2 Pella,3 Hesbon,4 Herodion,5 Machärus 6 und Philadelphia, in zweiter

1 Ant. XIV; 9, 4. XVII; 9, 1. Matth. 2, 16. Bell. I; 6, 5; 7, 7. II; 18, 1. Plin. hist. 5, 16. + Ant. XV; 8, 5.

16, 2.

5 Bell. I; 21, 10.

Hausrath, Zeitgeschichte. I. 2. Aufl.

2 Strabo 16, 2. Ant. XIV; 4, 4.

6 Bell. VII; 6, 2. 7 Strabo

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Linie Phasaelis, Alexandrium, Dagon,2 Kypros,3 Therer, Taurus, Schloß Herodium 5 und Masadas Front. Auch wenn diese doppelte Linie durchbrochen war, konnten Jerusalem, Samarien und Hyrkanium sich noch lange halten. Trachonitis war durch Bathyra,7 der Karmel durch Gaba, der Weg nach Cäsarea durch Antipatris 9 gedeckt.

Auffällig ist dabei, daß Herodes für die Befestigung von Galiläa so wenig that. Ein Zeichen, daß sein Mißtrauen sich vorwiegend auf Judäa bezog und daß es nicht seine Absicht war, das Land gegen Rom, sondern gegen die Araber und Parther zu sichern. Der Aufschwung des Handels an der Küste ist nicht minder sein Verdienst. Dabei hatte er ein unerschöpfliches Füllhorn von Geschenken über die heidnische Welt ausgeschüttet, hatte Gymnasien in Tripolis, Damaskus, Ptolemais und Nikopolis, Theater in Damaskus und Sidon, einen Aquaduct in Laodicea, Bäder in Askalon, Tempel in Tyrus und Rhodus, Säulenhallen in Tyrus und Antiochien gebaut. Die Städte Byblos und Berytus verdankten ihm ihre Stadtmauern, Athen, Sparta, Nikopolis, Pergamum und Kos prahlende Weihgeschenke oder Kampspreise, und ohne seine dauernde königliche Stiftung wären die olympischen Spiele wahrscheinlich eingegangen.10 Den Juden kam im Ausland diese Freigebigkeit ihres Königs zu gut, ganz abgesehen davon, daß er durch seine Verwendung bei Augustus überall die strenge Einhaltung der von Cäsar verliehenen Privilegien erzwang und den Proconjuln des Reichs die Bedrückung seiner Volksverwandten entleidete.

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Troydem aber sind hundert Zeugnisse dafür vorhanden, daß das jüdische Volk für diese Verdienste seines Regiments gar keine, für die Schattenseiten desselben die allerleidenschaftlichste Empfindung hatte. „Das Geschlecht, das unter Herodes lebte, so rief der Anwalt des Volks vor Augustus emphatisch aus, hat mehr Drangiale erduldet, als alle Vorfahren seit der Einwanderung aus Babylon zusammengenommen!" Herodes kennt auch diese Stimmung wohl. Er muß bei jedem Mißwachs die übermenschlichsten Anstrengungen der Abhülfe machen, weil sonst sofort der Haß sich gegen ihn kehrt; 11 mit einem

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1 Ant. XIX; 5, 2. Bell. I; 21, 10. 2 Ant. XIII; 8, 1. I; 21, 4. 9. 4 Strabo 16, 2. 5 Strabo 16, 2. - 6 Bell.

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7 Ant. XVII; 2, 1.

9. Ant. XIX; 5, 1.

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8 Bell. III; 3, 1. Ant. XV; 8, 5.
Act. 23, 31.
11.

10 Bell. I; 21,

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VII; 8, 3

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9 Bell. I; 21,

11 Ant. XV; 9, 1.

System von Castellen und Zwingburgen muß er das Land niederhalten und ein Netz von Spionage über jedes Dorf ausbreiten.1 Während seiner ganzen Regierung waren die Festungen gefüllt mit Gefangenen.2 Verläßt er das Land, so muß er seine makkabäischen Verwandten einkerkern, oder gar tödten und dafür seine eigenen Bluts: verwandten in Festungen vor der Wuth des Volkes bergen. Für seine Festspiele und Wettkämpfe muß er nicht nur die Theilnehmer, sondern auch die Zuschauer jenseits der Grenze suchen und bei jeder Thierheße und Vorstellung im Circus darf er eines Aufstands gewärtig sein.3 So hatte er, wiewohl er durch seine Vorsichtsmaaßregeln jeden größeren Ausbruch verhinderte und den Römern sogar für einen unübertrefflichen Regenten galt, selbst das deutlichste Bewußtsein davon, daß er auf einem vulkanischen Boden stehe, der früher oder später ihn sammt seiner Schöpfung begraben werde. Zu der Angst vor den Makkabäern, die bei ihm zu wirklichem Wahnsinn und zur Gespensterfurcht geworden war, gesellte sich darum das mit Menschenhaß gepaarte Grausen vor dem eigenen Volk, das ihm wie ein unheimliches Geheimniß, schweigend wie der Essäer Menahem, gegenüberstand. In dieser Empfindung hatte er sich auch keineswegs geirrt. Er war kaum bestattet, als schon der Aufstand an die Pforten des Palastes pochte.

15. Die Erbschaft.

Herodes hatte in den Tagen seiner Krankheit ein früheres Testament umgestoßen, ein neues gemacht, dann auch dieses widerrufen. Sein letztes ward jezt eröffnet. Nur als Compromiß zwischen den verschiedenen Palastintriguen läßt sich begreifen, daß er in diesem Testament die Schöpfung seines Lebens in Stücke schlug, die letterworbenen Gebiete jenseits des Jordan dem Philippus, dem Sohn der um ihrer Schönheit willen in seinen Harem aufgenommenen Jerusalemitin Cleopatra, Galiläa mit Peräa als Tetrarchie dem Antipas, Judäa mit dem Königstitel Archelaus, beide Söhne der Malthace,

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3 Ant. XV; 8, 1; 10,

übertrug, während er zuerst dem Sohn der zweiten Mariamne, Herodes Boethos, das ganze Reich zugedacht hatte.1

Auch Salome hatte er nicht vergessen. Sie erhielt Jamnia und Asdod an der Küste und die Palmenstadt Phasaelis im Jordanthal, um sich für jede Jahreszeit einer Residenz zu erfreuen. Da ihr ihre Freundschaft mit Livia zu gut kam, überließ ihr Augustus auch noch den Palast in Askalon und beschenkte sie nach Verbannung ihres Neffen Archelaus später auch mit der neuen Stadt Archelais, die dieser in einem nördlich von ihrem Besitz gelegenen Palmenthal bei Phasaelis gebaut hatte. So ausgestattet lebte die Schwester des Herodes noch ungefähr fünfzehn Jahre, fleißig mit der Kaiserin Livia correspondirend, der sie schließlich auch ihre Palmenwälder und ihre Seestädte vermacht hat.2

Unmittelbar nach Eröffnung des Testaments nahm Archelaus die Huldigung der Truppen entgegen und begab sich nach Jerusalem. Hier redete er im Tempel zum Volk, das ihn ruhig anhörte, dann aber die Forderung an ihn stellte, er solle einen Nachlaß der Zölle und Steuern und Freigebung der Gefangenen bewilligen. Beides sagte Archelaus zu und begab sich nach der Hofburg. Als es Abend ward, sammelten sich aber tumultuirende Haufen, die eine lärmende Todtenklage über Rabbi Matthia und Juda und die von Herodes hingerichteten jungen Parisäer anstimmten und mit Ungestüm die Absetzung des neuen Hohenpriesters und Austreibung der Heiden verlangten.3 Die Truppen, die ohne von den Waffen Gebrauch zu machen, den sich mehrenden Zusammenrottungen steuern sollten, wurden zurückgetrieben. Da das Passahfest vor der Thüre stand und bereits die ersten Zuzüge von auswärts begannen, mußte Archelaus mit Gewalt einschreiten, wenn vor Anhäufung der Volksmassen die Ordnung wieder hergestellt sein sollte. So kam es zu einem großen Straßenkampf. Dreitausend Leichen deckten das Schlachtfeld. Die Festgäste wurden von der Stadt ausgeschlossen und kehrten heim, ohne das Passah gefeiert zu haben. Was werden würde, wußte Niemand.

Kaum war eine momentane Ruhe eingetreten, so übergab Archelaus den Oberbefehl über die Truppen dem zuverlässigen alten Achiab und setzte seinen Stiefbruder Philippus zum Reichsverweser und Vor

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1 Bell. I; 30, 7. 2 Bell. II; 6, 3. vgl. Ant XVIII; 2, 2. Nicol. Dam, bei Müller, Fragm. III; 353.

mund seiner Kinder ein. Er selbst ging nach Cäsarea und bestieg da ein Schiff, um in Rom die Bestätigung des Kaisers für des Vaters Testament nachzusuchen. Mit ihm reisten Doris, Salome, Ptolemäus und Nicolaus. Andere suchten auf andern Wegen Rom zu erreichen, aber auch aus Archelaus eigenem Gefolge gingen Salome und Ptolemäus zu seinem Bruder Antipas über, der den redefertigen Jrenäus für sich gewonnen hatte und kraft eines früheren Testaments Anspruch auf die Königswürde erhob. Den Ehrgeiz, das jüdische Reich zusammenzuhalten, hatte Keiner. Wer nicht selbst Throncandidat war, wirkte sogar unter der Hand dahin, daß das Land der benachbarten römischen Provinz zugeschlagen werde, um die Aussicht auf eine spätere Erbschaft offen zu halten. Während so die würdige Familie des gestorbenen Königs in den Vorzimmern der römischen Großen ihre Ansprüche verfocht und der römischen Nobilität das unwürdige Schauspiel einer sich um ihre Erbschaft zankenden Verwandtschaft gab, erlaubte Proconsul Q. Varus der Volkspartei gleichfalls eine Gesandtschaft nachzusenden, die gegen Archelaus protestiren und um Wiederherstellung der Theokratie bitten sollte. Mit Jubel wurde diese Nachricht von der römischen Judenschaft aufgenommen, und achttausend Gemeindeglieder gaben den fünfzig Gesandten des Volks das Geleite, als Augustus sie im Apollotempel zur Audienz zuließ. Mit um so unauslöschlicheren Zügen grub sich dafür die Selbsterniedrigung des Fürstenhauses und die Spannung jener erwartungsvollen Wochen in die Erinnerung des jüdischen Volkes ein. Jesus braucht Luc. 19, 12 in seinem Gleichniß von den Pfunden nur anzuspielen auf die Reise des Archelaus, und man weiß, wen er mit dem Könige meint, dem sein Volk vor fremdem Throne zuruft: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!" So lebendig waren noch in den dreißiger Jahren diese Erinnerungen.

Während aber die Herodäer in solcher Weise sich in Rom dem Gespötte Preis gaben, suchte das einzige ehrenhafte Mitglied der Familie, der als Reichsverweser zurückgebliebene Philippus, Sohn der Jerusalemitin Cleopatra, vergeblich die Juden im Zaum zu halten. Varus mußte mit einer Legion in Jerusalem einrücken, um die Ruhe herzustellen. Er war darauf nach Antiochien zurückgekehrt, aber Sabinus, ein Finanzbeamter des Kaisers, der die Interessen desselben

1 Bell. I; 2, 1-3. Ant. XVII; 9, 4.

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