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1. Die Landesherrn.

Im Wesentlichen hatte Kaiser Augustus im Herbste 4 vor Christus das Testament des Herodes bestätigt. Philippus erhielt Batanäa, Auranitis, Trachonitis und einen Theil der Herrschaft Zenodors.1 Haupterben waren die Söhne der Samariterin. Der jüngere, Antipas, bekam Galiläa und Peräa, der ältere, Arche= laus, Jdumäa, Judäa und Samarien, ein wohl abgerundetes Gebiet mit den Städten Cäsarea, Samarien, Joppe und Jerusalem. Hippos und Gadara wurden dagegen der Dekapolis, Gaza dem syrischen Städtebund wieder einverleibt. Nur den Königstitel, den Herodes dem ältern Sohn der Samariterin zugedacht hatte, verweigerte Augustus. Archelaus sollte Ethnarch heißen, bis er sich der königlichen Würde werth erwiesen habe. Es war ohne Zweifel eine Folge der lebhaften Beschwerden, die die Pharisäer und der Priesteradel in Rom vorgebracht hatten, daß Archelaus gleichsam auf Wohlverhalten angestellt ward. Eine weitere Frucht der Deputation war die, daß Augustus jedem der Fürsten den Marimalsatz der Steuern, die erhoben werden dürften, bestimmte. Philippus wurde auf 100, Antipas auf 200, Archelaus auf 400 Talente geseßt und die Art der Erhebung vorgeschrieben.2

Philippus, der Sohn der Jerusalemitin Cleopatra,3 an Lebensalter der mittlere der drei Brüder, der mit den Söhnen der Malthace zusammen in Rom erzogen worden war und stets das feste Zutrauen dieser sonst launischen und mißtrauischen Despoten genoß, stand so

1 Bell. II; 6, 3. mit Tac. Ann. 12, 23. 28, 4. Ant. XVII; 1, 3.

Ant. XVH; 2, 5. Jturäa vgl. Ant. XVIII; 6, 11
Dio 59, 12. 2 Ant. XVII; 11, 4.
3 Bell. I;

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wohl bei seiner Familie, als bei den römischen Beamten in besonderer Achtung. Bei dem jüdischen Volke hatte er vor seinen Brüdern das voraus, daß seine Mutter keine Samariterin, sondern eine Tochter Zions gewesen war. In einer siebenunddreißigjährigen, wohlwollenden Regierung war er seinen Unterthanen ein milder Herrscher und den umliegenden Dynasten ein friedfertiger Nachbar. Unter diesen kleinen syrischen Despoten hatte er den Ruf des guten Königs Alkinous, der weniger Steuern erhebt, als er dürfte, und auf Reisen den Gerichtssessel stets mit sich führt. Wie der Prätor bei der Ortsbereisung ließ er sich auf allen Ausflügen seine sella curulis nachfahren, stets bereit, auf Markt und Feld sein Prätorium aufzuschlagen. Nur wenige Freunde bildeten seinen Hofstaat, den er selten wechselte. Er liebte die Geschäfte des Friedens, wie er beispielsweise sich große Mühe gab, die Quellen des Jordans nachzuweisen.2 Am Abhang des Hermon baute er, da wo sein Vater den Augustustempel errichtet hatte, das schattig und romantisch gelegene Cäsarea Philippi, und am nordöstlichen Gelände des Sees Genezareth vergrößerte er Bethsaida, das er der berüchtigten Kaisertochter zu Ehren Julias hieß. Während seiner Regierung wird über das Räuberwesen, das sonst in Trachonitis heimisch war, weniger geklagt, und wo sonst räuberische Beduinen sich mit dem Gesindel der Höhtendörfer in die Herrschaft theilten, sehen wir zu Philippus Zeit Jesum ungestört von Markt zu Markt ziehen und Alles athmet den tiefsten Frieden. So ist es nicht zufällig, daß Jesus, so oft ihn in Galiläa der Haß der Pharisäer oder die Tücke des Antipas bedroht, im Lande des Philippus ein sicheres Asyl weiß.

Der Tod rief den Tetrarchen im Jahre 34 aus einem geordneten Wirkungskreis ab. Daß er die Gelder seiner Unterthanen nicht in Rom vergeudet, billiges Gericht gesprochen, und den Regierungsgeschäften mit Eifer obgelegen, rechnete man einem Sohn des Herodes doppelt hoch an.3

Auch Herodes Antipas war, mit dem Maaßstab dieser Zeit gemessen, kein geradezu schlechter Regent. In Rom erzogen, war er eifrig, seine Beziehungen in der Hauptstadt warm zu erhalten, und bei dem im Jahr 14 zur Regierung kommenden Tiberius stand der

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1 Ant. XVII; 2, 2. 2 Bell. III; 10, 7. 3 Ant. XVII; 2, 2. • XVII; 1, 3. XVIII; 5, 1. XVIII; 7. 1. 2.

XVIII; 4,

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glatte und devote Jude auch in großer Gunst. Der Kaiser unterhielt einen brieflichen Verkehr mit ihm, den die Proconsuln von Syrien sehr ungern sahen. Namentlich Vitellius war dem klugen Schleicher gar nicht gewogen, und ließ ihn das, nach des Kaisers Tod, 'sehr nachdrücklich empfinden. Auch Pilatus häßte ihn,2 vielleicht aus der gleichen Ursache. Für die Sicherung seiner jenseits des Jordans ge= legenen Gebiete hatte er durch Heirath mit der Tochter des Araberkönigs Aretas in kluger Weise gesorgt. Von allen Söhnen des Herodes hatte dieser am meisten von der Prachtliebe seines Vaters geerbt. Er erlaubte sich Ausgaben, die mit den Einkünften seiner Tetrarchie in keinem Verhältniß standen. Als beispielsweise der Partherkönig Artabanus mit Vitellius im Jahr 35 am Euphrat über den Frieden verhandelte, 3 ließ Antipas auf der Brücke, in der Mitte des Stroms, ein weites Zelt schlagen, in dem er die parthischen und römischen Gewalthaber bewirthete.4 Das war so der Geschmack der Zeit, die Natur umzukehren: für ein Gelage das Meer zum Festland zu machen und im Winter den Frühling, im Süden den Norden zu genießen, gleichviel mit welchem Aufwand. Auch die Baulust des alten Herodes war auf ihn übergegangen. Der Kaiserin Livia zu schmeicheln, baute er im südlichen Peräa an Stelle des alten Beth Haram dię Stadt Livias, denn die Tetrarchen rechneten es sich zu nicht geringer Ehre, daß die Kaiserin Mutter seit dem Jahr 12 oder 13 ihre Gutsnachbarin war, indem sie durch testamentarische Verfügung der sterbenden Salome deren Landschaften, die Stadt Jamnia mit ihren Umgebung, nebst Phasaelis und Archelais im Jordanthal geerbt hatte.6 Auch stand Livia jetzt im Ruf der Judenfreundschaft, da sie dem Tempel goldne Krüge und Schalen und andere kostbare Weihgeschenke darbrachte. Demnächst machte Antipas Machärus, die südliche Grenzfeste seiner Staaten wieder wohnlich, und baute Sepphoris, das im letzten Krieg zerstört worden war, herrlicher wieder auf.s Bald aber genügte ihm das in den Bergen versteckte Sepphoris überhaupt nicht mehr, und wohl bald nach Tiberius Regierungsantritt beschloß er, am See Genezareth, bei den warmen Quellen von Emmaus, eine neue

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7 Philo ad Caj. Frankf. Ausgabe 1036. Plin. 8 Ant. XVIII; 2. 1.

6 Ant. XVIII; 2, 2. hist. nat. XIII; 9, 4.

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Residenz zu gründen. Sie sollte im modernsten römischen Styl ge= halten werden, und wie unter Augustus jede dritte Stadt Cäsarea oder Sebaste genannt ward, so sollte sie nun Tiberias heißen. Die Lage war eine der schönsten am See, auf einer schmalen, nach Süden zu sich fortseßenden Strandfläche, die am östlichen Saum von den Wellen bespült ward.2 Als man bei den Grabarbeiten auf die Spuren einer alten Begräbnißstätte stieß, verlangten die Rabbinen Einstellung des Baus, da der Ort unrein sei. Antipas kehrte sich an diese Einrede nicht, aber als die ersten Straßen fertig waren, mußte er sie mit zusammengelaufenen Fremden bevölkern und schließlich seine Unter: thanen zwangsweise ansiedeln, da kein gläubiger Jude an dem unreinen Ort zu leben begehrte. Sogar Sklaven und Bettlern wies er hier Grund und Boden an, baute ihnen Häuser und gab ihnen Privilegien, nur um seine Kaiserstadt bevölkert zu sehen. Noch später galt jeder sieben Tage für unrein, der seinen Aufenthalt hier nahm, und mußte, sich und Andern gegenüber, die üblichen Reinheitsvorschriften einhalten, so daß strenggläubige Juden den Ort lieber gar nicht berührten.3 Auch im Evangelium wird der Name Tiberias nicht erwähnt,4 und Jesus ist nie dahin gekommen. Aber der Opposition zum Troßz verlegte nun Antipas seine Residenz von Sepphoris gerade hierher und zierte seinen neugebauten Palast zum großen Kummer seines Volks nach der gesetzwidrigen Weise heidnischer Architektur. Nament= lich die mit Thiergestalten geschmückte Façade war den Rabbinen anstößig. Das Innere ward mit ungewöhnlicher Pracht hergestellt, und noch lang erzählte man von den vergoldeten Decken, werthvollen Kandelabern und Möbeln von ächtem Metall, die hier das Auge bestachen. Als das Volk bei Ausbruch des Kriegs das Schloß stürmte, wurden Leuchter von korinthischem Erz, prachtvolle Tische und ganze Vorräthe von Silberbarren hier weggeschleppt, so fürstlich hatte der Tetrarch sein Schloß ausgestattet. Demnächst baute er ein Stadium, geräumig genug für die größte Volksversammlung, und andere römische Anlagen, die alle den Rabbinen ein Dorn im Auge waren.7 Noch jetzt findet man am Strande von Tiberias Trümmer von

1 Dieselbe war im Jahr 24 spätestens vollendet. Ant. XVIII; 6, 2 2 Ant. XVIII; 2, 3. Bell. III; 10, 1. Plin. 5, 15. Furrer, Wand. in Pal. 314. 3 Ant. XVIII; 2, 3. 6, 2 macht davon eine Ausnahme.

Joh.

5 Vita, 12. 13. 6 Bell. II; 21, 6. 7 Vita 12, 13.

Gebäuden, Granitsäulen, Werkstücke von Marmor, Porphyr und Syenit. Auch die Ruinen eines Amphitheaters erinnern an den gott= losen Tetrarchen.1

Daneben waren doch die Juden nicht ganz vergessen worden. Er hatte ihnen eine Synagoge gebaut, ein weitloses Gebäude, das die größte Volksmenge faßte, "2 in dessen geräumiger Basilika man während der Revolutionszeit die galiläischen Volksversammlungen abzuhalten pflegte. Auch wurde das Archiv und der Sitz der Regierung hieher verlegt und ein Castell für die Besatzung errichtet, in dessen Zeughäusern für 70,000 Mann Waffen vorräthig waren.3 In den nächsten fünfzig Jahren war Tiberias die unbestrittene Hauptstadt Galiläas und, Cäsarea abgerechnet, die schönste Stadt des jüdischen Landes.4

Obgleich Antipas im Allgemeinen mit Maaß und Verstand regierte, erkannten die Juden dennoch ihn so wenig wie den alten Herodes als König ihres Volkes an. Sohn eines Jdumäers und einer Samariterin war auch er ihnen nur ein Fremdling in Israels Thoren, und seine Anhänger werden vom Volk, als ob der Tetrarch nur Führer einer Partei wäre, kurzweg die Herodianer" genannt.5 Seine schlimmere Zeit begann indessen erst, als ihm die Gattin seines in Rom lebenden Bruders Herodes Boethos, den Sinn verwirrte. Diesem friedliebendsten Herodäer - (merkwürdiger Weise geht durch sie alle, nachdem sie unter den Leidenschaften und der ewigen Unruhe des Vaters und der Vatergeschwister eine so unglückliche Jugend ge= habt hatten, ein seltsamer Zug des Ruhebedürfnisses und der Apathie)

dem die Brüder erst die Krone entzogen hatten, zu der er durch ein früheres Testament bestimmt war, entführte Antipas nun auch seine Frau, Herodias, die Tochter der Bernice und Enkelin der Salome. Das ganze leidenschaftliche, ruhelose, ehrgeizige und grausame Temperament ihrer Großmutter Salome und ihres Großvaters Kostobar war auf diese Tochter des hingerichteten Aristobul übergegangen. Sie war in Galiläa, was die Unruhe in der Uhr, und stürzte schließlich sich und Antipas in's Verderben.

Am meisten Aehnlichkeit mit Herodes selbst hatte Archelaus. So war wenigstens die Meinung des Volks. „Da Joseph hörte,

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