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Feind, doppelt strafwürdig, wenn er Jude heißt. Krieg gegen Rom und Bürgerkrieg geht darum den Zeloten stets Hand in Hand. So= bald die frumme Akinake des Galiläers am kurzen Römerschwert klirrt, raucht auch das Landhaus des Sadducäers, schlägt die rothe Flamme vom Kornspeicher des satten Römerfreunds empor. Mit solchen Schrecken betrat der Galiläer sofort das Schlachtfeld. Die Gottesherrschaft, wie er sie dachte, konnte nur mit dem Schwert aufgerichtet werden, denn sein Gott war ein eifriger Gott, der keine anderen Herren neben sich duldete. Wäre es Judas vergörnt gewesen, sein Gottesreich aufzurichten, es würde schwerlich der Theokratie der Sadducäer, noch der Gottesherrschaft der Pharisäer geglichen haben, es wäre ein Makkabäerstaat geworden, dessen Prophet sich rasch auf die Ungläubigen auch der Nachbarländer geworfen hätte. Aber der tapfere Galiläer erlag. Daß man sich wüthend schlug, beweist die schwärmerische Verehrung, mit der die Nationalpartei am Andenken des Mannes von Gamala hing. Sonst schweigen unsere Quellen. Nur aus der Apostelgeschichte hören wir, daß Judas selbst umkam. „Judas der Galiläer, sagt Gamaliel im Synedrium, trat auf in den Tagen der Schatzung und zog das Volk zum Abfall nach sich; auch er ist umgekommen und Alle, die ihm Gehör schenkten, wurden zerstreut." Jedenfalls wurde der Aufstand, in dem Judas sein Blut verspritzte, rasch bewältigt und Israel trotz alles Widerspruchs gezählt von Berseba bis Bethsean. Dennoch hatten die Procuratoren nie mehr Lust, eine zweite Volkszählung zu versuchen, und unter Nero ließ sich Proconsul Cestius Gallus sogar auf die Zählung nach Passahlämmern ein, einen solchen heiligen Respekt hatte der römischen Verwaltung der Schahungsaufstand hinterlassen.2 Aber weit gewichtiger als diese Einschüchterung Roms in dem einen Punkt war die moralische Wirkung auf Judäa's Jugend, zumal in den Söhnen und Enkeln Judas eine neue Makkabäerfamilie erstand, die das Vermächtniß des gefallenen Helden hochhielt. Jakobus, Simon, Menahem, Eleazar das waren die Söhne des Galiläers, von denen keiner in weichlichem Krankenlager, sondern die alle im Kampf mit Rom, am luftigen Kreuz, auf blutiger Wahlstatt oder durch eigene Hand geendet haben. Als nichts mehr jüdisch war in Judäa als ein Thurm von Masada, ist es ein Enkel des Galiläers, der dort kommandirt und er

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sagt stolz zu seinen Genossen: Wir waren die Ersten, die von dem Heiden abfielen, wir sind die Leßten, die im Kriege verharren 1 und als jede Aussicht geschwunden, da schlachtet Eleazar die 900 Menschen, die sich in seinen Schutz begeben, ab und seht die Burg in Flammen, denn bei ihm soll das hungrige Rom nichts erbeuten als Asche und Leichen. Und mit furchtbarer Ansteckung griffen diese galiläischen Grundsäge um sich! Des Galiläers Theorien sind es, die Paulus im Römerbrief sogar bei Anhängern Jesu bekämpfen muß, sie sind es, die zu Theben in Aegypten eine Rotte versammeln und die ein Weber Jonathan nach Cyrene trägt. Wie eine Seuche breitete dieser radicale Fanatismus sich aus und Josephus hat nicht Unrecht, wenn er erklärt, dieser Galiläer, der sich keine zwei Monate halten konnte, hat 70 Jahre Rom beunruhigt, hat Palästina zur Wüste gemacht, hat den Tempel zerstört, hat Israel über die Erde zerstreut. Das war auch ein Stück galiläischen Idealismus, daß Galiläa solche Propheten zu erzeugen und auch nach ihrem schmachvollen Ende so an sie zu glauben verstand. Für jezt freilich hatte der plumpe Henker Quirinius das Feld behauptet.

Man war mit Ende des Jahres so weit gediehen, daß Kopfund Grundsteuer und Zölle nach römischen Grundsägen neu umgelegt werden konnten, beabsichtigte aber nicht die älteren Steuern, als da sind Häusersteuer und Marktsteuer, von denen namentlich die letztere dem Volk sehr verhaßt war, aufzuheben. Dennoch blieb der Anschlag hinter den römischen Erwartungen zurück. Während Herodes für den reichsten König des Orients gegolten hatte, ergab der Ueberschlag noch nicht den zwölften Theil der Steuern Aegyptens.3 Der weitere Geschäftsgang verlangte gewohnheitsgemäß die Einsendung der CensusListen an den Kaiser, der durch die sogenannte indictio den Steuerbetrag bestimmte, welcher zur Verpachtung an die publicani auszuschreiben sei. Auf dieselbe Weise wurde der Regel nach der ager publicus, d. h. die für den Fiscus in Beschlag gelegten Domänen, die Hafenzölle, Fischereien, Bergwerke u. s. w. vergeben.

Der Widerstand des Volks gegen diese heidnische Steuer war aber nur gebrochen, keineswegs auch innerlich überwunden. Die Rabbinen blieben bei ihrem Sah, das Land werde entweiht durch

1 Bell. VII; 8, 6. * Ant. XVII; 8, 4. XVIII; 4, 3. XIX; 6, 3. 3 Bell. II; 16. 4.

Abgabe an den heidnischen Kaiser, und ein späterer Ausspruch meint sogar: Seit die Reinheit aus Israel hinweggenommen gewesen, habe auch der Geschmack und Geruch der Früchte aufgehört, und seit man, wie das nun bald eintrat, da die Römer sich um die Tempelsteuer nicht fümmerten, den Zehnten nicht mehr gehörig entrichtete, habe auch der Ertrag der Felder sich gemindert.' So war die Frage der Pharisäer nach dem Zinsgroschen nicht etwa die, ob man verbunden. sei, seine Steuer zu bezahlen, sondern ob es um der Reinheit des Landes willen erlaubt sei, dem Kaiser die Abgabe zu leisten.2

Unter diesen Umständen richtete sich die heftigste Opposition gegen diejenigen Landsleute, die nach Verpachtung der Landeseinkünfte an eine der römischen Finanzgesellschaften sich derselben zur Beitreibung der Zölle zur Verfügung stellten. Mit der kleinlichen Grausamkeit, in der der gemeine Mann eine unversöhnliche Ausdauer entwickelt, sobald er sie seiner sittlichen Entrüstung schuldig zu sein glaubt, wußte man die Beamten des römischen Zollwesens zu quälen. Kraft der theokratischen Bedenken gegen die Steuerpflicht erklärte man die Zöllner für unrein und halbheidnisch. Wie den Griechen die Worte „Zöllner und Sykophanten,"3 so wurden den Juden die Worte Zöllner und Sünder,"4 Zöllner und Heiden," Zöllner und Dirnen," „Zöllner, Mörder und Straßenräuber"7 und ähnliche schimpfliche Zusammenstellungen nicht nur mundgerecht und geläufig, sondern theokratisch genommen zu identischen Begriffen.8 Ausgestoßen aus dem Volksverband, wurden die Steuerbeamten mehr und mehr die Parias der jüdischen Welt. Mit heiligem Abscheu schritt der Pharisäer an dem verlorenen Sohn Israels, der sich den Heiden zu ihrem verworfensten Geschäfte verkauft hatte, vorüber und mied die Räume, die ihr sündiger Hauch verpestete. Ihr Zeugniß galt nicht vor jüdischen Gerichten. Es war verboten, mit ihnen zu Tisch zu sitzen und ihr Brot zu theilen. Namentlich aber war ihre Casse der Inbegriff aller Unreinheit und ein Hauptgegenstand frommen Abscheus, da sie aus lauter ungesetzlichen Einnahmen bestand und jede einzelne Münze den Bruch irgend einer theokratischen Bestimmung bedeutete. An ihr Geld zu wechseln, oder von ihr ein Almosen zu empfangen,

1 Mischna Sotah IX; 12, 13. 2 Mth 22. 17. ori: Luc. 20, 22. 3 Stobäus serm. 2, 34.

6 Mth. 21, 31.

4 Mth. 9, 10. 11, 19.

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5 Mth. 18, 17.

8 Mth. 21, 31.

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hätte leicht ein ganzes Haus in den Zustand der Unreinheit versetzt und viele Lustrationen nöthig gemacht. Bei dieser Stellung der Zöllner zur Bevölkerung begreift es sich, daß in der That nur der Ausschuß des Judenthums dieses Geschäft betrieb. Ueberall von gesittetem Verkehr zurückgestoßen, ergaben sie sich oft wirklich dem Laster und machten ihre Häuser zu Herbergen aller derer, die mit der Theokratie zerfallen waren. Oft lebte man dort ein lustiges Leben zwischen Bechern, Krügen und Dirnen,2 und war nur rücksichtslos darauf bedacht, die den Juden so anstößige Casse nach Kräften zu füllen. Das gegenseitige Verhältniß legte ihnen nahe, auch ihrerseits einen Krieg gegen dieses unsinnige und fanatische Volk zu führen. Schamlose Uebervortheilung an der Mauth und rücksichtslose Härte bei den Erecutionen war fortan eine ganz alltägliche Sache.3

3. Die Procuratorenwirthschaft.

Da der schlaffe Orient die Anspannung einer regelmäßigen Besteuerung überhaupt nicht, am allerwenigsten aber das römische System der Ausnutzung ertrug, war der Krieg zwischen der römischen Verwaltung und der jüdischen Vevölkerung Jahr aus, Jahr ein im Gange. Selbst die mildere Schule Hillels erklärte jedes Mittel für erlaubt, um sich der Plünderung der Zöllner zu entziehen. Daneben machten sich die Schulen mit jener Opposition im Kleinen viel zu schaffen, in der das Rabbinenthum von jeher so stark war. Die Pharisäer kamen dabei den Zeloten gegenüber immer mehr in's Gedränge. Wir klagen über euch, Pharisäer, heißt eine Controverse des Talmud, daß ihr des Kaisers Namen im Scheidebrief sett neben den Namen Mosis." Doch antworteten die Söhne Hillel's nicht ohne Schein, daß in der Schrift selbst Jehova's Namen neben dem Pharao's genannt sei, wobei man in dieser Sache sich denn schließlich auch beruhigte.5

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Bevor Quirinius Jerusalem verließ, hatte er dem Volke noch eine Concession gemacht, indem er das verhaßte Werkzeug, das seine Bestimmung erfüllt hatte, dem Haß der Juden opferte. Er setzte den Hohenpriester Joazar, der ihm zur Durchführung des Census verholfen, aber eben darum sein Ansehen eingebüßt hatte, nach vollbrachtem Werke wieder ab und übertrug die Hohenpriesterwürde an Hannas, den Sohn Seths. Der Sadducäer Hannas und sein Haus bestimmte von da an nicht zum kleinsten Theil das Geschick des Volks. Die Jugend des Landes aber wendete sich immer eifriger den Zeloten 311. Unsere Jugend, klagt Josephus, war es, die durch ihre Schwärmerei für jene unerhörte Lehre den Staat dem Untergang zuführte."1 Es gab von nun an eine förmliche Partei der Anarchie, die behauptete, wer das Joch der Torah trage, sei frei vom Joch der bürgerlichen Ordnung. Ihr Grundsatz war: „Allein Jehova als Herrn des Landes zu ehren, den Tod nicht zu scheun, und den Mord der Nächsten für nichts zu achten, sobald es die Freiheit des Landes gilt."2 Die Familie des gefallenen Gaulaniten blieb an der Spize dieser Richtung. Zwei seiner Söhne wurden nachmals von Tiberius Alexander wegen Aufruhr an's Kreuz geschlagen,3 und während ein dritter Sohn, Menahem, der Erste war, der durch Eroberung Masadas den Krieg gegen Florus begann, war sein Enkel Eleazar der letzte Kämpfer der Freiheit, der sich mit dem Rest der Zeloten unter den Trümmern dieser Feste begrub.5 Dabei ist es bemerkenswerth, daß es seit dem Jahre 7 in keinem Theil Palästinas mit der öffentlichen Sicherheit so schlecht bestellt war, als in dem der römischen Verwaltung unterstellten. Wenn der Wandrer selbst auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unter die Mörder fällt, wie mochte es da in den einsamen, öden Thalschluchten aussehen, die jenseits Hebron liegen?

Die Verhältnisse waren auch, obgleich sich Augustus bestrebte, den Eigenthümlichkeiten der Juden, so wenig er sie liebte, Rechnung zu tragen, keineswegs danach angethan, dem Volk das Gefühl der Sicherheit seines religiösen Lebens zu geben, ohne die es in Judäa keinen Frieden gab. Die Samariter, wohl fühlend, daß jezt ihre Zeit

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3 Ant. XX; 5, 2. 17, 9. 6 Luc. 10, 30 ff.

1 Ant. XVIII; 1, 1. 2 Ant. XVIII; 1, 6. 4 Bell. II; 17, 8. 5 Bell. VII; 8, 1. vgl. II; Bell. IV; 8, 2. Ant. XX; 5; 1. 2 3. 4. 6; Leg. ad Caj. Franks. Ausg. 1014. 1035. 1036.

1

u. s. w. Dagegen Suet.

* Vgl. Philo,

Oct. 93. 96.

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